Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2018
Lyris:
Ich mag die, vor allem mit ganz vielen Kategorien, da passt dann immer was. Manchmal hilft sie mir auch, wenn ich mich absolut nicht entscheiden kann was ich als nächstes lesen will. ;D Die Bücher die ich lesen wollte habe ich auch so alle gelesen (auch teilweise mit "etwas" Interpretation ;)), und ein paar auf die ich ohne Liste wahrscheinlich nie gekommen wäre.
Für Liv fand ich es insofern gut, weil sie noch mal über den Inhalt nachgedacht hat bzw. teilweise auch aufmerksamer gelesen hat (hatte ich zumindest den Eindruck).
Huhn:
Ich glaube, ich lasse mich wieder von Kategorien inspirieren, ohne mich daran zu binden. :think: Warum nur ein Stück vom Kuchen, wenn ich doch auch die ganze Bäckerei haben kann, ne? ~;D
Huhn:
Sooo - ich arbeite mich vorwärts, hab ja noch knapp zwei Wochen. ^-^
Jim Butcher - Grabesruh - Die dunklen Fälle des Harry Dresden 3
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Verrückt gewordene Geister treiben ihr Unwesen. Harry Dresden, der Magier und Privatdetektiv, macht gemeinsam mit seinem Freund Michael, der "Faust Gottes", Jagd auf sie. Doch wer steckt hinter dem ganzen Chaos? Nach und nach werden die Angriffe persönlicher. Offenbar hat eine Person noch ein Hühnchen mit Harry zu rupfen. Leider hat Harry keine Ahnung, wer das sein könnte.
Hat mir gut gefallen. So langsam geht die mir versprochene Feen-Action los, auch wenn der Fokus dieses Bandes dem Titel gerecht natürlich an einer anderen Stelle liegt. Ich freu mich schon auf den nächsten (muss ihn mir nur erst kaufen, die Stadtbibliothek hat da eine unerfreuliche Lücke in ihrer Sammlung).
Susan Ee - Angelfall - Fürchtet euch nicht (Angelfall Band 1)
(Challenge: 40 Bücher lesen)
Engel haben die Erde in Schutt und Asche gelegt. Durch die postapokalyptische Welt zieht Penryn mit ihrer psychisch kranken Mutter und ihrer im Rollstuhl sitzenden Schwester Paige auf der Suche nach Nahrung, Unterschlupf und Schutz vor den marodierenden Straßengangs. Doch einmal hat die kleine Familie sich zu weit hinaus gewagt in die Dunkelheit. Sie werden Zeuge einer brutalen Szene: Engel schneiden einem der ihren die Flügel ab. Im darauffolgenden Chaos entführen die Engel die kleine Paige. Penryn sieht nur eine Möglichkeit: Der verletzte Engel muss sie zum Engelshorst führen, damit sie ihre Schwester dort herausholen kann, ehe ihr Schlimmeres widerfährt. Auf der widerwilligen gemeinsamen Reise lernen die beiden einander besser kennen.
Tja, ich mag Romanzen und die hier hat mir Spaß gemacht. Wie im Genre üblich, sieht der Engel Raffe natürlich überirdisch gut aus und hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Im Gegensatz zu den sonst üblichen Genreblondinen ist Penryn aber tatsächlich die meiste Zeit eine brauchbare und eigenständige Persönlichkeit. Aufgrund dessen dass ihre Mutter in psychotischen Phasen auf sie und ihre Schwester loszugehen pflegte, hat Penryn zahlreiche Kampfsport- und Selbstverteidigungskurse absolviert und weiß sich entsprechend zu wehren. Es gibt da diese höchst befriedigende Szene, in der sie so einen vorlauten Soldaten in Grund und Boden drischt, das war wirklich erfrischend. Was ich weniger gut gelungen fand, war die Darstellung der Engel. Ich fand es sehr unpassend, dass diese selbst ständig von "Engelwelt" und "Engelgesetzen" sprachen. Wir sagen doch auch nicht dauernd "Menschenwelt" und "Menschengesetze". Dadurch gab es einige verschenkte Chancen, in denen ein showing-not-telling-Ansatz der Story viel gegeben hätte. Beispielsweise wäre die Szene, in der Penryn dem das Laufen nicht gewohnten Raffe die Füße verarztet und er ihr mitteilt, dass sowas in der "Engelwelt" etwas sehr Intimes sei, authentischer gewesen, wenn er einfach peinlich berührt reagiert hätte. Wie halt ein Mensch reagieren würde, dem angeboten wird, ihm den Hintern einzucremen. Da erzähl ich ja auch nicht lang und breit, dass das aber bei mir zuhause sehr intim ist. Da musst du ja in dem Moment auch erstmal drauf kommen, dass das eine im kulturellen Hintergrund bedingte unterschiedliche Wahrnehmung ist. Insgesamt aber eine schöne Geschichte, die mir Lust auf den zweiten Band gemacht hat. :)
Menthir:
#26
Robert Harris- Dictator
(Aus der Popsugar-Challenge: A novel based on a real person)
Da waren wir also, der Hausklave Tiro, Cicero, Caesar, das Ende der Republik und ich. Die ersten beiden Teilen haben alles in ihrer Macht stehende getan, um mich auf diesen Moment vorzubereiten, mich zu fesseln und in Spannung zu quälen, bis ich endlich dazu komme, das Buch zu lesen. Das - hoffentlich - fulminante Finale.
Das Buch ist natürlich schon eine Weile erschien und ich habe mir das immer mal für eine Zeit reiner Leselust aufbewahrt und nun also war es soweit. Und das Finale ist...
Handwerklich ist wenig an dem Werk auszusetzen. Es ist grob auf dem Stand der Forschung, es fasst einen guten Rahmen ein, es vergisst keine wichtigen Etappen auf dem Weg zum Ende der Republik bzw. Caesars und Ciceros Leben, es hat einen interessanten Ansatz und aus - historischer Sicht - eine Plethora an spannenden Charakteren.
Das Buch hat ausgezeichnete Bewertungen und viele Bewunderer und doch...
...wollte es bei mir nicht so recht zünden. Robert Harris gehört sicher zu meinen Lieblingsautoren, wenn ich auf die letzten 15 Jahre meines Lesens zurückschaue. Immerhin habe ich in der Zeit alleine 7 Werke von ihm gelesen (Fatherland, The Ghost, Pompeji, The Fear Index und dann schließlich die Cicero-Reihe Imperium, Conspirata und nun Dictator - das macht ihn zum zweitmeist gelesenen Autor von mir), und was ich fast immer geschätzt habe, sind die Charaktere und die Zwischentöne, die Harris hat erwecken können. Nicht nur die spannenden Plots, die Verwicklungen, die gute handwerkliche Machart, der historische Überbau haben mir gut gefallen, sondern die Charaktere.
Jetzt gelingt Harris etwas außergewöhnliches, denn am Ende des Tages ist anzuerkennen, dass er auf knapp 500 Seiten eine Republik untergehenlässt und die Schritte dahin plausibel macht, mit dem Stand der Geschichtsforschung verbunden und trotzdem so, dass das Drama doch grob durchscheint. Allerdings ist das ein µ zu viel, denn um das zu schaffen, muss er fast alle Feinheiten opfern und widmet sich nur in ganz wenigen Episoden dem Menschlichen seiner Protagonisten. Tiro wird auf reine Pflichterfüllung reduziert (außer in den drei Momenten, wo er als Sklave befreit wird, seinen eigenen Bauerhof bekommt und am Ende eine von ihm selbst befreite Sklavin geheiratet hat), Cicero verkommt zu einer Person reinster bi-polarer Störung, die entweder überlegen, entschlossen und cool (himmelhochjauchzend) oder weinerlich, geschlagen und ausgemergelt (zu Tode betrübt) ist. Caesar ist eine ungreifbare Person bis in ihren Tod. Keine Zwischentöne, obwohl Harris das nochmal mit seiner scheiternden Ehe mehr schlecht als recht versucht.
Und dadurch, dass Harris für die Schnelligkeit und Größe der Erzählung - wie schon in The Fear Index - für die übergeordnete Geschichte seine Charakter verblassen lässt, ist es am Ende nur noch ein handwerklich gutes, bewundernswert recherchiert, aber doch etwas dröges Buch. Ciceros Genius erschließt sich nicht mehr, sondern ist nur noch reine Zuschreibung. Cicero ist also genialisch, weil Harris direkt sagt, dass dem so sei, aber es geht nicht mehr aus dem Kontext hervor. So verlieren Episoden wie die Philippischen Reden einfach ihre Kraft und verhallen im Äther.
Und so können wir uns am Ende zwar vorstellen, dass das Ende der römischen Republik für viele eine tragische Geschichte war, der Bürgerkrieg eine furchtbare Sache und dann bei Cicero, als quasi letzter Überlebender der großen Republik, die Proskriptionen eine furchtbare Wirkung gehabt haben müssen, aber erleben, mitfiebern, das können wir nicht. Wie durch eine milchige Mattscheibe erleben wir das Ende Roms, aber ein Gefühl für diese Größe kann Harris durch seinen unpersönlichen Zugang auf emotionaler Ebene nicht mehr erwecken. Lediglich Catos Tod passt hervorragend in die Machart des Werkes und hinterlässt im Gesamten Eindruck. Schade. Hier lag des Potenzial für ein Stück Weltliteratur, am Ende bleibt es einfach - zum Glück - ein gutes Buch.
7 von 10 Punkten.
Menthir:
#27
Nathaniel Philbrick - Valiant Ambition - George Washington, Benedict Arnold, and the Fate of the American Revolution
(aus der POPSUGAR-Challenge: A True Crime)
Zugegeben, diese Einordnung ist vielleicht nicht im klassischen Sinne sauber, weil man sich eher aufgeklärte oder - meist für viele noch spannender - unaufgeklärte Mordfälle vorstellt, die rekonstruiert oder aufgerollt werden. Kein Truman Capote hier. Aber die Definition der True Crime-Literatur sagt auch, dass es um wahre und möglichst große Verbrechen gehen soll. Und welches Verbrechen könnte größer sein als der Hochverrat, hier verbunden mit dem Versuch, eine Revolution, dessen Held man auf dem Schlachtfeld gewesen ist, an seinen Kriegsgegner zu verraten?
Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit dem kompletten amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und als kleines Manko kann vielleicht vorangestellt werden, dass Mr. Philbrick einfach davon ausgeht, dass jemand, der in dieses Thema einsteigen will, grundsätzlich eine Ahnung von der Revolution hat, denn er macht sich keine Mühe das Vorgeplänkel, die Unabhängigkeitserklärung und die großen Fakten tiefergehend zu beleuchten oder gar den Hintergrund zu erklären. Wer dieses Buch liest, tut also gut daran, sich vorher zumindest einen sehr groben Überblick über die Vorkommnisse zu verschaffen.
Dieses Buch beschäftigt sich mit dem Verrat Benedict Arnolds an der Revolution, aber die Rolle Arnolds erscheint - oder erschien - der Forschung doch klar, warum das Ganze nochmal hinterfragen? Philbrick übernimmt keine bloße Verteidigung Arnolds und versucht ihn reinzuwaschen. Die Faktenlage ist zu klar, dass er schuldig daran geworden ist. Was er tut ist, er gibt dem Verräter ein menschliches Gesicht und macht seine Tat vor dem historischen Hintergrund nachvollziehbar. Ohne dabei zu werten, fasst er die entscheidenden Schritte zusammen, die Arnold zu seinem Verhalten gebracht haben können, also Abfolge und Steigerung.
Es betrachtet Arnold allerdings nicht isoliert, denn er legt zur selben Zeit die Entwicklung George Washingtons daneben, und erklärt auch dessen Entscheidungen und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen und freilich auch die Schnittpunkte beider Herren.
Grundsätzlich erkennt Mr. Philbrick eine gewisse, charakterliche Ähnlichkeit in Arnold und Washington zu Beginn ihrer Karrieren. Beide neigen zu aggressiven Vorgehen auf dem Schlachtfeld, sind bisweilen übermütig, aber auch mutig. Jetzt bricht der Autor von hier an aus und betrachtet ihrer Entwicklung, wie beide zu Helden werden und wie schließlich der eine auch noch zur Legende im positiven Sinne wird, während der andere fällt.
Die Erklärungen Philbricks sind menschlich, angemessen, suchen ihr Heil in der Analyse der Persönlichkeit und den daraus entstehenden Taten und Konsequenzen, was das Werk sehr nachvollziehbar macht. Der Autor hat ein Gespür dafür und misst immer wieder die Menschen aneinander ab, also auch die zwischendrin immer wieder auftauchenden Briten und Amerikaner auf beiden Seiten (leider nicht immer: es wird klar im Werk, dass Philbrick bspw. einen der Gründerväter - John Adams - sehr kritisch sieht. Wir erfahren in diesem Werk aber nicht wirklich, warum dem so ist.)
Er vergisst dabei aber auch nicht, die neu entstehenden und althergebrachten Strukturen zu beleuchten, kommt aber immer wieder zu dem Schluss, dass es letztlich die menschlichen Entscheidungen (auch innerhalb der Strukturen) sind, welche zu diesen folgenschweren Entscheidungen führen.
Das Werk kommt etwas langsam in Gang, aber sobald es in Gang ist, schreibt Philbrick gefällig, gegen Ende sogar spannend. Er will nicht überfordern mit seinem Schreibstil, bleibt nahe am Thema, vertieft die jeweiligen Szenen nicht zu sehr. Für Militärhistoriker, trotz der Versuche das Vorgehen zu beschreiben, ist dieses Werk nichts, weil es zu oberflächlich bleibt.
Wen aber interessiert, wie Menschen sich in der Krise entwickeln und das anhand zweier Beispiele anschaulich erläutert haben möchte, kann ich dieses Buch empfehlen.
8 von 10 Punkten.
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