Man spielt dabei ja auch die wichtigsten NSC, nicht den ganzen Ballsaal.
Macht riesen Spaß!
Die Helden können Gerüchte aufschnappen, durch Zuhören oder wenn sie sich mit einem wichtigen NSC unterhalten,
oder sich beim Tanzen blamieren. (There is murder on the dancefloor )
Wichtig ist auch aufzupassen, dass einem niemand was ins Glas tut.
Ein paar Benimmregeln sind von Vorteil und natürlich die richtige Gardarobe. (Da kann man Unsummen investieren!)
Der Ball ansich kostet auch keinen Rollenspielabend, aber 1-2 Stunden sicherlich.
Bin gerade ein bisschen geplättet, dass beispielsweise solch ein Ball die Grenzen der Vorstellungskraft zu sprengen scheint. Solch ein Ball etwa kann gut und gerne ein paar Stunden einnehmen. Hatte ich neulich noch in der Mantel-&-Degen-Runde. 3 Stunden haben wir daran gespielt. War ein irrer Vorbereitungsaufwand. Aber letztendlich standen da zwei Dutzend voll ausgearbeitete NSC mit eigenen Zielen und Hintergründen plus Gefolge. Auch beim Gefolge waren diverse Leute, zu denen ich jeweils was sagen konnte oder zu denen einer oder mehrere SC schon Kontakt hatten. Parallel habe ich mir ein paar R-Maps gezeichnet mit den wichtigsten Verbindungen der NSC. Soweit klassisches Sandboxing. Alle Unterhaltungen waren frei, nix gescriptet, keine Dramaturgie an der Stelle. Die SC haben ein paar NSC getroffen, zwei gegeneinander ausgespielt sowie ein Bündnis gegen einen Unterweltkönig geschmiedet. Alles gut.
ABER parallel, und damit sind wir beim Thema des Threads, habe ich mir vorher ein paar Verwicklungen überlegt, die am Abend des Balls passieren und für ordentlich Stimmung sorgen. Auch wollte ich im Rahmen eines gesellschaftlichen "Spiels" einen der SC, und zwar einen ganz bestimmten, mit einem hochrangigen Adeligen reden lassen. Pures Railroading. Gasp! Und was soll ich sagen: das Gespräch war großartig. Der Spieler hat schnell gemerkt, dass mir ein bestimmter Verlauf in den Kram passt und alle haben das mit großer Freude unterstützt. Für das Gespräch hatte ich mir ein spezielles Kaminzimmer mit ein paar Gimmicks überlegt, weil das der Atmosphäre förderlich ist. Das Gespräch selbst sowie der komplette Rest war dann wieder komplett frei.
Dramaturgisch gescriptet waren im Prinzip genau drei Dinge:
1. Das Treffen an sich. Ich wollte einen bestimmten SC einen bestimmten NSC treffen lassen. Den SC habe ich mir aus diversen Gründen ausgesucht. Hing vor allem mit der Kombination aus Spieler und Charakter zusammen. Das Treffen sollte - ergebnisoffen übrigens - eine Beziehung aufbauen, die später bei Bedarf und Interesse weiter vertieft werden kann. Es dräuen gewisse Verwicklungen am Horizont, die mich diesen NSC einführen ließen. Strategische Dramaturgie halt.
2. Das Timing des Treffens. Das sollte nicht zu früh stattfinden, damit alle SC vorher relevante Screentime bekommen und sich nach Herzenslust austoben können. Zeitliche Dramaturgie.
3. Der Ort und Inhalt des Treffens. Oberthema des Gesprächs waren ein paar philosophische Traktate zum Thema Freiheit. Dazu hab ich mir im Vorfeld was angelesen. Bin philosophisch nicht hinreichend vorgebildet, um dazu was Überzeugendes aus dem Ärmel zu schütteln. Hat wunderbar geklappt. Der Gesprächspartner war sowohl schwermütig als auch besoffen. Dazu sollte das Ambiente passen und ich habe den Raum entsprechend platziert und ausgestattet. Inhaltliche und atmosphärische Dramaturgie.
So. 12 Stunden Rollenspielabend. Rund 1 Stunde davon unter dramaturgischen Gesichtspunkten choreographiert. Sonst totale Freiheit, die auch ausgenutzt wurde. Hat es funktioniert? Ja, hervorragend. Hätte das ohne dramaturgische Eingriffe annähernd ähnlich gut funktioniert? Niemals. Kann ein SL sowas improvisierend aus dem Ärmel schütteln? Niemals. Verändert sich das Spielerlebnis der Beteiligten, wenn man auf Dramaturgie verzichtet? Fundamental.
Und das ist nur ein Beispiel unter Quadrillionen. Wer Dramaturgie als SL clever einzusetzen imstande ist und das Placet der Gruppe hat, verbessert für sehr viele Rollenspielrunden (Kombination aus Menschen, System, Kampagnentyp etc.) das Spielerlebnis kolossal. Der OT ist schlicht Quatsch. Kann man tolle Runden erleben mit anderen Herangehensweisen? Natürlich. Da kommt dann halt was anderes dabei heraus.
Haupttreiber dieser Unterschiede ist die Dramaturgie. Das ist einer der allerwichtigsten Hebel, um das Spielerlebnis zu verändern. Wer vor diesem Hintergrund ernsthaft behauptet, dass Dramaturgie "overrated" ist, liegt unfassbar daneben. Es gibt Autos mit Benzinmotor und Autos mit Elektromotor. Das hat drastische Auswirkungen. Beides Autos. Sind Motoren "overrated"? Folgt man dem OT, müsste man vermutlich mit "ja" antworten. Seufz.
Das mit dem auf der Tanzfläche blamieren würde ich allerdings weglassen, wer tanzen kann der kann es und wer nicht, der tanzt halt nicht. Ich möchte ja auch nicht, dass mein Charakter am Ende eines Events völlig blöd dasteht.
Ebenso das "was ins Gteränk mixen". Interessant, wenn die SCs das beobachten und dann die Folgen wahrnehmen, bzw. Eingreifen können (den Faux Pas verhindern), aber sie selbst würde ich aussen vor lassen.
What? Also ich finde die Unterschiede zwischen uns tatsächlich interessant. Natürlich sollen und dürfen SC auch mal blöd dastehen. Natürlich kann denen auch mal was ins Getränk gemixt werden. Das sollte man beides natürlich tunlichst niemals railroaden. Aber sowas würzt doch das Spiel erst so richtig. Klar: die SC müssen hinreichend Gelegenheit zum Scheinen haben. Aber erst solche kleineren Niederlagen und Demütigungen verleihen doch den Glanz. Ich verstehe das irgendwie alles nicht. Komisch.