Autor Thema: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!  (Gelesen 124022 mal)

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alexandro

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1125 am: 28.12.2016 | 13:13 »
Aber der große Irrtum in ihrer eigenen Logik ist ja eben, daß man überhaupt dramturgische Entscheidungen zur Erstellungszeit bewerten kann. Und zwar für alle am Tisch.

Dass sich die Bewertung einer Spielrunde mit der Zeit verändert mag sein. Allerdings ändert sich dabei selten die generelle Einschätzung - idR findet man hinterher immer noch gut/schlecht, was man auch während der Runde gut/schlecht fand, nur halt aus anderen Gründen. Und das betrifft nicht nur dramatische Entscheidungen, sondern auch taktisch-strategische, solche die das Charakterspiel betreffen, usw. usf.

Es ist nicht einmal etwas, was exklusiv beim Rollenspiel anzutreffen wäre: beim Brettspiel, Tabletop oder Computerspiel bemerkt man dies ebenso. Insofern: Nicht falsch, aber belanglos.
« Letzte Änderung: 28.12.2016 | 13:29 von alexandro »

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1126 am: 28.12.2016 | 13:22 »
Erinnert mich an eine Diskussion, die ich mit einem befreundeten Spielleiter vor einiger Zeit hatte.

Meine Aussage: "Wenn meine Gruppe Borbarads Rückkehr in Teil 2 der Kampagne unwiderruflich verhindert, weil sie so gute Ideen hatten und das in der Welt glaubhaft lösten - super! Kampagne vorbei, AP raushauen und weiter gehts ..."

Er: "Um Gottes Willen, auf gar keinen Fall - hahnebüchene Erklärung XY aus dem Hut zaubern und weiterspielen, schließlich warten noch fünfeinhalb wirklich gute Kaufabenteuer von richtig tollen Profis, die sich echt was dabei gedacht haben darauf gespielt zu werden. Warum sollte ich denn mich und meine Spieler um die Freude dieser supi-tollen Geschichte bringen, nur weil irgendein Honk `ne gute Idee hatte, die jetzt schon ein positives Ende der Kampagne zulässt? Im Gegenteil: den Spieler sanktionieren, damit er in Zukunft bitte etwas konformer spielt. Handlungsfreiheit der Spieler ist ohnehin nur eine Illusion, die ein guter Spielleiter entstehen lässt. Letztlich bist du ein schlechter Spielleiter, wenn es deiner Gruppe gelingt Borbel in Teil 2 schon schachmatt zu setzen!"


Insofern verstehe ich Bobas Eingangspost sehr genau ... mein Spiel ist zwar auch mal Drama, aber niemals Drama um des Dramas willen, sonder eben Drama, wenn Drama entsteht.

Meh. Das hat nicht mal mehr was mit "Drama" an sich zu tun, das sind einfach nur noch Starallüren: "Ich, der SL, und die hochverehrten Verfasser meines Lieblingslesefutters sind natürlich zehnmal wichtiger als irgend so ein dahergelaufenes 08/15-Spielergesocks!"

Und nein, so was muß man sich nun wirklich nicht antun. ;)

Offline Blechpirat

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1127 am: 28.12.2016 | 13:48 »
Ich freue mich sehr, dich lieber Settembrini, wieder online zu sehen! Du warst viel zu lange weg. Willkommen zurück!

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Offline Bilbo

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1128 am: 28.12.2016 | 13:51 »
KA um was grade genau gestritten wird, aber ich hör mir den Podcast auch nicht an.
Ich werd auch nicht schlau aus der Diskussion .... Wieder mal so ein Streit um des Königs Bart oder? Wobei der Koenig schon zu Old Kiesows Zeiten splitterfasernackt war ;)

Also ehrlich: jeder darf doch jede un- oder auch qualifizierte Meinung und Deinung zum besten hier geben es sei denn er verletzt die Richtlinien des Forums oder?

Offline Settembrini

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1129 am: 28.12.2016 | 14:34 »
Dass sich die Bewertung einer Spielrunde mit der Zeit verändert mag sein. Allerdings ändert sich dabei selten die generelle Einschätzung - idR findet man hinterher immer noch gut/schlecht, was man auch während der Runde gut/schlecht fand, nur halt aus anderen Gründen. Und das betrifft nicht nur dramatische Entscheidungen, sondern auch taktisch-strategische, solche die das Charakterspiel betreffen, usw. usf.

Es ist nicht einmal etwas, was exklusiv beim Rollenspiel anzutreffen wäre: beim Brettspiel, Tabletop oder Computerspiel bemerkt man dies ebenso. Insofern: Nicht falsch, aber belanglos.

Ich meine ja nicht nur die Bewertung mit zeitlichem Abstand und in größerem Zusammenhang, sondern die unterschiedliche Bewertung der Spieler selber.
Blechpirat hat mal sinngemäß gesagt, ob er die Meinung noch hat, weiß ich nicht:

"Wenn ein Kampf mit nem großem Gegner zu schnell vorbei wäre, weil die Spieler zu gut/schlau/trickreich/glücklich waren, dann erwarte ich, daß der Master dann dem Gegner mehr HP gibt, um den Kampf epischer/spannender/dramaturgischer " zu gestalten."

Und zwei Mitspieler, mich eingeschlossen, waren der gegenteiligen Antwort. Man kann DM-Tricksereien aus sog. "dramaturgischen" Gründen eben nicht jedem Recht machen, und wenn sie geheim passiert, dann ist erstmal ein Vertrauensbruch. Er mag ohne Konsequenzen bleiben, aber es ist ein Vertrauensbruch.

Ich fand keinen "Bosskampf" epischer als die Szene, wo meine Spieler (D&D 3.5):

- bei Gra'zzt in dem Thronraum gingen
-  ihm total blöde Drohen (Hier wäre jeder Stimmungs-SL bereit die Gruppe auszulöschen weil sie "was total Dummes"TM gemacht haben, und ich hatte auch schon alles auf TPK geschaltet)
- dann Grazzt drei Patzer hintereinander würfelt (Initiative, Rettungswurf, Magieresistenz)
- und noch "auf dem falschen Fuß" in der Überrraschungsrunde durch einen Finger des Todes umkippt und für immer ausgelöscht ward.

Immer noch ne MEGA-Erinnerung für alle die da waren. Stoff aus dem Legenden sind. Zumindest die der Spielwelt. Aber die Story habe ich auch schon mindestens dreimal online erzählt.

Auch das 7:1 GERBRA hätte kein Oberdramaturg der Welt hinbekommen, ist aber das einzige Fußballspiel, zudem es minütliche Nacherzählungsbücher gibt.

Mir geht's beim "FREIHEIT!"-Schreien eben garnicht um Freiheit von irgendwelchen Rollotheorien, sondern um Freiheit vor dem Einheitsbrei der Popmedienschaffer. Nur ganz, ganz wenige der "tollen HBO" Serien können deren eigener Formelhaftigkeit wirklich entfliehen.
Und die sind entweder durch Dokumentarisch/Historisches unterfüttert (Wire/Treme/Rome), oder von ROLLENSPIELERN der US-Machart gemacht (GoT).
« Letzte Änderung: 28.12.2016 | 14:36 von Settembrini »
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1130 am: 28.12.2016 | 14:37 »
Ich freue mich sehr, dich lieber Settembrini, wieder online zu sehen! Du warst viel zu lange weg. Willkommen zurück!

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Ja, bin auch froh einige wiederzusehen.
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1131 am: 28.12.2016 | 14:39 »
Jeder hat ja gewisse Standardrezepte, die - im Idealfall - die letzten x Male geklappt haben, insofern stellt sich die Frage "Drama (o.ä.) ja/nein?" schon mal nicht losgeöst vom individuellen SL und insbesondere seiner Gruppe.

WENN ABER der SL mit Drama/Dramaturgie/Railroading bisher in der Mehrzahl der Fälle (für die Mehrzahl der Spieler) gute Ergebnisse lieferte, DANN KANN "Drama" durchaus oberste Priorität haben.
Und bei vielen Gruppen ist das so..... und bei vielen Gruppen ist das nicht so, auch gut.

Problematisch wird das doch erst, wenn die "Drama-Orientierung" nicht (mehr) zum Ziel führt, der Besserwisser-SL aber auf Biegen und Brechen an seiner "hab ich schon immer so gemacht"-Methode oder uu falschen Prioritäten ("7 von 10 Forumisten finden die Borbarad-Kampagne endgeil, warum ihr unwissenden Deppen nicht?") festhält.

Umgekehrt gilt aber das gleiche.
In meiner Langzeitgruppe waren wir seit der Borbaradkampagne vorsichtig mit Railroading-Elementen und haben eher versucht diese klein zu halten (und sei es, dass mangels Kampagne die Zugfahrt kürzer wurde).

Irgendwann stellte sich aber heraus, dass die Gruppe durchaus gerne Zug fährt, sobald ihre eigene Navigation nicht mehr ausreicht.

Ergo ceterum censeo:
Sobald es hakt: Methodenwechsel + kritisches Hinterfragen der Prioritäten als SL

(Deshalb lasse ich mir meinen dramaturgischen Ansatz aber längst nicht madig reden, denn derzeit funktioniert der in meinen individuellen Nussschalen gut bis bestens....)
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1132 am: 28.12.2016 | 14:40 »
Ja, bin auch froh einige wiederzusehen.

Und ich sehe den legendären Settembrini endlich mal von Angesicht zu Angesicht  ;)
Dafür hebe ich mein Visier.
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alexandro

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1133 am: 28.12.2016 | 14:59 »
Ich meine ja nicht nur die Bewertung mit zeitlichem Abstand und in größerem Zusammenhang, sondern die unterschiedliche Bewertung der Spieler selber.
Blechpirat hat mal sinngemäß gesagt, ob er die Meinung noch hat, weiß ich nicht:

"Wenn ein Kampf mit nem großem Gegner zu schnell vorbei wäre, weil die Spieler zu gut/schlau/trickreich/glücklich waren, dann erwarte ich, daß der Master dann dem Gegner mehr HP gibt, um den Kampf epischer/spannender/dramaturgischer " zu gestalten."

Und zwei Mitspieler, mich eingeschlossen, waren der gegenteiligen Antwort. Man kann DM-Tricksereien aus sog. "dramaturgischen" Gründen eben nicht jedem Recht machen, und wenn sie geheim passiert, dann ist erstmal ein Vertrauensbruch. Er mag ohne Konsequenzen bleiben, aber es ist ein Vertrauensbruch.

Ich fand keinen "Bosskampf" epischer als die Szene, wo meine Spieler (D&D 3.5):

- bei Gra'zzt in dem Thronraum gingen
-  ihm total blöde Drohen (Hier wäre jeder Stimmungs-SL bereit die Gruppe auszulöschen weil sie "was total Dummes"TM gemacht haben, und ich hatte auch schon alles auf TPK geschaltet)
- dann Grazzt drei Patzer hintereinander würfelt (Initiative, Rettungswurf, Magieresistenz)
- und noch "auf dem falschen Fuß" in der Überrraschungsrunde durch einen Finger des Todes umkippt und für immer ausgelöscht ward.

Immer noch ne MEGA-Erinnerung für alle die da waren. Stoff aus dem Legenden sind. Zumindest die der Spielwelt. Aber die Story habe ich auch schon mindestens dreimal online erzählt.

Auch das 7:1 GERBRA hätte kein Oberdramaturg der Welt hinbekommen, ist aber das einzige Fußballspiel, zudem es minütliche Nacherzählungsbücher gibt.

Mir geht's beim "FREIHEIT!"-Schreien eben garnicht um Freiheit von irgendwelchen Rollotheorien, sondern um Freiheit vor dem Einheitsbrei der Popmedienschaffer. Nur ganz, ganz wenige der "tollen HBO" Serien können deren eigener Formelhaftigkeit wirklich entfliehen.
Und die sind entweder durch Dokumentarisch/Historisches unterfüttert (Wire/Treme/Rome), oder von ROLLENSPIELERN der US-Machart gemacht (GoT).

Ja, aber für jede solche Szene, gibt es unzählige andere, in denen die Ergebnisse eben nicht den Geschmack der Spieler treffen. Ist halt ein bisschen Glückssache, weswegen ich Zufall zwar mag, zuviel davon (Pyromancers Reichsforst-Zufallstabelle z.B.) aber eher ablehnend gegenüber stehe. Bei GoT ist es ja auch so, dass gefühlte 75% der Leser nach Buch 4 abgesprungen sind (oder zumindest nur noch sehr widerwillig weiterlesen), weil Martins Geschichte zwar radikal mit den dramatischen Konventionen bricht, aber eben so radikal, dass mittlerweile einfach nur Dinge passieren, ohne dass man das Gefühl hat, es würde irgendwo hinführen (ganz so, als hätte er das einfach ausgewürfelt). Die Show hat das schon erkannt und etwas entschärft, was "für die Dramaturgie unwichtige" Plotstränge angeht.

Weilandt 1989 war man ja der Meinung, dass es in der Verantwortung des SL liege, zu entscheiden, was dramatisch ist. Nur konnte er das kaum sinnvoll umsetzen, ohne die Spieler am Tisch zu fragen. Insofern ist es schon klüger, diese gleich in solche Entscheidungen einzubeziehen. Damit kommt vielleicht keine Weltliteratur heraus, aber zumindest eine Geschichte, mit der alle am Tisch glücklich sind.  ^-^

Swafnir

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1134 am: 28.12.2016 | 15:08 »
Ich denke man kann auf beiden Wegen zum Ziel kommen - oder auf beiden scheitern. Im Endeffekt läuft das nur auf eine Glaubensfrage heraus. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich auch für die vom SL generierte Dramaturgie plädiert. Aber eine letzten Beyond The Wall-Runden haben mir gezeigt, dass auch der Zufall bzw. die Würfel interessante Storys schreiben können.

Von daher kann ich keiner der beiden Sichtweisen zu 100% zustimmen oder ablehnen.


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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1135 am: 28.12.2016 | 15:10 »
Ich denke man kann auf beiden Wegen zum Ziel kommen - oder auf beiden scheitern. Im Endeffekt läuft das nur auf eine Glaubensfrage heraus. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich auch für die vom SL generierte Dramaturgie plädiert. Aber eine letzten Beyond The Wall-Runden haben mir gezeigt, dass auch der Zufall bzw. die Würfel interessante Storys schreiben können.

Von daher kann ich keiner der beiden Sichtweisen zu 100% zustimmen oder ablehnen.
Ich stimmer deiner Sichtweise zu 100% zu!
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1136 am: 28.12.2016 | 15:13 »
Nur konnte er das kaum sinnvoll umsetzen, ohne die Spieler am Tisch zu fragen. Insofern ist es schon klüger, diese gleich in solche Entscheidungen einzubeziehen. Damit kommt vielleicht keine Weltliteratur heraus, aber zumindest eine Geschichte, mit der alle am Tisch glücklich sind.  ^-^

Ja, das ist in sich schlüssig.

Ich finde so eine Art Spiel volkommen uninteressant, aber es umgeht das Problem, was aus dem Podcast-Argumenten erwächst.

Für alle die die Standard-Dramaturgie mögen gibt es ja Myriaden von Angeboten, die sie so passiv und ohne Verabredung mit echten Menschen abrufen können, wie sie wollen. Warum man davon noch im Hobby mehr haben will erschließt sich mir nicht, aber ich verstehe die Kartoffeln ja eh nicht. Aber dazu mehr, wenn mein Blog wieder läuft!

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1137 am: 28.12.2016 | 15:17 »
Ich denke man kann auf beiden Wegen zum Ziel kommen - oder auf beiden scheitern. Im Endeffekt läuft das nur auf eine Glaubensfrage heraus. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich auch für die vom SL generierte Dramaturgie plädiert. Aber eine letzten Beyond The Wall-Runden haben mir gezeigt, dass auch der Zufall bzw. die Würfel interessante Storys schreiben können.

Von daher kann ich keiner der beiden Sichtweisen zu 100% zustimmen oder ablehnen.

Nachgehakt: Als SPIELER fandest Du echtes Spielen (=! alles ist random) gut. Fandst Du vorgesetzte/vorgekaute "Dramaturgie" auch als SPIELER gut? Beschreibe doch bitte mal Deine Gefühle, wie das ist, wenn offensichtlich der SL entscheidet und Deine gewollten Handlungen beschränkt, wo daran der Spaß liegt. Ich kann mich da nicht reinversetzen!
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1138 am: 28.12.2016 | 15:24 »
Ja, das ist in sich schlüssig.

Ich finde so eine Art Spiel volkommen uninteressant, aber es umgeht das Problem, was aus dem Podcast-Argumenten erwächst.

Für alle die die Standard-Dramaturgie mögen gibt es ja Myriaden von Angeboten, die sie so passiv und ohne Verabredung mit echten Menschen abrufen können, wie sie wollen. Warum man davon noch im Hobby mehr haben will erschließt sich mir nicht, aber ich verstehe die Kartoffeln ja eh nicht. Aber dazu mehr, wenn mein Blog wieder läuft!

Solange kann ich nicht warten  ;)

Bratkartoffeln, Pommes, Auflauf, Gratin eines 5Sternekochs.
Was albern klingt, hat einen waren Kern:
Die "reine Lehre-Dramaturgie" funktioniert genausowenig wie die Wahrnehmung einer "dramaturgieaffinen Gruppe" als "Erzählonkel+tumbe Zuhörkiddies",
denn in diesem Extrem kommt sie nur äußerst selten vor.

An sich ist es ganz anders:
"So lange die Story richtig spannend ist, lehne ich mich gerne zurück!"- oder "Oh, tut mir leid, SL, aber hier wissen wir echt nicht weiter, mach mal bitte kurz den Erzähler!"- oder "Hauptsache die Illusion ist gut, dann mag ich sogar Railroading"-Spielertypen sind schon sehr viel häufiger.

Da ist ein "dramaturgiegeladener" oder zumindest ein "dramaturgieunterstützter" Spielstil durchaus von Vorteil.
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1139 am: 28.12.2016 | 15:40 »
Nachgehakt: Als SPIELER fandest Du echtes Spielen (=! alles ist random) gut. Fandst Du vorgesetzte/vorgekaute "Dramaturgie" auch als SPIELER gut? Beschreibe doch bitte mal Deine Gefühle, wie das ist, wenn offensichtlich der SL entscheidet und Deine gewollten Handlungen beschränkt, wo daran der Spaß liegt. Ich kann mich da nicht reinversetzen!

Echtes Spielen? Da kann ich dich schon nicht verstehen. Ich hab noch nie unecht gespielt  ;).

Ich muss sagen auf Spielerseite hab ich geschaut bei welchem SL ich Spaß hatte. Wie der SL das gemacht hat, wollte ich noch nie wissen. Wenn der mich nach Strich und Faden verarscht hat und meine Würfe am Ende keine Auswirkung hatten - ist mir im Nachhinein ziemlich egal, solange ich das nicht merke und meinen Spaß hatte. Ich will das gar nicht wissen. Ist das falsch? Ich meine nicht.
Ich schau mir auch ungerne Making Ofs von Filmen an. Wurde ich gut unterhalten und hatte meinen Spaß, muss ich nicht haargenau wissen, wie es dazu kam.

Bekomme ich aber den Eindruck, dass ich keinen Einfluss habe, dann geht der Spaß sicherlich flöten. Aber das sind dann halt extreme Ausschläge in eine der beiden Richtungen oder es ist einfach schlecht gemacht. Und da sind Extreme halt immer suboptimal.



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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1140 am: 28.12.2016 | 15:52 »
Nachgehakt: Als SPIELER fandest Du echtes Spielen (=! alles ist random) gut. Fandst Du vorgesetzte/vorgekaute "Dramaturgie" auch als SPIELER gut? Beschreibe doch bitte mal Deine Gefühle, wie das ist, wenn offensichtlich der SL entscheidet und Deine gewollten Handlungen beschränkt, wo daran der Spaß liegt. Ich kann mich da nicht reinversetzen!

Ich kenne beide Arten von Spielertypen (die Spieler die Konsistenz und kein sinnloses Drama wollen und Spieler, die ganz viel auf Drama und schmalz stehen) aus dem nahe Freundeskreis und ich hab das ebenfalls ewig nicht verstanden.

Die Leute die auf viel Drama und Schmalz stehen, sehen Rollenspiel tatsächlich mehr unter einem dramaturgischen theaterlichen Aspekt. Der Held oder Gegenspieler stirbt in einer tragischen in die Länge gezogene Szene mit Spotlight und allem drum und dran.
Denen gefällt schlicht nicht ein Spiel bei dem der Held oder der Gegenspieler durch einen verkackten Save or Die Wurf aus dem Spiel ausscheidet. Es ist einfach eine andere Erwartung die sie haben.
Diesen Spielern gefällt tatsächlich das Schauspiel bzw. für die ist das Schauspiel oder das Spielen der Rolle mit viel Drama der Spassfaktor.

Als One-Shot ist sowas für mich auch mal eine ganz nette Erfahrung gewesen.

Ich persönlich mag es dann doch so, dass das Spiel konsistent ist - auch hinter dem SL Schirm. Man muss es den Spielern vielleicht nicht grausam schwer machen, wenn man z. B. weiß, dass zu einer Sitzung 2 Spieler ausfallen, kann man ja sein Szenario im Vorfeld anpassen. Schlecht dagegen finde ich, wenn ich direkt während dem Spiel an den TP der Gegener rum schrauben würde ... das verzerrt dann oft die Wahrnehmung, da die Spieler der Auffassung sind, dass dieser Gegnertyp unnötig schwer oder extrem leicht zu überwinden ist.

Ich würfle auch gerne auf die Werte eines SCs
Ich mag aber auch Schauspielerei, hier sehe ich die Charakterzüge eines SCs als Zusatzattribute, die auch im Spiel bewerten werden müssen, wenn es grad hinderlich ist - ähnlich wie man das z. B. bei Attributen macht.

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1141 am: 28.12.2016 | 15:55 »
Echtes Spielen? Da kann ich dich schon nicht verstehen. Ich hab noch nie unecht gespielt  ;).

Ich muss sagen auf Spielerseite hab ich geschaut bei welchem SL ich Spaß hatte. Wie der SL das gemacht hat, wollte ich noch nie wissen. Wenn der mich nach Strich und Faden verarscht hat und meine Würfe am Ende keine Auswirkung hatten - ist mir im Nachhinein ziemlich egal, solange ich das nicht merke und meinen Spaß hatte. Ich will das gar nicht wissen. Ist das falsch? Ich meine nicht.
Imho ist es nicht egal, weil ... man möchte ja weiter dort spielen und lernt sich besser kennen. Und wenn man dann erkennt, dass man Zitat "nach Strich und Faden verarscht" wurde, geht es dann ja doch mit ach und krach auseinander.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1142 am: 28.12.2016 | 16:03 »
(Pyromancers Reichsforst-Zufallstabelle z.B.)

Ich kann mich gerade nicht erinnern: Welche Reichsforst-Zufallstabelle?

Swafnir

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1143 am: 28.12.2016 | 16:15 »
Imho ist es nicht egal, weil ... man möchte ja weiter dort spielen und lernt sich besser kennen. Und wenn man dann erkennt, dass man Zitat "nach Strich und Faden verarscht" wurde, geht es dann ja doch mit ach und krach auseinander.

Na wie oft kommen solche Extreme denn wirklich vor? Ich hab sowas bisher bei einem SL erlebt. Der hat einen so lange würfeln lassen, bis das passiert ist was er von der Story wollte. Der hatte genaue Vorstellungen und die Spieler sollten da nach Möglichkeit nicht stören.  Bei dem hab ich dann ganz friedlich irgendwann nicht mehr mitgespielt. Macht er mal nen Oneshot beim Spieletreff, bin ich gerne dabei. Aber Kampagnen spiele ich da nicht mehr. Ich muss aber auch sagen, dass ich bei dem Spielleiter absolut geniale Rollenspielerlebnisse hatte, die ich nicht missen möchte.

Ist halt nicht alles so schwarz und weiß wie es einige gerne hätten  ;)

Offline Settembrini

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1144 am: 28.12.2016 | 17:02 »
Es gibt viele Leute die gucken freiwillig Tatort.

Die Lehre ist ja daraus nicht, daß die Realität weniger schwarz und weiß sei, sondern daß es einfach mal verdammt viel schwarz gibt.*
DAS ist die Realität.

Und deswegen gibt es in Deutschland proportional so viel weniger echte Zocker.

*aka: Die Lehre aus dem wöchentlichen Erfolg des Tatorts ist ja nicht, daß das deutsche Fernsehen doch ganz gut ist, sondern daß der Geschmack der Zuschauermehrheit sub omnia canones ist.
« Letzte Änderung: 28.12.2016 | 17:07 von Settembrini »
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1145 am: 28.12.2016 | 17:09 »
Niemand verbietet dir irgendwas. Deine Argumentation klingt gerade stark nach Sarrazin/Pegida/AfD. Die sehen auch immer direkt die Meinungsfreiheit in Gefahr, wenn jemand der Meinung ist, ihre Meinung sei scheiße. Sollte eigentlich unter deinem Niveau sein.

Mich erinnert das auch entsprechend:
Eine Seite kritisiert einen von ihnen als negativ wahrgenommenen Zustand.
Die Sympatisanten des Zustands haben keien Arghumente, setzen aber inhaltsbefreit die moralische Keule, Zeigefinger bzw hier Daumen ein...

Zum Thema selbst:
Eigentlich solten wir froh sein, dass es so viele Alternativen für jeden Geschmack gibt.
Das bringt aber in der Praxis auch nur etwas, wenn das enbtsprechend offen deklariert wird und so jeder sieht auf was er sich einlässt und auch alle sich daran halten und nicht doch noch zum Wohle von Position X etwas dazu kiuppen, weil das "besser" ist oder eine ähnliche, die Kraft ursprünglichem Spielkompromiss gerechtfertigten Interessen der Mitspieler ignorierende Rechtfertigung nutzt.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1146 am: 28.12.2016 | 17:11 »
Kann nur persönlich erzählen und ist auch nur ein Beispiel. Es ging darum dass mein SC durch eine Halle mit lauter Kacheln spazierte und der SL mehrfach vorher fragte ob ich das WIRKLICH machen will. Ich: ja will ich. Ich musste dann fuer jede Bodenfliese angeben von welcher ich zu welcher spazieren soll. Immer wieder wuerfelte der SL hinter dem Schirm und zeichnete auch scheinbar. Als ich drüben ankam zeigte er uns den Plan nach dem Motto: da wären tödliche Fallen gewesen. Ich glaubte ihm kein Wort denn ich hatte den Eindruck er erzählt das nur um zu beeindrucken, der Dramaturgie wegen, während ich die ganze Zeit nur gedacht hatte "omg jetzt is vorbei"! Also hat mich die Dramaturgie nur nicht erfreut und ich hab dann alsbald diese Gruppe wegen dem komischen SL für immer verlassen.....

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1147 am: 28.12.2016 | 17:14 »
Das glaub ich gar nicht mal. Als ich in den USA war, gabs auch ne Menge Spieler die sehr dramaorientiert waren. Es gibt da einfach mehr Menschen in einem Sprachraum ;)

Den dramaorentierten Spielern ist eben mehr das Spielen einer Rolle im Sinne von Theater wichtig bzw. ziehen da ihren Spass raus.

Die Zocker ziehen ihren Spass aus dem Nervenkitzel, dass plötzlich und völlig unerwartet alles verloren oder alles gewonnen sein kann - Ähnlich wie vielleicht beim Glücksspiel.

In ihrer Reinform sind das zwei sehr gegensätzliche Ausprägungen, die im Rollenspiel unterwegs sind. Es gibt vermutlich dann auch noch Mischformen oder so ... aber ich glaube diese Art von Diskussionen gab es eh schon das eine oder andere mal.

Für mich als Spieler ist es nur wichtig, dass der SL diese Rahmenbedingungen seinen Spielern gegenüber kommuniziert.

ErikErikson

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1148 am: 28.12.2016 | 17:17 »
Das mehrmalige "Willst du das wirklich machen" ist die höfliche Form von "Bitte lass es bleiben, ich komm damit nicht klar!" Da finde ich es immer etwas fies, ihn dann reinzureiten. Kann natürlich sein er hats verdient. 

Zum Kommunizieren, ich denke einfach ,die Leute sind nicht in der Lage, das so klar zukommunizieren. Die meisten denken darüber gar nicht nach und kenne auch die Begriffe oder die Theorien dazu gar nicht. Die kaufen sich einfach nen Abenteuerband und schauen das sie das irgendwie geleitet bekommen.
« Letzte Änderung: 28.12.2016 | 17:19 von ErikErikson »

Swafnir

  • Gast
Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #1149 am: 28.12.2016 | 17:18 »
Es gibt viele Leute die gucken freiwillig Tatort.

Die Lehre ist ja daraus nicht, daß die Realität weniger schwarz und weiß sei, sondern daß es einfach mal verdammt viel schwarz gibt.*
DAS ist die Realität.

Und deswegen gibt es in Deutschland proportional so viel weniger echte Zocker.

*aka: Die Lehre aus dem wöchentlichen Erfolg des Tatorts ist ja nicht, daß das deutsche Fernsehen doch ganz gut ist, sondern daß der Geschmack der Zuschauermehrheit sub omnia canones ist.

Wer für sich den guten Geschmack deklariert hat halt einen einfachen Diskussionsstandpunkt. Da kann ich nur müde lächeln ;)