Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth

[SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm - Fr., 16.09.1927

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Joran:
Am Kaiserdamm

Schon will ich dem Verletzten zur Hilfe eilen, als ich die skurrile Situation und die verwirrten Gesichter der Umstehenden zu erfassen beginne. "Ein Auffahrunfall ohne Hindernis? Wie kann das sein? ... Ruhe bewahren! Keine Franzosen ... nur ein Autounfall ... alle sind friedlich." Irritiert sehe ich mich wie viele andere nach einer Erklärung um, bleibe damit aber erfolglos. Überall nur ratlose Mienen.

"Bitte rufen Sie eine Ambulanz, Herr Lohenstein. Ich werde derweil nach dem Mann sehen", überschreite ich beeindruckt von der Situation ein wenig meine Kompetenzen.

Etwas besorgt nehme ich wahr, wie Frau Agathe Lohenstein zu anderen Passanten läuft, ohne weiter auf den Verkehr zu achten. Ich verfalle ins gegenteilige Extrem. Sorgsam erfasse ich zunächst den Verkehr auf der Straßen. Nur langsam und skeptisch betrete ich dann das gewellte Pflaster, als würde ich das unsichere Eis eines tiefen Sees betreten, immer damit rechnend, im nächsten Moment ein Knacken und Knirschen unter mir zu hören und in einen eisigen Abgrund gerissen zu werden.

Gefahren, denen ich ins Auge blicken kann, die ich verstehe, kann ich auch begegnen. Aber das hier ist etwas ganz anderes. Das hier KANN NICHT SEIN. Das Nichtbegreifen des Vorgangs ... seiner Ursache ... seines Ursprungs ... verunsichert mich. Und das ist ein ungewohntes, unangenehmes Gefühl für mich. Wie kleine Antennen, wie winzige Fühler, die nach der Quelle einer unbekannten Gefahr tasten, beginnen sich einem archaischen Instinkt folgend die Haare auf meinen Armen aufzustellen. Darin unterscheide ich mich im Moment wohl kaum von einem steinzeitlichen Höhlenmenschen, der gerade aus nächster Nähe den Einschlag eines Meteors überlebt hat.

Joran:
Am Kaiserdamm

Aber das Straßenpflaster bleibt, was es immer war: Stein und Erde ... rissig und aufgeworfen zwar, aber immer noch fester Boden. Dennoch bin ich erleichtert, als ich endlich den Unfallwagen erreiche. Der Mann auf der Kühlerhaube ist bei Bewusstsein. Aber er blutet heftig aus einer Schnittwunde am Bauch. Alle anderen Verletzungen scheinen mir eher unerheblich ... kleine Stiche und Schnitte diverser Glassplitter vor allem am Kopf, mit dem der Mann die Frontscheibe zertrümmert hat. Ich öffne das zerrissene Hemd des Mannes und betrachte die Wunde am Bauch. Die Scherbe ist nicht tief eingedrungen und ich kann sie vorsichtig entfernen. Dann presse ich mein weißes Taschentuch fest auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.

Der weiche, gefaltete Stoff beginnt sofort, den Lebenssaft in sich aufzusaugen. Das Weiß verwandelt sich vor meinen Augen in ein dunkles und doch kraftvoll leuchtendes Rot. "Ob Gott ein solches Bild im Sinn hatte, als er die Farbe von Blut auswählte?" Es erscheint mir offensichtlich, dass das, was immer die Menschen erschaffen hat, ihrem gewaltsamen Tod jedenfalls eine kräftige, lustvolle Farbe geben wollte. ... Fasziniert beobachte ich das sich stetig wandelnde Gemälde. Der Anblick ist für mich nicht unbekannt, aber jedes dieser Bilder ist neu ... einzigartig ... magisch ... wie aufziehende Wolken der Kontrolle der Menschen entzogen ... ein vierdimensionales Bild, von einer höheren Macht gezeichnet, das unserer Phantasie leise mahnende Botschaften jenseits unserer Verständnisfähigkeit zuflüstert. Den Blick von von dem vergänglichen Werk zu lösen, würde bedeuten, einen Teil der Botschaft zu versäumen ... nicht reproduzierbar ... ... Man kann nur die Leinwand für neue Bilder reichen, SO malen kann der Mensch nicht selbst.

Noch immer habe ich ein dumpfes Gefühl in meinen Ohren, aber die Geräusche um mich herum dringen wieder zu mir. "Bleiben Sie ruhig liegen, bis die Ambulanz hier ist", sage ich ruhig und emotionslos zu dem Verletzten, den Blick unverändert auf das Tuch gerichtet. Nach einem kurzen Augenblick setze ich nach: "Was ist hier eigentlich passiert?"

Mondsänger:
Am Kaiserdamm

Während ich erst Antons Anweisung höre und Agathe wie schlafwandlerisch durch den Verkehr gehen sehe, schüttel ich ob größerer Verwirrung den Kopf.

"Sind denn heute alle verrückt geworden?"

Murmele ich in meinen Bart, als ich mich gen Haus umwende, um eine Ambulanz zu rufen. Dabei rede ich mit dem Kopf auf die rechte Seite gelegt

"Mir gehts auch gut. Danke der Nachfrage."

Der Kopf wandert nach links

" Aber natürlich doch. Wärst du trotzdem so liebenswürdig eine Ambulanz zu rufen?"

Und wieder nach rechts.

"Das mach ich doch gern. Aber warte. Ich brauch noch eine Anweisung meines Fahrers."

Jetzt schüttele ich den Kopf, wie um die Posse zu vertreiben. Dann furcht sich meine Stirn und ich beschleunige meinen Schritt, während ich die Haustürschlüssel hervorkrame. Vor mich hin brumme ich noch

"Ein Tag zum streichen aus dem Kalender ist das."

Katharina:
"Aber Sie haben vielleicht etwas gehört?", frage ich ein wenig zu vehement nach und werfe dem kleinen Kind einen ärgerlichen Blick zu. Einen Augenblick später habe ich meine Emotionen wieder ein Stück weit unter Kontrolle. "Ich meine, das hat sich doch nicht normal angehört. Das war nicht einfach nur ein Knall, sondern...so wie bei diesem Zeitmikroscop, wenn sie davon gehört haben? Nur das eben nicht das Bild, sondern der Schall langsamer ablief?" Ich merke selbst, dass meine Worte für für jemand anderen wohl nicht viel Sinn ergeben. "Haben Sie denn gar nichts Auffällige wahrgenommen?", versuche ich daher nochmals mein Anliegen auf den Punkt zu bringen.

Der Läuterer:
AM KAISERDAMM

Das Baby schaut Dich mit seinen grossen, blauen Augen interessiert an. Seine Pausbäckcken leuchten gerötet und seine Pink-farbene Haut glänzt. "Da brum brum goo goo, bubi duh brum oh buh ba da bum."

Du hörst die glucksenden Laute des Säuglings, während die Frau ihre Unwissenheit beteuert.
"Es tut mir so leid Ihnen nicht weiter helfen zu können. Das Auto ist vorbei gefahren und dann ist es gegen ein Hindernis geprallt. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen und ich muss jetzt wirklich weiter. Entschuldigen Sie bitte."

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