Greifenklaue spricht gerade "drüben" von berechenbaren Ergebnissen aufgrund der Regeln; ich will berechenbare Spielabende. Ich habe eine ganz klare Erwartungshaltung, was in meiner Zeit, bei der man mittlerweile von "Absparen" reden muss, mindestens passieren sollte. Dahingeplätschere ohne Highlights, weil mir/der Gruppe die Würfel wohl gesonnen sind, ist zwar dahingehend positiv, dass mein SC noch lebt und es weitergeht, lässt mich aber doch nicht vollkommen zufrieden zurück.
Hm, darüber habe ich noch mal ein bisschen nachgedacht, und ich stelle fest, dass die Zeitknappheit, das "Absparen" bei mir genau in die andere Richtung wirkt. Wenn man schon mal aus den ganzen Verpflichtungen des doofen Erwachsenenlebens für ein paar Stunden rauskommt und sich mit Freunden zum Rollenspiel treffen kann, dann gehe ich da lieber ohne Erwartungen ran, denn Erwartungen machen gleich wieder Stress. Ich will diese Zeit nicht effektiv "nutzen", denn der Arbeitsalltag hat ja schon immer so furchtbar effektiv zu sein. Ich will lieber Zeit zum Spielen. Ich will nicht mehr das Gefühl haben, dass man während einer Spielsitzung unbedingt irgendetwas Entscheidendes erspielt, einen Höhepunkt erreicht haben muss, diese Vorstellung führt bei mir zu Verkrampfung, und ich will Entspannung. Wenn es mal so kommt und sich für alle gut anfühlt, dann okay, dann nimmt man das mit. Aber es ist auch okay, wenn es mal einfach nur dahinplätschert bis zum Höhepunkt, den man dann, weil alle schon müde sind, doch lieber auf die nächste Sitzung in zwei Wochen verschiebt.
Hätte man viel Zeit und wäre super relaxt, dann könnte ich mir durchaus vorstellen, sich mal etwas dramaturgisch zurechtzulegen und dann auch zu versuchen, das durchzuziehen, solange es für alle Beteiligten Sinn und Freude macht. Aber gerade für die wenigen, kurzen, dem Leistungsirrsinn abgetrotzten Abende ist mir Dramaturgie zu einengend und zu ermüdend. Nicht, dass ich sie deshalb kategorisch ablehnen würde, es ist ja nett, wenn sie sich ergibt, aber es ist für alle gestressten Beteiligten doch viel entspannter, wenn man ohne Erwartungen rangehen kann und erst mal sieht, was passiert, und oft genug kommt es dann durchs Spiel und durch die Würfelergebnisse ganz ungezwungen zu einem Haufen Drama und Spaß, und es hat sich gelohnt, den Abend "abzusparen". Und niemand muss dabei bangen, ob der für die Sitzung zurecht gelegte dramaturgische Plan auch aufgehen wird oder ob er als Spieler auf seine dramaturgischen Kosten kommen wird. Das wäre mir, wie gesagt, einfach zu viel Druck für eine Freizeitbeschäftigung, die den allgegenwärtigen Druck doch etwas lindern soll.
P.S. und OT: Übrigens ist das auch der Grund, weshalb ich das Spiel auf der Metaebene schätze. Denn ich finde Impro-Theater auf Dauer und auf Teufel komm raus ziemlich anstrengend. Solange es locker von der Hand geht, man sich inspiriert fühlt und es Spaß macht, rede und "agiere" ich gerne in character, aber mir wirklich den ganzen Abend aus dem Stehgreif die richtigen Worte zurechtzulegen, die mein Char in der jeweiligen Situation sagen würde und alles auf Char-Ebene auszuspielen und auszudiskutieren, das ist mir am Feierabend einfach viel zu anstrengend. Deshalb finde ich es entspannend, dass man einfach hin und wieder auf die Metaebene wechselt und die Dinge dort abhandelt. Weiterspielen!