Autor Thema: Wie geht ihr mit "alles ist ein Trope" um?  (Gelesen 3078 mal)

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Offline Boba Fett

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Re: Wie geht ihr mit "alles ist ein Trope" um?
« Antwort #50 am: 18.01.2025 | 11:36 »
Zitat
Geht es dir jetzt um Tropen, Klischees oder Wiederholungen?
Hmm - ich habe die Begriffe oben tatsächlich weitgehend synonym verwendet. Magst du mal erklären, wo der gravierende Unterschied ist?

Ein Trope ist ein genretypisches Vorkommnis, "Elfen in Fantasy" oder "Dungeons in Fantasy".
Google sagt: Wenn man von einem Trope spricht, ist damit ein sich wiederholendes Motiv, Erzählmuster oder eine bestimmte Konvention in einem Werk gemeint.
Es kann auch "Drachen in Fantasy haben einen Hort" oder "Zwerge sind oft gute Schmiede" sein. "Elfen sind wohlgestaltet und im Wesen gut."
Dass Dinge mit Zahnrädern verziert werden und Leute Schweißerbrillen auf Zylindern tragen, sind mMn Steampunk Tropes.
Und natürlich gibt es oft die ins Gegenteil gekehrte Element, um damit Dinge zu verdeutlichen und Aufmerksamkeit zu erzeugen - Dunkelelfen waren das mal, sind inzwischen aber so häufig, dass sie auch schon wieder Fantasy-Tropes sind (und Drizzt, der gute Dunkelelf ist dann die Invertierung des ins Gegenteil verkehrte Trope)...
Mit bekannten Tropz kann man herrlich Vertrautheit schaffen... Schwierig wird es, wenn spätere Generationen (und Rollenspiel befindet sich mindestens in der 3. Gen [ich würde sogar von der 5. sprechen]) diese anders auswerten und verwenden und es da zu Berührungspunkten kommt.

Ein Klischee ist ein extrem häufig verwendetes Stereotyp. In einem Klischee steckt immer eine Wertung, was bei einem Trope nicht der Fall sein muss.
Der "stämmige Barkeeper hinter der Bar, der mit einem schmutzigen Tuch die Biergläser 'poliert'" ist eines, oder dass der Schmied im Ort immer ein Zwerg ist.
Die "Damsel in Distress" ist auch so eines. Der mächtige magische Gegenstand, der einem aber zu bösem verführt ist auch so eines.
Hab ich den sturköpfigen und aufbrausenden Zwerg oder den einfältigen Barbaren erwähnt? Oder die hyperaktiven und nervigen Wesen von kleiner Gestalt?
Der despotische Autokrat, der seine Ländereien eigentlich zu Grunde richtet, weil er seine Leute so ausplündert, als gäbe es kein Morgen...
Der dekadente Adel...

Wiederholungen sind eben immer wiederkehrende Vorkomnisse, die aber eigentlich nicht stereotyp sein müssen.
Klingt komisch, ist aber so. Ich versuch mich mal an Beispielen:
Bei Shadowrun-Abenteuern gibt es am Ende immer einen Twist, dass der Auftraggeber einen bescheissen will, oder dessen Konkurrenz ihn gekauft hat, so dass man nach Erfolg plötzlich in eine Falle läuft. Das kann kein Klischee sein, denn ansonsten würden alle Runner keine Runs mehr machen oder sich Lösungen ausdenken.
Die Tatsache, dass bei den Charakteren die wenigsten Reisen ereignislos verlaufen, ist ebenso eine Wiederholung. Wäre das Reisen so riskant, würde die Umwelt darauf reagieren (bewachte Karavanen, ...). Also sind es nur die Charaktere, die wiederholt solche Erlebnisse haben. Die meisten Reisen sind problemlos.
(Anmerkung: Das gilt natürlich nicht für alle Spielwelten.)
Die Tatsache, dass es einen Verräter gibt, ganz viele Abenteuer einen Twist haben, etc. sind auch Wiederholungen.
In Rollenspielen hat man bei Wiederholungen das oft die Konsequenz, dass die Spieler das Wissen darum in die Handlungen der Charaktere einbetten. Die Shadowrunner, die damit rechnen, dass sie reingelegt werden, obwohl das ihr erster echte Run ist oder die Gruppe, die sich fragt, wann sich der Verräter offenbart oder sich "wann kommt der Twist" insgeheim fragt und die Waffen bereit hält, obwohl dies eben kein Klischee ist.

Einige Tropes entstehen aus Wiederholungen, die sich in vielen Spielwelten fortsetzen.
Und einige Klischees entstehen aus Tropes, weil diese überzeichnet oder in der Häufigkeit überstrapaziert werden.
« Letzte Änderung: 18.01.2025 | 11:56 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Dr. Beckenstein

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Re: Wie geht ihr mit "alles ist ein Trope" um?
« Antwort #51 am: 21.01.2025 | 20:25 »
Ich sehe Tropen eher als "Erzählungsbaustein", und jede Geschichte (ja, auch Rollenspielabenteuer) sind aus verschiedenen Bausteinen zusammengesetzte Mosaike.


Offline Bukhar

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Re: Wie geht ihr mit "alles ist ein Trope" um?
« Antwort #52 am: 22.01.2025 | 15:32 »
Ich denke sich an irgendwelchen Tropes zu bedienen bleibt einfach nicht aus. Und ganz ehrlich, etwas Vertrautheit oder Wiedererkennung wird sich auch gewünscht, und kann sogar echt gute Gefühle auslösen.

Aber die Frage ist ja "alles ist ein Trope" - tja...

Dann kommt es ganz alleine auf einen Selbst an, ob es dann zu langweilig wird, weil "alles schon bekannt, alles schon gesehen" oder ob man trotzdem mit den anderen ne coole spaßige Zeit hat, vielleicht sogar gerade weil es so schön "tropig" ist.

Letztlich, dass erkenne ich auch immer bei mir selbst, bleibt man auch oft bei Spielrunden, weil die Leute cool sind oder weil man nen schlechtes Gewissen hat zuzugeben, dass einem etwas fehlt oder ähnliches.

Ich denke, es ist legitim, falls einem das ganze zu viel oder zu langweilig wird, auch andere Ufer, Spielrunden, Spielsysteme, Mitspielende usw. zu suchen. Vielleicht empfinden ja auch mehrere so und keiner sagt etwas, und man kann gemeinsam etwas cooles neues starten? Oder die Spielleitung bekommt es als Feedback, und denkt sich vielleicht doch aus, wie zu viele Tropes vermieden werden können oder etwas anderes gemacht wird.

Natürlich gibt es, wie schon gesagt wurde, auch Settings, wo das mit den Tropes schneller geht. Man sagt "tolkineske Fantasy" und schon ist gefühlt für jeden mit einem Kopfnicken klar was gemeint ist und wie die Welt bestimmt aussieht - ohne dass es der Realität entsprechen muss.
Das Spiel ist die höchste Form der Forschung.