Die These, dass es bei Rollenspiel um Entscheidungen (und notwendigerweise dann um die Folgen und Konsequenzen) geht, kann ich nur teilweise bestätigen.
Ja, in meinem Rollenspiel (das was ich spiele, möchte) ist das der Fall.
Die Frage, wie diese Entscheidungen (SCs/NSCs tun dies, sagen das) zustande kommen, ist dann notwendigerweise die nächste Frage.
Plausibilität ist das meine Antwort, Dramaturgie ist die alternative dazu. Wobei sich beide nicht gänzlich gegenseitig ausschließen.
Mein Rant richtet sich gegen die Mode, der Dramaturgie alles andere unterzuordnen...
So, das zum Ja, kommen wir jetzt zum "Nein!"
Denn es gibt noch eine andere Herangehensweise, wie man Rollenspiel wahrnehmen kann.
"Es geht nicht um Entscheidungen, es geht um das Erlebnis!"
Ich nenne das mitlerweile "Reenactment-RPG". (Den Name habe ich aus dem Dorp-Cast von Michael Mingers)
Kurz beschrieben: Man nimmt ein Kaufabenteuer und spielt den Plot nach.
Da geht es nicht mehr um Entscheidungen, denn es existieren keine echten Freiheitsgrade in der Storyentwicklung.
Ich will das nicht schlecht reden, auch wenn das nicht das Rollenspiel ist, was ich präferiere.
Es gibt Leute, die haben da sehr viel Spaß dran und was soll man dann dagegen sagen.
Dass man daran Spaß haben kann, ist mir erst durch den Begriff "Reenactment" klar geworden - der stammt ja aus einer Freizeit-Szene, wo sich Leute in historische Klamotten stecken und historische Begebenheiten nachspielen.
In diversen amerikanischen TV Serien kann man das zB beobachten, wie Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs nachgespielt werden.
In Deutschland kenne ich das aus der Völkerschlacht von Leipzig. Und auch da existiert ein Plot und der wird nachgestellt. Und auch das Ende steht fest. Freiheitsgrade in der Story sind minimal.
Wenn man sich da vor Augen hält, dass da tausende Begeisterte mitmachen (Wallensteinfestspiele in Memmingen mit 4500 Beteiligten Akteuren), kann man schwer behaupten, das sowas keinen Spaß machen könnte.
Wie gesagt: Das war ein Augenöffner für mich, dahin gehend, dass mir klar wurde, dass durchaus ein Reiz drin liegen kann, Geschichten nachzuerleben.
Damit ist es immer noch nicht mein Ding geworden, aber ich verstehe jetzt, dass es einfach eine andere Art von Rollenspiel ist und vermeide negative Äußerungen
und kann dem irgendwo (wenn es z.B. entsprechend gut präsentiert wird) meinen Respekt bezeugen.