Autor Thema: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...  (Gelesen 51189 mal)

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #175 am: 20.07.2017 | 17:40 »
Initiert das Wissen um die Tödlichkeit nicht ev. auch eine zu große Verbissenheit im Kampf, die ihrerseits dann wieder die Tödlichkeit weiter hochschraubt, weil an realistische Handlungen der Chars nicht mehr als "realistisch" ("Ich ergebe mich") sondern nur noch als tödlich ("ich ergebe mich nicht, sonst schlachten die mich eh nur ab") wahrnimmt? [/Edit]
Nee. Das Gegenteil ist da der Fall. Eben weil man weiss, dass der Charakter im Kampf draufgehen kann, wird eher davongelaufen oder eben sich ergeben. Tödlichkeit im System hat nichts aber auch rein garnichts zu tun mit der Reaktion der Gegner.
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Ucalegon

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #176 am: 20.07.2017 | 17:49 »
Aber sobald man sich outet als jemand, der Charaktertod nicht mag, kommt das Gegenargument "das ist doch kein Rollenspiel, da ist ja wie Roman schreiben". ???

Ach ja, der "X ist kein Rollenspiel"-Bullshit schwappt halt hin und wieder mal über. Fand ich hier jetzt noch erträglich und durch die Blume. Das geht erfahrungsgemäß deutlich ignoranter.
« Letzte Änderung: 20.07.2017 | 17:51 von Ucalegon »

Pyromancer

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #177 am: 20.07.2017 | 17:49 »
Liegt das Problem nicht aber auch im Umgang mit dem Charaktertod an sich? In den Runden, in denen ich weiß, dass der SL nicht "leichtfertig" meine Chars tötet, habe ich beobachtet, dass Chars sich dahingehend realistischer verhalten, das sie bei einer Übermacht auch einfach mal die Waffen strecken und sich ergeben, weil sie wissen, dass die "notorisch bösen" Orks sie nicht gleich umbringen, sondern das Spiel trotz Gefangennahme durch den Todfeind (argh) erstmal weitergeht.

Initiert das Wissen um die Tödlichkeit nicht ev. auch eine zu große Verbissenheit im Kampf, die ihrerseits dann wieder die Tödlichkeit weiter hochschraubt, weil an realistische Handlungen der Chars nicht mehr als "realistisch" ("Ich ergebe mich") sondern nur noch als tödlich ("ich ergebe mich nicht, sonst schlachten die mich eh nur ab") wahrnimmt?

Nein. Das ist ein völlig anderes Problem. Nämlich das, wie der SL seine NSCs spielt und welche Gegner in der Kampagne vorkommen. Das ist übrigens ein Grund, warum mir Menschen als Gegner am liebsten sind. Bei denen ist nämlich fast nie das ZIEL: "Ich will den Charakter TÖTEN!" Und darum ist da Aufgabe, Rückzug, "Parleee?", etc. alles als Option auf dem Tisch - bei hirnlosen Zombies, "notorisch bösen Orks", tollwütigen Wölfen usw. aber nicht.

Und dann kann man auch gleich den einen Schritt weiter zurück gehen, zum "Encounter-Design": Wenn ich Kampagnen leite, dann gibt es sehr selten ausgeglichene Kämpfe, wo die Gegner ungefähr so stark sind wie die SC-Gruppe. Weil das eine Situation ist, die KEINER will. Irgendwelche Räuber greifen die SCs nur an, wenn sie so überlegen sind, dass sie fast sicher gewinnen. Die SCs greifen Gegner nur an, wenn der Plan so gut oder der Gegner so schwach ist, dass sie fast sicher gewinnen. "Wir haben eine 50:50-Chance, zu überleben" - den Kampf geht keiner ein, wenn er eine Wahl hat.

Achamanian

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #178 am: 20.07.2017 | 17:52 »
Ich entschuldige mich, wenn ich mich hierauf beziehe, ohne den Rest danach noch gelesen zu haben, aber:

Das ist genau das, was mich an dieser Diskussion stört - und falls ich mich da falsch ausgedrückt habe, möchte ich das hiermit meinerseits eintschärfen:

Ich habe kein Problem damit, wenn jemand anders sagt, er braucht die Spannung des Charaktertods, sonst ist es für ihn zu tröge. Aber sobald man sich outet als jemand, der Charaktertod nicht mag, kommt das Gegenargument "das ist doch kein Rollenspiel, da ist ja wie Roman schreiben". ???

Klar ist das ein bescheuertes Gegenargument. Ich sehe aber auch auf der anderen Seite die Attitüde, für sich in Anspruch zu nehmen, dass einem "die Geschichte wichtiger ist" als vermeintlicher Realismus, aus der Todesgefahr für die Figur gezogene Spannung und Regeltreue, und die ärgert mich ehrlich gesagt - das geht für mich auch ganz deutlich aus dem Rest von deinem Beitrag hervor, den ich hier mal nicht ganz zitiere. Dabei wird die "gute Geschichte" irgendwie immer auf die Sorte Geschichte reduziert, in der Tode etwas Heldenhaftes sind - gerne auch mal tragisch, vielleicht sogar in Form eines tragischen Scheiterns, aber bitte auf jeden Fall mit hohem dramatischen Gewicht über den reinen Umstand hinaus, dass da gerade eine wichtige Figur in der Geschichte gestorben ist. Der Tod der Figur reicht an sich nicht als Höhepunkt, sie muss an einem Höhepunkt im Verlauf der äußerlichen Ereignisse sterben.
Und sind eben nicht alle Geschichten so gestrickt, erst recht nicht alle guten (mein persönliches Geschmacksurteil lautet sogar: Tendenziell sind eher die schlechten Geschichten so gestrickt). Und ich bin diesen heroischen Todeskitsch im RSP ehrlich gesagt relativ leid. Klar darf es auch mal passieren, aber es soll bitte nicht jeder beim Abtreten den Pass halten/dem Drachen das Herz durchbohren/vom Oberbösewicht das Herz herausgerissen bekommen. Es soll auch mal einer auf der Flucht von den Polizeidroiden niedergeschossen werden., von einer Stray Bullett getroffen werden (und in dem Zusammenhang soll mir mal bitte einer erzählen, der Tod von Tara in Buffy sei irgendwie undramatisch und eine blöde Geschichte, weil sie einfach so als Bystander erwischt wurde ...).
Und ich mag es, wenn diese überraschenden und schmerzhaften Optionen tendenziell offen sind (vorausgesetzt, darüber besteht Klarheit). Wenn nicht alle automatisch ihrem Klischeegefühl nachgeben und sagen: "Okay, dieser Tod war zu undramatisch, also annulieren wir den", sondern: "Scheiße. Das ist krass. Wie gehen unsere SC jetzt damit um?"
Dafür lasse ich mich ehrlich gesagt nur ungern in die "denen ist Story eben egal (während wir hochwertige Geschichten erspielen)"-Ecke stellen.

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #179 am: 20.07.2017 | 17:53 »
Jemand erwähnte Game of Thrones als Beispiel für "viele Charaktertode im 'Film'". Naja. Das war ehrlich gesagt für mich ein Grund, irgendwann (vor Jahren) aufzuhören das zu schauen. Nicht weil es da meinen einen Lieblingscharakter erwischt hätte oder so, vielmehr was es so ein stetiger Prozess, sozusagen das langsam mit Blut vollaufende Fass, das eben irgendwann übergelaufen ist. Irgendwann fand ichs halt lame.
Argumente im Stile von "im Film läuft das so ab, also ist das fürs Rollenspiel analog passend" finde ich eh Banane. Bei jeder Einstellung, bei jedem Cut, bei jedem Timing hat sich der Drehbuchautor und der Regisseur etwas dabei gedacht. Er will seine Aussage im Film damit unterstützen. Dafür kann er seine Geschichte, seine Werkzeuge bis zur Perfektion ausreitzen und wiederholen (solange da kein Studioboss reinfuscht) bis der für ihn beste Cut ins Kino kommt.
Stell Dir mal vor der SL schreibt Dir als Spieler vor, wie Du Dich jetzt zu verhalten hast und wiederholt eine Szene so lange, bis sie seiner Vorstellung passt. Ich denke in so ner Runde dürftest Du nicht lange bleiben. ;)
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #180 am: 20.07.2017 | 17:53 »
Wer hat denn jetzt diese bescheuerte Dichotomie "Charaktertod oder Railroading" aufgemacht?
Oder "Ohne Charaktertod kann es gar nicht richtig spannend werden"?
 :o

Um mal das aufzugreifen was Auribiel gesagt hat: man kann zum Beispiel auch das Kampagnenziel in den Sand setzen, ohne selber draufzugehen. Nur mal aus dem Ärmel geschüttelt: Stadt X - Heimat der SCs - wird von einer geheimnisvollen Seuche heimgesucht. Die SCs sind merkwürdigerweise immun, machen sich auf die Suche nach einem Heilmittel. Da kann jetzt alles Mögliche passieren, aber vor allem deutet so ein Szenario stark darauf hin, dass da eine Uhr tickt. Und wenn der Timer abgelaufen ist, kommt eben jede Heilung zu spät.

Und das ist jetzt noch ein sehr billiger Plot, weil da die Drohkulisse auch nur "massenweise Tote" ist, auch wenn die SCs nicht darunter sind.
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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #181 am: 20.07.2017 | 18:00 »
Ergo: Wenn man das "ordentlich" aufzieht, erreicht man es ggf. auch, dass sich SCs mal ergeben.

Das ist ja auch ein ganz anderes Fass, das man an beiden Enden aufmachen kann. Da muss nämlich auch die SL die Gegner so spielen, dass sie sich ergeben, und darf die Spieler nicht reinreiten, wenn sie Gegner verschonen.

In unserer Ars-Magica-Kampagne hatten wir "neulich" mal den Fall, dass wir gegen einen Ritter samt Gefolge kämpfen mussten. Der hat sich am Ende ergeben, und dem wurden von meinem SC - ebenfalls Ritter - nachdem die Lage gesichert war gegen Ehrenwort, dass er nicht flieht oder sonstigen Unsinn anstellt, die Fesseln gelöst und sein Schwert zurück gegeben. UND ES IST NICHTS SCHLIMMES PASSIERT! Der hat sich an sein Ehrenwort gehalten, uns nicht betrogen, ist brav geblieben, und am Ende haben wir mit seinem Lehnsherren einen Deal gemacht und ihn freigelassen. Alles gut! So etwas setzt einen Präzedenzfall.

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #182 am: 20.07.2017 | 18:04 »
Wer hat denn jetzt diese bescheuerte Dichotomie "Charaktertod oder Railroading" aufgemacht?
Hier im Thread?
Railroading kam zumindest von der Greifenklause
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Achamanian

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #183 am: 20.07.2017 | 18:06 »

In unserer Ars-Magica-Kampagne hatten wir "neulich" mal den Fall, dass wir gegen einen Ritter samt Gefolge kämpfen mussten. Der hat sich am Ende ergeben, und dem wurden von meinem SC - ebenfalls Ritter - nachdem die Lage gesichert war gegen Ehrenwort, dass er nicht flieht oder sonstigen Unsinn anstellt, die Fesseln gelöst und sein Schwert zurück gegeben. UND ES IST NICHTS SCHLIMMES PASSIERT! Der hat sich an sein Ehrenwort gehalten, uns nicht betrogen, ist brav geblieben, und am Ende haben wir mit seinem Lehnsherren einen Deal gemacht und ihn freigelassen. Alles gut! So etwas setzt einen Präzedenzfall.

 :d
Das sind so coole Sachen, die sich natürlich theoretisch mit jedem System und bei jeder Haltung zum Thema Tödlichkeit ergeben können, für mein Gefühl kommen sie aber tatsächlich leichter zustande, wenn alle theoretisch auch ungeplant sterben können.

Offline YY

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #184 am: 20.07.2017 | 18:20 »
Das ist ja auch ein ganz anderes Fass, das man an beiden Enden aufmachen kann. Da muss nämlich auch die SL die Gegner so spielen, dass sie sich ergeben, und darf die Spieler nicht reinreiten, wenn sie Gegner verschonen.

Wobei das in deinem Beispiel ja mehr oder weniger den Normalfall für diesen Kontext darstellt - so gesehen schon in trauriger Weise bemerkenswert, dass man da überhaupt einen Präzedenzfall schaffen muss.


Grundsätzlich kann das durchaus asymmetrisch sein, also dass nur eine Seite davon ausgehen darf, sich getrost ergeben zu können.
Und mit den richtigen Spielern kann es auch spielenswert sein, genau die Frage zu stellen, ob man doch reingeritten wird - nur eben nicht in den klassischen Formen.
Aber auch dafür muss man erst mal eine andere Normalität etablieren, sonst ist das keine relevante Fragestellung, sondern nur so wie immer.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Auribiel

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #185 am: 20.07.2017 | 18:43 »
Sorry, wird etwas länger:

Es ist auch nach meiner Ansicht nicht die Meinungsäußerung, die das Problem in den Diskussionen darstellt. Es ist die Abwertung der abweichenden Meinung. Das sprichst Du hier im Thread an, das sprechen dauernd Leute an. Alleine in den letzten Tagen sind mir ca. 10 Äußerungen verschiedener Leute über den Weg gelaufen.

Danke, das ist genau, was ich meine. Du fasst das nur besser formuliert zusammen.

Kurzum: Es gibt ebenso meinungs- wie lautstarke Besserspieler im Tanelorn. Das ist ein Manko. Trotzdem ist das Forum toll.

+1, trotz aller Meinungsverschiedenheiten ist das Tanelorn klasse! :)


Ergo: Wenn man das "ordentlich" aufzieht, erreicht man es ggf. auch, dass sich SCs mal ergeben.
Mit der pauschalen Haltung, unter normalen Umständen sowieso nie SCs zu töten, geht es natürlich wesentlich leichter und verlässlicher.

Mein Eindruck rührt wohl auch daher, dass ich selbst häufig "unrealistische" Reaktionen von "Kleingegnern" erlebt habe - der normale Gegner rennt mMn selbst eher weg, als bis zum Tod zu kämpfen (nicht umsonst gibt es gerade bei manchen Tabletops Moralwürfe, ab wann der Gegner sich weigert, den Kopf hinzuhalten - aber gerade im Rollenspiel gibt es das nicht - obwohl es da manchmal eher angebracht wäre?).


Nee. Das Gegenteil ist da der Fall. Eben weil man weiss, dass der Charakter im Kampf draufgehen kann, wird eher davongelaufen oder eben sich ergeben. Tödlichkeit im System hat nichts aber auch rein garnichts zu tun mit der Reaktion der Gegner.

„Only Siths deal in absolutes.“

Ich stelle eine Vermutung auf und werde mit einer absoluten Festlegung gekontert, die man nicht anzweifeln könne? Nicht ev. möglich, dass Tödlichkeit sehr wohl etwas mit der Reaktion der Gegner zu tun haben könnte?

Nein. Das ist ein völlig anderes Problem. Nämlich das, wie der SL seine NSCs spielt und welche Gegner in der Kampagne vorkommen. Das ist übrigens ein Grund, warum mir Menschen als Gegner am liebsten sind. Bei denen ist nämlich fast nie das ZIEL: "Ich will den Charakter TÖTEN!" Und darum ist da Aufgabe, Rückzug, "Parleee?", etc. alles als Option auf dem Tisch - bei hirnlosen Zombies, "notorisch bösen Orks", tollwütigen Wölfen usw. aber nicht.

Da gebe ich dir recht, dass es Gegner gibt, bei denen man sich nicht ergeben kann. Jetzt kommt leider mein aber:

Zitat
Und dann kann man auch gleich den einen Schritt weiter zurück gehen, zum "Encounter-Design": Wenn ich Kampagnen leite, dann gibt es sehr selten ausgeglichene Kämpfe, wo die Gegner ungefähr so stark sind wie die SC-Gruppe. Weil das eine Situation ist, die KEINER will. Irgendwelche Räuber greifen die SCs nur an, wenn sie so überlegen sind, dass sie fast sicher gewinnen. Die SCs greifen Gegner nur an, wenn der Plan so gut oder der Gegner so schwach ist, dass sie fast sicher gewinnen. "Wir haben eine 50:50-Chance, zu überleben" - den Kampf geht keiner ein, wenn er eine Wahl hat.

Woher wissen denn die Räuber, dass die SCs überlegen/unterlegen sind? Woher wissen die SCs das selbe vorher über die Gegner? Es rennt ja auch niemand in ein Rudel tollwütiger Wölfe oder eine Horde Zombies. Meistens verschätzt sich eine Seite massiv und schon ist die Kacke am Dampfen und jeder noch so schön geplante encounter endet schlimmenstenfalls im TPK? (Oder ist hier dann erlaubt, den Spielern einfach so zu stecken, dass sie grad eine folgenschwere Fehlentscheidung gemacht haben? Und wenn das erlaubt ist, wo ist das besser, als Würfeldrehen oder Charaktertod vermeiden?)

Klassisches Beispiel: Der vielgeliebte Hinterhalt. Umgestürzter Wagen auf der Straße, verletzter Reisender, man will helfen, landet in einem Hinterhalt von Räubern, die die SCs eben als leichte Beute erachten, es aber mit den HeldenTM zu tun haben. Welche Seite hat sich jetzt mehr verschätzt? Klar ist geplant, dass die SCs gewinnen, weil TPK = Kampagne zu Ende - und das wäre ziemlich lame, wenn das bei einem Random-Encounter passiert. Spannung? Weiß nicht, sehe ich da nicht gegeben. Eher eine SL-Reaktion im Sinne von "Ups, das hätte ich jetzt nicht erwartet, dass die Räuber euch alle platt machen..."
Wenn auch nicht in der Form, hab ich das schon mehrfach erlebt, dass der SL sich massiv verschätzt hat bzw. die Spieler ebensowenig die Tödlichkeit des Encounters abschätzen konnten - und dass Abenteuer nach einer Stunde rum war, weil alle tot. Hat der Abend irgendwem Spaß gemacht? Nö, alle inklusive SL frustriert, weil Abenteuer damit gelaufen. Wie verhindert man so etwas denn sonst? "Wir laden den letzten Speicherpunkt, selbe Chars, zurück zum Abenteuerstart"?  Halte ich auch nur bedingt für befriedigend. *kopfkratz*

Dann doch lieber die Möglichkeit, die Chars nicht gleich zu töten, sondern nur außer Gefecht zu setzen, Wunden lecken, weiterspielen.


Klar ist das ein bescheuertes Gegenargument. Ich sehe aber auch auf der anderen Seite die Attitüde, für sich in Anspruch zu nehmen, dass einem "die Geschichte wichtiger ist" als vermeintlicher Realismus, aus der Todesgefahr für die Figur gezogene Spannung und Regeltreue, und die ärgert mich ehrlich gesagt - das geht für mich auch ganz deutlich aus dem Rest von deinem Beitrag hervor, den ich hier mal nicht ganz zitiere. Dabei wird die "gute Geschichte" irgendwie immer auf die Sorte Geschichte reduziert, in der Tode etwas Heldenhaftes sind - gerne auch mal tragisch, vielleicht sogar in Form eines tragischen Scheiterns, aber bitte auf jeden Fall mit hohem dramatischen Gewicht über den reinen Umstand hinaus, dass da gerade eine wichtige Figur in der Geschichte gestorben ist. Der Tod der Figur reicht an sich nicht als Höhepunkt, sie muss an einem Höhepunkt im Verlauf der äußerlichen Ereignisse sterben.

Ehrlich gesagt, ich brauch keinen heldenhaften Tod, ich brauch ehrlich gesagt gar keinen Tod und kann damit trotzdem gut leben. Und ja, manchmal reicht mir der Tod der Figur als Höhepunkt nicht, weil es einfach in vielen Runden, die zumindest ich erlebt habe, recht schnell zu einem "nächster Char, weiterspielen" verkommt. Egal ob es die Stray Bullet oder die Flucht vor dem Polzeidroiden war.

Übertrieben ausgesagt: Mich reizt es nicht, wenn ein Char stirbt, weil er beim Reiten gepatzt hat und sich den Hals bricht. Mich reizt es nicht, wenn der Char beim Gang zur Latrine von einem verirrten Pfeil getroffen wird.

Zitat
Und ich bin diesen heroischen Todeskitsch im RSP ehrlich gesagt relativ leid....Wenn nicht alle automatisch ihrem Klischeegefühl nachgeben und sagen: "Okay, dieser Tod war zu undramatisch, also annulieren wir den", sondern: "Scheiße. Das ist krass. Wie gehen unsere SC jetzt damit um?"

Ich mag(Edel-)Kitsch und gerne auch mal Klischee und ich steh auf GLITZER (außer bei Vampiren, ärghs!). Ich mag kein Game of Thrones, ich hab aber auch kein Problem damit, wenn jemand es mag. Ist halt nicht meins. Nur wenn man auf Kitsch, Klischee und Glitzer steht... ist man gefühlt auf der Verliererseite, weil das ist ja bäh.


Zitat
Dafür lasse ich mich ehrlich gesagt nur ungern in die "denen ist Story eben egal (während wir hochwertige Geschichten erspielen)"-Ecke stellen.

Hab ich nie gesagt, dass die Story egal ist. Ich sage nur, es wird mir da in manchen Situationen zu beliebig, wie die Story weiterläuft. (Eigentlich kann einem die Story gar nicht egal sein, nichtmal beim Sandboxing, weil ohne Story kein Spiel. Ich entschuldige mich vorweg, wenn ich Begriffe unsauber nutze, passiert mir leider häufiger, ich hoffe, es ist aber klar, was ich meine.)



Oder "Ohne Charaktertod kann es gar nicht richtig spannend werden"?
 :o

Sorry, wenn ich petze, aber z.B. hier:
Es ist für mich absolut nicht zu sehen, wo die Spannung herkommen soll, wenn ich letzten Endes doch eh alles überleben werde.


Um mal das aufzugreifen was Auribiel gesagt hat: man kann zum Beispiel auch das Kampagnenziel in den Sand setzen, ohne selber draufzugehen.

Eben das. Danke!
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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #186 am: 20.07.2017 | 18:43 »
Stell Dir mal vor der SL schreibt Dir als Spieler vor, wie Du Dich jetzt zu verhalten hast und wiederholt eine Szene so lange, bis sie seiner Vorstellung passt.

Genial, das wird mein neuer SL-Stil!  :d

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Achamanian

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #187 am: 20.07.2017 | 18:57 »
Mein Eindruck rührt wohl auch daher, dass ich selbst häufig "unrealistische" Reaktionen von "Kleingegnern" erlebt habe - der normale Gegner rennt mMn selbst eher weg, als bis zum Tod zu kämpfen (nicht umsonst gibt es gerade bei manchen Tabletops Moralwürfe, ab wann der Gegner sich weigert, den Kopf hinzuhalten - aber gerade im Rollenspiel gibt es das nicht - obwohl es da manchmal eher angebracht wäre?).

[...]

Ehrlich gesagt, ich brauch keinen heldenhaften Tod, ich brauch ehrlich gesagt gar keinen Tod und kann damit trotzdem gut leben. Und ja, manchmal reicht mir der Tod der Figur als Höhepunkt nicht, weil es einfach in vielen Runden, die zumindest ich erlebt habe, recht schnell zu einem "nächster Char, weiterspielen" verkommt. Egal ob es die Stray Bullet oder die Flucht vor dem Polzeidroiden war.

Wahrscheinlich hängt mal wieder alles an den unterschiedlichen negativen Erfahrungen. Ich habe eigentlich nie das Abreißblock-Phänomen erlebt, nicht mal bei DCC, aber auch immer Kampagnen gespielt, in denen recht wenig gestorben wurde - meistens, weil alle entsprechend vorsichtig waren. Die letzten beiden längeren Kampagnen, die ich geleitet habe, gingen ganz ohne SC-Tode über die Bühne. Es gab aber auch keine verschätzen Encounter, weil ich - wie gesagt - überhaupt nicht mit Encounter-Balancing oder so etwas spiele, schon aber mit der Grundannahme, dass alle Gegner immer Wesen sind, mit denen man entweder verhandeln oder bei denen man sich anders aus der Affäre ziehen kann.
Wenn das so ist und man dann noch den "Tod durch Pech" unmöglich macht, dann gibt es den Tod halt gar nicht mehr im RSP ...

Pyromancer

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #188 am: 20.07.2017 | 19:06 »
Woher wissen denn die Räuber, dass die SCs überlegen/unterlegen sind?

Es gibt ja in vielen Kauf-Abenteuern am Anfang Situationen, wo dann im Text steht: "Es springen genau so viele Räuber aus dem Gebüsch, wie SCs da sind." Und das ist in meinen Augen Blödsinn.
Stell dir vor, du sitzt mit deinen drei Mit-Räubern im Wald neben der Straße, und da kommt ein kräftiger Typ mit einer Axt, ein sehniger mit einem Langbogen, dazu ein schmächtiger Hansel mit Robe und spitzem Hut, und ein Typ, der ein religiöses Symbol vor dem Bauch trägt, aber auch einen Streitkolben. Springst du da aus dem Wald und rufst: "Überfall!" Oder wartest du lieber, bis da ein einzelner Handwerker mit seinem Lehrling oder ein Bauer mit seinem Karren (kein Gold, aber immerhin etwas zu essen!) entlang kommt?

Spielleiter: Spielt eure NSCs!

Zitat
Woher wissen die SCs das selbe vorher über die Gegner?

In dem sie Erkundigungen einziehen, kundschaften, Nachbarn befragen, oder schlicht sehen, dass da eine Legion an Gegnern auf sie zu kommt, und nicht ein Grüppchen.

Zitat
Es rennt ja auch niemand in ein Rudel tollwütiger Wölfe oder eine Horde Zombies. Meistens verschätzt sich eine Seite massiv und schon ist die Kacke am Dampfen und jeder noch so schön geplante encounter endet schlimmenstenfalls im TPK? (Oder ist hier dann erlaubt, den Spielern einfach so zu stecken, dass sie grad eine folgenschwere Fehlentscheidung gemacht haben? Und wenn das erlaubt ist, wo ist das besser, als Würfeldrehen oder Charaktertod vermeiden?)
Hier kommt der Reiz ins Spiel: Natürlich kann man sich verschätzen. Und dann ist es halt dumm gelaufen und man muss sehen, wie man aus der Scheiße wieder herauskommt. Den Kampf mit der 50:50-Chance, den keiner will, den kann man ja trotzdem gewinnen. Oder man ergibt sich, flieht, bietet einen Waffenstillstand an oderoderoder. Das klappt bei mir oft, weil ich als Spielleiter die Ziele meiner NSCs ausspiele, und da steht häufig eben auch "unbeschadet aus der Sache herauskommen" über "bis zum letzten Blutstropfen kämpfen, um dem SC den Garaus zu machen".

Zitat
Klassisches Beispiel: Der vielgeliebte Hinterhalt. Umgestürzter Wagen auf der Straße, verletzter Reisender, man will helfen, landet in einem Hinterhalt von Räubern, die die SCs eben als leichte Beute erachten, es aber mit den HeldenTM zu tun haben. Welche Seite hat sich jetzt mehr verschätzt? Klar ist geplant, dass die SCs gewinnen, weil TPK = Kampagne zu Ende - und das wäre ziemlich lame, wenn das bei einem Random-Encounter passiert.
Viele Spielleiter haben halt auch keine Ahnung, wie man Zufallsbegegnungen sinnvoll einsetzt. Aber das ist wieder ein anderes Thema...

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #189 am: 20.07.2017 | 19:25 »
Ich stelle eine Vermutung auf und werde mit einer absoluten Festlegung gekontert, die man nicht anzweifeln könne? Nicht ev. möglich, dass Tödlichkeit sehr wohl etwas mit der Reaktion der Gegner zu tun haben könnte?
Naja. Bitte wohlwollend lesen! Du hast ne Vermutung geäussert und ich habe Dir meine Meinung oder meine Erfahrung dazu geschrieben. Stell Dir also einfach vor ich hätte vorher "Meiner Meinung nach..." oder "meiner Erfahrung nach..." geschrieben. :)
Aber davon mal ab:
Hier im Kontext des Threads ist von der Tödlichkeit im System die Rede. Es wurde ja lang und breit von Tod durch den Würfel geschrieben und in diesem Zusammenhang hat die Reaktion der Gegner erstmal nichts mit der Tödlichkeit zu tun. Nur weil ein Würfelwurf im System den Tod eines Charakters bedeuten kann, gibt das noch keine Auskunft über die Reaktion der Gegner. Genausowenig bedeutet die Tödlichkeit, dass ein Gegner deswegen die Spielercharaktere umbringen müssen.
« Letzte Änderung: 20.07.2017 | 19:37 von 6 »
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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #190 am: 20.07.2017 | 19:30 »
Genial, das wird mein neuer SL-Stil!  :d
So was Ähnliches habe ich sogar schonmal erlebt. Da hat ein Spieler direkt bei jeder direkten Rede eines Mitspielers und Situationsbeschreibung des SLs reagiert und verzückt erklärt wie toll er die Rede oder die Situation fand. Ich fands interessant und lustig. Die anderen Mitspieler... eher nicht... ;)
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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #191 am: 20.07.2017 | 19:57 »
Totgerittene Diskussion :(

Jeder hat seinen Standpunkt klar gemacht. Manche wurden richtig gelesen , manche falsch.

Offline dunklerschatten

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #192 am: 20.07.2017 | 20:35 »
Immer diese Aufregung..... ~;D


Zitat
Aber: Pech im Kampf. Grundsätzlich richtig eingeschätzt, aber dann durch blöde Würfellaunen doch tödlich verlaufen. Wäre das ok?

absolut ok, ein Kampf ist gefährlich und niemand hat eine Garantie das zu überstehen. Aber auch in einem Kampf würde ich reines Würfelpech nicht mit dem Tod bestrafen (das ist zu Eindimensional). Imho gehört da eben auch "Dummheit" dazu, wie sich nicht ergeben, Flucht nicht als Chance zu sehen etc.

Wie schon geschrieben, wer bewusst und wissend und nach Warnung, immer noch mit aller Gewalt mit dem Kopf durch die Wand will, der muss das dann auch voll ausbaden. Da wäre Würfelpech dann eben auch tödlich.

"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
Quellcrist Falconer

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #193 am: 20.07.2017 | 20:51 »
Jesus Jones, was habe ich hier nur losgetreten?
Das ist ja eine Lawine, durch die ich mich jetzt durcharbeiten muss.
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Offline YY

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #194 am: 20.07.2017 | 20:54 »
Imho gehört da eben auch "Dummheit" dazu, wie sich nicht ergeben, Flucht nicht als Chance zu sehen etc.

Wie schon geschrieben, wer bewusst und wissend und nach Warnung, immer noch mit aller Gewalt mit dem Kopf durch die Wand will, der muss das dann auch voll ausbaden.

Auch in Systemen, in denen das mit ein bisschen Pech ohne Ankündigung auf einen Schlag kommt? Sind da "externe" Notbremsen ok?
Oder hat man das deiner Meinung nach mit der Wahl des Systems akzeptiert und fertig?
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Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #195 am: 20.07.2017 | 21:06 »
Wie war das noch? -"Nur die Illusion, dass das Spiel tödlich ist, darf niemals sterben." ~;D


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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #196 am: 20.07.2017 | 21:18 »
Wie war das noch? -"Nur die Illusion, dass das Spiel tödlich ist, darf niemals sterben." ~;D

"That is not dead which can eternal lie..."

Klingt auf einmal sonderbar passend. ;D

Offline dunklerschatten

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #197 am: 20.07.2017 | 21:53 »
Zitat
Auch in Systemen, in denen das mit ein bisschen Pech ohne Ankündigung auf einen Schlag kommt? Sind da "externe" Notbremsen ok?
Oder hat man das deiner Meinung nach mit der Wahl des Systems akzeptiert und fertig?

Ich tendiere zu akzeptiert und fertig...aber du müsstest das mal genauer ausdifferenzieren damit ich das wirklich beantworten kann
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Offline Der Läuterer

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #198 am: 20.07.2017 | 22:30 »
Zum Vergleich Film / RPG:

Die Analogie zw. Film Plot und RPG Plot ist eigentlich frappierend und naheliegend.
Die Chars entsprechen mit ihrer Vita den Protagonisten im Film. Sowohl im RPG als auch im Film verfolgen sie ein gewisses Ziel.
Die Chars haben die Wahl, was sie tun oder lassen wollen und die RPG Welt reagiert auf sie.
Im Film ist das genauso, nur dass dem Zuschauer lediglich die Entscheidungen der Protagonisten vor Augen geführt werden und ihnen mögliche Alternativen höchstens marginal aufgezeigt werden.

In fast allen Filmen überdauern die Hauptdarsteller (= Chars) bis zum Ende des Films und sterben dann (höchst selten) den Heldentod.
Die Crux ist nun, dass man so etwas nicht immer im Spiel hinbekommt wie beabsichtigt (aus sehr unterschiedlichen Gründen - zB Würfelpech, Missverständnisse, Fehleinschätzungen, Dummheit, sowohl auf SL- wie auch auf Spieler-Seite).

Es gibt wenige Filme, die mir einfallen, in denen der Hauptdarsteller den Plot NICHT überlebt (sie werden angeschossen, verprügelt, gefoltert; ja, aber sie überleben fast immer).
Der Dramaturgie folgend wird dem Zuschauer mitunter der Tod des Hauptdarstellers vorgegaukelt, nur damit er dann am Ende doch noch heroisch aufzutrumpfen.

Ausnahmen bilden zB die Katastrophenfilme 'Die Höllenfahrt der Poseidon' von 1972 und 'Erdbeben' von 1974, in denen die Hauptdarsteller Gene Hackman und Charlton Heston jeweils gegen Ende des Films sterben, um andere zu retten.
Aber auch Kriegsfilme tendieren dazu, ihre Nebendarsteller zu entsorgen - wohl gemerkt Nebendarsteller. In 'Die Wildgänse kommen' von 1978 überleben dagegen die Hauptdarsteller Richard Burton und Roger Moore, während die Nebendarsteller fast alle draufgehen.

'Game of Thrones' ist mMn kein gutes Beispiel. Hauptcharaktere beissen nicht wirklich ins Gras.
Eddard Stark ist tot. Jon Snow stirbt zwar, wird aber wiederbelebt. Allen anderen wird übel mitgespielt. Aber mal so richtig - verstümmelt, gedemütigt, geblendet, kastriert, vergewaltigt usw etc pp. Da bleibt kein Auge trocken... aber tot?
Zudem laufen so viele Plot-Stränge gleichzeitig parallel ab, dass ein abgeschlossener Plot-Strang kaum stören würde. So etwas wäre im RPG nicht denkbar, es sei denn für jeden Char stünde ein SL zur Verfügung...
« Letzte Änderung: 20.07.2017 | 22:38 von Der Läuterer »
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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #199 am: 20.07.2017 | 22:45 »
Zum Vergleich Film / RPG:


Die Analogie zw. Film Plot und RPG Plot ist eigentlich frappierend und naheliegend.
Die Chars entsprechen mit ihrer Vita den Protagonisten im Film. Sowohl im RPG als auch im Film verfolgen sie ein gewisses Ziel.
Die Chars haben die Wahl, was sie tun oder lassen wollen und die RPG Welt reagiert auf sie.
Im Film ist das genauso, nur dass dem Zuschauer lediglich die Entscheidungen der Protagonisten vor Augen geführt werden und ihnen mögliche Alternativen höchstens marginal aufgezeigt werden.
Sorry, wenn ich Dir da eine Illusion rauben muss, aber im Film macht der Protagonist genau das, was der Regisseur bzw. der Skriptautor will. Um genau zu sein verfolgt der Regisseur bzw. der Skriptautor ein bestimmtes Ziel mit der Handlung des Protagonisten. Er dreht die Handlung genau so, dass die Protagonisten genau das tun was der Regisseur bzw. der Skriptautor von ihnen will.
Und natürlich hat der Tod des Protagonisten oder sein Überleben eine genaue Aufgabe, um die Agenda des Regisseures bzw. des Skriptautors zu unterstützen. Dieser Agenda ist in einem guten Film alles untergeordnet.

Der Protagonist halt also im Film keine Chance sich anders zu verhalten, als so, wie es der Skriptautor oder der Regisseur die Lage vorgibt.

Wenn Du das jetzt zurück auf das Rollenspiel ziehst, bedeutet das, dass die Spieler keine eigenen Entscheidungen treffen, sondern diese vom SL vorgegeben werden. Sie müssen sich dann auch genauso verhalten, wie der SL es vorsieht. Sonst würden sie die Agenda des SLs sprengen.

Siehst Du so Deine Rollenspielsitzungen? Also ich persönlich fände das ziemlich langweilig und würde dann wirklich lieber einen echten Film sehen wollen.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist