Eintrag 4 im Nebel
Vistani-Lager, Barovia
Wir hörten uns zunächst im Gasthaus Zum Blut aus der Rebe um. Die Bauern waren mehr als dürftige Informationsquellen und die Vistani wussten zwar scheinbar einiges über Land und Leute im Nebel, aber ich traute ihnen nicht.
Vom Schankwirt hatten wir nämlich erfahren, dass das fahrende Volk für den Herrscher von Barovia, Graf Strahd von Zarovich, arbeitete. Die Zigeuner überwachten deshalb die meisten Geschäfte in der Grafschaft und somit auch die Rebe. Kurz darauf erfuhren wir von dem besser gekleideten Mann am Tresen, Isaak Kolyanovich und Sohn des Bürgermeisters, dass Strahd ein Vampir war. Damit stieg die Glaubwürdigkeit dieses Vagabundenpacks nicht gerade und ich musste den Grund unserer Reise nach Barovia ernsthaft in Frage stellen.
Sollte Strahd der verfluchte Prinz sein, den uns Stanimir damals am Lagerfeuer als schattenhafte Miniatur gezeigt hatte? Und waren wir in den Nebel geholt worden um den Fluch des Untodes auf ihm zu brechen?
Wir schickten uns sogleich an mehr herauszufinden. So begleiteten Tesna, Sip und ich den jungen Mann zu seinem Elternhaus, wo die sterblichen Überreste seines Vaters auf eine ordnungsmäßige Beisetzung warteten und seine Schwester, Irena Kolyanovich, sich verbarikadiert hatte. Sie fürchtete den vampirischen Herrscher, der sie nicht nur heimsuchte, sondern zu allem Übel auch noch gebissen hatte. Ein weiterer Grund den Fluch zu brechen, der bei ihr wohl nur ausgelöst werden würde wenn sie Leben verlieren würde. Sie fürchtete jedoch nicht nur ihn, Irena fürchtete alles und jeden ausserhalb des verkommenen Herrenhauses.
So verbrachten wir die Nacht im Hause einer einfachen, verwirrten Barovianerin namens Mari. Die Ärmste hatte ihre Tochter an die Finsternis verloren und weinte bitterlich. Wir gewährten ihr unseren Schutz für die Nacht, während Hadarai und Victor hoffentlich unseren Wagen und die Vistani im Auge behielten.
Der nächste Morgen begann mit einem Streitgespräch. Isaak wollte mir versichern, dass die Leute in diesem Land nur an zwei Gottheiten glauben: Vater Morgen und Mutter Nacht. Er war ganz klar eine Interpretation von Amaunathor oder Lathander und sie von Shar, der Göttin von Dunkelheit und Verlust. Aber keiner in Barovia hatte auch nur einen einzigen dieser Namen je gehört!
Isaak der Geringere, wie ihn die Leute in der "Stadt" nennen, glaubte Vater Morgen würde die Gebete der Menschen nicht mehr erhören und darum hatten sich alle an die Verehrung von Mutter Nacht gewandt. Ich versicherte ihm mit der Macht Amaunators, dass das Licht den Kampf gegen die Dunkelheit noch nicht verloren hatte und konnte so wieder etwas Hoffnung in dem armen Hund wecken.
Später sollten wir sogar erfahren, dass Strahd das Land selbst sei und seine Grenzen durch todbringenden Nebel definierte. Diesen giftigen Dunst konnten angeblich nur seine Diener die Vistani mit der Einwilligung des finsteren Herrschers durchdringen. Und so werden immer wieder Abenteurer nach Barovia gebracht. Um wirklich Strahds Fluch zu brechen oder seinen unnatürlichen Durst nach dem Blut der Sterblichen zu stillen, wissen wir noch nicht.
Mein Verdacht, dass wir uns in diesem Nebel jenseits von Raum und Zeit befinden erhärtete sich. Befanden wir uns in einer Arte Zwischenwelt und mussten unsere Gesinnung im Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, dem Guten und dem Bösen unter Beweis stellen? Ich trete für Recht und Ordnung ein und seine Untergebenen zu ängstigen, auszusaugen und zu misshandeln ist nicht rechtens.
Nachdem uns Irena endlich eingelassen hatte und wir den Leichnam des Bürgermeisters begutachten konnten, statteten wir dem Friedhof und einzigen Gotteshaus von Barovia-Stadt einen Besuch ab. Ich wollte nicht nur die heilige Erde inspizieren, sondern auch der irrwitzigen Geisteshaltung der Barovianer auf den Zahn fühlen und wie schon ein altes Sprichwort aus dem Delimbyirtal besagt: Der Fisch stinkt vom Kopf.
Dieser Fisch stank ganz besonders garstig. Ein weinerlicher Sack von Priester namens Donavich war das Oberhaupt der Gemeinde. Doch seine Schäfchen folgten ihm nicht mehr, wie uns bereits das Kirchenportal verraten hatte. Denn der Graf hatte Doru, den Sohn des gefallenen Gottesmannes, in einen Vampir verwandelt und eben jenen hielt Donavich in der Krypta des Gotteshauses gefangen. Verständlich, dass die Bürger mit Fackeln und Forken rebellierten. Wir überzeugten uns davon, dass weder Vater noch Sohn eine Gefahr für die Gemeinde darstellten und beschlossen Experimente mit Doru anzustellen, um die Schwachstellen unseres vampirischen Widersachers in Schloß Rabenhorst aufzudecken.
Anschließend machten wir uns auf Madam Ewa nicht länger warten zu lassen. Die Vistani brannten darauf unsere Zukunft zu lesen, während ich ebenso ein Werkzeug brauchte, um mit meinem Gott in engere Verbindung zu treten, auch wenn es sich dabei nur um die Schicksalskarten der Zigeuner handeln sollte.
Das Lager der Vistani, in dem ich diese Zeilen schreibe, lag etwas ausserhalb der "Stadt". Wie damals vor den Toren Dolchfurts. Und wie damals glubschten die Tunichtgute uns mit ihren dunklen Katzenaugen gierig an, als wir einmarschierten. Sogleich brachte man uns in das größte Zelt zu ihrer Matriarchin. Bald darauf legte die alte Vettel ihre Tarokkakarten auf den Tisch. Sie deckte den Magier, den Philantropisten, den Folterknecht, den Seher und die Marionette auf.
The Party:
Dagarin Winterhalle
(LN male human cleric [light] 4)
Sip Bartholomaeus Ignaz
(CG male human rogue [arcane trickster] 4)
Tesna Fortis
(CG female human fighter [battlemaster] 4)
The Adventure:
Curse of Strahd: ?
Maximum Damage:
no damage has been dealt during the session.