Autor Thema: Der SL muss sich an die Regeln halten, weil... je nun, weil was?  (Gelesen 153807 mal)

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Achamanian

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Aber ich nutze gerne das "Sumpf"-Beispiel der (stufenunabhängigen) Zufallstabellen aus D&D:
Gefühlt in 2/3 dieser Tabellen erscheint irgendwo der Eintrag "Black Dragon". Ein Black Dragon bei einer niedrigstufigen Gruppe in seinem "Hometurf realistisch ausgespielt" bedeutet sehr sicher den Tod eines oder mehrer SC. Der SL hätte auch 2 - 3 Zombies oder die freundliche Elfen-Patrouille auswürfeln können...


Da stehe ich mit meiner Antwort mal wieder ein bisschen auf dem Schlauch ... wenn die Runde ein tödliches Spiel will, würde ich eine solche Tabelle verwenden und durchziehen. Wenn nicht, dann würde ich sie eben nicht verwenden bzw. einfach entscheiden, welche Begegnung kommt ...
Aber ich habe ehrlich gesagt auch eigentlich noch nie Zufallsbegegnungstabellen für Monster verwendet. Maximal für Schatzfunde und so was.

Offline nobody@home

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Sicher, in solchen Systemen stellt sich die Frage nicht.

Aber ich nutze gerne das "Sumpf"-Beispiel der (stufenunabhängigen) Zufallstabellen aus D&D:
Gefühlt in 2/3 dieser Tabellen erscheint irgendwo der Eintrag "Black Dragon". Ein Black Dragon bei einer niedrigstufigen Gruppe in seinem "Hometurf realistisch ausgespielt" bedeutet sehr sicher den Tod eines oder mehrer SC. Der SL hätte auch 2 - 3 Zombies oder die freundliche Elfen-Patrouille auswürfeln können...

Wenn man's als automatisches "ein schwarzer Drache taucht vor euch auf und greift sofort an, INITIATIVE!!!" auffaßt, sicher.

Manchmal vermisse ich die ollen (prä-3E) D&D-Regeln für anfängliche Begegnungsdistanzen, NSC-Reaktionen und -Moral im Nachhinein schon ein bißchen. Klar, auch bei deren Anwendung kann's immer noch zu dem gerade angeführten Fall kommen -- die Würfel sagen halt, daß der Drache plötzlich praktisch for der SC-Nasenspitze auftaucht (im Sumpf evtl. sogar wortwörtlich), sofort feindlich eingestellt ist, und dann alle seine Moralwürfe locker schafft und also ggf. bis zum eigenen Tod oder dem der Gruppe kämpft. Kann passieren. Aber wenn's schon "nur" ein Zufallsdrache und nicht der geplante Endgegner des Abenteuers selbst sein soll, dann gibt's auch Alternativen, die nicht gleich in Gewalt enden -- und wenn's bloß "der Drache bemerkt euch nicht oder ihr seid ihm egal, noch mal Glück gehabt!" ist.

Offline Greifenklause

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"Sich selbst in die Scheiße reiten" und "trotz ausdrücklicher Warnung" - mal ehrlich, das gehört doch zur Jobdefinition des typischen RSP-Abenteuers.
Ich kann mir aber auch so eine Situation überhaupt nicht als angenehmes Rollenspiel vorstellen. "Ausdrückliche Warnung" wäre für mich der Out-Game-Hinweis des SL: "Willst du das wirklich machen? Da kann dein SC dann aber echt gut bei draufgehen." Wenn ich dann als Spieler sage: "Ja, ich will das machen", habe ich den Einsatz doch akzeptiert.
Oder es gab keine so ausdrückliche Warnung, nur hinterher findet die ganze Gruppe, dass der betreffende Spieler sich ja wohl hätte denken können, dass das jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Ableben führt. Da finde ich es dann ehrlich gesagt völlig daneben, wenn ihn keiner vorher gewarnt hat (das gilt insbesondere für die SL). Wenn sich HINTERHER alle sich gegen den eigenen Spieler zusammentun und sagen: "Du, das war ja wohl abzusehen, jetzt stell dich mal nicht an!", grenzt das für mich an Mobbing.
...

Das kommt doch wieder ganz klar auf den SV an. Natürlich haben wir auch schon von "Mobbingtoden" im Rollenspielbereich gehört.
Ebenso aber auch von Deppen, die aus reiner Dummheit oder Trotz ihren Charakter verloren haben. Siehe mein o.g. Beispiel mit dem Magier, der auf einer Barkasse ausgesetzt wird und dann das Schiff mit einem Flammenstrahl beschießt.

Anderes Beispiel:
Jahrmarktskämpfer ist sauer auf den Baron (der uns wohl tatsächlich betrogen hat). Alle geben klein bei, nur er nicht.
Marschiert zur Burg. Eine Wache redet auf einem Hochweg auf ihn ein. Er prügelt sie den Hochweg runter. (Noch kein Charaktertod).
Marschiert zum Tor. (Noch kein Charaktertod). Die Turmwachen warnen ihn (Noch kein Charaktertod). Hämmert aufgeregt ans Tor. Letzte Warnung vom SL, dann wird er erschossen. (Charaktertod)
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Offline Rhylthar

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Da stehe ich mit meiner Antwort mal wieder ein bisschen auf dem Schlauch ... wenn die Runde ein tödliches Spiel will, würde ich eine solche Tabelle verwenden und durchziehen. Wenn nicht, dann würde ich sie eben nicht verwenden bzw. einfach entscheiden, welche Begegnung kommt ...
Aber ich habe ehrlich gesagt auch eigentlich noch nie Zufallsbegegnungstabellen für Monster verwendet. Maximal für Schatzfunde und so was.
Gibt ja auch andere Beispiele, gerne "Freak Rolls":
Ich würfel 5 Runden lang hintereinander jedesmal eine 5 oder 6, womit dem Gegner jedesmal seine stärkste Angriffsart zur Verfügung steht (Odem, Gehirnschmelze, you name it...).

Das wird nach meiner Erfahrung von Spielern häufig komplett anders empfunden als die "1" beim Saving Throw auf ihrem Würfel.

@nobody@home:
Wenn ich den Drachen derart "abschwäche"...ist es dann nicht schon wieder ein Eingriff durch mich zum Wohle der SC?
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Greifenklause

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Okay, wenn man mit solchen Situationen klarkommen muss, in denen einzelne Spieler wissentlich Kram machen, der alle anderen vor den Kopf stößt, dann wäre bei mir schon wieder der Punkt erreicht, das einfach hinzuschmeißen und lieber nicht in dieser Konstellation RSP zu spielen (und ja, das habe ich auch schon gemacht).
Sorry, aber ich werde niemals als SL ingame jemanden "bestrafen". Wenn es so schlimm ist, mit dieser Person Rollenspiel zu spielen, dann spiele ich nicht mit ihr Rollenspiel, sondern gehe lieber in die Kneipe zum Kickern oder schaue mir einen Film mit ihr an oder so.
Oh, "rausschmeißen" ist aber das ganz harte Ding. ;)
Erst mal ein milderes Mittel anwenden.
Und natürlich auch mal ein Gespräch.
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Achamanian

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Wenn ich mit meinem Sohn Fußball spiele, kann er auch mal sachte einen Ball an den Kopf bekommen.
Wenn ich aber dann ausrutsche und er das Ding versehentlich volle Lotte an den Schädel bekommt, sage ich auch nicht "Kann halt passieren, hör auf zu flennen!" Oder er den Ball versehentlich in den See schießt "Ballverlust kommt halt vor, Pech!"
Und DAS würde ich AUCH NICHT bei einem Erwachsenen sagen...

Okay, du sagst also im Prinzip: "Der Charaktertod gehört nicht zum eigentlich Spiel, sondern ist ein zu vermeidender Unfall." Völlig okay.
Aber wie passt das zusammen mit dem fairen/gerechten Charaktertod? Wenn dein Sohn die ganze Zeit dort rumturnt, wo die großen Fußball spielen, obwohl du ihm fünfmal gesagt hast: "Pass auf, Spiel lieber wo anders", dann gehst du doch auch nicht beim sechsten Mal hin und knallst ihm volle Latte den Ball an den Kopf, weil das nur gerecht ist. Eher nimmst du ihn doch unter den Armen und trägst ihn weg.
Wenn du den SC-Tod damit vergleichst, dann ist doch nach wie vor nur angemessen, entweder zu sagen: "Ich verhindere das in jedem Fall" oder "Shit happens, er wird's schon überleben, wenn er mal nen Ball an den Kopf kriegt, ich halte mich da raus." Den Fall "jetzt den Ball in die Fresse ist ja wohl nur Fair" sehe ich da einfach nicht.

Offline Issi

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Ich frage mich gerade was ganz dummes Würfelpech sein könnte:
Es gibt ja den wirklich doofen Ausspruch: "Auf dem Schei*haus vom Blitz getroffen"
Eine meiner Figuren wäre mal fast im Schlaf vom Blitz erschlagen worden. Ich hatte nur noch 1 LP, der Wurf war offen, aber wäre der Schaden höher gewesen, dann wäre die Figur instant tot gewesen.
Und hätte es irgendeine andere Figur aus der Gruppe erwischt, dann hätte die sicher überlebt, da die mehr LP hatten als meine.
Eine fiese Schwarzhexe hatte im Zimmer eine Blitzrune versteckt. Die Gruppe hatte keine Ahnung, dass sie überhaupt  beschattet wird, sie war eben erst in der Stadt angekommen.

Für eine Figur die man hochgespielt hat, wäre das, ein echt blöder Tod gewesen.
Kann man natürlich machen.
Ich wäre aber schon sauer gewesen, und hätte mir als Spieler überlegt ob ich noch mal mitspiele.

Offline Maarzan

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Es gibt keine Goldenen Regeln.
Faustregeln vielleicht.
Und wie immer muss man mal schauen, wieviele es überhaupt betrifft.
Wenn 5 Spieler mit der Art, wie der SL leitet gut zurecht kommen, ist es sekundär, auf den sechsten Rücksicht zu nehmen.
Wenn die Mehrheit der Spieler eher der Meinung ist "Mach, aber mach einfach und sprich nicht drüber" wäre es paradox nur mit Rücksicht auf den sechsten doch alle Methoden haarklein darzulegen.

Wenn der SL hingegen in der Minderheit ist, sieht das gänzlich anders aus.
Und nochmals: Von "durchdrücken" spreche ich eben nicht. Nicht mal im Extremfall des "heimlich epathischen" Ansatzes.

Ob Regeln der Kompromiss, nur Werkzeug oder das notwendige Übel darstellen (weil einem noch nichts besseres eingefallen ist), sei auch mal dahingestellt.
DU setzt dort die Priorität.
ANDERE setzen die Priorität in der Handlung des vorgefertigten Abenteuers
ANDERE in der Dramaturgie (auch losgelöst von Abenteuern)
WIEDER ANDERE in Freiheit der Spieler und ihren Ideen
teilweise mit dem Regelwerk, teilweise losgelöst.

Kein Spiel beginnt ihne Ansage, was gespielt werden soll. Und die beinhaltet in aller Regel die Benennung des Systems, das gespielt werden soll. Wer da dann drauf verzichtet sich entsprechend vorher mit Wünschen etc einzubringen, der verzichtet eben auf dieses Gestaltungsrecht und kann sich nicht später auf "Mehrheit" berufen. Ab dem Moment, wo das Spiel dann anfängt, gelten die Regeln dann für alle.

Das hat mit Priorität für Dramaturgie oder Priorität für Freiheit gar nichts zu tun. Das ist Priorität für Anstand.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Achamanian

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Puh, ich merke bei den ganzen Beispielen mal wieder, das ich gar nicht mitreden kann - sowohl von Babo als auch von Rhyltar, sorry. Wobei ich gerade das Beispiel mit dem Drachen, der eben einfach auftaucht, und dann muss man sehen, wie man sich an ihm vorbeischleicht, verhandelt, oder was auch immer, eigentlich ganz toll finde für eine Möglichkeit, warum knallhartes Durchwürfeln sehr reizvoll sein kann - wenn das der Gruppenerwartung entspricht. Dann hat man halt mal auch einen Grund, gegen diese Zufallsbegegnung jetzt ECHT nicht zu kämpfen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
Aber sorry, das geht alle so weit an meinen Rollenspielerfahrungen vorbei, dass ich da erst ausgiebig drüber nachdenken müsste, wie solche Situationen eigentlich zustande kommen und was sie bedeuten. Gerade so was wie dieses Am-Tor-erschossen-Beispiel kenne ich irgendwie dunkel noch aus früheren Zeiten, habe das aber immer nur als durch Verbohrtheit erzeugte Super-Gaus erlebt, bei denen der Charaktertod an sich das geringste Problem war.

Offline KhornedBeef

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@Bao Phet: Hey vielleicht liegt das daran dass man von einem Charaktertod wirklich nur in Ausnahmefällen eine Gehirnerschütterung bekommen kann.
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Offline Issi

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Zitat
Und die beinhaltet in aller Regel die Benennung des Systems, das gespielt werden soll. Wer da dann drauf verzichtet sich entsprechend vorher mit Wünschen etc einzubringen, der verzichtet eben auf dieses Gestaltungsrecht und kann sich nicht später auf "Mehrheit" berufen. Ab dem Moment, wo das Spiel dann anfängt, gelten die Regeln dann für alle.

Und wenn die Regel ist: "Eine Figur soll nicht nur wegen Würfelpech sterben."?
Dann ist das Teil der System Regel und darum geht es ja gerade.

Zitat
Das hat mit Priorität für Dramaturgie oder Priorität für Freiheit gar nichts zu tun. Das ist Priorität für Anstand.
Muß das denn wirklich sein? Jetzt noch auf Seite 45? wtf?
« Letzte Änderung: 20.09.2016 | 11:35 von Issi »

Offline Greifenklause

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@ Rumpel
Okay, du sagst also im Prinzip: "Der Charaktertod gehört nicht zum eigentlich Spiel, sondern ist ein zu vermeidender Unfall." Völlig okay.
Aber wie passt das zusammen mit dem fairen/gerechten Charaktertod? Wenn dein Sohn die ganze Zeit dort rumturnt, wo die großen Fußball spielen, obwohl du ihm fünfmal gesagt hast: "Pass auf, Spiel lieber wo anders", dann gehst du doch auch nicht beim sechsten Mal hin und knallst ihm volle Latte den Ball an den Kopf, weil das nur gerecht ist. Eher nimmst du ihn doch unter den Armen und trägst ihn weg.
Wenn du den SC-Tod damit vergleichst, dann ist doch nach wie vor nur angemessen, entweder zu sagen: "Ich verhindere das in jedem Fall" oder "Shit happens, er wird's schon überleben, wenn er mal nen Ball an den Kopf kriegt, ich halte mich da raus." Den Fall "jetzt den Ball in die Fresse ist ja wohl nur Fair" sehe ich da einfach nicht.

Nimm lieber meine beiden Beispiele aus dem Rollenspiel und nimm die auseinander.
Die Frage ist ja immer, ob er (hier mein Sohn) weiß, worauf er sich einlässt (im Zweifel nicht).
Wenn "er" eine erwachsene Person ist, sieht das schon anders aus.

@ Maarzan
Kein Spiel beginnt ihne Ansage, was gespielt werden soll. Und die beinhaltet in aller Regel die Benennung des Systems, das gespielt werden soll. Wer da dann drauf verzichtet sich entsprechend vorher mit Wünschen etc einzubringen, der verzichtet eben auf dieses Gestaltungsrecht und kann sich nicht später auf "Mehrheit" berufen. Ab dem Moment, wo das Spiel dann anfängt, gelten die Regeln dann für alle.

Das hat mit Priorität für Dramaturgie oder Priorität für Freiheit gar nichts zu tun. Das ist Priorität für Anstand.
Achso... und jeder Spieler kennt alle Ecken und Kanten des Systems?
Und wie ist das bei stark unterschiedlichen Spielerfahrungen?
Wenig Zeit?
Oder der Einstellung "Mach, aber mach was schönes!"
Ich kenne genug Spieler, bei denen "Wir haben uns doch für dieses System entschlossen!" eben nur als fade Ausrede ankommt.

"Priorität für Anstand"
 heißt für mich
-- Dem SL einen Vertrauensvorschuss zu gewähren
-- Auf möglichst viele der unterschiedlichen Geschmäcker der Spieler Rücksicht zu nehmen
-- Sich nicht über Gebühr hinter dem RW zu verstecken.
-- Einzelheiten, die mir nicht gefallen, dem "Großen Ganzen" unterzuordnen, sowohl als Spieler als auch als SL
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Offline Greifenklause

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Puh, ich merke bei den ganzen Beispielen mal wieder, das ich gar nicht mitreden kann - sowohl von Babo als auch von Rhyltar, sorry. Wobei ich gerade das Beispiel mit dem Drachen, der eben einfach auftaucht, und dann muss man sehen, wie man sich an ihm vorbeischleicht, verhandelt, oder was auch immer, eigentlich ganz toll finde für eine Möglichkeit, warum knallhartes Durchwürfeln sehr reizvoll sein kann - wenn das der Gruppenerwartung entspricht. Dann hat man halt mal auch einen Grund, gegen diese Zufallsbegegnung jetzt ECHT nicht zu kämpfen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
Aber sorry, das geht alle so weit an meinen Rollenspielerfahrungen vorbei, dass ich da erst ausgiebig drüber nachdenken müsste, wie solche Situationen eigentlich zustande kommen und was sie bedeuten. Gerade so was wie dieses Am-Tor-erschossen-Beispiel kenne ich irgendwie dunkel noch aus früheren Zeiten, habe das aber immer nur als durch Verbohrtheit erzeugte Super-Gaus erlebt, bei denen der Charaktertod an sich das geringste Problem war.

Von besagtem Spieler haben wir uns tatsächlich irgendwann getrennt.
Ich benutze die Szenarios ja auch nur zur Abgrenzung bzw als Gegenargument zur "SL-Willkür, wenn doch mal jemand stirbt".
Die Fälle sind sehr selten, aber sie kommen vor.
Genauso wie ich "asoziale SL" wahrscheinlich mangels Con-Erfahrungen schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt habe, andere aber wohl schon...

Jede Gruppe hat ihre eigenen Baustellen. Was in der einen funktioniert, muss in der anderen noch lange nicht funktionieren.

Ich für meinen Teil mag keine SL, die sich mit "Aber das RW sagt das so!" oder "Die Szene ist zwar ein Desaster, war aber regelkonform!" rausredet. Das find ich ganz schlechter Stil.... und andere halt nicht...
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Achamanian

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@ Rumpel
Nimm lieber meine beiden Beispiele aus dem Rollenspiel und nimm die auseinander.

Wie gesagt ... da scheitere ich. Die klingen für mich beide nach "Da ist weit jenseits von irgendwelchen Diskussionen über Regeltreue schon so viel im Argen, dass ich der Gruppe lieber den Rücken kehren würde." Na ja, zumindest, wenn so was mehr als ein- oder zweimal vorkommt.

Offline KhornedBeef

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Da muss ich mal zustimmen; Wenn man nicht die Zeit hat, sich in alle Regeln einzulesen, sondern erstmal spielen will, dann fällt es vielleicht dem einzelnen Regelexperten zu, auf Pferdefüße hinzuweisen. So aus Anstand.
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Offline nobody@home

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@nobody@home:
Wenn ich den Drachen derart "abschwäche"...ist es dann nicht schon wieder ein Eingriff durch mich zum Wohle der SC?

Nach den Originalregeln wäre das kein Abschwächen, sondern nur die regelgerechte Abwicklung so, wie's geschrieben steht. Auf welche Entfernung begegnen sich beide Parteien, wer ist gegebenenfalls überrascht, wie reagieren sie aufeinander (bei den SC Spielersache, für die NSC gibt's normalerweise einen Wurf), wie lange bleiben sie im Kampf, wenn denn tatsächlich einer ausbricht...alles im Buch.

Damals kam mir das auch alles noch unnötig kompliziert vor, aber: daß spätere Editionen es zu Gunsten vorgeskripteter Encounter und des sogenannten gesunden Menschenverstands zunehmend entfernt haben, hat nach meiner heutigen Meinung die spontane Gewaltbereitschaft im Spiel und die potentielle Tödlichkeit für beide Seiten wohl doch merkbar erhöht.

Achamanian

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Ich für meinen Teil mag keine SL, die sich mit "Aber das RW sagt das so!" oder "Die Szene ist zwar ein Desaster, war aber regelkonform!" rausredet. Das find ich ganz schlechter Stil.... und andere halt nicht...

Ich auch nicht. Aber dann ist das Problem doch nicht, dass sich die SL auf die Regeln rausredet, sondern, dass die Gruppe als ganzes weder hinterher zusammen über das Desaster lachen kann noch sich hinsetzen und gemeinsam besprechen, wie man so was in Zukunft vermeidet. Das Problem besteht dann doch darin, dass die SL (oder jeder beliebige andere Spieler) sich in die "Ich habe nichts falsch gemacht!"-Rolle zurückzieht, egal, ob er sich dabei mit "so sind die Regeln", "das steht im Abenteuer" oder "ich wollte doch nur euer Bestes" rechtfertigt - anstatt zu sagen: "Okay, dumm gelaufen, wie machen wir es das nächste Mal besser?"
So was sind halt zwischenmenschliche Probleme in Rollenspielrunden, die ich niemals auf InGame-Ebene (durch "verdienten Charaktertod" oder so was) zu lösen versuchen würde.

Offline Greifenklause

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Wie gesagt ... da scheitere ich. Die klingen für mich beide nach "Da ist weit jenseits von irgendwelchen Diskussionen über Regeltreue schon so viel im Argen, dass ich der Gruppe lieber den Rücken kehren würde." Na ja, zumindest, wenn so was mehr als ein- oder zweimal vorkommt.
Jupp.
Das war aber auch ein Extrem und kam bei dem Spieler öfter vor (der hatte auch gut Seiten, nur hinundwieder....), so dass der Nachname seiner ersten Charaktere irgendwann zum Running Gag wurde. Die tauchen öfters in meinen Abenteuern auf und jeder weiß, dass diese NSC sich durch halsbrecherische Aktionen auszeichnen. Irgendwann hatte der Spieler sogar auch drüber gelacht und wurde ruhiger. Paradoxerweise zu ruhig... Lange Geschichte...

Aber wenn wir hier ein Problem theoretisieren, brauchen wir Beispiele, ist halt so.

Unser SL, bei dem ich letztens ein ultrahartes Splittermondabenteuer gespielt hatte, meinte übrigens auch, bei ihm wäre noch nie ein Charakter gestorben. Soll heißen "NIE IN ZWANZIG JAHREN".
Öhja, und der ist größtenteils richtig gut und fasst uns nicht immer sanft an!
Vielleicht sind wir so "Zuckerbrot-und-Peitsche"-Masochisten.

Da muss ich mal zustimmen; Wenn man nicht die Zeit hat, sich in alle Regeln einzulesen, sondern erstmal spielen will, dann fällt es vielleicht dem einzelnen Regelexperten zu, auf Pferdefüße hinzuweisen. So aus Anstand.

Hmja sicher irgendwie. Aber manchmal fallen einem nicht alle Pferdefüße auf oder man hat selbst einen im Schuh.



Aber Rumpels Tip, dennoch hinundwieder mal Teile seines Stils zur Diskussion zu stellen, finde ich gut und praktiziere ich auch so.
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Offline KhornedBeef

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[...]
Hmja sicher irgendwie. Aber manchmal fallen einem nicht alle Pferdefüße auf oder man hat selbst einen im Schuh.
[...]
hey Parker, ich rede nur von "nach besten Wissen und Gewissen" nicht "rette die Welt". Es ging ja bloß um Verhaltensregeln.
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Ich auch nicht. Aber dann ist das Problem doch nicht, dass sich die SL auf die Regeln rausredet, sondern, dass die Gruppe als ganzes weder hinterher zusammen über das Desaster lachen kann noch sich hinsetzen und gemeinsam besprechen, wie man so was in Zukunft vermeidet. Das Problem besteht dann doch darin, dass die SL (oder jeder beliebige andere Spieler) sich in die "Ich habe nichts falsch gemacht!"-Rolle zurückzieht, egal, ob er sich dabei mit "so sind die Regeln", "das steht im Abenteuer" oder "ich wollte doch nur euer Bestes" rechtfertigt - anstatt zu sagen: "Okay, dumm gelaufen, wie machen wir es das nächste Mal besser?"
So was sind halt zwischenmenschliche Probleme in Rollenspielrunden, die ich niemals auf InGame-Ebene (durch "verdienten Charaktertod" oder so was) zu lösen versuchen würde.


Kurz: Wir vermeiden das durch gelegentliches Würfeldrehen und gelegentliche Regelbrüche seitens des SL.
Und grundsätzlich vermeiden wir Charaktertode.

Der "verdiente Charaktertod" - sei es durch Idiotie (schlecht) oder bewusst in Kauf genommene Übermacht (kann gut sein)- kam schon ewig nicht mehr vor.
(Auch wenn mein Gnomberserker schon nah dran war).

Jedenfalls sollte ein "dumm gelaufen" des SL nicht zum Charaktertod führen, sei es mit Regeln, ohne Regeln oder entgegen der Regeln.


Zitat von: Babo Phet
[...]
Hmja sicher irgendwie. Aber manchmal fallen einem nicht alle Pferdefüße auf oder man hat selbst einen im Schuh.
[...]

hey Parker, ich rede nur von "nach besten Wissen und Gewissen" nicht "rette die Welt". Es ging ja bloß um Verhaltensregeln.
Jupp, kurz und bündig.
« Letzte Änderung: 20.09.2016 | 12:06 von Babo Phet »
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Offline Issi

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Zitat
So was sind halt zwischenmenschliche Probleme in Rollenspielrunden, die ich niemals auf InGame-Ebene (durch "verdienten Charaktertod" oder so was) zu lösen versuchen würde.
Genau das trifft es auf den Punkt.
Das Problem ist oft im zwischenmenschlichen Bereich und nicht in die in den Regeln zu finden.
Es sind die meist die Anwender der Regeln, und nicht die Regeln selbst, die ein Problem verursachen.

Die Frage ob es Spielleiter gibt, die die Regeln möglichst fair und gewissenhaft anwenden können, kann ich mit Ja beantworten.
Vielleicht sind es wenige, vielleicht mehr als ich denke, vielleicht sind es viel mehr als ich denke, vielleicht auch die Meisten.
Aber sicher nicht alle.

Auch bei Spielern gibt es Schummler, die das ganz ohne Regel Erlaubnis  machen.
An dieser Stelle muß ich fragen ob Rollenspiel überhaupt jemals fair sein kann?
Ob absolute Fairness das letzte aller Ziele ist? Oder ob es ein anderes sein muß?

Zitat
Und grundsätzlich vermeiden wir Charaktertode.
Danke, das bringt es auf den Punkt.
Ich glaube es gibt einen Unterschied:
Zitat
ob ein Charakter grundsätzlich überleben kann,
es sei denn er macht was ganz Dummes
.
ODER
Zitat
ob ein Charakter grundsätzlich sterben kann,
es sei denn er macht nichts Dummes
.

Das erste geht schwer ohne Regelbrüche, das zweite geht schwer mit.
« Letzte Änderung: 20.09.2016 | 12:08 von Issi »

ErikErikson

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Ich kann nun mal mit dem Begriff "Gerechtigkeit" oder "Fairness" in diesem Zusammenhang gar nichts anfangen ... wann ist ein Charaktertod "gerecht" bzw. wer soll sich anmaßen, das zu entscheiden?
Ich sehe zwei Möglichkeiten: Entweder will ich die Möglichkeit des Charaktertods als Spannungselement. Dann spielt "Gerechtigkeit" keine Rolle. Und/oder ich will ihn als Drama-Element; dann ist es wichtig, dass Charaktertode nur in entsprechend dramatischen Situationen möglich sind. Da verstehe ich noch irgendwie die Politik der "Rettung durch den SL", wenn der Moment nicht hinreichend dramatisch ist; wobei ich es auch da bevorzugen würde, wenn einfach für bestimmte Entscheidungsszenen vorher angesagt wird: "Jetzt sind Charaktertode möglich", und ansonsten gilt halt, dass SC prinzipiell nicht sterben (außer durch Entscheid des betreffenden Spielers).
Nichts davon hat für mich etwas mit "Gerechtigkeit" oder "Fairness" zu tun. Und wie gesagt finde ich es auch hochproblematisch, da kommen bei mir sofort so Assoziationen wie "gerechte Strafe" hoch.

Das kann ich erklären. Das kommt von DSA. Dort wachen-zumindest nach einer bestimmten Schule- die Götter über ihre Auserwählten, die Helden. Solange sich diese würdig erweisen, passiert ihnen nichts. Die Götter/das Schicksal wachen über sie. Erst extreme Dummheit oder Gottverlassenheit/Heresie führt dazu, das es den Hekden an den Kragen gehen kann. DIe Götter/der SL richten also über die SC mithlife von Prinzipien der Gerechtigkeit. Das ist zumindest eine Möglichkeit, die muss nicht alleinig verantworlich sein, aknn aber.

Offline Boba Fett

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Das Problem ist oft im zwischenmenschlichen Bereich und nicht in die in den Regeln zu finden.
Es sind die meist die Anwender der Regeln, und nicht die Regeln selbst, die ein Problem verursachen.

Diese Probleme lassen sich doch nicht im Spiel lösen und auch nicht durch einhaltung oder nicht-einhaltung von Spielregeln.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Issi

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Diese Probleme lassen sich doch nicht im Spiel lösen und auch nicht durch einhaltung oder nicht-einhaltung von Spielregeln.
Ja da gebe ich Dir Recht.

Offline Greifenklause

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@ Erik
Ich möchte Erik widersprechen, denn ich habe einen gänzlich anderen Ansatz:
1.) Die Helden sind Schlüsselfiguren der "Geschichte". Das muss nicht zwingend ein Abenteuer sein. Bei einer Kampagne schon eher. Zumindest der "rote Faden", in den die Abenteuer eingebettet sind.
2.) Die Helden sind eine eigene Geschichte. Sei es, dass sie viel erlebt haben, was zu erzählen wäre. Sei es, dass der Spieler sich eine schöne Hintergrundgeschichte ausgedacht hat, die er weiterspinnen möchte.
3.) Barbiespiel mag da auch reinspielen
4.) Charaktertode sind dramaturgisch für manche SL "lästig".

Das praktizierte ich bisher bei fast jedem System. Und nur bei "wir wollen es gerne tödlich" - ausgesprochen oder unausgesprochen - praktizierten ich oder der SL das anders.
Die Götter des jeweiligen Systems sind mir da schnuppe, sie gereichen mir höchstens zum Werkzeug, um besonders unerklärliche Heldenrettungen doch noch zu erklären.

@Boba Fett und Issi
Zitat von: Boba Fett
Zitat von: Issi

Das Problem ist oft im zwischenmenschlichen Bereich und nicht in die in den Regeln zu finden.
Es sind die meist die Anwender der Regeln, und nicht die Regeln selbst, die ein Problem verursachen.

Diese Probleme lassen sich doch nicht im Spiel lösen und auch nicht durch einhaltung oder nicht-einhaltung von Spielregeln.
Das "kommt darauf an".
Extreme Fälle sollten durch Kommunikation geregelt werden oder Rausschmiss oderoder.
Aber dann gibt es einen großen fließenden Übergang bis hin zu "Kleinigkeit, die uns kaum stört".
Und in diesem Übergang gibt es durchaus Fälle, die sich durch Einhaltung oder Bruch der Regeln lösen lassen können.
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