Medien & Phantastik > Sehen, Lesen, Hören

Warum Charakterentwicklung?

<< < (2/17) > >>

Sashael:

--- Zitat von: Chiungalla am  5.06.2017 | 09:18 ---Und das gilt umso mehr bei den Genres die die Kritiker besonders mögen, in denen der besondere Fokus auf der Entwicklung der Charaktere liegt.

--- Ende Zitat ---
Wenn ich mir einige von Kritikern hochgelobte Filme mit gaaaanz viel Charakterentwicklung so angucke, dann merke ich aber auch, dass Charakterentwicklung durchaus =/= spannende/unterhaltsame Geschichte bedeuten kann. Was zu den für mich zum Teil unverständlichen Kritiken führt. Langweilige Geschichten mit Charakterentwicklung werden besser bewertet als geile Geschichten mit einem bereits am Anfang ausdefinierten Protagonisten.

Naja, jedem Tierchen sein Pläsierchen. ;)

Issi:

--- Zitat von: Mentor am  5.06.2017 | 08:48 ---Das ist glaub ich, was ich meine. Warum wird "keine Charakterentwicklung" oft mit "emotionslos" gleichgesetzt? Wenn ein Charakter stärken und schwächen zeigt, ist das für mich noch keine "Entwicklung". Das ist dann eben ein Reagieren auf Situationen aus dessen Sicht. "Entwicklung" ist es für mich hingegen, wenn z.B. der Charakter im Verlauf der Handlung fähig wird, was zu tun, dass anfangs nicht möglich/denkbar war.

--- Ende Zitat ---
Ich stimme mit Deiner Definition (fast)überein.
Die Entwicklung muss aber zwingend nicht durch die Story gepusht sein.
"Vom Tellerwaescher zum Millionär " oder "vom Aschenputtel zur Prinzessin,"ist nicht nötig, solange die Emotionen der Charakters greifbar bleiben.
Der Zuschauer muss mMn.  einen Draht zum Charakter haben und das,  was mit ihm innerlich geschieht nachvollziehen können.
Damit er lebendig wirkt.
Dass etwas mit ihm geschieht, innerlich, nennt man Charakter Entwicklung.

Edit: Beispiel 1: Ein Charakter lebt in einem abgeschiedenen Dorf in dem absolut gar nichts passiert. Der Hauptcharakter dreht deshalb langsam durch. Am Ende tötet er sich selbst.
Beispiel 2: Das Dorf wird vom dunklen König  überfallen. Er überlebt als einziger und widmet sein Leben fortan dem Ziel den dunklen König zu toeten. Dafür sucht er sich einen Kampflehrer, trainiert hart,  Wird vom Bauern zum super Kämpfer, findet Verbündete, dringt durch einen ausgfeilten Plan in den Palast ein und stellt den König dann am Ende des Films im Zweikampf.

Beides sind Charakter Entwicklungen.

Chiungalla:
Wenn einen der Charakter nicht interessiert, und dadurch auch seine Entwicklung nicht, dann sind Geschichten die sich vor allem um die Entwicklung des Charakters drehen natürlich verdammt langweilig. Been there, suffered that.

Das angestrebte künstlerische Ideal beinhaltet halt mehr als Spannung sondern auch "plausible" Charakterentwicklung.
So wie in der Malerei nicht photorealistischer Naturalismus das künstlerische Ziel ist.

Ob das sinnvolle Kriterien sind... kann man drüber streiten. Ins besondere, wenn man als Endverbraucher die Kritiken liest.
Aber tatsächlich schafft es kaum ein Film ohne Charakterentwicklung über Popcorn-Kino hinaus.
Oft schaffen das aber auch Filme mit Charakterentwicklung nicht.

alexandro:
Charakterentwicklung ist selten ein Selbstzweck, sondern immer ein Motor, welcher die Geschichte in Gang hält. Bei guten Filmen liefert sie die "...,deshalb..."-Begründung (welche erstrebenswerter als die "und dann..."-Begründung ist) für Szenenabfolge und Dramaturgie.

Schlecht wäre z.B.:

--- Zitat von: Issi am  5.06.2017 | 09:51 ---Edit: Beispiel 1: Ein Charakter lebt in einem abgeschiedenen Dorf in dem absolut gar nichts passiert. Der Hauptcharakter dreht deshalb langsam durch. Am Ende tötet er sich selbst.

--- Ende Zitat ---

Besser wäre z.B.:
"Es gibt NSC A, bei dem sich der Charakter immer über die Langeweile im Dorf ausheult und der dessen emotionale Stütze ist. Es gibt NSC B und C, welche den Charakter immer wieder hart angehen, weil er sich weigert die notwendigen (aber langweiligen) Arbeiten im Dorf zu verrichten. Irgendwann findet der Charakter heraus, dass NSC A eine romantische Beziehung mit NSC C hat - der Charakter macht A deswegen Vorwürfe und es kommt zum Bruch zwischen den beiden. Der Charakter versucht seinen Fluchtplan überstürzt umzusetzen, scheitert aber dabei. Am Ende kommt es zu der Hochzeitsfeier zwischen A und C und während dieser nimmt sich der Charakter das Leben."

Das ist im wesentlichen dieselbe Geschichte wie in deinem Beispiel, aber hier ist die Charakterentwicklung für den Zuschauer deutlich greifbarer, als das abstrakte "Er langweilt sich und dann bringt er sich um".

Issi:
@
Alexandro
Ich habe dieses Beispiel nicht zufällig genauso gewählt. ;)
Es gibt nichts Schlimmeres als Ignoranz. Wenn,  egal was man tut,  Nichts eine Wirkung zeigt. Das macht einen Selbstmord wesentlich wahrscheinlicher.
Wenn das Leben für alle anderen gut funktioniert, ausser für einen selbst. Kommt man auch ohne große Dramen von außen automatisch in eine Außenseiter Rolle. Mit den entsprechend möglichen Folgen.  ;)
Hier wäre die Charakter Entwicklungen eine reine Innenschau  im Kontrast zum gleichgültigen Außen.
Der Antrieb käme vom Charakter selbst.

Edit: Wenn ein Mensch keine positive Aufmerksamkeit bekommen kann,  nimmt er lieber negative, als gar keine.
Mir ist bewusst, dass das ein Extrem Beispiel ist.
Ein Kontrast zur Story gepushten Entwicklung. Oder einer Entwicklung die von äusseren Geschehnissen und Personen ausgelöst wird.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln