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Cixin Liu - Die Drei Sonnen ( The three body problem)

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El God:
Hier gibts jetzt auch eine Rezension von mir: Die drei Sonnen


--- Zitat ---Mich hat das Buch insgesamt überzeugt. Ein wegweisendes Meisterwerk, wie andere Rezensenten es behaupten, kann ich darin zwar nicht erkennen, dafür fehlte mir insbesondere bei den Figuren einiges an Tiefe, aber für Freunde von Science-Fiction, die sich bemüht mit schriftstellerischen Klischees zu brechen, ist es empfehlenswert.
--- Ende Zitat ---

Zur Sprache habe ich mich dabei bewusst nicht geäußert, weil ich nicht weiß, was den Eigenheiten des Chinesischen geschuldet ist und was von der Qualität der Übersetzung an sich abhängt. Gibt ja den Spruch von wegen Schönheit und Treue... Sprachlich hat es mich auf jeden Fall nicht vom Hocker gehauen, insgesamt ist es sehr prosaisch, die sprachlichen Bilder wirken etwas altbacken. Es gab mehrere Punkte, an denen ich gestutzt habe: "Hat das jetzt der Autor oder die Übersetzerin verbrochen..."

Kowalski:
Habe die englische Übersetzung gelesen und mir gefiel sie Sehr Gut.
9 von 10 "Drei-Körper-Problemen"

Cixin verwebt hier meisterlich verschiedene Zeiten

* Die Zeiten der chinesischen Kulturrevolution. (1966 bis 1976)
* Die späten 1970-er bis 1990-er Jahre
* Die Gegenwart des Buches, leicht in der Zukunft liegend.

Ebenso verwebt er Gesellschaftszustände

* revolutionäres Chaos
* Zeiten des Übergangs und der Normalisierung
* Zeiten der Liberalität

Und Gesellschaften

* China
* westliche Welt
* Trisolaris
Aufgefallen sind mir als Einstellungen

* Egoismus/Hedonismus
* zynischer Fortschrittsglaube bei gleichzeitiger Ablehnung der Menschheit
* unideologischer, durch Erfahrungen geerdeter Realismus
Das Buch ist komplex, es zeigt nicht nur in eine Richtung mir dem Finger.
Es spricht zwar viel über Trisolaris, aber die eigentlich handelnden, die Verschwörungen und Pläne schmiedenden sind die Menschen.
Die Trisolaraner sind allenfalls Gesprächspartner nie aber direkt involviert.

Somit kreist das Buch um Menschlichkeit/Humanismus und um Gesellschaftsstrukturen.
Das SciFi-Thema ist, wie immer in der SciFi, nur die Bühne um ein Problem mal aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel zu zeigen.

Und deswegen hat es die Auszeichnungen zu Recht bekommen.
Ein Buch das einen Zukunft beleuchtet und gleichzeitig auch uns zu unserer Gegenwart Erkenntnisse oder wenigstens Überlegungen nahe legt.

Egal ob man Aliens, Hard-SciFi oder Menschen mag, es lohnt sich das Buch zu lesen.

Habe mir die englische Übersetzung zu gemüte geführt.
Nicht bereut!
Gutes Buch!

Achamanian:
Kowalski +1. Ich habe die Trilogie auf Englisch gelesen und war schwer begeistert - wobei mich inhaltlich auch einiges geärgert hat, aber ich immer den Eindruck hatte, dass der Autor ein Diskussionsangebot macht und keine Wahrheiten vorbetet. Die Bilder sind vor allem in Band 2 und 3 teilweise irrwitzig genial, die damit verbundene Spekulation ebenso.
Ich gebe zu, dass die Figuren oft eher eindimensional bleiben (einige werden aber auch sehr plastisch) - das scheint mir aber durchaus zum Konzept eines solchen "Ideenromans" gehören. Nicht jedes Buch muss die Standards bürgerlicher Literatur des 19. Jahrhunderts erfüllen.

Kowalski:

--- Zitat von: Rumpel am 12.01.2018 | 19:52 ---Kowalski +1. Ich habe die Trilogie auf Englisch gelesen und war schwer begeistert - wobei mich inhaltlich auch einiges geärgert hat, aber ich immer den Eindruck hatte, dass der Autor ein Diskussionsangebot macht und keine Wahrheiten vorbetet. Die Bilder sind vor allem in Band 2 und 3 teilweise irrwitzig genial, die damit verbundene Spekulation ebenso.
Ich gebe zu, dass die Figuren oft eher eindimensional bleiben (einige werden aber auch sehr plastisch) - das scheint mir aber durchaus zum Konzept eines solchen "Ideenromans" gehören. Nicht jedes Buch muss die Standards bürgerlicher Literatur des 19. Jahrhunderts erfüllen.

--- Ende Zitat ---

Und nicht vergessen, Cixin schreibt ein chinesisches Buch.
Schauen wir uns chinesische Filme an, die sind auch "anders" als das was wir von einem Berliner oder Münchner Film erwarten würden.
Oder selbst von einem polnischen, französischen oder englischen.

Das wir quasi eine Monokultur der Nach-Vernes aus den USA lesen, das ist doch wohl allen im SciFi Bereich klar?
80% USA&Kanada. 5% UK, 5% Deustschland, 3% Polen, 3% Russland und der Rest sind die übrigen Nationen in der SciFi.
Gut, vielleicht etwas mehr Deutschland durch die DSA Bücher und durch Hohlbein&Co.

Ich fand die Figuren plastisch. Manchmal ziemlich pathetisch aber nie sehr emotional, zumindest nicht wenn es um das eigene Schicksal geht.
Mir hat der Erzählstil sehr zugesagt auch weil er vom gewöhnlichen abwich.

Oder eher gerade deswegen weil er mir eben auch andere Blickwinkel zeigte die ich so nicht zu treffen erwartete.
Schon das Erzählmuster und auch die Dramatik der Personen untereinander ist anders als von westlichen Erzählern erwartet.

Wobei ich jetzt nicht sagen kann was daran typisch Cixin und was daran typisch chinesisch ist.

felixs:
Chinesische Science Fiction hat viel interessantes zu bieten. Schade, dass so wenig übersetzt wurde/wird.

Eine sehr interessante (und leidlich gut übersetzte) Science-Fiction-Persiflage auf die Zustände in China Anfang des 20. JH ist Lao Shes Stadt der Katzen (貓城記).

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