Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2018
Huhn:
Ich war fleißig!
Nicole Gozdek: Die Magie der Lüge
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Anderta Passarios Leben als fahrende Wahrsagerin wird völlig auf den Kopf gestellt, als ein ihr Unbekannter die Realität umkrempelt. Plötzlich hat sie einen Sohn an der Backe, ihr Ex taucht wieder auf und ihr neuer Gefährte ist krank vor Eifersucht. Schnell findet sie heraus, wer an der Misere Schuld ist - ihr Namensvetter Tirasan Passario. Anderta macht sie auf die Suche nach ihm, um ihn zu nötigen, die Realität wieder zu korrigieren. Dabei wird sie zu allem Elend auch noch von einem ziemlich nervötenden Typen verfolgt, der unbedingt ihre Geschiochte aufschreiben möchte, weil sie als Passario jetzt so einen bekannten Namen trägt. Bei diesen Voraussetzungen klappt unterwegs natürlich nicht alles nach Plan und auch Tirasan entpuppt sich nicht als der Erzfeind, als den sich Anderta ihn vorgestellt hatte.
Das Buch ist die Fortsetzung von "Die Magie der Namen", hat mir aber nicht so gut wie der Vorgänger gefallen. Anderta ist in einer ziemlich passiven Rolle. Lauter Menschen nötigen sich ihr auf oder werden ihr aufgenötigt und außer rumzukeifen, fällt ihr nicht ein, wie sie damit umgehen könnte. Natüüüürlich erwachen im Verlaufe der gemeinsamen Reise ihre freundschaftlichen Gefühle für diesen nervigen Chronisten und ihre mütterlichen Gefühle für das sacknervige Kind. *kotzwürg* Klar - wenn ich Leute nicht mag, muss ich mich auch nur lange genug mit ihnen auf einem Fleck aufhalten und dann mag ich sie doch... -.-
Ich habe zudem eine Abneigung gegen Kinder in Fantasy-Geschichten und Blagen wie dieses sind der Grund dafür. Es ist einfach nur unfassbar nervig, heult pausenlos rum und hält die Story mit nutzlosen Episoden auf. Natürlich lieben es alle ganz dolle, weil... ja weil es halt ein Kind ist und "man" Kinder eben sehr liebt. In diesem Fall ist das Kind auch noch ein gewaltiges Plotloch. Im Gegensatz zu Anderta, die ihren plötzlich aufgetauchten Sohn in der neuen Realität gar nicht kennt, kennt der Sohn Anderta sofort als Mutter - was keinen Sinn ergibt, denn auch er ist immun gegen Wahrheitsmagie, müsste demnach also in seiner neuen Rolle genauso überfordert sein.
Trifft bei mir vielleicht nen Nerv, aber diese unterschwellige Botschaft, dass Frauen eben im Grunde ihres Herzens immer liebende Mütter seien und ihnen im Zweifelsfall nur die Augen geöffnet werden müssten, sackt mich maßlos an. Ich hab darüber richtig schlechte Laune beim Lesen bekommen. Auch, dass Anderta sich nie durchzusetzen weiß. Alle schreiben ihr vor, as sie zu tun hat und sie meckert und lamentiert dann, macht es aber genau so. Und dann ist sie dazu noch so saudumm. Betäubt z.B. die Magie eines Magiers, um ihn in Ruhe verhören zu können. Und dann sagt der Magier "Ich bin müde und werde jetzt schlafen" und legt sich schlafen! Die Betäubung wirkt nur zwölf Stunden! Und statt den Typen wachzuhalten, um ihn weiter verhören zu können, fügt sich Anderta dem "unentrinnbarem" Schicksal, dass der jetzt halt schläft und geht weg. WIE DUMM IST DIE EIGENTLICH?! Ich hatte irgendwann das dringende Bedürfnis, allen Protagonist_innen so richtig saftig ins Gesicht zu schlagen. :gasmaskerly:
*atmet durch* Eines der Grundprobleme des Buches ist einfach dieser Perspektivwechsel. Anderta Passario kommt im ersten Band außer im Epilog nicht vor. Ich interessiere mich nicht für sie. Ich wollte wissen, wie es mit den Hauptfiguren aus dem ersten Band weitergeht. Aber außer Tirasan und seinem Leibwächter kommen die gar nicht weiter vor. Und auch Tirasan wird zu einer Nebenrolle verbannt. Wirklich interessante Szenen wie sein klärendes Gespräch mit dem Leibwächter geschehen Offscreen. Stattdessen muss ich lesen, wie Andertas Sohn sich mit Süßigkeiten vollstopft. Ich verstehe diesen Fokuswechsel nicht und er tut dem Buch auch wirklich nicht gut. In diesem Sinne: Der erste Band war ganz ok, den zweiten würde ich mir eher sparen, wenn ich nochmal die Wahl hätte.
Blake Nelson: Emmaboy Tomgirl
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Emma und Tom waren mal gut befreundet, jetzt aber nicht mehr, weil Jungs und Mädchen halt nicht befreundet sind. Als sie an einem Projekt über Jungen und Mädchen arbeiten sollen, passiert etwas Ungeahntes: Ihre Körper sind plötzlich vertauscht! Emma steckt in Toms Körper und Tom in Emmas. Jetzt müssen sie versuchen, die Rolle der/des anderen zu spielen. Ob das gut geht?
War ein Zufallsgriff aus der Vorschlagsliste der Onleihe meiner Stadtbibliothek. Naja liest sich halt wie etwas, das Kinder in der 6. Klasse in der Schule lesen müssen. Inhaltlich fand ichs eher schwach. Es will Vorurteile widerlegen, ersetzt es aber bloß durch neue. Klar können Mädchen Sport! Emma ist schließlich beim Turnen (ausgerechnet Bodenturnen... son klassischer Mädchensport... *seufz*). Und klar haben Jungs auch voll die Gefühl. Und Emma ist gar nicht zickig, sie leidet nur darunter, dass Mädchen (im Allgemeinen und als solche) großem Leistungsdruck ausgesetzt sind, während Jungs halt machen dürfen, was sie wollen und das natürlich auch nutzen, um nur scheiß zu machen.
Ist zwar so ne ganz witzige Geschichte - aber diese Idee dahinter, dass jetzt halt alle Jungen und alle Mädchen so und so seien, die nervt. Genau genommen lernt Tom ja nichts über Mädchen im Allgemeinen, sondern nur über Emma als Einzelperson. Und Emma lernt nicht alle Jungen kennen, sondern nur Tom. Die Schlussfolgerung, dass Mädchen angepasst und klug und stark gefordert seien, während Jungen voll rebellisch, ungeschickt und irgendwie leicht dümmlich seien... naja. Von diesem klassischen Frau-Mann-Schema, dass keinen Platz für andere Geschlechtsidentitäten kennt, mal ganz abgesehen.
Franziska Gehm: Die Vampirschwestern 1: Eine Freundin zum Anbeißen
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Daka und Silvania sind Halbvampirinnen. Ihr Vater ist nämlich ein echter Vampir, was ja ganz schön cool ist. Leider ist es vorbei mit dem unbesorgten Herumfliegen - denn auf Wunsch ihrer Mutter zieht die Familie in eine piefige Neubausiedlung in Deutschland. Dort möchte Mama Tepes im Klobrillenbusiness ganz groß herauskommen. Und ihre Töchtern sollen ihre menschliche Seite besser kennenlernen. Natürlich geht schon kurz nach dem Einzug alles drunter und drüber. Daka und Silvania fallen Rolltreppen herunter, der Nachbar schöpft Verdacht, als er eine tote Ratte auf der Veranda findet und Papa Tepes will unbedingt im Wald scheißen. Alles großer Fumps, wie es auf Vampwanisch heißt. Oder doch nicht?
Ist halt ein Kinderbuch, hat mich aber wirklich gut unterhalten. Ich bin mir sicher, als Kind hätte ich es geliebt (ich fand Vampirgeschichten immer endlos cool). Fäkalhumor ist ja genau meins und als Frau Tepes 250 Klobrillen in die neue Wohnung trug, hatte mich das Buch schon gewonnen. ;D Das Schöne - es ist eine ganze Buchreihe und die Stadtteilbibliothek ist zwei Gehminuten von meiner Wohnung entfernt. Gucken zwar immer alle merkwürdig, wenn ich da als Erwachsene die Kinderbuchabteilung plündere. Aber ich kann ja auch nix dafür, dass Kinderbücher irgendwie fantasievoller und ansprechender sind als Standardfantasy für Erwachsene. Außerdem liest es sich schneller als epochale Erwachsenenschinken und ich hab grad keine Lust darauf, monatelang an einem Buch herumzulesen.
Cornelia Funke: Kleiner Werwolf
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Auf dem Rückweg vom Kino wird Motte von einem Wolf angefallen und kurz darauf wächst ihm nicht nur ein Bart. Zum Glück gibt es seine beste Freundin Lina und die vertrauenswürdige Lehrerin Frau Pruschke. Gemeinsam werden sie schon eine Lösung finden.
Hach ja, das Buch wollte ich schon länger lesen - einfach, weil ich vorhabe, alle Bücher der Autorin mal gelesen zu haben. Wie alle ihre Bücher ist auch dieses schön geschrieben und illustriert. Für meinen Geschmack war es dann doch ein bisschen sehr kurz, aber es ist ja auch für ein deutlich jüngeres Publikum als mich gedacht. Ich denke, als Kind hätte ich es sehr gemocht, so wars doch etwas langweilig. Werwölfe und so!
Chris Riddell: Ottoline und die gelbe Katze
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Eine Reihe von Einbrüchen überschneidet sich mit jeder Menge Vermisstenmeldungen - reiche Frauen trauern nun sowohl um ihren Schmuck als auch ihre geliebten Schoßhunde. Zum Glück gibt es Ottoline und ihren Freund Mr Munroe, das pelzige norwegische Sumpfwesen. Die beiden kümmern sich fachkundig um das Problem, indem sie einen pfiffigen Plan nicht nur schmieden, sondern auch umzusetzen wissen!
Ich liebe dieses Buch! Die Zeichnungen sind von dem Illustrator, der auch die Klippenland-Chroniken illustriert hat und geben dem Buch so richtig Charme. Bild und Text gehen ineinander über und auf jeder Seite gibt es etwas zu Entdecken. Eine wahre Freude! Und Ottoline ist ja auch einfach mal eine coole Socke, die zu Recht ein Diplom als Verkleidungskünstlerin hat, zwei eigene Sammlungen pflegt und außerdem darauf achtet, dass die vielen Firmen, die ihre Eltern engagiert haben, damit Ottoline gut versorgt ist, ihren Job auch anständig machen. Ich hatte es aus der Bibliothek, aber ich denke, ich werds mir auch nochmal kaufen.
Weltengeist:
@Die Magie der Lüge: Solche Bücher, wie du sie da beschreibst, sind der Grund, warum ich mal mit Rollenspielen angefangen habe - weil ich die unfassbar dummen Protagonisten der allermeisten Bücher nicht mehr ertragen habe.
Ich war übrigens auch fleißig - schon 3 abgeschlossene Bücher in 3 Wochen (plus einige angefangene). :d
Huhn:
Chris Riddell: Ottoline und das Schulgespenst
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Ottoline lernt eine neue Freundin kennen, Cäcilia. Als sie erfährt, dass diese auf ein Internat geht, möchte Ottoline das natürlich auch und mit Erlaubnis ihrer Eltern besucht sie dann Alice-B.-Sanders Schule für anders Begabte. Ob sie dort auch ihre eigene Begabung finden wird?
Auch der zweite Band der Reihe war sehr vergnüglich zu lesen, auch wenn ich den Verlauf der Geschichte vorhersehbarer als im ersten Band fand.
Weltengeist:
Während ich gerade überlege, was ich so als nächstes lese, stelle ich fest, dass mir der Trend zu Büchern biblischen Ausmaßes imer mehr auf den Keks geht. Ich habe gerade vier Bücher, zwischen denen ich mich entscheiden muss, und jedes davon hat um die 600 Seiten. Sechshundert! Und dieser Trend fällt mir schon seit Jahren auf - gerade Autoren, die zum Recherchieren neigen, müssen dann auch wirklich alles, was sie gefunden haben, irgendwo reinwursten. Muss das eigentlich wirklich sein? Kann man eine gute Geschichte heutzutage nicht mehr unterhalb von Tolkien-Format erzählen?
Huhn:
Ja, das ärgert mich auch total. Zumal die meiste "Recherche" zwar aufwendig gewesen sein mag, aber der Geschichte wenig Mehrwert bietet. Muss da immer an so ein Buch denken, in dem beschrieben wurde, wie uuuunglaublich streng so ein Archiv im Vatikan sei. Unter anderem müssten die Leute da mit *gasp* Bleistift schreiben, weil Tinte im Lesesaal verboten sei. Das klang so, als sei der Autor dort mal kurz zu Besuch gewesen um das herauszufinden. Hätte er jemals den Fuß in irgendein anderes Archiv gesetzt hätte er wissen können, das in so ziemlich jedem Archiv Bleistifte vorgeschrieben sind und das nichts mit dem Vatikan zu tun hat. Mal ganz davon ab: War denn diese Info überhaupt notwendig? Solche "Recherchen" sind für mich voll der Abturner. Blähen das Buch unnötig auf und zeugen von Unkenntnis und Oberflächlichkeit der Autorin oder des Autors. :gasmaskerly:
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