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Vom SL erstellte Party?

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Feuersänger:
Neulich im Wer-spielt-was-Umfragethread hatte ich zum Thema D&D 3.5 geschrieben:


--- Zitat ---Selbst ich als jahrelanger, glühender Verfechter der 3.5, muss inzwischen sagen, dass es bei mir nicht mehr oben auf der Liste steht. Weil es sich einfach als unrealistisch herausgestellt hat, Mitspieler zu finden, mit denen man so auf einer Welle schwimmt dass das System funktioniert.
Anders gesagt, bei neuen Mitspielern ist mir das Risiko zu groß, dass die mit einem Charakter anrücken, der das Spiel sprengt. Das geht mit kaum einem System so vielfältig wie mit 3.5.
--- Ende Zitat ---

Anmerkung: bei Pathfinder ist das vielleicht ein bißchen weniger extrem, aber letzten Endes auch relevant. Dieser Thread ist daher im Hinblick auf sowohl 3.5 als auch PF zu lesen. Und natürlich ist auch das andere Extrem des systemfernen Casuals zu berücksichtigen, sodass man am Ende mit Angel Summoner und BMX Bandit dasteht. Gerade beginnen sich in unserer neuen PF-Gruppe auch schon wieder derartige Scherkräfte abzuzeichnen, und ich versuche jetzt schon - obwohl ich nicht SL bin - da etwas moderierend auf die betreffenden Spieler einzuwirken.

Also, Hirnfurz:
Wie wäre es denn, wenn der SL - oder ein Spieler seines Vertrauens - alle Spielercharaktere erstellt, und somit selber dafür sorgt, dass die SCs 1. zu Thematik und Stimmung der Kampagne passen und 2. alle auf einem, für den SL handhabbaren Powerlevel liegen?

Ich weiß, wird jetzt wahrscheinlich erstmal diverse Beißreflexe auslösen. Sakrileg! Ketzerei! Spielerische Freiheit! Deutungshoheit über den eigenen Charakter! Und so weiter.
Das kann man ja erst schonmal weitgehend ausräumen, indem man Wünsche von den Spielern entgegennimmt, was Rasse, Klasse, Rolle und Nische angeht. Ist ja gar kein Stress. Wobei halt da die Spieler vllt schon die ersten Kröten schlucken müssen, wenn der SL z.B. keine Halbvampire in seiner Kampagne haben möchte.

Weiterhin setzt es freilich einiges an Vertrauen in den SL voraus, dass er einem auch einen Charakter baut, den man mechanisch sinnvoll findet und gerne spielt. Das wäre auch für mich als Spieler durchaus eine potentielle Problemquelle in so einem Setup. Aber nicht unüberwindlich. Auch hier kann man ja Wünsche der Spieler berücksichtigen und ihnen ein Mitspracherecht einräumen.
Und man kann das Argument auf umkehren: der SL braucht bei diesen Systemen auch einen Haufen Vertrauen in jeden einzelnen Spieler, wenn diese ihre Charaktere selber machen dürfen.

Vielleicht wird auch die spontane Reaktion sein: "Wozu, brauchts doch nicht, einfach miteinander reden und dann klappt das schon" -- aber wie eingangs erwähnt, klappt das leider allzu oft nicht, oder zeitigt nicht die gewünschten Effekte. Gerade in Systemen wie 3.5/PF ist es aufgrund der Materialfülle kaum möglich, exakt vorzugeben was man nun für passend hält und was nicht -- und leider scheinen genau diese Systeme sehr gerne Spieler anzuziehen, die derartige Vorgaben ohnehin nur als Herausforderung sehen, den dahinter steckenden Sinn möglichst gekonnt zu unterlaufen.
Oder man vereinbart erst ein bestimmtes Vorgehen, und dann hält sich ein Spieler einfach nicht dran und schaltet auf stur. Man will ihn aber auch nicht rausschmeissen weil er ja ein Kumpel ist oder man einfach die Konfrontation scheut. Also macht man gute Miene zum bösen Spiel, und puff! hat man den Salat.

Ist jetzt also wie gesagt alles nur so ins Unreine gedacht... aber momentan spiele ich schon mit dem Gedanken, wenn ich nochmal eine 3.X-Runde anbieten sollte, den Bau der Charaktere weitgehend an mich zu reißen. Auch weil ich mir denke, als SL habe ich ja sowieso die meiste Arbeit, und wenn mir dann das Vergnügen an der Kampagne durch meiner Meinung nach absurde Charaktere vergällt wird, ist es die Sache nicht wert. Und wenn die Spieler das untragbar finden, verzichte ich lieber leichten Herzens aufs Leiten und lasse jemand anderen ran.

Was meint ihr denn so dazu. Totale Schnapsidee? Epiphanie? Schon xmal gemacht?
Gerade wenn ihr schon Erfahrungen mit diesem Ansatz gemacht habt, interessieren mich diese natürlich besonders.

Ifram:
Bei one shots ist es üblich und mich würde es nicht unbedingt stören.
Vielleicht ist es gut, mehr Figuren anzubieten als es Mitspielende gibt, dann gibt es dennoch etwas Auswahl.

Rhylthar:
Finde ich im Prinzip nicht verwerflich.

Problematisch wird es bei der Weiterentwicklung nach Level-Ups.

Wellentänzer:
Also bei uns haben entweder der Spielleiter oder ein Regelfuchs nen Auge aufs Balancing beim Charakterbau. Früher hatten wir ab und zu mal das doofe Problem zu krasser Unterschiede. Seitdem wir da gemeinsam etwas drauf achten, haben wir diesbezüglich keinerlei zusätzlichen Diskussionsbedarf. Läuft. Wichtig scheint mir das insbesondere bei den komplexeren Systemen zu sein.

Andererseits haben wir auch keine so ausgeprägten Powergamer oder Minmaxer in den Runden, die sich durch derlei Eingriffe in die Autonomie des Charakterbaus gestört fühlen könnten. Auch denken die Leute in meinen Runden nicht sonderlich kompetitiv.

Feuersänger:

--- Zitat von: Rhylthar am 30.03.2017 | 22:24 ---Finde ich im Prinzip nicht verwerflich.

Problematisch wird es bei der Weiterentwicklung nach Level-Ups.

--- Ende Zitat ---

Da wäre mein Ansatz:
SL plant den kompletten Build durch. Wie gesagt gerne unter Berücksichtigung der Spielerwünsche, aber letzten Endes gilt eben "Wer zahlt, schafft an".

Dazu ist natürlich unabdingbar, dass der SL sich mit dem System auskennt und auch frei von Spielerkleinhalteallüren ist.
Ich erinnere mich da an eine Minikampagne (war aber nicht D&D), wo ich einen ganz klassischen Waldläufer mit Tiergefährten spielen wollte, und jetzt überhaupt nichts Abgefahrenes sondern nen ganz normalen Wolf oder sowas -- und der SL mich ohne Begründung abgebügelt hat mit "Kannst nen Affen oder ein Schwein haben". Da wurde quasi mein ganzer Vorrat an Konzilianz aufgebraucht, um nicht an dieser Stelle "Weisst du was du mich kannst" zu sagen und zu gehen.

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