Einerseits kann ich Teylens Standpunkt schon verstehen: Wenn ich mit jemandem Kniffel spiele, aber der andere würfelt für uns beide, während ich daneben sitze und nur Anweisungen für meine Spielzüge gebe, dann habe ich schon weniger das Gefühl, mitzuspielen, als wenn ich meinen kompletten Spielzug allein durchführe. Bzw. ich erinnere mich daran, dass ich es als Kind toll fand, bei Spielen für die Erwachsenen würfeln zu dürfen, auch wenn ich die Regeln nicht verstehen konnte, das war für mich "mitspielen".
Andererseits finde ich selbst inzwischen Würfelspiele und Glücksspiele im Allgemeinen uninteressant. Vielleicht bin ich da von zuviel Mathematik verdorben, aber ich sehe bei sowas inzwischen nur noch Wahrscheinlichkeitsraum soundso, Erwartungswert dies und das, Gewinnerwartung sonstwienoch, ok, ich weiß zwar nicht, was ich in der nächsten Runde würfeln werde, aber wenn ich das Spiel 1000mal spiele, weiß ich genau, was passiert.
Beim Rollenspiel (oder auch bei immersiven Brettspielen) erfahre ich das etwas anders, weil durch den Kontext die meisten Würfelwürfe emotional aufgeladener sind und sich dadurch voneinander unterscheiden. Aber dass ich selbst den eigentlichen Wurf durchführe, ist mir dabei nicht wichtig.
Wenn es vom Regelmechanismus her egal ist, dann muss ich nicht selbst würfeln, solange irgendwer würfelt. Fate ist da ein gutes Beispiel, weil der Grundmechanismus so funktioniert: "Wir vergleichen zwei Werte, nachdem wir vorher beide zufällig verschoben haben"
Nehmen wir einmal an, es geht um einen SC, der eine Falle auslöst. Als SL könnte ich mit dem Gefahrenwert der Falle gegen den passiven Verteidigungswert des SC würfeln. Oder ich könnte den Spieler die Verteidigung seines SC gegen den passiven Gefahrenwert der Falle würfeln lassen. Oder wir könnten beide würfeln. Oder ich könnte einen dritten Spieler würfeln lassen und das Ergebnis des neutralen Wurfs mit den beiden Werten verrechnen.
Aber egal, wie ich mich entscheide, die Situation abzuwickeln, regeltechnisch sind alle Fälle äquivalent (bzw. lassen sich alle entsprechend umformen). Und weil ich das weiß, ist es mir persönlich egal, wie das läuft, bzw. würde ich die Person würfeln lassen, die dabei den meisten Spaß hat.
Wenn ich jetzt auf einer Con den Fate-Mega-Deathtrap-Dungeon mit 25 Spielern leiten würde und die alle in den Raum mit der Falle stürmen, würde ich da auf jeden Fall die Spieler würfeln lassen. Der ganze Spaß mit Koordinieren, Aspekten etc. wäre mir an der Stelle genug Arbeit. Ich kann aber auch durchaus die SL sehen, die da selbst 25mal würfelt und mitwürfelt und dabei einen Riesenspaß hat. Gut für sie! Aber ich lasse mich an der Stelle gern von diesem Spielaspekt ausschließen, oder, wie ich es nennen würde, entlasten.