Umfrage

Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?

Wichtig - Ich benötige ein eigenes RPG für das Setting, wenn ich dort spielen will
1 (4.3%)
Wichtig - Ich benötig eine fertige Settingkonvertierung, wenn ich dort spielen will
1 (4.3%)
Nice to have - Notfalls konvertiere ich selber ein existierendes RPG für das Setting
9 (39.1%)
Unwichtig - Ich  konvertiere eh selber ein existierendes RPG für das Setting
5 (21.7%)
Unwichtig - Ich spiele kein RPG zu Romanen
6 (26.1%)
Etwas anderes
1 (4.3%)

Stimmen insgesamt: 20

Autor Thema: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?  (Gelesen 3948 mal)

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Eulenspiegel

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Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« am: 25.11.2017 | 14:53 »
Angeregt durch den Thread Wie wichtig sind Rollenspiel Romane ?, in dem zu Romanen nach Rollenspielen gefragt wurde, will ich hier den umgekehrten Weg gehen. Hier wird nach Rollenspielen zu Romanen gefragt.

Bekannteste Beispiele sind wahrscheinlich Cthulhu und StarWars.

Offline Bad Horse

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #1 am: 25.11.2017 | 14:59 »
Ich find's ganz nett, wenn ich mir angucken kann, was sich andere Leute so vorgestellt haben, aber die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass ich das Setting dann doch lieber mit einer eigenen Konvertierung spielen will. :)

Aktuell spiele ich Dresden Files mehr oder weniger nach dem DFRPG (mit Fate-Core-Elementen), und es fühlt sich schon ziemlich nah an den Romanen an.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline nobody@home

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #2 am: 25.11.2017 | 15:00 »
"Nice to have", würde ich für mich persönlich sagen. Ich bin schon längere Zeit Fan von Universalsystemen (aktuell Fate), also macht mir der Gedanke an eine Umsetzung Marke Eigenbau wirklich nicht allzuviele Bauchschmerzen -- aber wenn's ein "offizielles" Spiel gibt, das mir obendrein gefällt und mit interessanten Einblicken ins Setting daherkommt, sicher, warum nicht?

Natürlich gilt das umgekehrt auch nur für Romane, in deren Settings ich tatsächlich gerne mal spielen würde. Das ist nämlich auch eher eine Minderheit. ;)

Supersöldner

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #3 am: 25.11.2017 | 15:01 »
sollte es öfter geben aber viele Roman Autoren Scheinen sich ja zu zieren . 

Offline Rorschachhamster

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #4 am: 25.11.2017 | 15:33 »
Unwichtig - einfach weil es zwei Paar Schuhe sind. Ausschlachten, ja, aber es ist ein völlig anderes Medium, meiner Meinung nach.
CoC bildet, zum Beispiel, die Werke Lovecrafts et.al. nur sehr unzureichend ab, ist aber derade deswegen ganz lustig. Mittelerde funktioniert auch nur als Hintergrund, wenn man den Herren der Ringe ignoriert und sich auf die zusammengewurschtelten Informationen konzentriert, die eben kein normaler Teil eines Romanes sind.  :)
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Ucalegon

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #5 am: 25.11.2017 | 15:49 »
Wichtig. Nur ein eigens dafür geschriebens Rollenspiel hat die Chance, den Ballast an unpassenden Klischees und Erwartungen abzuwerfen, den Rollenspiele, die eigentlich für etwas anderes gemacht sind, in das Setting hineintragen würden und die Spielerfahrung so weit wie möglich auf die Vorlage zuzuschneiden. Rollenspiele, denen das gut gelingt sind z.B. Lovecraftesque, The One Ring oder Remember Tomorrow. 

Offline Chiarina

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #6 am: 25.11.2017 | 16:07 »
Zitat von: Ucalegon
Nur ein eigens dafür geschriebens Rollenspiel hat die Chance, den Ballast an unpassenden Klischees und Erwartungen abzuwerfen, den Rollenspiele, die eigentlich für etwas anderes gemacht sind, in das Setting hineintragen würden und die Spielerfahrung so weit wie möglich auf die Vorlage zuzuschneiden.

Das stimmt schon. Ich würde es aber nicht ganz so absolut ausdrücken.
Erstmal gibt´s inzwischen durchaus einige mehr oder weniger universale Rollenspiele, die sich in ihrer Art voneinander unterscheiden. Wenn dann ein Setting gewünscht wird, das nicht gar so speziell ist, dann kann man auch dort aussuchen und das Setting dazu selber machen.

Für irgendeinen mehr oder weniger generischen Pulp Roman brauche ich beispielsweise kein Extrarollenspiel. Mit der richtigen Gruppe zur Hand nehme ich Fate und gut ist´s.
Wenn ich irgendwelche witzigen Loser-Stories umsetzen will, schreibe ich vielleicht ein Fiasko-Playset.
Pyromancer hat für "Atlas shrugged" eine pbta-Version geschrieben.
Vor kurzem ist mir eingefallen, dass es möglicherweise großartig sein könnte, Thomas Manns "Zauberberg" als Hillfolk-Serie zu spielen. Ich brauche aber kein extra "Zauberberg"-Rollenspiel.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Offline KhornedBeef

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #7 am: 25.11.2017 | 16:40 »
Wichtig. Nur ein eigens dafür geschriebens Rollenspiel hat die Chance, den Ballast an unpassenden Klischees und Erwartungen abzuwerfen, den Rollenspiele, die eigentlich für etwas anderes gemacht sind, in das Setting hineintragen würden und die Spielerfahrung so weit wie möglich auf die Vorlage zuzuschneiden. Rollenspiele, denen das gut gelingt sind z.B. Lovecraftesque, The One Ring oder Remember Tomorrow.
Papperlapp. Jeder Mitspieler trägt gänzlich unabgeworfene Klischees und Erwartungen mit rein. Man müsste schon von einem einzelnen Werk mit sehr klarem Fokus ausgehen und bewusst alles andere ausblenden. Diverse generische Rollenspiele bilden  auch weniger das Setting als die Dramatik der Handlung ab, und da sind auch die Unterschiede weniger extrem. Ist Savage Worlds optimal für Space Opera a la Dune? Bestreitbar. Aber nicht jedes Setting ist so schwierig.

Unwichtig habe ich aber aus einem anderen Grund gevotet. Die Chance, dass ich einen gelesenen Roman bespielen will, ist einfach viel viel zu klein, als dass ich dem Aspekt eine große Bedeutung zumessen könnte. Die Weltliteratur ist voll von Sachen, bei denen mich das Null reizt. Catch-22? On the road? Selbst eher in die Richtung Unterhaltung gehende Sachen wie das Focaultsche Pendel...da bin ich nicht der Typ für-
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Ucalegon

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #8 am: 25.11.2017 | 16:46 »
Diverse generische Rollenspiele bilden  auch weniger das Setting als die Dramatik der Handlung ab, und da sind auch die Unterschiede weniger extrem.

Dann schieß mal los: Welche sind das? Welche "Dramatik der Handlung"? Unterschiede wozu?

Offline Chruschtschow

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #9 am: 25.11.2017 | 16:47 »
Vielleicht sollte ich meine alte Signatur wieder reaktivieren: "Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen."
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline KhornedBeef

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #10 am: 25.11.2017 | 16:53 »
Dann schieß mal los: Welche sind das? Welche "Dramatik der Handlung"? Unterschiede wozu?
Öhm. TurboFate, denke ich. Ist das "untechnischste", was ich selbst gelesen habe. Bildet ab "wie geht unser toller Held wohl an dieses Problem heran?" Funktioniert nicht für Romane, die sich mit einer derartigen Frage nicht beschäftigen. Die finde ich aber generell schwierig zu ver"Spiel"en, weil es Spielen eben auch darum geht.
Ich meinte jetzt, dass Settings sehr unterschiedlich darin sein können, wie sie funktionieren, aber darin angesiedelte Handlungen oft (weil sie ja für Menschen unserer zeit geschrieben sind) Ähnlichkeiten aufweisen. "Verlust des Vaters, finden der eigenen Identität, Wiedererlangung des Erbes, Rache am Vatermörder" kann jetzt ne Tarzan-Geschichte oder ne Dune-Geschichte sein.
@Edit: Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich ein Setting hab, wo ich mit der generischen Behandlung unzufrieden wäre: Warhammer40k und Psikräfte. Allerdings ist da auch das eigens geschriebene System Licht und Schatten, daher  ¯\_(ツ)_/¯
« Letzte Änderung: 25.11.2017 | 17:01 von KhornedBeef »
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Offline Crimson King

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #11 am: 25.11.2017 | 16:58 »
Wichtig. Nur ein eigens dafür geschriebens Rollenspiel hat die Chance, den Ballast an unpassenden Klischees und Erwartungen abzuwerfen, den Rollenspiele, die eigentlich für etwas anderes gemacht sind, in das Setting hineintragen würden und die Spielerfahrung so weit wie möglich auf die Vorlage zuzuschneiden.

Ich muss der Aussage in der Pauschalität absolut widersprechen. Lediglich Settings, die so außergewöhnliche Elemente besitzen, dass diese mit den gängigen Mechanismen bestehender Universalsysteme nicht abzudecken sind, benötigen ein eigenes System. Wenn man andererseits jedes bisschen Adaption eines Universalsystems ans Setting gleich als eigens dafür geschriebenes Rollenspiel ausgibt, kommt die Aussage wieder hin.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Ucalegon

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #12 am: 25.11.2017 | 17:00 »
Öhm. TurboFate, denke ich. Ist das "untechnischste", was ich selbst gelesen habe. Bildet ab "wie geht unser toller Held wohl an dieses Problem heran?" Funktioniert nicht für Romane, die sich mit einer derartigen Frage nicht beschäftigen.

Ja.

Ich meinte jetzt, dass Settings sehr unterschiedlich darin sein können, wie sie funktionieren, aber darin angesiedelte Handlungen oft (weil sie ja für Menschen unserer zeit geschrieben sind) Ähnlichkeiten aufweisen. "Verlust des Vaters, finden der eigenen Identität, Wiedererlangung des Erbes, Rache am Vatermörder" kann jetzt ne Tarzan-Geschichte oder ne Dune-Geschichte sein.

Wie gesagt, ich denke, das Ziel muss das Spezifische sein. Ich kann natürlich auch ganz breit gemeinsame Nenner eines Genres oder einer Gattung suchen und die umsetzen. Macht z.B. Hillfolk mit Drama.

Offline KhornedBeef

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #13 am: 25.11.2017 | 17:04 »
Ich sehe, worauf du hinauswillst. Wenn ein spezifisches "wie funktioniert das" so zentral für die Handlung eines Romans ist, dass man es nicht mit "funktioniert halt" abhaken kann. Sagen wir, wenn "Matrix" jetzt ein Roman wäre, und man wollte Matrixbeeinflussung gut abbilden. Doofes Beispiel, merke ich, aber ich hab zu wenig SciFi-Repertoire.
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Offline D. M_Athair

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #14 am: 25.11.2017 | 19:31 »
Lovecraftesque [...]
Klingt interessant. Vielleicht schaue ich mal, ob das Lovecraft-Geschichten noch besser einfangen kann als The Cthulhu Hack, das mich gerade in DER Sache sehr überzeugt hat.

Meine Antwort:
Was anderes!

Oder: Es kommt drauf an, wie speziell das Worldbuilding in den Romanen ist. Entsprechend: Romanhandlungen an sich sind fürs Rollenspiel relativ uninteressant. Viel wichtiger finde ich wie der Handlungskontext (Setting, Erzählfärbung, ggf. Erzählstruktur) ins Spiel zu bringen ist. Je nachdem machen RSP zu Romanen mehr Sinn oder weniger.

Entsprechend sind Kurzgeschichten-Sammlungen oder Roman-Zyklen mMn besser geeignet als Rollenspiel umgesetzt zu werden als einzelne Romane.



Was "Universalsysteme"/generische Systeme angeht: Die können durchaus auch speziellere Sachen abbilden. Allerdings hat man da immer den Systemschwerpunkt als Fokus. Zorro und Savage Worlds passt super. Bei anderen Sachen wie z.B. Krabat finde ich die Kernmechanismen von SW höchst unpassend.
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Achamanian

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #15 am: 25.11.2017 | 20:36 »
Klingt interessant. Vielleicht schaue ich mal, ob das Lovecraft-Geschichten noch besser einfangen kann als The Cthulhu Hack, das mich gerade in DER Sache sehr überzeugt hat.

Lovecraftesque halte ich in diesem Zusammenhang für ein problematisches Beipiel, weil das Spiel explizit davon abrät, als "Rollenspiel zu den Stories" in irgendeinem herkömmlichen Sinne gespielt zu werden, .d.h. man wird dazu aufgefordert, lieber nicht an die "Yog-Sothothery" und Cthulhu-Mythologie anzdocken, sondern eigene Geschichten um selbst ersonnene Formen von "kosmischem Grauen" zu entwickeln. Dass kan damit evtl. näher an das herankommen kann (aber auch nicht muss), was eine Lovecraft-Story ausmacht als mit Call of Cthulhu, Trail of Cthulhu usw., steht noch mal auf einem anderen Blatt. In Lovecraftesque ist Lovecraft ganz bewusst nur noch atmosphärischer Bezugspunkt. Da könnte man dann aber genausogut sagen, Cyberpunk sei ein Blade-Runner-Rollenspiel oder Mutants&Masterminds ein Marvel-Universe-Rollenspiel.

Übrigens, weil das in diesem und dem Nachbarthread immer wieder am Rande so behauptet wurde: Es gibt keine "Cthulhu-Romane" von Lovecraft. Es gibt einen Haufen Kurzgeschichten mit losen, meist eher spielerischen Bezügen, ein paar Novellen und den Kurzroman "Mountains of Madness".

Ucalegon

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #16 am: 25.11.2017 | 21:32 »
Lovecraftesque halte ich in diesem Zusammenhang für ein problematisches Beipiel, weil das Spiel explizit davon abrät, als "Rollenspiel zu den Stories" in irgendeinem herkömmlichen Sinne gespielt zu werden, .d.h. man wird dazu aufgefordert, lieber nicht an die "Yog-Sothothery" und Cthulhu-Mythologie anzdocken, sondern eigene Geschichten um selbst ersonnene Formen von "kosmischem Grauen" zu entwickeln. Dass kan damit evtl. näher an das herankommen kann (aber auch nicht muss), was eine Lovecraft-Story ausmacht als mit Call of Cthulhu, Trail of Cthulhu usw., steht noch mal auf einem anderen Blatt. In Lovecraftesque ist Lovecraft ganz bewusst nur noch atmosphärischer Bezugspunkt. Da könnte man dann aber genausogut sagen, Cyberpunk sei ein Blade-Runner-Rollenspiel oder Mutants&Masterminds ein Marvel-Universe-Rollenspiel.

Es ist aber das Rollenspiel zu den Kurzgeschichten, sonst würde es sich wohl kaum Lovecraftesque nennen. Umgesetzt wird die Struktur der Geschichten, so wie Graham Walmsley sie in Stealing Cthulhu herausarbeitet. Und das ist für mich näher an Lovecraft als Ermittlungsteams, die zusammen durchs Land ziehen und sich mit irgendwelchen Kultisten und Monstern prügeln. Insofern kann man auch nicht davon sprechen, Lovecraft sei da "nur noch atmosphärischer Bezugspunkt." Aber klar, die Inhalte sind eigene und Cthulhu wird man hier vergeblich suchen. Dasselbe übrigens bei Cyberpunk: Wie Call of Cthulhu stärker dem Abenteuerspiel nach D&D verpflichtet als der literarischen Vorlage, die da tatsächlich nicht mehr liefert als die Atmosphäre.
« Letzte Änderung: 25.11.2017 | 21:38 von Ucalegon »

Achamanian

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #17 am: 26.11.2017 | 15:09 »
Es ist aber das Rollenspiel zu den Kurzgeschichten, sonst würde es sich wohl kaum Lovecraftesque nennen. Umgesetzt wird die Struktur der Geschichten, so wie Graham Walmsley sie in Stealing Cthulhu herausarbeitet. Und das ist für mich näher an Lovecraft als Ermittlungsteams, die zusammen durchs Land ziehen und sich mit irgendwelchen Kultisten und Monstern prügeln. Insofern kann man auch nicht davon sprechen, Lovecraft sei da "nur noch atmosphärischer Bezugspunkt." Aber klar, die Inhalte sind eigene und Cthulhu wird man hier vergeblich suchen. Dasselbe übrigens bei Cyberpunk: Wie Call of Cthulhu stärker dem Abenteuerspiel nach D&D verpflichtet als der literarischen Vorlage, die da tatsächlich nicht mehr liefert als die Atmosphäre.

Genau deshalb sage ich ja, dass Lovcraftesque mindestens ein erklärungsbedürftiges Beispiel in dem Kontext ist. Ich bin ja der erste, der sagt: "Wenn du etwas wie eine Lovecraft- Geschlichte beim Rollenspiel erleben willst, lass vielleicht den dafür zumal im RSP-Kontext schon viel zu überdeterminierten Cthulhu-Mythos Kram lieber weg", oderr sogar: "Wenn du so was wie den Herrn der Ringe spielen willst, nimm vielleicht lieber nicht Mittelerde als Schauplatz" (weil "so was wie der Herr der Ringe" da eben genau einmal passiert und es beim zweiten Mal albern wird).
Aber hier im Thread geht es doch nicht um "Rollenspiele, die die Atmosphäre von bestimmten Vorlagen einfangen oder einfangen wollen" (z.B. Beyond the Wall und Taran, Fiasko und Fargo) - die könnte man zwar auch als Rollenspiele zu Romanen bezeichnen; aber im allgemeinen spricht man von einem Rollenspiel zum Roman doch nur, wenn ein konkretes Romansetting als Rollenspielregelwerk oder -supplement umgesetzt wird (CoC, Stormbringer, The One Ring, Song of Ice and Fire). Ich finde, man erweist Lovecraftesque einen ziemlich Bärendienst, wenn man es in die "Rollenspiele zu Romanen"-Schublade steckt.

Ucalegon

  • Gast
Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #18 am: 26.11.2017 | 15:50 »
Aber hier im Thread geht es doch nicht um "Rollenspiele, die die Atmosphäre von bestimmten Vorlagen einfangen oder einfangen wollen" (z.B. Beyond the Wall und Taran, Fiasko und Fargo) - die könnte man zwar auch als Rollenspiele zu Romanen bezeichnen; aber im allgemeinen spricht man von einem Rollenspiel zum Roman doch nur, wenn ein konkretes Romansetting als Rollenspielregelwerk oder -supplement umgesetzt wird (CoC, Stormbringer, The One Ring, Song of Ice and Fire). Ich finde, man erweist Lovecraftesque einen ziemlich Bärendienst, wenn man es in die "Rollenspiele zu Romanen"-Schublade steckt.

Der Name des Autors steht im Titel des Spiels und es baut auf einer Analyse seiner Kurzgeschichten auf. Warum das weniger ein Rollenspiel zu den Geschichten sein soll als eines, das vielleicht seine Wesen benutzt, in seiner "Welt" spielt, aber eigentlich für Action und Abenteuer gemacht ist, sehe ich nicht. Ich meine selbst Call of Cthulhu damals und The One Ring heute wurden/werden doch nicht als stimmige Umsetzungen wahrgenommen, bloß weil sie das jeweilige Worldbuilding übernehmen und nachahmen. Stattdessen hat CoC die Abwärtsspirale und damit das Horror-Rollenspiel eingeführt und TOR im Gegensatz zu früheren Adaptionen Reisen, den Aspekt der Gemeinschaft, Versuchung et cetera betont. Zumal TOR ja ganz bewusst einen weißen Flecken zwischen Tolkiens Büchern gewählt hat. Dazu kommt, dass die Definition über das Setting für manche Vorlagen gar nicht funktioniert: Es gibt drei oder vier Shakespeare-Rollenspiele, Sagas of the Icelanders lässt dich deine eigenen Isländersagas spielen und Anfang nächsten Jahres kommt mit High Society ein Jane Austen-Rollenspiel auf KS. Mein Punkt oben war dementsprechend, dass es eben nicht ausreicht, einfach das Setting als Kulisse zu nehmen und ein Kampfsystem plus ein paar Skills dranzuklatschen, sondern, dass man ein eigenes Rollenspiel schreiben muss - wofür heute halt deutlich mehr Techniken und Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
« Letzte Änderung: 26.11.2017 | 15:54 von Ucalegon »

Achamanian

  • Gast
Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #19 am: 26.11.2017 | 16:08 »
Der Name des Autors steht im Titel des Spiels und es baut auf einer Analyse seiner Kurzgeschichten auf. Warum das weniger ein Rollenspiel zu den Geschichten sein soll als eines, das vielleicht seine Wesen benutzt, in seiner "Welt" spielt, aber eigentlich für Action und Abenteuer gemacht ist, sehe ich nicht. Ich meine selbst Call of Cthulhu damals und The One Ring heute wurden/werden doch nicht als stimmige Umsetzungen wahrgenommen, bloß weil sie das jeweilige Worldbuilding übernehmen und nachahmen. Stattdessen hat CoC die Abwärtsspirale und damit das Horror-Rollenspiel eingeführt und TOR im Gegensatz zu früheren Adaptionen Reisen, den Aspekt der Gemeinschaft, Versuchung et cetera betont. Zumal TOR ja ganz bewusst einen weißen Flecken zwischen Tolkiens Büchern gewählt hat. Dazu kommt, dass die Definition über das Setting für manche Vorlagen gar nicht funktioniert: Es gibt drei oder vier Shakespeare-Rollenspiele, Sagas of the Icelanders lässt dich deine eigenen Isländersagas spielen und Anfang nächsten Jahres kommt mit High Society ein Jane Austen-Rollenspiel auf KS. Mein Punkt oben war dementsprechend, dass es eben nicht ausreicht, einfach das Setting als Kulisse zu nehmen und ein Kampfsystem plus ein paar Skills dranzuklatschen, sondern, dass man ein eigenes Rollenspiel schreiben muss - wofür heute halt deutlich mehr Techniken und Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Du hast zu all dem meine volle Zustimmung - aber sieh dir doch mal die Fragen oben in der Umfrage an; hier geht's eindeutig um Rollenspiele, die bereits vorliegende Settings adaptieren, nicht um Rollenspiele "inspiriert von". Man kann Lovecraftesque in dem Zusammenhang ja auch erwähnen, aber nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es ein Sonderfall ist; und mehr wollte ich auch nicht machen. Über alles andere musst du dich überhaupt nicht mit mir streiten.

EDIT: Weil's so gut zum Thema passt, verlinke ich hier noch mal meinen Artikel zum Thema Welt-Adaptionen im RSP:

https://www.tor-online.de/feature/games/2017/10/die-freiheit-frodo-nicht-auf-die-fuesse-zu-treten/
« Letzte Änderung: 26.11.2017 | 16:13 von Rumpel »

Ucalegon

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #20 am: 26.11.2017 | 16:15 »
Ok. Dann noch der Hinweis, dass Remember Tomorrow zwar das Rollenspiel zu William Gibsons Sprawl-Trilogie ist, aber nicht in seinem Setting spielt.

Edit:

EDIT: Weil's so gut zum Thema passt, verlinke ich hier noch mal meinen Artikel zum Thema Welt-Adaptionen im RSP:

https://www.tor-online.de/feature/games/2017/10/die-freiheit-frodo-nicht-auf-die-fuesse-zu-treten/

Dem Artikel kann ich guten Gewissens zustimmen, obwohl mein Fazit sicher anders ausgesehen hätte.
« Letzte Änderung: 26.11.2017 | 16:31 von Ucalegon »

Offline D. M_Athair

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Re: Wie wichtig sind Rollenspiele zu Romanen?
« Antwort #21 am: 27.11.2017 | 00:17 »
Der Artikel trifft ein paar Kernprobleme ganz gut. Und von da aus kann ich auch ganz gut den Bogen zu meinem letzten Beitrag schlagen:
Rollenspieladaptionen zu Romanen und allgemein erzählerischen Texten müssen sich mit einigen grundlegenden Herausforderungen auseinandersetzen, die bei dem Wechsel von einem Medium in ein anderes immer anfallen:

Da nicht alles übertragen werden kann, da dem Zielmedium eben auch Rechnung getragen werden muss: Was soll übertragen werden?
Geht es um Erzählstrukturen, um die Physik-Engine, Setting-Plausibilität, "Stimmung"/Poetik, Erzählfärbung, die Protagonistenrolle(n), Setting-Kanon, ... ?

Ist dem Übersetzen nicht ganz unähnlich. Auch da kann man nicht gleichzeitig alle Bedeutungsebenen und -kontexte berücksichtigen, sondern muss sich methodisch entscheiden. Zum Beispiel zwischen der Fremdheit der Originalsprache (inkl. kulturgebundenen Sprachkontexten) und der adaptiven Kommunikation an die Leser.innen der Zielsprache. (Insofern würde ich Lovecrafteque schon als Adaption der Lovecraft-Geschichten fürs Rollenspiel verstehen - auch wenn da mehr andere Entscheidungen getroffen werden als üblich.)
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan