Autor Thema: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!  (Gelesen 123978 mal)

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Offline Rhylthar

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #50 am: 21.09.2016 | 11:06 »
Jetzt mal aus meiner Spielersicht:
Könnte ich auch anders spielen?

Zugegeben, manche Dinge werden mir nie liegen. Ich bin ein "Reagierer", kein "Agierer". Fate wird wohl auf lange Sicht nicht meins werden, aber muss ja auch nicht.

Könnte ich in einer vollkommen regelkonformen, ergebnisoffenen Gruppe mitspielen, in der der Zufall bestimmt?
Bestimmt, bis das von Alexandro beschriebene passiert:

Zitat
Wenn ich mich vielleicht 1-2mal im Monat für 3-4 Stunden hinsetze, dann will ich schon einen (dramatischen) Payoff haben, der die Runde über die rollenspielfreie Zeit trägt. Runden in denen das nicht der Fall war, sind relativ schnell eingeschlafen.]

Greifenklaue spricht gerade "drüben" von berechenbaren Ergebnissen aufgrund der Regeln; ich will berechenbare Spielabende. Ich habe eine ganz klare Erwartungshaltung, was in meiner Zeit, bei der man mittlerweile von "Absparen" reden muss, mindestens passieren sollte. Dahingeplätschere ohne Highlights, weil mir/der Gruppe die Würfel wohl gesonnen sind, ist zwar dahingehend positiv, dass mein SC noch lebt und es weitergeht, lässt mich aber doch nicht vollkommen zufrieden zurück.
« Letzte Änderung: 21.09.2016 | 11:26 von Rhylthar »
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #51 am: 21.09.2016 | 11:11 »
Greifenklaue spricht gerade "drüben" von berechenbaren Ergebnissen aufgrund der Regeln; ich will berechenbare Spielabende. Ich habe eine ganz klare Erwartungshaltung, was in meiner Zeit, bei der man mittlerweile von "Absparen" reden muss, mindestens passieren sollte. Dahingeplätschere ohne Highlights, weil mir/der Gruppe die Würfel wohl gesonnen sind, ist zwar dahingehend positiv, dass mein SC noch lebt und es weitergeht, lässt mich aber doch nicht vollkommen zufrieden zurück.
Berechenbare Ergebnisse, wie? {War ja ne lange Diskussion dort, ich steh auf dem Schlauch.}

Meine These ist, dass man, wenn man keine Regeln bricht, um seine Story durchzudrücken, dadurch eine spannendere Geschichte entsteht, die eben auch den SL überrascht.



"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #52 am: 21.09.2016 | 11:25 »
Berechenbare Ergebnisse, wie? {War ja ne lange Diskussion dort, ich steh auf dem Schlauch.}

Meine These ist, dass man, wenn man keine Regeln bricht, um seine Story durchzudrücken, dadurch eine spannendere Geschichte entsteht, die eben auch den SL überrascht.

Das ist ein "Kann", kein "Muss" und hängt doppelt vom Zufall ab und zusätzlich vom Können des Spielleiters.
Letzteres ja so oder so, damit bleibt der doppelte Zufall:
Die Wüfel müssen in einer passenden Situation so ungewöhnlich fallen, dass sich daraus was nettes stricken ließe oder das Ereignis an sich unterhaltend ist.
Von gelegentlichen Slapstick- oder Gore-Szenen (die ja durchaus auch unterhaltend sein können) abgesehen, halte ich den Ansatz für noch anspruchsvoller, da man da uU noch mehr improvisieren muss.

Ich kann das qualitativ noch nicht werten.
Ich kenne eher die Würfe, "die den Spielspaß dimmen".

Oder anders
"Stur nach Würfel" kann ein Musenkuss für Spitzenunterhaltung sein.
"Würfel ignorieren" kann ebenso zur Spitzenunterhaltung beitragen, wenn einem sonst die Muse in Gesicht fürzte.
« Letzte Änderung: 21.09.2016 | 11:27 von Babo Phet »
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #53 am: 21.09.2016 | 11:26 »
Ähh, nein? Alle Ergebnisse können die Geschichte interessant weiterführen?
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #54 am: 21.09.2016 | 11:27 »
Ähh, nein? Alle Ergebnisse können die Geschichte interessant weiterführen?

Sie können sie auch uninteressant oder störend weiter führen.
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Offline Rhylthar

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #55 am: 21.09.2016 | 11:29 »
@ Greifenklaue:
Zitat
Ich will berechenbare Regeln.

Berechenbare Ergebnisse sind ja nur eine Weiterführung davon. Denn sie sind zwar vielleicht nicht zu 100 % auf den Punkt berechenbar, aber zumindest mit einer ziemlich genauen Wahrscheinlichkeit.
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Offline korknadel

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #56 am: 21.09.2016 | 11:29 »
Sie können sie auch uninteressant oder störend weiter führen.

Und das ist dann von Vorteil, wenn man es mit einer uninteressanten und störenden Geschichte zu tun hat!
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #57 am: 21.09.2016 | 11:32 »
Naja ... Kenne ich so nicht. Man muss halzt akzeptieren, dass es in eine andere Richtung geht, als Du willst.

Deswegen ist die Grundlage ja "der SL hat nichts zu wollen". So kann man sehen, was einerseits die Handlungsmaschine {also z.B. die Simulation oder eine Zufallstabelle} oder andererseits die Aktion der SC so bewirken.

Und das überrascht dann alle am Tisch und generiert auch eine Dramaturgie - für mich eine spannendere, weil unerwartbarere.

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #58 am: 21.09.2016 | 11:37 »
@ Greifenklaue:
Berechenbare Ergebnisse sind ja nur eine Weiterführung davon. Denn sie sind zwar vielleicht nicht zu 100 % auf den Punkt berechenbar, aber zumindest mit einer ziemlich genauen Wahrscheinlichkeit.

Naja, so ganz klappt der Zirkelschluss nicht, auch wenn die Tendenz stimmt.

Ich mag z.B. Star Wars oder Warhammer drei recht gern, wo Du ja aus Nachteilen, Chaossternen oder Verzweiflung {oder auch den Vorteilen, Kometen und Krits} ja durchaus etwas eigenständiges, situativ passendes generieren kannst. Trotzdem ist es regeltechnisch unterfüttert, ein Nachteil ist halt nicht "der Todesstern explodiert".
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #59 am: 21.09.2016 | 11:39 »
Naja ... Kenne ich so nicht. Man muss halzt akzeptieren, dass es in eine andere Richtung geht, als Du willst.

Deswegen ist die Grundlage ja "der SL hat nichts zu wollen". So kann man sehen, was einerseits die Handlungsmaschine {also z.B. die Simulation oder eine Zufallstabelle} oder andererseits die Aktion der SC so bewirken.

Und das überrascht dann alle am Tisch und generiert auch eine Dramaturgie - für mich eine spannendere, weil unerwartbarere.

Jaja, akzeptiere ich ja alles, habe ich auch oft genug gesehen.
Es geht mir nur zu weit, dies einerseits zur Goldenen Regel hochzustilisieren und andererseits "akzeptierte Würfeldreherei" das dramaturgische Potential abzusprechen.

"der SL hat nichts zu wollen" ist EIN Spielstil.
"der SL soll wollen" ein anderer.
"Adventurum vult!" wieder ein anderer (nicht mein Favorit als SL. Als Spieler finde ich es ok)
Und irgendwas anderes.
Und irgendwelche Mischungen.
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #60 am: 21.09.2016 | 11:46 »
Jaja, akzeptiere ich ja alles, habe ich auch oft genug gesehen.
Es geht mir nur zu weit, dies einerseits zur Goldenen Regel hochzustilisieren und andererseits "akzeptierte Würfeldreherei" das dramaturgische Potential abzusprechen.
Ja, mach ich ja nicht. Wie zumeist rede ich von meinem Spielstil und nicht über andere.

Da aber andere Annahmen über meinen Spielstil treffen, sag ich da auch gerne was dazu, zumal wenn es von meinen Erfahrungswerten abweicht.


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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #61 am: 21.09.2016 | 12:00 »
Ja, mach ich ja nicht. Wie zumeist rede ich von meinem Spielstil und nicht über andere.

Da aber andere Annahmen über meinen Spielstil treffen, sag ich da auch gerne was dazu, zumal wenn es von meinen Erfahrungswerten abweicht.
;D Mir geht es genauso!
Phaq, vielleicht war ich zu oft in härteren Foren unterwegs.
Man unterstellt immer so schnell, der andere würde mit dem langen Arm argumentieren.
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #62 am: 21.09.2016 | 13:04 »
Der Unterschied ist doch nicht artifiziell. Dramatisch und dramaturgisch meinen von der Wortbedeutung her einfach schon mal zwei unterschiedliche Dinge.
Doch, aber nur eher. Und zwar insofern, als dass beides die gleiche altgriechische Wortwurzel hat und sich auf Handlung, Schauspiel, Tat bezieht - und gedanklich meist auf die griechische Tragödie. Die Behauptung, das eine hätte nichts mit dem anderen zu  tun, kann ich nicht im ersten Schritt vernünftig begründen: "Das Schreiben einer Handlung eines Schauspiels hat nichts mit demselben zu tun." Das ist nonsense.

Erst mit der Bedeutung von "Drama", wie es im journalistischen Bereich gern benutzt wird, oder wie es das gleichnamige Film-/Fernseh-Genre konstatiert, komme ich zu ner sinnvollen Unterscheidung, die fürs Rollenspiel höchst relevant ist.

"Dramatische" Wendungen oder "tragische" Ereignisse bekomme ich im RSP tatsächlich, wenn die Würfel gewertet werden, wie sie fallen. (Das klassische Beispiel wäre ein TPK (total party kill), dessen positiven [dramatischen] Wert man z.B. in LotFP Deluxe - Tutorial, p.36-51 nachvollziehen kann.)


Ansonsten:
Man soll Onkel Dramaturgie (im Text: Dramatik) nicht betrunken an den Tisch lassen. Dann braucht man nämlich nicht Goldie, um das zu retten.

... besser wäre vielleicht zu sagen: Dramaturgie wird überschätzt ... und unterschätzt. Wirklich geschätzt für das, was sie tatsächlich kann, wird sie nicht. Es wird viel zu sehr auf das geschaut, was sie "zaubert" oder "kaputt macht".

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #63 am: 21.09.2016 | 13:32 »
"Das Schreiben einer Handlung eines Schauspiels hat nichts mit demselben zu tun." Das ist nonsense.

Das "Schreiben einer Handlung eines Schauspiels" und das "Schauspiel" sind aber auch bei Dir zwei unterschiedliche Dinge, selbst wenn sie etwas miteinander zu tun haben, oder?

Sorry, aber ich finde es in beinahe jedem Kontext nonsens, den Unterschied zwischen Dramaturgie und Drama nicht zu machen. Dramaturgie ist etwas, was auf Drama abzielt, was Drama als Ergebnis hat und kann deshalb einfach nicht damit identisch sein. Motor ist auch keine Bewegung, auch wenn das lateinische Wort für Bewegung im Wort drinsteckt ...
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Offline Boba Fett

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #64 am: 21.09.2016 | 14:10 »
Zu "Dramatisch" sagt der Duden:
- das Drama betreffend, kennzeichnend; zum Drama gehörend
- aufregend und spannungsreich
- drastisch, einschneidend

zu dramturgisch
- die Dramaturgie betreffend
- die Kunst der Gestaltung eines Stücks, einer Szene betreffend

Dramaturgie (bezug von dramaturgisch):
- Lehre von der äußeren Bauform und den Gesetzmäßigkeiten der inneren Struktur des Dramas
- dramatische Gestalt, dramatische Struktur eines Dramas, [Fernseh]films, Hörspiels o. Ä.

Drama
- Bühnenstück, Trauerspiel und Lustspiel umfassende literarische Gattung, in der eine Handlung durch die beteiligten Personen auf der Bühne dargestellt wird
- Schauspiel [mit tragischem Ausgang]

Könnten wir uns jetzt bitte wieder anpöbeln und nicht länger Haare über Begrifflichkeiten spalten... ;)
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline D. M_Athair

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #65 am: 21.09.2016 | 14:27 »
Könnten wir uns jetzt bitte wieder anpöbeln und nicht länger Haare über Begrifflichkeiten spalten... ;)
Nö! Einen hab ich noch (und Danke für die Vorlage): Der Duden ist deskriptiv nicht normativ:ctlu:

Das "Schreiben einer Handlung eines Schauspiels" und das "Schauspiel" sind aber auch bei Dir zwei unterschiedliche Dinge, selbst wenn sie etwas miteinander zu tun haben, oder?
Ja, klar. Und es ist mMn notwendig beides zu sehen. Die Zusammengehörigkeit und die Differenz. Schauspiel/Handlungsdarstellung geht ohne Dramaturgie. Oft wird aber Schauspiel mit Dramaturgie verbunden, basiert darauf und wird genau so gewollt.
« Letzte Änderung: 21.09.2016 | 14:37 von Contains Diseases »
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Offline KhornedBeef

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #66 am: 21.09.2016 | 14:31 »
Nö! Einen hab ich noch (und Danke für die Vorlage): Der Duden ist deskriptiv nicht normativ:ctlu:


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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #67 am: 21.09.2016 | 14:39 »
Serengeti darf nicht sterben!
Nicht, weil da irgendwelche wertvollen Geschöpfe leben, sondern aus dramaturgischen Gründen...
Und weil es besser in unseren Plot passt, ist die Erde eine Scheibe! Also, mach Dich zum Pfannkuchen, auch wenn die Hälfte der Erdbevölkerung, die sich plötzlich "unten" befindet, sich genauso plötzlich im freien Fall befindet. Konsequenzen sind mir doch egal, der Storygott will es.

Meh!

Was für ein Quatsch! Plausibilität, wohlverdiente Konsequenzen - alles wird der Dramaturgie geopfert.
Und mit welchem Ergebnis? Alles hechelt der Spannungskurve in drei Akten hinterher, nur um festzustellen, dass man entweder völlig übernächtigt nachts um halb vier das Finale erreicht und es dann nicht genießen kann, oder dass man eben gegen 2:00 Uhr unbefriedigt abbricht und dann nächste Sitzung ausgeruht nach einer Stunde das Finale erreicht und nach 2 Stunden fertig ist.
Klar, mit perfektem Pacing wäre das kein Problem, aber mit perfekten Menschen wäre der Klimawandel auch kein Problem - nur die gibt es eben nicht.
Genauso gut kann man feststellen, dass die Gruppe heute mehr in Stimmung ist, im Dungeon Monster zu verkloppen oder eigentlich lieber Chips knabbert und über den letzten Kinoblockbuster (ihr wisst schon, den mit dem perfekten Pacing und der unglaublich guten 3 Akt Struktur) sich den Hintern ablästert, weil nichts an ihm mehr originell ist - weil alle Kinoblockbuster inzwischen dem gleichen Schema folgen und alle nur noch von der vorhersagbaren Dramaturgie gelangweilt sind.

Und deswegen habe ich mir jetzt für völlig überteuertes Geld dieses 280 Seiten dicke DSA Abenteuer gekauft, es auswendig gelernt, die Vorlese-Textpassagen von Blockbuster-Synchronstimmen aufnehmen lassen, eine echte 1:1 Kulisse als Battlemap Ersatz vor den Toren der Stadt aufbauen lassen und Angelina Jolie als Barkeeperin engagiert, damit die Stimmung und der Plot garantiert so stattfinden, wie im Buch vorgeplant?
Und dann sowas? Finaler Showdown nachts um 5 mit 2 bereits schlafenden Spielern oder alternativ um 16:00 zu Kaffee und Kuchen, wo wir um 14:30 angefangen haben und die Frage steht im Raum, was wir danach machen (vielleicht Kino - es gibt doch diesen Blockbuster...)

Was für ein Quatsch!
Ich habe mich ja abgefunden, dass die Geisteswissenschaftler Ende der 80er Jahre im letzten Jahrtausend DSA occupied und alle "wir wollen AP und Loot" aus-dem-Bauch-heraus Spieler verjagten (was letztendlich den langsamen Tod des Rollenspiels in Deutschland verursachte, weil die Blut&Loot Spieler sich anderen Spielen (WOW) zuwendeten), damit zukünftig nur noch "richtiges" Rollenspiel (TM) gespielt wird, aber dieser Schrei nach Dramaturgie (man stelle sich einen Braveheart Film vor, wo William Wallace am Ende "Dramaturgie! Dramaturgie!" Brüllt...) ist zu viel für mich.
Denn, so lautet das Postulat, alle, die es anders wollen, sind verdammt noch mal gefälligst in der Bringeschuld, es ihren Spielleitern und der Runde zu verklickern und klar zu machen. Denn der Standard ist Dramaturgisch organisiertes Rollenspiel - alles andere ist Randgruppe, die sich unterzuordnen hat.
Und deswegen müssen wir auch Rücksicht üben - Rücksicht denjenigen gegenüber, die nicht gelernt haben, dass man auch verlieren können muß und dass Erfolg nur dann wirklich etwas wert es, wenn er der Möglichkeit von Verlust gegenübersteht. Der Begriff "Helikopter-Spielleiter" drängt sich mir dabei auf...

Und dafür werden Spieler von ihren Spielleitern, die aus dramaturgischen Gründen die Regeln ignorieren und die Würfelwürfe nach belieben manipulieren um ihre wohlverdientesten Konsequenzen gebracht, werden Plots bis zum Railroading hin auf die Schienen festgezurrt, damit die Story nur diesen Weg nehmen kann, denn es steht ja geschrieben und wer wolle die heilige Schrift anzweifeln...?
Dafür wird die Illusion aufgebaut, dass der Held (der diese Bezeichnung wahrlich nicht verdient, denn maximal ist er ein Charakter, aber nur, wenn er diesen auch mit 200 Seiten Hintergrundgeschichte untermauern kann) seine Siege errungen hat, währenddessen in Wirklichkeit er weder scheitern noch sterben konnte.
Und das darf natürlich niemand wissen, denn das ist geheim, sonst merkt noch jemand den Schmuh und empfindet beim Spiel weder Vergnügen noch Befriedigung. Womöglich empfindet er sogar Scham bei so viel Heuchelei um das richtige Rollenspiel.

Es tut mit leid, ich spiele das richtige Rollenspiel nicht mit. Ich bin erst froh, wenn ich weiß, dass mein Charakter stirbt, wenn der Würfel das so ergibt, wenn ich weiß, dass ich scheitern kann und dass die Charaktere und die Story ihren unvorhersehbaren Weg gehen kann. Unbeeinflusst und frei.
Tut Euch keinen Zwang an und spielt, wie ihr möchtet, habt Spaß und so. Fühlt Euch nicht von mir von oben herab behandelt, aber ich kann das einfach nicht. Ich mag nicht ausgetretene Pfade entlangtrotten.
Ich spiele Rollenspiel um der freien Entfaltung und der Unvorhersagbarkeit.

Denn die besten Stories, die ich gespielt und miterlebt habe, waren stets die, die nicht vorgeplant waren. Die, bei denen alles stimmte, weil man sich auf das einlassen konnte, was gerade angesagt war. Die bei denen Flexibiltät und Improvisation beim Spielleiter zu bewundern waren. Die, bei denen alle - auch der Spielleiter - am Ende überrascht waren, was da gerade an Story abgelaufen ist. Die, bei denen ein (oder mehrere) Würfelwurf die Geschichte beeinflußt hat und sich alle darauf einließen.
Die bei denen Charaktere sterben konnten und gestorben sind - und die Spieler wussten, dass sie sich darauf eingelassen hatten und sowas eben passieren kann. Die bei denen man hinterher dem Charakter hinter her getrauert hat, im bewustsein, dass das Empfinden anders und weniger intensiv wäre, wenn es kein Risiko gegeben hätte. Die bei denen man wußte, dass man bis zum Limit gespielt hat - und manchmal drüber hinaus.

Ich schließe mit dem einzig richtigen Wort, die man mit meiner Einstellung zum Rollenspiel nur schließen kann. Mit dem letzten Wort von William Wallace:

Freiheit!

Diesen Rant kann ich sowas von nachvollziehen )bis auf den unnötigen Hieb gegen die Geisteswissenschaftler  ;) )

Vielleicht sollte ich mich als Fossil der mittleren 1980er-Spieler langsam auch vom Rollenspiel ab- und richtigen Spielen zuwenden....
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Offline Erg

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #68 am: 21.09.2016 | 14:41 »
Ein schöner Rant, den ich in weiten Teilen getrost unterschreiben kann. Was mich stört (hier und in den diversen anderen Threads): die implizite (oder offene) Gleichsetzung von Würfeldrehen und Regelbrechen mit Storyorientierung, und die Behauptung, herausforderungsorientiertes Rollenspiel erfordere zwingend die Einhaltung aller Regeln durch den SL und sei obendrein erst gegeben, wenn bei jedem Kampf das Leben der Charaktere auf dem Spiel steht. All das ist Unsinn. Ach was, das ist ein Rant-Thread (nicht meiner, aber was soll's?): All das ist völliger, hanebüchener Blödsinn, und es wundert mich sehr, wieviele Leute sich nicht entblöden, dabei zustimmend zu nicken. Als gäbe es kein Scheitern außer dem Tod. Als wäre der Tod die einzig mögliche unangenehme Konsequenz, den die Spielwelt bereit hält. Als würde bei einem SL, der in ganz bestimmten, sehr seltenen Konstellationen die Würfel dreht, um einen Charakter am Leben zu lassen, nie auch nur ein einziger Charakter sterben.
Die Auffassung, die Regeln seien per se besser geeignet, eine Spielwelt zu simulieren als das mentale Modell eines halbwegs vernunftbegabten SL, ist (und nun reiße ich mich wieder zusammen) schlicht unsinnig.
Und eigentlich hat das alles nur am Rande mit dem Thema zu tun. Sorry for that.

Online Maarzan

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #69 am: 21.09.2016 | 15:08 »
Ein schöner Rant, den ich in weiten Teilen getrost unterschreiben kann. Was mich stört (hier und in den diversen anderen Threads): die implizite (oder offene) Gleichsetzung von Würfeldrehen und Regelbrechen mit Storyorientierung, und die Behauptung, herausforderungsorientiertes Rollenspiel erfordere zwingend die Einhaltung aller Regeln durch den SL und sei obendrein erst gegeben, wenn bei jedem Kampf das Leben der Charaktere auf dem Spiel steht. All das ist Unsinn. Ach was, das ist ein Rant-Thread (nicht meiner, aber was soll's?): All das ist völliger, hanebüchener Blödsinn, und es wundert mich sehr, wieviele Leute sich nicht entblöden, dabei zustimmend zu nicken. Als gäbe es kein Scheitern außer dem Tod. Als wäre der Tod die einzig mögliche unangenehme Konsequenz, den die Spielwelt bereit hält. Als würde bei einem SL, der in ganz bestimmten, sehr seltenen Konstellationen die Würfel dreht, um einen Charakter am Leben zu lassen, nie auch nur ein einziger Charakter sterben.
Die Auffassung, die Regeln seien per se besser geeignet, eine Spielwelt zu simulieren als das mentale Modell eines halbwegs vernunftbegabten SL, ist (und nun reiße ich mich wieder zusammen) schlicht unsinnig.
Und eigentlich hat das alles nur am Rande mit dem Thema zu tun. Sorry for that.

Gleichsetzung ist vermutlich übertrieben, aber Storyorientierung  ist mit Abstand die häufigste Motivation zum Betuppen. Wobei SL mit Sim-Interessen das auch schon mal gerne betreiben - vor allem wenn sie feststellen, dass eine Abstraktion oder gamistisches Relikt in den Regeln ihnen nun gerade quer kommt.

Aber Storyorientierung muss umgekehrt nicht zwingend betuppen heißen (von wegen Gleichsetzung). Das hängt dann von den Ansprüchen und der Flexibilität bezgl. des Resultats wie der eigenen Moral ab. 

Herausforderungsorientiertes Spiel erfordert in Reinform denek ich schon die Einhaltung der Regeln. Das jeder Kampf am Limit sein muss ist dann doch eher eine Außenseitermeinung bzw. hat wieder Dramageschmack.

Aber zum leben-und-sterben-lassen. Wenn nach bisheriger Absprache/Vorlage gestorben werden kann, ist es nicht alleine am SL dann Ausnahmen zu machen. Es wird aber niemand gehindert da kurz nach Gegenstimmen zu fragen. Wer dann mit dem Sterben ein Problem hat, hätte halt nie mit diesem Spiel angangen dürfen.

Ob die Regeln da nun besser sind oder nicht sehe ich als strittig.
Aber selbst, wenn wir von einem KlasseSL ausgehen und dazu noch annehmen, dass er das auch über viele Sitzungen konsistent halten kann, haben wir immer noch das Problem, dass diese Regeln dann erst einmal nur in seinem Kopf drin sind und dem Spieler nicht direkt zugänglich um seine Handlungen abzuwägen - im Gegensatz zu vorbestimmten, vor allem nieder geschriebenen Regeln. 


Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Boba Fett

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #70 am: 21.09.2016 | 15:37 »
Diesen Rant kann ich sowas von nachvollziehen (bis auf den unnötigen Hieb gegen die Geisteswissenschaftler )

Danke!

Zur Aufklärung (Geisteswissenschaftler):

Im Eskapodcast kam kürzlich ein Interview mit Hadmar von Wieser. Darin beschrieb er in mehreren Teilen, dass der Anfang von DSA stark von Powergamer & Buttkicker Spieler dominiert war.
Und das damals das Spielerfeedback (Briefe, tonnenweise) aus "mehr Power" und "mehr Monster" und "mehr Waffen und Zauber" bestand.
Ich hab 1984 auch mit dem Rollenspiel angefangen und kann das bestätigen. Damals war Rollenspiel auch noch stark in der Bildungsebene von Realschulen vertreten.

Beides änderte sich mit der Zeit. Rollenspiel wurde mehr und mehr eine Sache von Abitur-Anstrebenden und Studenten und DSA wurde mehr und mehr "richtig gespieltes Rollenspiel" also das, was sich selbst den "gehobenen Anspruch" zuschreibt. Die anderen Rollenspieler wurden verdrängt. Viele hörten auf, einige wechselten zu Shadowrun (wo man immer noch nach Herzen "Mehr Power!" gröhlen und sich cool fühlen durfte). Der Nachwuchs aus der bildungstechnischen Mitte der Gesellschaft blieb mehr und mehr aus.
Gleichzeitig begann der Schwund an Rollenspielern.

Dies wurde Anfang der 90er noch etwas kompensiert - Vamire die Maskerade brachte noch mal einen Schwung an neuen Spielern, aus anderen Jugendszenen. Gothics, Metaller und vor allem "Mädchen" (kaum zu glauben...)
bereicherten das Rollenspiel in der Zeit, als die Vampirclans noch in Mode waren (heute glitzern die Blutsauger ja nur noch). Aber auch da war der Schwund angesagt - spätestens mit der nWoD war dieser Ofen aus.
Rechnet man diesen kurzen (was sind schon 5-10 Jahre) währenden Hype ab, dann schwand die Zahl der deutschen Rollenspieler also, nachdem in DSA (nicht nur, andere Systeme, zB Midgard machen ja ähnliches mit) von den Akademikern (vornehmlich Geisteswissenschaftler) okkupiert wurde und das Rollenspiel von einem fröhlichen "wir gehen looten!" zu einem Erzählspiel mit gehobenen Anspruch" mutiert wurde.

Das ist insbesondere deswegen auch interessant, weil in USA und anderen Nationen das andere Wege nahm. Im Land von D&D hatten die Buttkicker und Powergamer ja gar kein Problem ihr Fortbestehen zu gewährleisten und auch aus der intellektuellen Middleclass zu rekrutieren. Anspruch? Höchstens taktischer Natur! Mehr Power war Qualität und nicht abwertend.
Die gesellschaftliche Akzeptanz von Rollenspiel ist daher auch eine ganz andere, weil eben auch der Handwerker, Industriemechaniker und Büroangestellte das in der Highschoolzeit gezockt haben (und teilweise noch machen).
Das hatten wir auch mal (Mitte der Achtziger), aber die Generation bereitet sich inzwischen mental auf die Rente und aufs Großeltern-Dasein.

mein Fazit daraus: Die Geisteswissenschaftler in Deutschland sind Schuld am Ausstreben des Rollenspiels...!

Und ja, das sollte nicht ganz ernst genommen werden. Aber darüber nachdenken schadet sicherlich auch nicht...
« Letzte Änderung: 22.09.2016 | 15:55 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline dunklerschatten

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #71 am: 21.09.2016 | 21:02 »
Ob es jetzt die Geisteswissenschaftler alleine sind ....

Aus meiner Perspektive sind es eher die "Theoretisch Verkopften" (sowas können ja auch Naturwissenschaftler ;D )

Last but not least ist es doch ein "Clash of Cultures", der sich durch die "Szene" zieht oder zumindest hier durchs Forum.

Auf deiner einen Seite die "Wilden" und auf der anderen die "Domistizierten"

Ich teile auch die Wahrnehmung, das die eine Partei deutlich mehr Sendungsbewusstsein hat (man könnte schon sagen missionarischen Eifer an den Tag legt) wenn man sich dieses eine Endlos-Thema anschaut.

Letztlich ist das alles ein Sturm im Wasserglas und jeder soll nach seiner Façon happy werden, das hällt mich aber nicht davon ab hier diverse Themen zu lesen und mich wirklich zu Fragen " Was bringt das jetzt genau für das praktische RPG"
Eine Antwort finde ich auf diese Frage selten, aber interessant ist es trotzdem  ^-^
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Offline Chiarina

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #72 am: 21.09.2016 | 21:04 »
Zitat von: dunklerschatten
Last but not least ist es doch ein "Clash of Cultures", der sich durch die "Szene" zieht oder zumindest hier durchs Forum. Auf deiner einen Seite die "Wilden" und auf der anderen die "Domistizierten"

Macht doch einfach noch ein paar mehr Schwarz-und-Weiß-Abgrenzungen auf! Ist doch grade so schön!
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

ErikErikson

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #73 am: 21.09.2016 | 21:05 »
Wer sind die Wilden und Domestzierten? ich kann mit dieser Einteilung nichts anfangen. ist man wild, wenn man Drogen nimmt und wilde parties feiert?

Ucalegon

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #74 am: 21.09.2016 | 21:12 »
50 Seiten Diskussion darüber ob man sich an die verdammten Spielregeln zu halten hat oder nicht sind irgendwie weder wild noch domestiziert.  :D