Deine Grundaussage halte ich wegen Punkt eins nicht für haltbar. Ein Steinmesser ist etwas anders als ein Bronzschwert ist etwas anderes als ein Langschwert ist etwas anderes als ein Zweihänder ist etwas anders als ein Säbel ist etwas anders als ein Kampfmesser ist etwas anderes als ein Monoblade ist etwas anderes als ein Laserschwert.
Noch dazu misst du mit zweierlei Maß. Ein Speer ist für dich über Jahrtausende gleich geblieben Obwohl er sich vom Spitzen Stock über verschiedene Materialien, Einsatzformen und so weiter bis zum Bajonett fortentwickelt hat. Eine Schusswaffe, die aber auch Grundlegend ein Metallrohr mit Pulverladung und Geschoss geblieben ist hat sich vom Handrohr zum Scharfschützengewehr rapide entwickelt?
Ein Gewehr mit Bayonett ist kein Speer. Das ist immer noch primär eine Schusswaffe, und eine Phalanx daher etwas anderes als ein Füsilier-Regiment in Linearaufstellung. Die Möglichkeiten, die sich der Truppe bieten, sind völlig anders, ebenso die Probleme, mit denen sich ein Gegner konfrontiert sieht.
Ein Speer ist ein Speer, ob mit Bronze- oder Eisenspitze, eine Pike ist eine Pike, auch wenn man sie Sarissa nennt. Ein so bewaffneter geschlossener Truppenkörper hat ähnliche Möglichkeiten, was den Einsatz der Waffen angeht, ein damit konfrontierter Gegner ähnliche Probleme. Natürlich wird das ergänzt durch die Aufstellung, die Disziplin etc, keine Frage, Bewaffnung ist nicht alles. Aber es geht ja um die Waffentechnik, nicht die Organisation. Und selbst da erzwingt eine ähnliche Bewaffnung teilweise ähnliche Ergebnisse.
Ein Luntenschloss-Arkebuse gibt einem aber völlig andere Möglichkeiten als eine Steinschlosswaffe, diese andere als ein Zündnadelgewehr, und das ist was völlig als ein MG 08/15. Diese Bewaffnungsunterschiede erzwingen ein anderes Vorgehen, mit viel größeren Auswirkungen auf das gesamt Schlachtgeschehen, als es die unterschiedliche Aufstellung des Pikeniers in Phalanx oder Gewahlthaufen jemals könnte. Selbst kaiserlich-römische Legion und klassisch-griechische Phalanx sind sich in ihren Möglichkeiten, was den Einsatz der Bewaffnung angeht, ähnlicher, als wenn man die Haufen des 30-jähirgen Krieges vergleicht mit der Situation des 1. Wk, obwohl die Unterschiede zwischen Schwert und Spieß größer scheinen mögen als die zwischen Luntenschloss- und Repetierwaffe.
Auch das Aventurien sich als Setting tatsächlich im laufe seiner Publikationgeschichte wandelt ist für mich in keiner Weise Zwingend etwas das zu technologischen Fortschritt und dem, saucoolen, Ritter mit Kalaschnikov führen muss (Danke Erik!). Ich weiß nicht warum ein Autor jetzt gezwungen sein sollte in einem Horasreich mit Musketieren irgendwann ein Zündnadelgewehr herbeizuschreiben.
Das Problem, dass ich mit Feuerwaffen in Aventurien hätte, ist nicht der weitere Fortschritt, sondern dass bspw das Horasreich (dass ja schon mit Torsionswaffen auf dem Weg zur Lineartaktik zu sein scheint/schien) auch mit Kanonen und Luntenschloss-Waffen "gefühlt" zu mächtig wäre.
Aber das hat wenig mit der Diskussion zu tun, die sich an einer einzelnen Aussage meinerseits entzündete, und ist tatsächlich viel eher "Gefühl" bzw Geschmackssache, wie ich öfters erwähnte. Den Untergang Aventuriens sehe ich auch mit Feuerwaffen nicht kommen, und auch keine Weidener Ritter mit Gatling Gun.
Gegenbeispiel: Die Kavallerie, die in der Frühneuzeit auf eine Bewaffnung mit Pistolen und Karabinern umgestiegen war, kehrte wieder zu Lanzen und Säbeln als Primärwaffe zurück.
Hat zwar eher etwas mit dem Verschwinden der Pikeniere zu tun, aber du hast recht: Ein gutes Beispiel.
Im übrigen würde ich den generellen Fortschritts-Trend nicht inhärent an den Feuerwaffen festmachen: Der Fortschritt ALLGEMEIN hat sich beschleunigt - dass davon zufällig, unter anderem, auch die Feuerwaffen profitieren, liegt nicht an den Feuerwaffen. Ich bin da generell auf Hans Delbrücks Seite: Die kulturellen und soziologischen Randbedingungen prägt die Kriegskunst. Moderne Kriege werden wie moderne Kriege geführt, weil die moderne Gesellschaft die Kriege so führen KANN.
Naja, und Gesellschaften modernisieren sich hin und wieder, weil sie die Befähigung zur entsprechenden Kriegsführung haben MÜSSEN, oder sonst drastische Konsequenzen zu gegenwärtigen haben. Die militärische Unterlegenheit waren bspw wichtige Ursachen für die preußischen Reformen zu Napoleons Zeit, oder die Meiji-Restauration in Japan.
Natürlich sind das komplexe Wechselwirkungen, und ich will bestimmt nicht darauf hinaus, dass da das Militärische immer oder auch nur oft der herausstechende Faktor ist.
Dir mangelt es also an der um die taktisch/strategischen Prinzipien die beide verbinden zu erkennen.
Wow. Erst widersprichst du mir vehement, wenn ich auf die Ähnlichkeit zweier mit Piken bewaffneten Infanterie-Formationen hinweise, und jetzt erklärst du mich für ahnungslos, weil dir ne taktische Ähnlichkeit zwischen Schockkavallerie und Kampfpanzern auffällt? Nochmal: Rly?
Daher:
ich geb dir einen guten Rat: ignorier Lichtschwerttänzer. Aus dem Schlagabtausch mit ihm wird nichts bei rauskommen.
Danke für den guten Rat, Aedin Madasohn. Werde ich in Zukunft beherzigen.