Mir muss mal Jemand ernsthaft belegen, dass sich nicht alle diese rollenspieltheoretischen Metaregeln, Gruppenvereinbarungen etc. ganz einfach durch Regel 0 aushebeln lassen.
Ehrlich gesagt besteht wenig Notwendigkeit, da etwas zu belegen.
Ich habe beispielsweise keine schrecklich schlechten Erfahrungen damit gemacht, dass die SL Bonus-XP für "gutes Rollenspiel" verteilt, aber auch keine besonders guten. Das war halt einfach so. Manchmal gab es SL, die sich in der Rolle des Erziehers zum "guten Rollenspiel" gefallen haben, aber es stimmt, dass sich das im gemeinsamen Umgang tendenziell schnell abgeschliffen hat.
Die Frage ist nur: Warum soll ich ein System verwenden, dass EINEM Spieler die Rolle des großen "Beurteilers" zuweist, wenn doch eigentlich allen am Tisch klar ist, dass alle am Tisch gleich gut oder schlecht beurteilen können, was jetzt schönes Rollenspiel ist (nämlich das, was sie erfreut, erheitert, beeindruckt)? Dann kann ich doch gleich ein Fanmail-System nehmen, wo die Person, die spontan etwas als schönes Rollenspiel empfindet, dass durch eine spontane spielmechanische Aktion deutlich machen kann. Warum ein System verwenden, dass eher gegen die tatsächlichen Verhältnisse, die am Spieltisch einer Runde einander freundlich gesonnener Spieler herrschen, steht? Andersrum gefragt: Warum SL, die für schönes RSP XP austeilen, wenn man genausogut Fanmail nehmen kann?
Dazu kommt, dass das zuweisen von solchen Aufgaben an die SL ja auch immer ein Aufbürden ist - behalte bitte AUCH noch im Auge, dass die Spieler ab und zu Bonus-XP für ihr schönes Rollenspiel kriegen, liebe SL! Warum nicht - wie 1of3 sagte - das einfach auf alle verteilen, damit die SL sich ein bischen lockerer machen kann?
EDIT: Mir fällt übrigens gerade auf, dass die Beweislast eigentlich umzukehren wäre - ich meine, wieso sollte man in einer sozial halbwegs funktionierenden Runde überhaupt XP-Belohnungen für schönes RSP brauchen (ob nun von der SL oder von sonstwem)? Ganz ehrlich, wenn die Leute tatsächlich nur um der XP willen "schön Rollenspielen", dann kommt doch eh bestenfalls Gekrampfe bei raus. Und wenn alle halbwegs auf einer Wellenlänge sind und man sich über die Genre-Erwartungen halbwegs verständigt hat (gerne auch implizit), dann sind die zufriedenen Mienen der anderen am Tisch eh ein viel besseres Feedback und ein viel besserer Motivator.
Die Ironie bei dem ganzen ist ja darüber hinaus, dass so was wie "XP für schönes Rollenspiel" auch mal irgendsoein verkopfter Mist war, über den wahrscheinlich haufenweise Leute (damals noch ohne Internet) in ähnlicher Weise geschimpft haben wie du jetzt hier über neumodischen Krams schimpfst, Endless.