Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2018
Lyris:
So, da war doch noch eine. ;)
Liv war auch fleißig, 18 von 39 Büchern und ebenso viele Kategorien (wie z. B. Ein Buch, in dem ein Sportereignis stattfindet/Ein Buch in dem Freundschaft eine wichtige Rolle spielt/Ein Buch mit einem Schurken oder Verbrecher/Ein Buch mit Zwillingen/Ein Buch in dem jemand sehr reich oder sehr geizig ist/Ein Buch mit einem Raub oder Diebstahl/Ein Buch, das auf See oder am Meer spielt) sind erledigt.
Darunter alleine 14 Bücher "Die Blogger-Bande", die wir damit auch wärmstens empfehlen können. Ok, für Kinder, die schon sicher lesen können bis ca. 13/14. Aber vielleicht hat da jemand Bedarf. :)
Die Blogger-Bande bestehen aus Tarik, Antonia, Finn und Celina, die sich bei einem Computer-Kurs kennengelernt haben und nun zusammen Rätseln und merkwürdigen Ereignissen wie der "Vollmondverschwörung" oder dem "Raub auf leisen Pfoten" nachspüren, über die (und andere interessante Dinge) sie in ihrem Blog berichten. Den es übrigens wirklich gibt (www.die-bloggerbande.de). Zwischen dem Text finden sich immer wieder Comic-Einschübe, was das Lesen sehr abwechslungsreich macht.
Einziges Manko: Die Bücher sind exklusiv für ALDI und daher nur ein bis zweimal im Jahr dort oder gebraucht zu bekommen.
Menthir:
#15
S.W. Pokrowski - Ao, der Mammutjäger
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with an animal in the title)
Ao, der Mammutjäger - wer das Buch mit seinem klassischen Cover sieht, könnte es für ein klassisches Kinderbuch halten. Es ist allerdings das Werk eines Mannes, der sich sehr für sowjetisch-marxistische Archäologie interessiert hat und auf diese Weise ist es auch in die DDR geschwappt.
Letztlich ist es eine 168-Seiten lange Erzählung, in der das Leben von unterschiedlichen Stämmen geschildert wird, allen voran der schwarzbraunen und der roten Füchsen. Sie sind technologisch noch im Mesolithikum zu verorten, sind aber bereits in den ersten Zügen einer sich andeutenden Sesshaftwerdung.
Die Erzählung bemüht sich erzählerisch, aber eben auch angeblich mit wissenschaftlicher Rückendeckung, ein Jahr im Leben eines solchen Stammes zu erzählen. Letztlich berührt diese Erzählung den archäologischen Kenntnisstand der Zeit nur marginal, vielmehr ist das Werk an einer gefälligen Erzählung interessiert und an den sozialen Prozessen innerhalb dieser Stammesverbände. Der Rest ist angelehnt, im Gros nach Wissenschaftsstand grob korrekt, aber eben nur schmückendes Beiwerk.
Die marxistische Auslegung des Werkes im Hinterkopf behaltend, ist es nicht verwunderlich, dass ein "Zauberer" bzw. "Schamane" als Erzfeind auftritt und seine Blenderfähigkeit, also die "Zauberkraft" nutzt, um ein kapitalistisches Leben aufzubauen. Das heißt, nachdem jeder Steinzeitmensch im Idealwesen der marxschen Arbeit sich mit seiner Arbeit identifiziert und unmittelbar zum Fortkommen und Überleben des Volkskörpers beiträgt, beutet der Kapitalist die Stämme aus, stiehlt ihre Frauen und frisst sich mit seiner Baggage an den erbeuteten Wildtieren fett.
Das Buch kann natürlich nur darin enden, dass die jeweiligen Jagdgemeinschaften ihre eigene Stärke erfahren - in diesem Fall ist es das Töten eines Mammuts und das Essen des Herzens des Mammuts (Chumma genannt), welches einen immun gegen die kapitalistische Blendkraft macht, quasi durch die Erfahrung etwas so großes und mächtiges besiegt zu haben, dass ein Mensch dagegen doch nur gering sein kann - und schließlich den Bonzenzauberer erschlagen.
Jetzt deutet die Erzählung an, dass die Arbeiterjäger Rache nehmen wollen an der Nachkommenschaft, doch als grundsätzlich sozial friedfertige Arbeiter ringen sie den Nachfahren des Zauberers ab, dass diese ihre Zauberkraft (kapitalistisches Kapital) in den Dienst des Volkes stellen. Immerhin können die Zauberer dort ja Mammuts und Rentiere "beschwören". Die Produktionsmittel werden also an das Volk zurückgegeben.
Innerhalb der Erzählung gibt es natürlich noch mehr Bildnisse, auch darüber, wie der Kapitalist versucht, die Volksgemeinschaft zu spalten und es ihm beinahe gelingt, aber letztlich bleibt es auf dieser Weise - wenn man die Hintergründe kennt - ein fast witzige Lektüre, weil sie freilich Anleihen aus der Archäologie hat, eine spannende Erzählung bieten will und dennoch der entsprechenden Staatslehre gerecht werden will/muss.
Leider ist die deutsche Übersetzung etwas bieder geraten und die Erzählung selbst glänzt nicht durch sprachliche Strahlkraft, aber für einen Rollenspieler gibt es einige interessante Punkte, die für Schamanismusgesellschaften spannend sein könnten.
Aufgrund des interessanten Versuches im Sinne des historischen Materialismus gebe ich dem Werk 6 von 10 Punkten. Wenn man es ohne die entsprechende Brille liest, eher 4 von 10.
Huhn:
Isabel Bogdan - Der Pfau
(Challenge: 40 Bücher lesen)
In einem der gemütlichen Ferien-Cottages der McIntoshs hat sich mitten im Winter eine Gruppe Banker einquartiert, um dort mit Hilfe einer Psychologin an ihrem Teambuilding zu arbeiten. Leider fährt die Chefin der Gruppe ein blaues Auto und es gibt da diesen verrückt gewordenen Pfau. So werden eine Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, in deren Verlauf einige Dinge im Chaos versinken, andere dafür überraschend gut klappen und ein guter Hund sehr ungerecht behandelt wird.
Ich hab das Buch von Kolleg_innen zum Geburtstag bekommen. Hätte es mir selbst nie gekauft, hab mich dann aber beim Lesen köstlich amüsiert. :D Las sich fluffig runter und ich hab gut gelacht. Bloß das Ende fand ich dann etwas unbefriedigend, was dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut. Klare Leseempfehlung für alle, die noch auf der Suche nach luftiger Strandlektüre sind (oder Zugelektüre, wie bei mir).
Huhn:
Jim Butcher - Wolfsjagd - Die dunklen Fälle des Harry Dresden 2
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Harry Dresden ist ziemlich blank, denn seit der Sache mit diesem Schwarzmagier und aufgrund seiner zweifelhaften vielleicht-Verbindung zu Gangsterboss Marcone heuert ihn die Polizei kaum noch an. Murphy traut Dresden nicht mehr über den Weg, sieht sich aber wegen einer haarigen Angelegenheit gezwungen, ihn trotzdem zu Rate zu ziehen. Das FBI mischt auch noch kräftig mit und am Ende ist Harry auf der Flucht, um eine Menge Leben retten zu können.
Tja der zweite Band der Reihe hat Spaß gemacht, auch wenn ich ihn etwas schwächer als den ersten fand. Freu mich schon auf den nächsten. :)
Menthir:
Ich war in der Zwischenzeit nicht untätig, auch wenn ich eher langsam gelesen habe die letzten Wochen aufgrund von erhöhter Arbeitsbelastung und mangelndem Schlaf.
Und dementsprechend faul war ich auch, hier zu pflegen.
#16
Andrzej Sapkowski - Das Erbe der Elfen
(Aus der POPSUGAR-Challenge: The next book in a series you started)
Ich habe die Kurzgeschichten vorher gelesen gehabt und in einer bewährten Büchergrabbelkiste (wo ich, wie man sieht, ein Gros meiner Bücher beziehe) also den ersten Band der eigentlichen Reihe entdeckt. Jetzt kann man darüber streiten, ob das erste Buch einer Reihe die Challenge abhakt. Ich denke jedoch, dass dies gültig ist, da die allgemeine Empfehlung ist, die Kurzgeschichten vor dem ersten Band der Serie zu lesen.
Ich möchte auch hier, aus zeitlichen Gründen, gar nicht so sehr ins Detail gehen, sondern mich mit einer gängigen Kritik an dem Werk auseinandersetzen. Dem Erbe der Elfen-Band wird mitunter vorgeworfen, dass er die Handlung noch nicht wirklich ins Rollen bringt und nichts substanzielles passiert. Und deswegen lohne es sich - aus der Sicht einiger - nicht, sich zu sehr mit dem Band zu beschäftigen.
Das kann man, wenn man möchte, so sehen. Ich hingegen muss zwar konstatieren, dass die Handlung sich nicht überschlägt, aber ich finde, dass Herr Sapkowski gerade dafür gelobt werden muss.
Der Ansatz ist schlichtweg ein anderer: Der Autor beschäftigt sich hier mit dem Einführen einiger Charaktere und der Welt, aber - und das ist ganz wichtig - er verliert sich nicht in der Langatmigkeit vieler anderer Autoren, die ihre Charaktere einführen wollen. Obwohl er Punkte wie Ausbildung von Charakteren thematisiert, langweilen sie einen eben nicht zu Tode. Das liegt daran, dass Sapkowski meines Erachtens ein außergewöhnliches Gefühl für die nötige Länge einer Szene hat, um die notwendige Erkenntnis zu präsentieren, ohne dem Leser zum Hals rauszuhängen mit unnötiger Detailverliebtheit.
Im Allgemeinen sind die Szenen in dem Werk nicht unbedingt kurz, aber sie werden nicht erst alle mühsam aufgebaut und tropfen dann aus, sondern sind fast immer mitten drin, als würde man nur den notwendigen Ausschnitt sehen müssen, um die Gesamtlage überblicken zu können.
Das fand ich persönlich sehr angenehm.
Zudem beherrscht Sapkowski etwas, was viele Autoren im Fantasybereich bei weitem nicht beherrschen, nämlich die Dialoge. Die Dialoge des Werkes ergeben einen ganz eigenen Reiz, weil sie eben den untergründigen Humor des Gesamtwerkes schön wiedergeben, selten zu lang sind, immer eine gewisse Bissigkeit haben und er darüber ebenso viele Informationen einbettet wie über die Beschreibungen.
Allgemein ist Sapkowski in seinen Beschreibungen selbst eher etwas lakonisch, aber doch meist prägnant und aussagekräftig genug.
Insofern hat das Werk mich erfreut, obwohl natürlich am Ende stehen bleiben kann, dass es eben doch recht kurz ist und noch nicht zu viel in der Handlung vorantreibt und ein eher gemäßigtes Tempo veranschlagt. Ich find das allerdings insgesamt gelungen, deswegen
7,5 von 10 Punkte.
#17
Fjodor Dostojewski - Der Spieler
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book made into a movie you've already seen)
Meine Mutter ist Gregory Peck-Fan. In meiner Kindheit war es so, dass es Sonntags einen gemeinsamen Fernseh-/Videonachmittag gab und abwechselnd suchten mein Vater und meine Mutter die Filme aus. Und meine Mutter ist, ich betone es gerne, Gregory Peck-Fan. Großer Gregory Peck-Fan. In den 90er Jahren habe ich also so gut wie jeden Film aus der Gregory Peck-Filmographie gesehen. Von den großen Filmen Moby Dick und To Kill a Mockingbird, über den Perlen wie On the Beach und eben auch die wenig guten Filme wie The Great Sinner.
The Great Sinner ist eine Verfilmungsvariante von Dostojewksis Spieler. Und es ist nur eine Variante, der ich nie viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Weder hat dieser unterdurchschnittliche Film mich je dazu gebracht, über das dahinterstehende Werk nachzudenken oder mich überhaupt darauf aufmerksam zu machen. Gänzlich lag der Film eher in den Untiefen meiner Erinnerung bis ich eben jenes Buch fand. Ich selbst habe in meinem Leben schon Dostojewski gelesen, nämlich die Dämonen, allerdings habe ich Dostojewski mehr aus der politisch überladenen Betrachung kennengelernt mit seinen unterschiedlichen Interpretationen in unterschiedlichen Russlands, immer eingebettet im politischen Diskurs und eben - für Dostojewskis Interpretation typisch - in christlicher Lesart.
Insofern waren Film und Buch nicht zusammenzubringen gedanklich, auch wenn das Buch nur aus der Interpretation am Rande kannte. Auf der einen Seite die dauernde psychologische Thematik des Autoren, die existenziell-verzweifelten Beziehungen zwischen den Akteuren und das wartende Unglück, auf der anderen Seiten der amerikanische Chic der 40er Jahre, eher ramontische Sehnsuchtsschwere amerikanischer Art und einfach ein bisschen Glücksspiel.
Und glaubt mir, das Erbtantchen aus dem Spieler lässt sich amerikanisch nicht darstellen. Nicht zu der Zeit, nicht mit den Mitteln der 40er und 50er Jahre.
Ich habe also das Werk aus dem Haushalt eines Gestorbenen übernommen (Haushaltsauflösung) und da dieser augenscheinlich ein großer Dostojewski-Freund und -Kenner war, dachte ich mir, dass ich diesen Unbekannten am besten darin ehre, dass ich seine zentralen Sammlungen lese.
Angefangen habe ich also mit dem Spieler, einem recht kurzen, aber dennoch interessanten Werk, welches wie so viele Werke Dostojewskis semi-autobiographisch ist. Sowohl die unglückliche Liebe des Protagonisten zu Polina, die in seiner Glücksspielsucht untergehen muss als auch seine Glücksspielsucht selbst.
Den Rahmen bildet dazu eine Geschichte eines russichen Obristen, der im Ruhestand noch zum General ernannt wurden ist, und sich selbst und sein Vermögen verpfändet, ebenso so unglücklich verliebt, als er sich in eine Frau verliebt, die wir heute als "Golddigger" bezeichnen würden. Während sie in einem Ort namens Roulettenburg auf eine Erbschaft und/oder auf das Glück im Spiel warten, geht alles erwartungsgemäß den Bach runter.
Wir folgen also der Rahmengeschichte und der Geschichte des Protagonisten, die beide in diesen Strudel geraten, der hier und da klassisch konstruiert seinen Höhepunkt finden muss, in einer Art wie Dürrenmatt sie geliebt hätte, schließlich ist es der Zufall (Glücksspiel), welcher die schlimmstmögliche Wendung herbeiführt. Natürlich nicht alleine, denn ausgerechnet die angeblich so schwer kranke Erbtante, auf deren Erbe alles wartet, kommt auch noch nach Roulettenburg, und verzockt Haus und Hof.
Insgesamt liest das Werk sich interessant und auch fix weg. Es ist erstaunlich gut gealtert und ist sicher leicht in die Moderne zu übertragen. Dostojewskis Erkenntnis sind menschlich und für die menschliche Natur recht allgemein und somit erstickt das Werk nicht in seiner Zeitgeistigkeit des 19. Jahrhunderts.
Ebenso interessant wie das Werk selbst ist seine Entstehung, welches selbst ein Vabanque-Spiel war. Ein abgerissener Dostojewksi, stark an seiner Spielsucht leidend, hat seinem Verleger quasi als Wette angediehen, dass er in einem Drittel eines Jahres ein fertiges Buch präsentieren könnte. Er diktierte das Werk seiner späteren Ehefrau in lediglich 26 Tagen.
Der eigene Lebensrahmen des Autoren macht das Werk noch um einiges interessanter.
Schlussendlich ist einzusehen, dass der Spieler zu den Klassiker der russischen Literaturgeschichte gehört und auch ich kann eine volle Leseempfehlung aussprechen.
8 von 10 Punkten.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln