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Königsmacher AP

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shodan:
In unserer Gruppe gehen gerade etwas die Meinungen auseinander, ob und wieviel man aus der Reichskasse entnehmen sollte. Wie handhabt ihr das in eurer Gruppe?

Unser Reich erhebt keine Steuern und erst nach Jahren (ab Herzogtumgröße), haben wir 2mal etwas entnommen und das ohne nennenswerte Unruhe zu schaffen ... natürlich möchten die Befürworter dies als Regelmäßigkeit fortführen.

Spielermeinungen reichen von "dafür arbeiten und riskieren unser Leben bis hin zu einfach Nein" ... gut, wir haben einen Rat, der demokratisch nach Mehrheit entscheidet. Der Meister betitelt uns als Despoten, dabei retten wir alle und bieten ein steuerfreies und sicheres Leben ohne Todesstrafe - nur nehmen uns mal etwas vom Kuchen für persönliche Wünsche ;)

Und nein - niemand rennt nun mit +5 Waffen/Rüstungen oder Erzmagierrobe rum  >;D

Mich würde eure Sichtweise als Rollenspieler allgemein, als Spieler und als Meister interessieren.

ErikErikson:
Das lässt sich nur über den Effekt sagen, den das hat. Du musst dir die Frage stellen: Was passiert, wenn die Spieler so und soviel Geld aus der Kasse entnehmen? Will ich das dies passiert?

Und bei dem Geldbetrag, bei dem du die letzte frage mit: Ja! beantwortet hast, würde ich bleiben.

Rein persönlich würde ich ihnen als SL das Geld hinterherschmeissen, bis sie drin ersaufen, da mich das Ausrüstungshickhack und die Geldverwaltung als SL nervt wie sonstwas.
Also Spieler würde ich die Option wählen, die meinem Char den größtmöglichen Geldgewinn beschert, ohne das das Lootsystem ausgehebelt wird, also irgendwas moderates.

shodan:
Wir, als Spieler, haben jetzt auf Stufe 9 gerade mal 3.900 Goldmünzen pro Charakter entnommen .... da bringen wir das loot-system sicherlich nicht mit durcheinander.

Das ist auch sicherlich nicht das eigentliche Probleme, aber es herrscht eine unterschiedliche Meinung darüber, ob man das moralisch tun sollte oder ob es den Charakteren zu steht. Wie gesagt, wir sind sehr baufreudig, erheben keine Steuern und haben quasi keine "Unruhe" (bzw. wird der kleine Wert sofort wieder ausgeglichen). Die meisten Charakter sind neutral, rechtschaffen-neutral, chaotisch-neutral und chaotisch-gut. Eine Entnahme wird im Rat demokratisch abgestimmt und gleichmäßig verteilt.

Vorweg: wir haben keine Spieler:Spieler bzw. Spieler:Meister Probleme, sondern rein auf Charakterebene im Spiel.

Die Befürworter werden als Despoten bezeichnet und eigentlich machen die Bürger ja die "Baupunkte" und nicht die Charaktere. Klingt für mich eher nach träumerischer Kommunistenwelt. Heisst, das Streben nach Gold ist "schlecht/böse" und wir nehmen dem armen Bauern die Früchte Ihrer Arbeit weg ...

Und genau das sehen einige Charaktere anders, weil sie z. B. der Meinung sind, dass es ihnen für Ihre Dienste und Einsatz vom eigenen Leben zusteht (solange niemand dafür Leid ertragen muss) oder zusätzlich auch einen Anteil fordern, denn letztendlich ist ja nur einer der Herrscher (mit Ehefrau und kommenden Thronerben). Da muss man jeder andere, ohne vererbbaren Titel, doch vorsorgen. Und es ist wirklich egal, ob wir später Kohle einfach in der Kiste haben (weil der Meister uns nicht alles kaufen lässt) oder es verprassen.

Immerhin ist somit das Königreich nicht langweilig ... es wird ständig diskutiert und gestritten, aber letztendlich zum Schluß gemeinsam entschieden.

Fazit - meine Frage nach eurer Meinung ist wohl weniger spieltechnischer Natur


Antariuk:
Ich zitiere mal in verquerer Reihenfolge, aber ohne böse Absicht.


--- Zitat von: shodan am  8.10.2016 | 08:29 ---Fazit - meine Frage nach eurer Meinung ist wohl weniger spieltechnischer Natur

--- Ende Zitat ---

Das denke ich auch, weil wir die Umstände deiner Runde nur in Ansätzen kennen und es viele Gründe für ein Pro/Contra gibt. Zumal es für genau diesen Fall - meines Wissens nach - auch wirklich keinerlei Angaben in den Königsbauregeln gibt. Das wäre denke ich auch ziemlich unnötig.


--- Zitat von: shodan am  8.10.2016 | 08:29 ---Vorweg: wir haben keine Spieler:Spieler bzw. Spieler:Meister Probleme, sondern rein auf Charakterebene im Spiel.

--- Ende Zitat ---

Das finde ich interessant weil es nach reichlich Potential für fruchtbare Charakterentwicklungen klingt. Insofern ist das wohl ein Idealszenario, was Streitigkeiten am Spieltisch angeht, weil in vielen Runden würde sowas auf Spielerebene ausgefochten - speziell bei Pathfinder. Solange ihr alle Spaß habt und am Ende des Tages gerne in der Runde erscheint und spielt würde ich sagen läuft doch alles richtig. Ich kann mir grade nur schwer vorstellen eindeutige Position zu dem dargelegten Problem zu beziehen ohne selber vor Ort am Spieltisch zu sitzen.

Aber... Was man, ganz abseits vom Zustand des eigenen Königreiches, der Gesinnung der Gruppe und den Vorstellungen wer wann wo und wie Gut/Böse ist unbedingt beachten sollte ist dass Charaktere in Pathfinder, besonders einem Adventure Path, ihr Wealth-by-Level durchaus brauchen. Nicht immer punktgenau und sofort, je nach Setting, Abenteuer, Gruppenzusammenstellung und System Mastery sind da enorme Schwankungen möglich und spielbar, aber so ganz prinzipiell ist das nicht einfach ein Extra was der SL nach Laune mal und mal nicht in die Menge werfen kann sondern ein wichtiger Baustein zu einem funktionierenden Charakter. Spätestens so alle 5 Level sollte man immer wieder genau hinsehen wie gut die Gruppe mit den aktuellen Herausforderungen zurechtkommt und wo es nachzufüttern gilt.

Ich sage das weil...


--- Zitat von: shodan am  8.10.2016 | 08:29 ---Wir, als Spieler, haben jetzt auf Stufe 9 gerade mal 3.900 Goldmünzen pro Charakter entnommen .... da bringen wir das loot-system sicherlich nicht mit durcheinander.

--- Ende Zitat ---

Klingt für mich jetzt nicht danach als wenn eure Charaktere besonders gut ausgerüstet sind (aber korrigiere mich bitte wenn ich da jetzt falsch liege). Ich würde als Spieler auf Level 9 zu 3.900 GM sicherlich nicht Nein sagen, aber eine bemerkenswerte Summe ist das in dem Moment weiß Gott nicht - das ist weniger als die Vorgabe der Geldmenge für einen angemessenen Encounter (Medium Advancement). In diesem Fall pro Nase, aber wenn es sich hier um eine irreguläre, vielleicht sogar einmalige Entnahme handelt, sollte man bei allem Charakterspiel die o.g. Angemessenheit der Ausrüstung immer im Hinterkopf behalten.


--- Zitat von: shodan am  8.10.2016 | 08:29 ---Und es ist wirklich egal, ob wir später Kohle einfach in der Kiste haben (weil der Meister uns nicht alles kaufen lässt) oder es verprassen.

--- Ende Zitat ---

Hat euer SL euch schonmal Käufe verweigert? Wenn ja, war das eher abgefahrenes Zeug oder Standardkram? Was war die Begründung?

Feuersänger:
Also erstmal: man hat in PF für jede Stufe einen Erwartungswert, welchen Wert von wievielen GM jeder Charakter mit sich herumtragen sollte. Das nennt sich Wealth-By-Level (WBL).
Wird dieser Wert massiv unterschritten, hat man je nach Klasse ein fettes Problem mit eigentlich stufengerechten Herausforderungen. Umgekehrt, hat man deutlich zuviel Klimperklimper am Leib, wird das Spiel u.U. zu leicht -- aber das kommt drauf an was man mit der Kohle macht.
Auf Stufe 9 sollte man beispielsweise über Ausrüstung im Wert von 46.000GP _pro Nase_ verfügen. Abweichungen von sagen wir +/-20% sind da relativ wurscht, aber deutlich größere Abweichungen werden zunehmend problematisch. Umgekehrt siehst du aber auch: 4000GP aus der Reichskasse sind da nur Kleckerkram, auf den es nicht ankommen sollte.

Kingmaker ist nun dafür berühmt, dass man nach hinten raus den WBL _massiv_ sprengen kann, eben durch die von der Wirtschaft generierten Summen, sowie durch die Möglichkeit selber zu craften. Und ja, da ist es meines Wissens durchaus möglich und üblich, sich zu bedienen.
Disclaimer: ich selber habe KM nur relativ kurz angespielt (nie über Band 2 hinausgekommen, weil die Gruppe nie aus dem Quark kam), daher weiß ich nicht wie sich das in der Praxis verhält. Darum versteh ich grad auch nicht so ganz, woher das Geld in der Reichskasse denn kommen soll, wenn ihr keine Steuern erhebt.

Trennung.

Ich habe hingegen auch mal über längere Zeit und mit großer Freude Dominionspiel in AD&D2 betrieben, mit einer anderen Gruppe. Dazu muss man sagen, da ist es quasi vom Spiel so vorgesehen, dass man als Krieger auf Stufe 9 ein Lehen erhält. Bei uns war es schon etwas früher soweit (Stufe 7), weil es da gerade gut in die Kampagne gepasst hat. Allerdings gibt es in AD&D auch keine WBL-Tabellen, und man kann magische Gegenstände nicht einfach so handeln wie nen Sack Kartoffeln. 
So wurde mein Charakter also Baron. (Die anderen SCs nicht, weil sie keine Krieger waren. Dafür hat der Priester einen Tempel aufgebaut und die Schurkin ein Geheimdienstnetzwerk.) Es kamen jährlich Einnahmen durch Steuern und Zölle herein, die ich meistens sofort in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt habe (Straßen, Festung, Tempel etc.). Wir hatten sogar einen Sozialfonds für Opfer von Monsterüberfällen und dergleichen. Nach hinten raus hatten wir außerdem eine florierende Waffenproduktion aufgezogen, deren Exporterträge die Steuereinkünfte um ein vielfaches überstiegen, und mir außerdem ermöglichten, meinem König ein stehendes Heer auszurüsten. Und selbst diese Erträge waren nur ein Bruchteil dessen, was wir in der gleichen Zeit durch abenteurern gewonnen haben.

Das war jedenfalls echt spaßig -- nicht zuletzt, weil wir das irgendwo zwischen "frei Schnauze" und "simulationistisch" abgewickelt haben, und nicht mithilfe komischer Tabellen wie in Kingmaker, die mir immer schon enorm meta vorkamen und überhaupt kein echtes Dominion-Feeling aufkommen ließen.

Na jedenfalls: ich bzw mein Charakter hat die Baronie-Einnahmen also nicht für sich selber verwendet, sondern im Gegenteil locker nochmal soviel aus seinen Abenteuergewinnen zugebuttert, damit es schneller vorwärts ging -- was aber schlicht daran lag, dass ich einen Selbstanspruch hatte, ein Guter zu sein und dass es meinem Volk an nichts fehlen sollte. Nichtsdestotrotz war es ebenso völlig klar, dass ich als geadelter Herrscher das absolute _Recht_ hatte, mit dem Geld jederzeit alles zu machen wozu ich Bock gehabt hätte.

Von daher finde ich Äußerungen, dass ihr "Despoten" wärt, ziemlich fehl am Platze. Staatsgebilde in Fantasywelten sind eben klassischerweise feudalistisch strukturiert, und wenn man Herrscher ist, sagt man an was Sache ist, und das wird dann so gemacht. Punktum. Nun mag es zwar in Golarion auch mehr oder weniger demokratische Enklaven geben, aber dieses von Pseudo-Polen gesponserte Territorium da gehört ganz sicher nicht dazu.

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