Hatte gestern so ziemlich die intensivste Rollenspielerfahrung meines Lebens mit dem Ding! :3 Ich war SL, dazu kamen drei Spieler und eine Spielerin. Die Geschlechtersache war tatsächlich völlig unproblematisch, weil man durch die Moves sehr an der Hand genommen wird. War auch meine erste Runde PbtA, und das System hat ziemlich genau das getan, was es tun soll. ^^
Glücklicherweise muss man die SL-Moves nicht sooo sehr intus haben, wie ich befürchtet hatte. Für mich waren das im praktischen Spiel vorrangig Richtlinien, die meine grundlegende Handlungsweise als SL geleitet haben, und auf die ich zurückgegriffen habe, wenn ich nicht wusste, wie ich reagieren soll.
Ich muss sagen, das spontane Erstellen der Räume hat für mich zwischen der Schlüssel-Beschreibung der Spieler, den Hooks aus der Charaktererschaffung und vor allem den vier Raumtypen einwandfrei funktioniert, tatsächlich sogar überraschend gut. Die Room Moves helfen ganz hervorragend in der Umsetzung (meistens so 1-2 pro Raum), aber die Hauptinspiration war immer schon der Schlüssel. Ich habe mir dann immer ein, zwei Minuten genommen, um mir was auszudenken, und von da aus weiter improvisiert.
Leichte Probleme hatte ich dagegen mit dem investigativen Spiel, gerade am Anfang, weshalb wir auch fünfeinhalb Stunden gespielt haben. Man darf sich wirklich nicht davor fürchten, a) jeden Raum mit einer spezifischen toten Braut und b) handfesten Hinweisen auf ihren Tod auszustatten, die sofort in Richtung Propose a Truth führen. Riiiichtig geil ist halt auch der Shiver-Move, den habe ich in jedem Raum 1-2 mal benutzt, und der hat immer, IMMER alles wesentlich creepiger gemacht und mir geholfen, die Geschwindigkeit anzuziehen.
Und teilweise hatte ich das Gefühl, dass der Braut ein Move zum Interagieren mit der Umgebung gefehlt hat, bspw. um ein Feuer zu löschen. Ich habe dann einfach einen Preis gefordert (Trauma in dem Fall), aber irgendwie hat sich das handgewedelt angefühlt.
Sehr geholfen hat mir glaub ich
diese Weekly-Affirmations-Runde mit Strix. Das Format mit den Affirmations ist leider schrecklich, aber ab Minute 35 oder so fangen sie dann mit spielen an und man sieht sehr gut, wie das klappen kann. Und, damn, die Frau weiß, was sie tut.
Ich habe beim Spielen tatsächlich auch gemerkt, dass meine beschreibende Sprache hin und wieder ihr Limit erreicht hat, denn man muss hier wirklich lebendig beschreiben. War also auch eine gute Lernerfahrung.
Im vorletzten Raum sind drei von vier Schwestern an ihrem Trauma zerbrochen. Die Fatale musste dann den letzten Raum alleine durchstehen, während ihr die zerbrochene Hexe quälend genau ausgebreitet hat, warum sie letztendlich sterben wird, und die zerbrochene Mutter leise, zu den Geschehnissen passende Kinderlieder gesungen hat, unterbrochen von Einwürfen wie "Wenn man jemanden verletzt, muss man sich entschuldigen!", und der Animus im Gegensatz zum restlichen Spiel einfach nur
still war ... also ja, das war richtiger Horror, und schließlich ist auch die Fatale zerbrochen.
Die Braut spukt jetzt in einem Spiegelkabinett im Turm des Anwesens und will "Konkurrentinnen" ausschalten, weil sie sowieso die beste (für Blaubart) ist.
Die 3W6-Folge habe ich übrigens auch gehört und fand sie sehr faszinierend.
Ich konnte letztlich aber nicht ganz nachvollziehen, was das große Problem war, denn gerade das Abgeben des Rings ist ja eigentlich sehr eindeutig durch die Ring Moves gelöst. Das war bei uns immer sehr eindeutig, und manchmal wollte jemand den Ring haben, manchmal nicht.
Wer was sagen/tun darf, hat zwar auch in unserer Runde zu ein paar Gesprächen geführt, aber letztlich haben wir hier eine Mischung aus "Ring/Moves entscheiden" und Rule of Cool gemacht. Ein Horror hat sich bspw. auch dadurch ausgezeichnet, dass er die Schwestern direkt angesprochen hat, was auch ein schöner Gänsehaut-Moment war. Da gebe ich den 3W6lern aber insofern recht, dass etwas praktikablere Richtlinien geholfen hätten. Meine persönliche Empfehlung: Die Schwester mit dem Ring darf "laut" sprechen, alle anderen sind wirklich nur Stimmen im Kopf, es sei denn durch einen Move (bspw. Investigate) bietet sich etwas anderes an. Und die Ringträgerin kann natürlich einfach übernehmen, was die anderen sagen.