Autor Thema: Übersetzungen von Rollenspielen aus dem Ausland vs. Eigenentwicklungen  (Gelesen 28552 mal)

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Online Kaskantor

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Wie steht ihr zum dem Thema, siehe Betreff.
Ich frage mich in letzter Zeit oft warum sich die deutschen Verläge auf Übersetzungen stürzen und nicht mehr versuchen eigene Spiele zu entwickeln. In vielen Ländern sprießen derzeit viele neue Spiele, auch oder vor allem noch im Fantasybereich, wo man immer denkt, dass es da langsam nix mehr zum entwickeln gäbe.
Diese Produkte könnten dann ja auch fürs Ausland übersetzt werden, so wie es zb. DSA macht, wenn ich das richtig verstanden habe.
Ich mag einfach nicht glauben, dass wir hier in D und in der Szene zu wenig kreative Köpfe für so etwas haben. Splittermond hat es jüngst vorgemacht das es funktionieren kann.
Leider hat man an der Eine Ring gesehen, welche Gefahren übersetzte Spiele mit großen Lizenzen bergen, was bei mir letztendlich ausgelöst hat, dieses Thema zu erstellen.

Es würde mich einfach mal interessieren, wie ihr das seht.
Vielleicht könnten auch Verläge ihre Meinung zur Rentabilität neuer Produkte beitragen.
"Da muss man realistisch sein..."

Achamanian

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Ich finde, es wird gar nicht so wenig auf deutsch entwickelt ... Splittermond nennst du ja schon; Equinox ist zwar zuerst auf englisch erschienen, aber auch von einem deutschen Verlag entwickelt worden, gleiches gilt für Earthdawn: Age of Legend. Malmsturm ist Fate-basiert, aber eine deutsche Eigenentwicklung, schon etwas länger gibt es Dungeonslayers, Finsterland, Private Eye ... das ist doch ganz ordentlich.

Ansonsten ist sicher auch ein Faktor, dass Spiele übersetzt werden, weil die Verleger sie mit Begeisterung spielen, teilweise sogar explizit ihren Verlag Gründen, um sie auf deutsch zu gründen (siehe Rolemaster und Traveller). Dann krampfhaft was Neues zu entwickeln, anstatt einfach das zu veröffentlichen, womit man sowieso schon glücklich ist, käme mir auch seltsam vor.

Deep_Impact

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Ich denke mal die Frage nach dem Warum, ist schnell beantwortet: Natürlich ist es wirtschaftlich viel sicherer einen Titel rauszubringen, der sich international bereits durchgesetzt hat und bestenfalls auch schon mehr Feedback oder Errata erfahren hat.
Das ist ja auch für die deutschen Spieler ein Mehrwert.

Mein persönliches Problem ist am ehsten immer, dass kaum eine Übersetzung tiefgehend und sinnergreifend ist. Das geht viel "Lost in Translation". Das machen einige besser, andere weniger gut.

Wird denn wirklich so viel mehr im Ausland entwickelt als bei uns? Wir haben auch viele kleine Liebhaberprojekte von Contact über Ultima Ratio bis  Nova. Aber die setzen sich eben nicht so durch. Könnte ein "Der Prophet im eigenen Lande"-Effekt sein. Ich verlasse mich auch lieber auf ein System, bei dem ich Zugriff auf eine größere Community habe und so vermutlich eher Material rauskommt.

Online nobody@home

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Wird denn wirklich so viel mehr im Ausland entwickelt als bei uns?

Ich denke schon. Es gibt eben einfach deutlich mehr Aus- als Inland -- das ist in solchen Fragen mit einiger Wahrscheinlichkeit auch ein Faktor. ;)

Offline Teylen

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Wenn ich mir ansehe mit welcher Geschwindigkeit und welchen Umfang beispielsweise die französische Rollenspielszene ausländische Produkte ins Französische übersetzt, könnte ich manchmal Neid-Pusteln bekommen.
Das heißt nach meinem Eindruck wird eher zu wenig und zu langsam auf Deutsch übersetzt.

Was dann dazuführt das die Eigen-Entwicklung entsprechend hinterhinkt.
Woher sollen schließlich die deutschen Apocalypse World oder OSR Systeme kommen, wenn die Grundlagen quasi gerade jetzt erst übersetzt werden?
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Offline Infernal Teddy

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Ich brauche schlicht und ergreifend keine Übersetzungen, ich würde es also auch lieber sehen wenn mehr auf eigenes gesetzt werden würde.
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Teddy sucht Mage

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Ich rede da auch von Spielen mit Mainstreamchancen.
Die Schweden scheinen da momentan einiges im Feuer zu haben und auch von den Franzosen hört man da einiges, um mal Beispiele zu nennen.
Dungeonslayers zum Beispiel ist eher ein Hobbyprojekt das eine echt coole Community hat, aber richtig "gehen" tut da auch nicht viel.
Welche Spiele können sich denn bei uns außer DSA, SpliMo und vielleicht noch Midgard ordentlich durchsetzen?
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Offline La Cipolla

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Zitat
Ich denke mal die Frage nach dem Warum, ist schnell beantwortet: Natürlich ist es wirtschaftlich viel sicherer einen Titel rauszubringen, der sich international bereits durchgesetzt hat und bestenfalls auch schon mehr Feedback oder Errata erfahren hat.

Nicht zu vergessen, dass Übersetzungen tendenziell billiger sind, weil man erheeeblich weniger Entwicklungsarbeit leisten muss und vorhandene Ressourcen (Illus, Layout, etc.) oftmals billiger als eigene sind.

Offline Infernal Teddy

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Deutlich mehr, wenn nicht so stark auf Übersetzungen gesetzt werden würde
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Teddy sucht Mage

Online Kaskantor

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Das denke ich auch. Und wir haben tolle Zeichner in der Szene, wo wir uns bestimmt nicht verstecken müssen.
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Deep_Impact

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Ich glaube das ist eine Milchmädchenrechnung zu sagen: Mit weniger Übersetzung hätten wir mehr deutsche Systeme.
Wahrscheinlich hätten wir nur weniger Auswahl und würde uns auf ein paar Klassiker wie DSA, Midgard und Co zurückziehen.
Oder halt mehr englische Originale spielen, weil unsere deutschen Verlagen die Gelder fehlen würden um Heartbreaker querzufinanzieren.

Achamanian

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Welche Spiele können sich denn bei uns außer DSA, SpliMo und vielleicht noch Midgard ordentlich durchsetzen?

Ich glaube, das hat gar nicht viel mit Übersetzungen zu tun ... der Bedarf ist eben überschaubar. DSA und Midgard sind als Traditionssysteme längst "durchgesetzt", bei Splittermond wurde unglaublich gepowert und die Szene von Anfang an großartig eingebunden, um es sofort zu etablieren - aber das kann ein Verlag halt auch nicht jedes Jahr aufs Neue leisten.
Am ehesten könnte man sagen, dass der deutsche Markt anscheinend ziemlich traditonell ist. Neben DSA und Midgard gibt es eben noch Cthulhu und Shadowrun, die beide übersetzt sind, aber beide durchgehend einen starken deutschen Support hatten. Auf deutsch ganz neue Sachen hatten es in den letzten 20 Jahren offenbar schwer, das gilt für Übersetzungen wie für Eigenentwicklungen. Ich denke, sogar Splittermond ist insofern ein "Traditionssystem", dass so viele alte DSA-ler beteiligt sind und es eben oft - trotz vieler Unterschiede und Dementi - als DSA4 oder DSA5 "as it should have been" gesehen wird.

Offline tartex

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Dann krampfhaft was Neues zu entwickeln, anstatt einfach das zu veröffentlichen, womit man sowieso schon glücklich ist, käme mir auch seltsam vor.

Die Frage ist ja: warum käme dir das seltsam vor?  >;D

Mir fehlt eindeutig ein Rules-Light-System mit Community und regelmäßigen Veröffentlichungen.

Okay, ich könnte auch endlich mal Destiny Dungeon leiten, nachdem es fast 7 Jahre bei mir rumliegt, oder mich in Dungeonslayers einarbeiten, bevor ich mich beschwere, aber sowas wie ein originäres deutschsprachiges Beyond The Wall wäre schon toll.




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Achamanian

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Mir fehlt eindeutig ein Rules-Light-System mit Community und regelmäßigen Veröffentlichungen.

Okay, ich könnte auch endlich mal Destiny Dungeon leiten, nachdem es fast 7 Jahre bei mir rumliegt, oder mich in Dungeonslayers einarbeiten, bevor ich mich beschwere, aber sowas wie ein originäres deutschsprachiges Beyond The Wall wäre schon toll.

Ja, das stimmt ... andererseits gibt es ja viele theoretische Kandidaten (Dungeonslayers, Destiny Dungeon, Aborea, Portal ...). Mich holen die allerdings auch irgendwie alle nicht ab - mal sind sie dann doch zu regelleicht (Destiny Dungeon), mal wirken sie irgendwie bieder auf mich (Aborea), mal gefällt mir einfach der Spielfluss nicht (Dungeonslayers).
Es wäre schon nett, wenn wer auf deutsch ein System entwickelt, das allen gefällt und für das regelmäßig Material erscheint. Na ja, was nicht so alles schön wäre ... aber so richtig dringend brauchen tue ich das nicht.

Swafnir

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Ich fänds vor allem schick, wenn mal mehr Spiele aus dem nicht englischsprachigen Ausland übersetzt werden könnten.

Skandinavien, Frankreich, Spanien (ich will OMERTA haben :-[ ), Italien. Truant hat früher ja einiges aus Frankreich gemacht wie IN NOMINE oder HYPERBOREA. Aber da scheitert es halt an den Kosten. Da sind die Sprachkundigen seltener und entsprechend wohl zu teuer.

Ansonsten freu mich über jede Übersetzung, einfach weil es mir keinen Spaß macht auf Englisch zu lesen.

Online Kaskantor

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Aufgrund meiner eigenen Meinung, die ich bis auf weiteres auch konsequent durchsetzen möchte, kaufe ich mir Spiele nur noch in der Originalsprache.
Also lese ich DnD in English und Splittermond auf deutsch.
Was mich vollends den Glauben verlieren lässt ist, dass es ein neues deutsches Cyberpunk geben wird und das zuerst oder überhaupt in Englisch erscheinen soll.
Für mich absolut unverständlich.
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Offline sangeet

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Mit Warhammer gibt es auch schon Deutsche Mittelalter Fantasy, man könnte also das Thema auch mit einem Spiel aus England Abdecken. Grimms Märchen gibt es auch schon, man kann sich echt nicht beschweren.
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Swafnir

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Aufgrund meiner eigenen Meinung, die ich bis auf weiteres auch konsequent durchsetzen möchte, kaufe ich mir Spiele nur noch in der Originalsprache.
Also lese ich DnD in English und Splittermond auf deutsch.
Was mich vollends den Glauben verlieren lässt ist, dass es ein neues deutsches Cyberpunk geben wird und das zuerst oder überhaupt in Englisch erscheinen soll.
Für mich absolut unverständlich.

Das hab ich auch nicht verstanden. Am besten war aber die englische Version von ENGEL, die in unserem lokalen Rollenspielladen gefunden hab.

ENGEL war für mich übrigens das innovativste und kreativste deutsche Rollenspiel. Solche Sachen dürfte es gerne viel öfter geben.

Offline Teylen

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Es gibt auch Vampire City von einem deutschen Verlag.
Das bisher nur auf Englisch erschienen ist.
 
Ansonsten ist mit Frankreich, ein Land hinsichtlich Eigenentwicklungen gegeben, das wesentlich mehr und schneller übersetzt als es in Deutschland gegeben ist. Wo meines Erachtens sich auch die Monsterhearts und Dungeon World Übersetzung dahingehend ausprägt das es auf französisch bereits eigene, französische Powered by the Apocalypse Spiele gibt, respektive sie nach erfolgreichen Finanzierungen geschrieben werden und auf Deutsch keine.
 
@Omerta: Ich hoffe das der Englische Kickstarter noch in der ersten Hälfte diesen Jahres startet  8)
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Online Kaskantor

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Offline Eismann

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An einigen deutschen Systemen wird zur Zeit ja auch gearbeitet, beispielsweise an HeXXen 1733. Und ich bin, wenn auch nur nebenher, für Ulisses an meinem eigenen Bastelprojekt "DSK" beschäftigt.
« Letzte Änderung: 15.03.2017 | 17:31 von Eismann »

Swafnir

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An einigen deutschen Systemen wird zur Zeit ja auch gearbeitet, beispielsweise an HeXXen 1733. Und ich bin, wenn auch nur nebenher, für Ulisses an meinem eigenen Bastelprojekt beschäftigt.


Auf das freu ich mich auch schon tierisch.

Offline ArneBab

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An einigen deutschen Systemen wird zur Zeit ja auch gearbeitet, beispielsweise an HeXXen 1733. Und ich bin, wenn auch nur nebenher, für Ulisses an meinem eigenen Bastelprojekt "DSK" beschäftigt.
Oder auch am EWS :)
(allerdings leider nicht regelmäßig neues Material, es sei denn, alle 2-3 Jahre ein Buch gilt als regelmäßig)
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

Online Mr. Ohnesorge

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Es gibt auch Vampire City von einem deutschen Verlag.
Das bisher nur auf Englisch erschienen ist.

Weil es von einem US-Amerikaner geschrieben wurde.  ;D

 
Ansonsten ist mit Frankreich, ein Land hinsichtlich Eigenentwicklungen gegeben, das wesentlich mehr und schneller übersetzt als es in Deutschland gegeben ist. Wo meines Erachtens sich auch die Monsterhearts und Dungeon World Übersetzung dahingehend ausprägt das es auf französisch bereits eigene, französische Powered by the Apocalypse Spiele gibt, respektive sie nach erfolgreichen Finanzierungen geschrieben werden und auf Deutsch keine.

Ob das mit den Englischkenntnissen des Durchschnittsfranzosen zu tun hat?  8]
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Offline Woodman

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Ob das mit den Englischkenntnissen des Durchschnittsfranzosen zu tun hat?  8]
Die wollte ich auch gerade anmerken, bei der First Contact Übersetzung war plötzlich fast 2 Monate völlig Funkstille seitens des französischen Verlags. Und die Erklärung war, das denen ihre Übersetzer anhanden gekommen waren und im Team keiner mehr war, der Englisch gesprochen hätte. Sowas würde man hierzulande keinem Verlag abnehmen.