Punkt 1: Belohnung für den einen entspricht Bestrafung für den anderen. Die folgenden Aussagen sind alle äquivalent:
1) Jeder bekommt 8 XP. Für gutes Rollenspiel gibt es 2 XP zusätzlich.
2) Jeder bekommt 8 XP. Wer gutes Rollenspiel gemacht hat, bekommt sogar 10 XP.
3) Wer kein gutes Rollenspiel gemacht hat, bekommt 8 XP. Wer gutes Rollenspiel gemacht hat, bekommt 10 XP.
4) Jeder bekommt 10 XP. Außer wer kein gutes Rollenspiel gemacht hat: Der bekommt nur 8 XP.
5) Jeder bekommt 10 XP. Wer kein gutes Rollenspiel geleistet hat, dem werden 2 XP abgezogen.
Intuitiv würde man 1) als "Belohnung" und 5) als "Bestrafung" auffassen. Wenn man jedoch die beiden Sätze vergleicht, stellt man fest, dass sie absolut äquivalent sind und beide den gleichen Sachverhalt beschreiben.
Zum Beispiel mit dem Geburtstag, der hier gebracht wurde:
Normalerweise bekommt jeder zu seinem Geburtstag Geschenke. Damit findet keine Unterscheidung zwischen den Menschen statt. Jeder wird gleich behandelt.
Jetzt stelle man sich aber mal vor, dass Alrik zum Geburtstag keine Geschenke bekommt. Alrik ist regelmäßig auf anderen Geburtstagen und sieht, wie die Leute dort Geschenke bekommen. An seinem eigenen Geburtstag bekommt Alrik jedoch keine Geschenke. Hier ist es durchaus nachvollziehbar, dass sich Alrik nicht über die Belohnungen der anderen freut, sondern sich über seine eigene Bestrafung (keine Geschenke) ärgert.
Punkt 2: Ist Belohnung/Bestrafung grundsätzlich schlecht?
Nein, wie das meiste im Leben hat auch Belohnung/Bestrafung Vor- und Nachteile.
Vorteile:- Wenn man zu denen gehört, die hauptsächlich belohnt werden, freut man sich drüber.
- Da man unbewusst (durch Konditionierung) das Verhalten an den Tag legt, das zu einer Belohnung führt, und man für Verhalten belohnt wird, das den anderen Mitspielern Spaß macht, führt das zu Folgendem: Die Spieler machen vermehrt das, was den anderen Spielern Spaß macht.
Nachteile:- Wenn man zu denen gehört, die hauptsächlich bestraft werden, ärgert man sich drüber.
- Da man unbewusst nach Belohnungen aus ist, führt das zu zwei Stress-Ursachen: Man versucht etwas zu erreichen und fühlt sich von den anderen bewertet. Das kann zu Stress führen.
- Die andere Stress-Ursache ist, dass man (durch die unbewusste Konditionierung) nicht mehr unbedingt so spielt, wie man selber gerne spielen möchte, sondern so, wie es die Mitspieler möchten.
Punkt 3: Meine persönliche Einstellung zu der Sache:
Als Spieler mag ich keine Belohnungs-/Bestrafungs-Systeme. Egal, ob es sich um XP oder Fanmail handelt.
Als SL dagegen mag ich Belohnungs-/Bestrafungs-Systeme sehr. Ja, auch wenn die anderen Spieler die XP oder Fanmail vergeben, bin ich ein großer Fan davon. Seltsamerweise mag ich als SL sogar von meinen Mitspielern bewertet werden und höre mir gerne deren Kritik an. - Als Spieler ist mir das eher unangenehm.