Begriffsklärung: Gemeint ist "Vorbereitung so, wie's bei Fate Core steht". Wenn das nicht narrativ ist, dann sagt's mir gleich. Falls es da generell irgendwie eindeutigere Termini gibt, bin ich bei Hinweisen dankbar - Dominic Wäsch nutzt in seinem Buch da, wenn ich mich richtig erinnere, "charakterorientiert", vereinzelt lese ich da auch "storybasiert" oder "storyorientiert", aber vielleicht ist das ja was völlig anderes.
Aktuell probiere ich (wieder einmal) ein bisschen an alternativen Vorbereitungsmethoden herum. Die Methode, die in Fate Core beschrieben wird und sich besonders auf Charaktere konzentriert, dabei aber die genaue Vorbereitung von zu erwartenden Szenen (bis auf den Einstieg) komplett weglässt, finde ich da recht interessant. Ich vermute mal, dass Fate das narrative Spiel nicht gepachtet hat, daher freue ich mich natürlich auch über Input von Menschen, die keine zertifizierten Fate-Fanatiker sind und packe das auch nicht ins Fate-Forum
Ich möchte also eine Runde vorbereiten. Dazu nehme ich die Spielercharaktere, ein paar Nichtspielercharaktere samt Zielen und Motivationen (bevorzugt welche, die die Spieler mir schon geliefert haben) und bastle da ein paar Probleme für die SCs draus, die sie hoffentlich interessieren. Sagen wir mal: Es gab einen Mord, einer der SCs ist Ermittler (aber nicht offiziell für den Fall zuständig), ein guter Freund der SCs wird verdächtigt. Nun stelle ich die Handlungsfrage: Können die Charaktere den Mörder fassen und ihren Freund entlasten?
Normalerweise würde ich jetzt einzelne Herausforderungen basteln: Die Spurensuche am Tatort, das Vernehmen der Zeugen, Einbruch in die Villa des Mörders, Überzeugen der Polizei. Diese würde ich dann im Spiel anbieten, indem ich Informationen dazu vergebe und entsprechend ignorieren und improvisieren, wenn die Spieler andere Ideen haben.
Da wir hier ja aber nicht beim herausforderungsorientierten Spiel sind (ich schätze mal, so bezeichnet man mein übliches Vorgehen?), bastle ich daraus dann keine spezifischen Herausforderungen, sondern stelle dazu Unterfragen:
- Können die Ermittler die richtigen Spuren zum Mörder finden oder lassen sie sich in die Irre leiten?
- Arbeiten sie mit der Polizei [die ja ihren Freund verdächtigt] zusammen oder gegen sie?
- Können sie die Beweise gegen den wahren Mörder finden, ohne, dass er auf sie aufmerksam wird?
Was mache ich nun aber mit den sonst üblichen Vorbereitungen? Sagen wir mal, ich würde sonst von folgenden Szenen ausgehen und diese vorbereiten, um die einerseits im Spiel interessant darzustellen und andererseits die SCs beim Lösen möglichst cool aussehen zu lassen:
- Die SCs untersuchen den Tatort und suchen dort nach Spuren des Mords. Dort gibt es "offensichtliche" Spuren, die auf ihren Freund hindeuten und die natürlich auch die Polizei gefunden hat, aber auch weniger offensichtliche Spuren, die einerseits darauf hindeuten, dass diese offensichtlichen Spuren gelegt wurden und andererseits Hinweise auf den wahren Mörder geben.
- Der Mörder ist ein paranoider reicher Kaufmann, der in seiner Villa voller Alarmanlagen und Fallen wohnt. Für einen bestimmten Beweis brechen die SCs dort ein und mogeln sich dort durch, ohne, dass sie entdeckt werden möchten.
- Der Beweis ist eine kleine Statue, die auf einem Podest steht. Natürlich löst dort eine kleine Waage eine Falle aus, sobald man die Statue entfernt, was die SCs schon von einem ehemaligen Butler der Villa gehört haben. Einer der Ermittler kann diese Falle austricksen, indem er das Gewicht der Statue schätzt, einen ähnlich schweren Beutel mit Sand nimmt und den so schnell wie möglich mit der Statue austauscht oder sie entschärfen, indem er das komplizierte Innenleben des Podests entsprechend sabotiert.
Lasse ich die komplett sein, weil ich jetzt ja charakterbasiert vorbereite und mich so ein Gefrickel gar nicht interessiert (die SCs werden ja bestimmt eh was völlig anderes tun, sodass ich die Vorbereitung wegschmeiße und mit den Charakteren improvisiere)? Fate empfiehlt ja beispielsweise ausdrücklich, keine Szenen vorzubereiten. Oder rückt dieser "Kleinkram" einfach stark aus dem Fokus, ich notiere mir kurz "Falsche Spuren, wahre Spuren verborgen", "Villa der dreitausend Alarmanlagen" und "Indiana Jones-mäßiges Statuenpodest" und konzentriere mich stattdessen voll auf die einzelnen Charaktere: Der verstockte Kommissar kurz vorm Ruhestand, der ein Alkoholproblem hat und daher nicht so ganz bei der Sache ist, der Mörder, dessen Hauptmotiv eigentlich war, den Freund der SCs in Schwierigkeiten zu bringen, der vermeintliche Zeuge, der eine Falschaussage gemacht hat, der Freund, der heimlich auch Dreck am Stecken hat...
Abschlussfrage: Sind Ermittlungsabenteuer blöd für narratives Spiel?
Edit: Da fehlte bei der Begriffserklärung ein "nicht".