Thema: [Fragged Empire] Erzählerischer Kampf ?!

[Deep_Impact]

Hier mal ein paar Gedanken zum Erzählerischen Kampf. Zur Diskussion, vielleicht verstehe ich da auch grundsätzlich was falsch.
Wenn es zu "rantig" wird, bitte ich das zu entschuldigen.

Regeln finden sich auch im Schnellstarter / Seite 30.

In seinem 2014er Video zum "Theater of the Mind"-Combat, bezeichnet der Macher die Regel als "Alpha Rules - needs to be tweaked". So wie es ausssieht haben es die Regeln aber 1:1 ins Buch geschafft.

Ich habe mit dem Mechanismus wie er im Buch steht gleich mehrere Probleme.

• Es wirkt lieblos angeflanscht. So als wenn jemand gesagt hat: Wir müssen noch was für die Fans narrativer Rollenspiele machen - schreib mal zwei Seiten.
• Es verbindet Aktion, Reaktion und Konqeuenz in einem Wurf bietet aber keine Hinweise darauf, wie das umgesetzt werden soll. Da das Scheitern unweigerlich in Schaden resultiert, muss man davon ausgehen, dass der Charakter zum Beispiel in eine Attacke rennt, sich selbst verletzt oder ähnliches.
  Eine gute Situation für den Gegner müsste also resultieren in einen negativen Beschreibungsbonus und umgekehrt - vor allem gleichzeitig. Was bringt wieviel? Deckung, Licht, Waffen, Fertigkeit,... alles Handwedeln.
  Davon abgesehen das ±2 wenig Auswirkung hat - als Spielleitung fühle ich mich hier stumpf allein gelassen!
• Die Erzählmethode negiert Spielerentscheidungen. Ressourcenverteilung ist ein essentieller Bestandteil der Charaktererstellung. In dieser Version spielen aber Attribute und Ausrüstung keine Rolle mehr. Ich habe mich für 30er-Ausdauer und eine X‘iontechnologie-Mechrüstung mit Rüstung 8 entschieden und nun reicht ein misslungener Wurf und ich kassiere Attribut-Schaden... Das ist das Äquivalent zu einem Kritschen Treffer!!!
  Gleichzeitig werden Ausrüstungs-Otionen ausgeschaltet. Mehrfachfeuer und ähnliches wirkt nicht mehr. Das kann ich mechanisch verstehen, weil es dazu führt, dass der nahezu automatisch gelingende Erfolg dazu führt, dass der Charakter immun gegen Konsequenzen wird. Es bleibt aber eine Art Negierung.
• Etwas gedoppelt: Kritischer Schaden als Konsequenz kann ganz schnell ganz heftig werden, vor allem kann das nur die Spieler treffen. Schlimmstensfalls wenn doppelte Erfolge gegen Würfe wie 16 erforderlich sind.
• Starke Treffer haben keine Auswirkungen. Sehr beunfriedigend, wenn man zwei oder drei Starke Treffer schafft, keine Anstrengung braucht und RAW nur einen Erfolg damit erhält.
• Defakto kann der Gegner viel häufiger reagieren. Ein Gegner könnte eigentlich in einer Runde einmal reagieren und Schaden anrichten. In dieser Variante kann er das pro Spieler einmal. Entweder das oder man muss jedes Mal argumentieren, dass der Charakter sich selber (oder andere) verletzt hat.
• Die Regel sprechen von: Die Seite, die als ersten doppelte Anzahl Erfolge schafft hat gewonnen. Gegner-Aktionen werden überhaupt nicht beschrieben und machen auch keinen Sinn (Aktion = Reaktion). Wenn es so wäre, ist auch nicht klar, was die Konsequenz wäre, sollte die Gegenseite gewinne.

[Quaint]

Naja, ich hab jetzt hauptsächlich geguckt was diese Übersicht sagt und was du sagst.
Aber ja, mir scheint der narrative Kampf auch etwas mäh. Was mir noch auffällt, ist das man auf 2 Erfolge pro Spieler zwecks Kampfende angewiesen ist. Das heißt ja, dass man zwangsweise eine längere Zeit mit dem Kampf beschäftigt ist. Das macht es ja noch unflexibler, weil man z.B. kleinere Handgreiflichkeiten dann nur schlecht darstellen kann (größere Konflikte mit starker Opposition kann man ja einigermaßen mit höherer Schwierigkeit darstellen).

[Deep_Impact]

Nein, das ist missverständlich. Es heißt zwei Erfolge pro (Anzahl Spieler) und nicht jeder Spieler muss zwei Erfolge schaffen.

Theoretisch können sich auch drei Spieler in die Ecke stellen und einer macht in (bestenfalls) acht Runden die acht Erfolge voll.

(So ist das nicht gedacht, schon klar. Aber möglich wäre es.)

[Quaint]

Ja, war mir klar. Aber bis man mal 8 Erfolge beisammen hat, mit all der Erzählung, vergeht halt auch einige Zeit. Würde ich zumindest denken. Man würfelt ja nicht stumpf runter denk ich mir, sondern redet ziemlich viel, es ist ja narrativ, da muss man dann schon mindestens 2-3 Minuten für eine Probe veranschlagen, was bedeutet, dass man, selbst wenn fast alles klappt (meinetwegen 8 von 10 Proben) wenigstens 20, vielleicht auch 30 Minuten an einem Kampf sitzt. Was ja für ein ernsthaftes Gefecht ok ist, aber kleinere Handgreiflichkeiten möchte ich eigentlich nicht so umfassend behandeln. Es gibt ja auch Situationen, wo man vielleicht nur einen Gegner hat, und der auchnoch schwach ist, etwa sagen wir mal man ertappt einen Dieb der sich im Quartier der Charaktere herumtreibt und der kein großer Kämpfer ist.
Und da fehlt dann ein wenig die Anpassbarkeit. In einem knackigen eher simulativen System wär das ja sicher schnell gegessen - die Leute zücken die Waffen, einer verstellt vielleicht den Fluchtweg, einer macht eine Einschüchternprobe, und voila, man hat einen Dieb gefangen. Dieses narrative System ist da aber nicht so anpassbar, weil es eben, relativ unabhängig von der Situation, eine gewisse Erfolgsanzahl festlegt.

[Deep_Impact]

Stimmt. Vorallem führt es dazu, dass eine größere Gruppe länger braucht. Sinnvoll vom Spotlight-Gedanken, aber irgendwie fühlt es sich komisch an, wenn zwei Charaktere die Kneipenschlägerei schneller beenden als eine Gruppe von sechs.

Bei der ganzen Geschichte geht es mir auch nicht darum, dass ich das nicht verhausregeln könnte, dazu würde ich das vorgegebene Konstrukt einfach in die Tonne treten, sondern dass hier eine narrativer Ansatz verregelt wurde und zwar so, dass er mir inkompatibel zum restlichen System erscheint. Und es ist ja gedacht, die Varianten zu mischen.

[Deep_Impact]

Ich hab mal Wade Dyer direkt angesprochen. Echt umgänglicher Kerl, der viele Probleme sieht, versteht und versucht zu klären.

Auch wenn ich ihm erstmal klar machen musste, dass hier vermutlich niemand Verständnis aufbringen würde, wenn ich einem Spieler für eine knappe Beschreibung eine -2 Strafe reinwürge.

Er fragt sich dagegen schon lange, warum Fragged Empire gerade in Deutschland so beliebt ist, auch schon vor der Übersetzung. 

https://www.reddit.com/r/FraggedEmpire/comments/5hwkcw/theatre_of_the_mind_combat_misunderstood_or/