Autor Thema: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel  (Gelesen 29733 mal)

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Offline Radulf St. Germain

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #100 am: 7.01.2018 | 10:13 »
Einen Nachteil hat die X-Card für mich allerdings, wenn ich verschiedenen Beispiele betrachte - irgendwann landet man bei einem massenkompatiblen, glatten Disney-Spiel. Ich finde es persönlich für mich auch gut, mal was auszuhalten und dadurch besser zu lernen, damit umzugehen. Witze über Vegetarier zum Beispiel. Auf die würde ich tendenziell gerne verzichten, aber ich finde es auch blöd, wenn dann jeder schauen muss, dass er mich mit Samthandschuhen anfasst.

Das heisst nicht, dass ich das Konzept der X-Karte an sich falsch finde, aber ich sehe eben die Versuchung, die sie beinhaltet. Gerade bei Spielen die an's Eingemachte gehen kann sie sicher sehr nützlich sein.

Chiungalla

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #101 am: 7.01.2018 | 10:25 »
Da sehe ich einen Denkfehler. Wenn Du lange genug Beispiele aus unterschiedlichen Gruppen sammelst, dann sieht es natürlich so aus als wäre das Resultat ein politisch korrekter massenkompatibler Einheitsbrei. Aber letztendlich wird es in den meisten Runden 0 Einsätze der Karte geben (so wie man Feuerlöscher auch selten braucht). In einigen Gruppen 1-2 Einsätze, und eher selten 3 oder mehr Einsätze. Da wird nur das glatt geschliffen was für den einen oder anderen ein akutes Verletzungsrisiko dastellt.

Das ist ja nicht als Form des Player-Empowerment gedacht die jeder Spieler 3mal pro Sitzung nutzt.
Es ist eine Methode für die Gruppe um sich gegen Untiefen abzusichern und mit denen konstruktiv umzugehen statt auf Grund zu laufen.

Offline Radulf St. Germain

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #102 am: 7.01.2018 | 10:30 »
Da sehe ich einen Denkfehler....

Gutes Argument. Zur Sicherheit: Ich wollte meinen Post aber bitte nicht als "die X-Card disqualifiziert sich durch" verstanden wissen, sondern als "das könnte u.U. schiefgehen". Ich glaube das mancher DM (aber nicht alle) sein Spiel so gestalten würde, dass die X-Card nie eingesetzt werden muss. Vielleicht bin das aber auch nur ich.  ;)

Tortzdem, bei sinnvoller Anwendung wird es nicht dazu kommen, da gebe ich Dir recht.

Chiungalla

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #103 am: 7.01.2018 | 10:36 »
Ich könnte mir umgekehrt vorstellen, dass es so manchem Spielleiter die Sicherheit gibt Grenzen gefahrlos ausloten zu können, sobald die Karte in der Gruppe gut etabliert ist. Viele Themen die ich mit Karte vielleicht angehen würde, würde ich ohne Karte oder ähnliches Mechanismen definitiv niemals ausprobieren.

Online Irian

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #104 am: 7.01.2018 | 10:40 »
Einen Nachteil hat die X-Card für mich allerdings, wenn ich verschiedenen Beispiele betrachte - irgendwann landet man bei einem massenkompatiblen, glatten Disney-Spiel. Ich finde es persönlich für mich auch gut, mal was auszuhalten und dadurch besser zu lernen, damit umzugehen.

Sieh es so, wenn wir über theoretische Möglichkeiten reden, kann auch genau das Gegenteil passieren: Die Leute lassen sich auf "schlimmere" Sachen ein, weil sie wissen, im Notfall haben sie die Möglichkeit, rauszukommen - und stellen dann ggf. fest, dass dieses Gefühl der Sicherheit dazu führt, dass es gar nicht mehr notwendig ist, wirklich rauszukommen, es reicht, dass man es könnte.

Und auch ohne X-Card werde ich als SL mein Spiel so gestalten, dass ich Rücksicht auf die Spieler nehme. Wenn ich weiß, X triggert irgendwen, dann umschiffe ich halt X - ob mit oder ohne X-Card, das ist doch rein zwischenmenschliche Rücksichtnahme. Wenn ich eine Kampagne spielen will, die sich um X dreht, dann plane ich die Person natürlich gar nicht erst ein. Ich bin ohnehin Fan davon, vor dem Spiel etwas abzuklopfen, wo die Präferenzen und Grenzen der Spieler so liegen, damit es nicht unerwartet mitten im Spiel zum Eklat kommt.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Crimson King

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #105 am: 7.01.2018 | 10:42 »
Einen Nachteil hat die X-Card für mich allerdings, wenn ich verschiedenen Beispiele betrachte - irgendwann landet man bei einem massenkompatiblen, glatten Disney-Spiel.

Die These halte ich für sehr gewagt. Zum einen setzt das Thema einer Runde ja schon einen Ton, der die Grenzen der Anwendung der X-Card verschiebt. Zum anderen muss X-Card nicht immer heißen, dass die Inhalte des Abenteuers angepasst werden müssen. Manchmal ist es einfach sinnvoller, den entsprechenden Mitspieler auszuladen.

Ich persönlich bin mir sicher, dass ich die X-Card nicht brauche. Wenn andere in der Runde sie brauchen, kann man sie gerne benutzen.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
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Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Samael

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #106 am: 7.01.2018 | 10:44 »
Was es alles gibt....

Ich habe keine Erfahrungen mit der X-Karte. Ich persönlich hätte in meinen 20+ Jahren Rollenspiel auch noch nie eine gebraucht. Ich würde von mir aus (als SL) so etwas auch nicht anbieten.

Wenn ich durch Spielerwunsch oder Vorgabe bei einer Con aufgefordert würde so etwas zu verwenden würd ichs aber machen.

Ich würde mich dadurch aber nicht "treiben" lassen. Hier sind schon so ein paar Beispiele genannt worden, da hätte ich den Spieler dann höflich gebeten die Runde zu verlassen (z B das mit dem Rauchen).

Dai-Oma

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #107 am: 7.01.2018 | 10:46 »
Hinter einer Ablehnung der X-Card steht für mich konkret die Angst, dass ich als SL nicht die Welt so beschreiben kann wie sie ist oder ein Abenteuer so beschreiben kann, wie ich es nach meinem Leitstil am geschicktesten halte. Hierzu fällt für mich als Beispiel ein mir bekannter Spieler ein, der ellenlange Voraussetzungen und Anforderungen an eine Runde mitbringt: keine martialischen Charaktere, keine dummen Charaktere, keine grimmigen Charaktere, keine Untoten ... die Liste lässt sich noch sehr lange fortführen.

Eine X-Card ist dazu da, einzelne Themen auszusparen oder ihnen weniger Tiefe oder Schärfe zu geben. Das können völlig banale Themen sein, z.B. wie vorhin erwähnt, dass ein NPC raucht oder ernsthafte Themen wie Vergewaltigung sein.
Ich denke eher, dass die X-Card ein Mittel sein kann, Themen vorsichtig zu erkunden, die man sich im Rollenspiel nie trauen würde. Sie ist ein Werkzeug für Spieler und Spielleiter, eine Runde in eine Richtung zu bringen, bei der sich alle wohlfühlen. Grenzen sind aber auch dazu da überschritten zu werden, ein Schritt hinaus aus der Komfortzone, sodass ein Spieler sich auch traut Sachen zu tun, die es normalerweise nie tun würde. Eine X-Card hilft jedoch nicht, wenn Spieler und das eigentliche Thema der Runde inkompatibel sind, wo wirklich nur eine Trennung des Spielers von der Runde hilfreich ist.

Ich habe mir in meinen Runden angewöhnt, kurz das Abenteuer zu umreißen und auch problematische Szenen, die vorkommen können, anzusprechen.
Ich habe selbst solche Fehler als Spielleiter gemacht und auch solche Fehler gesehen, wo ein Einsatz der X-Card definitiv wünschenswert gewesen wäre.

Jedoch gilt immer: Sprechenden Menschen kann geholfen werden.

Offline OldSam

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #108 am: 7.01.2018 | 11:05 »
Wieso hatte man damals keine?

Man hat einfach normal miteinander geredet, das war's... ;) Gedanken zu sowas gibt es in der Tat schon lange.

Ich muss sagen, dass ich auch nur einen geringen Fortschritt sehe durch eine X-Card. Gut ist, dass man damit explizit dazu eingeladen ist im Fall der Fälle ein Veto einzulegen, die Unsicherheit, ob man dazu "berechtigt" ist entfällt also, aber damit endet es im Prinzip auch leider schon. Alle anderen üblichen sozialen Hindernisse gelten hier nach wie vor, wie z.B. die Hemmschwelle durch den Einspruch  der/die Einzige mit Befindlichkeiten zu sein, obwohl es für die anderen ok ist, die dann die Person potentiell für zu ängstlich/verklemmt/sonstwas halten könnten etc.

Aber ich persönlich spiele sowie nur selten richtigen Horror oder sehr harte Sozialdramen u.ä., insofern kommt dieses Problem auch kaum auf... ;)
« Letzte Änderung: 7.01.2018 | 11:09 von OldSam »

Online Irian

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #109 am: 7.01.2018 | 11:07 »
Alle anderen üblichen sozialen Hindernisse gelten hier nach wie vor, wie die Hemmschwelle Einspruch zu erheben und damit vielleicht der/die Einzige zu sein, obwohl es für die anderen ok ist, die dann die Person potentiell für ängstlich/verklemmt/sonstwas halten könnten etc.

Nicht ganz, es gibt zwei Details, die es einfacher machen können für manche:

a) Die explizite Betonung, dass das nicht gerechtfertigt werden muß (aber kann, wenn derjenige will)
b) Die geringere Schwelle, auf eine Karte zu tippen als laut etwas zu sagen

Beides kann durchaus einfacher sein, als in einer Gruppe, wo man damit rechnen muß, sich anschließend rechtfertigen zu müssen, laut zu sagen "Stop, überspringen wir das bitte?". Sicherlich mag auch die X-Card für manche eine noch zu hohe Hemmschwelle haben, aber wie hieß es so schön... Der X-Card Vortrag ist wichtiger als die X-Card selbst, weil sie gewisse Erwartungen weckt und zeigt, dass einem die Leute wichtig sind.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Ginster

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #110 am: 7.01.2018 | 11:16 »
RPG gibt es seit den 70ern
Wieso kam RPG fast 40 Jahre ohne X-Card aus?

Die Menschheit kam auch mal ohne Smartphone aus, ohne Tarifverträge, Demokratie, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Frauenwahlrecht.
Dinge entwickeln sich weiter. Verrückt, oder?

Offline OldSam

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #111 am: 7.01.2018 | 11:17 »
Nicht ganz, es gibt zwei Details, die es einfacher machen können für manche:

Ja, das ist richtig, im Detail ist es noch ein klein wenig mehr als ich geschrieben hatte, soweit hatte ich jetzt nicht differenziert. Mir ging es nur um die Kernproblematik, dass die sozialen Schwierigkeiten eben schon noch bleiben, aber ein kleiner Fortschritt ist es für diese Thematik sicherlich, das sehe ich auch so...

---

Persönlich finde ich es ohnehin hier am effektivsten im Vorfeld mit der Gruppe über die Explizität bestimmter Themen zu sprechen etc. und zwar idealerweise genau nicht per Veto, sondern Positiv gesetzt, z.B. im Sinne eines Maximalwert-Rankings... Also statt sagen zu müssen "Thema X ist mir unangenehm", nimmt man z.B. einen Index für die verschiedenen bekannten Themenblöcke, wo es gefährlich wird und versieht diese mit Werten von 1 bis 10. Dabei definiert man die Achsen mit 2-3 Beispielen, die zeigen wie krass es jeweils würde, 10 wäre im Beispiel die heftigste Ausprägung. Nun kann man einen anonymen Wahlbogen vor dem Spiel machen, wo jeder seine persönlichen Grenzen auswählt. Der niedrigste Wert gewinnt in jeder Rubrik. Es ist damit von Anfang an schon ziemlich gut klar bis wohin das Spiel gehen wird.
Durch solche Mechanismen - wenn sie gut umgesetzt wurden! - ist die Wahrscheinlichkeit, dass die X-Card i.d. Praxis überhaupt noch benötigt wird relativ klein (bessere Vorbereitung anstatt Ausweichmanöver). Nachteil ist aber natürlich der zusätzliche Zeitaufwand im Vorhinein, alles hat seinen Preis ;)
« Letzte Änderung: 7.01.2018 | 11:23 von OldSam »

Offline Radulf St. Germain

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #112 am: 7.01.2018 | 11:39 »
Sieh es so, wenn wir über theoretische Möglichkeiten reden, kann auch genau das Gegenteil passieren: Die Leute lassen sich auf "schlimmere" Sachen ein, weil sie wissen, im Notfall haben sie die Möglichkeit, rauszukommen - und stellen dann ggf. fest, dass dieses Gefühl der Sicherheit dazu führt, dass es gar nicht mehr notwendig ist, wirklich rauszukommen, es reicht, dass man es könnte.

OK, das macht Sinn. Das wäre tatsächlich nützlich, wenn ich z.B. mit meinen türkischen Freunden in einer ottomanischen Welt spielen möchte. Ich dachte mir immer das wäre cool, hätte aber Angst, dass es am Ende irgendwie total falsch rüberkommt. Da wäre so eine Karte sicher praktisch. Meistens will ich aber keine Grenzen ausloten, daher wäre die Karte für mich nicht notwendig und kommt mir wohl aus dieser Warte teilweise übertrieben vor. (Weil sie es für mein Spiel wäre.)

Wellentänzer

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #113 am: 7.01.2018 | 11:44 »
Hinter einer Ablehnung der X-Card steht für mich konkret die Angst, dass ich als SL nicht die Welt so beschreiben kann wie sie ist oder ein Abenteuer so beschreiben kann, wie ich es nach meinem Leitstil am geschicktesten halte. Hierzu fällt für mich als Beispiel ein mir bekannter Spieler ein, der ellenlange Voraussetzungen und Anforderungen an eine Runde mitbringt: keine martialischen Charaktere, keine dummen Charaktere, keine grimmigen Charaktere, keine Untoten ... die Liste lässt sich noch sehr lange fortführen.

Das ist doch völliger Quark, der die ablehnende Haltung einer X-Card negativ konnotierend ausgrenzt. Da halte ich symbolisch meine argumentative X-Card hoch ;-) Bei allem Enthusiasmus über die positiven Effekte einer X-Card, die zweifelsohne auftreten können, sollte man doch bitte nicht die Nachteile so komplett ausblenden, wie das hier passiert.

Ich lehne eine X-Card erstens ab, weil ich an die Wirksamkeit nicht so recht glauben kann. Ein paar anekdotische Berichte über die Nützlichkeit in allen Ehren: ich kauf das Konzept nicht. All das, was ich bislang gelesen habe, überzeugt mich nicht. Einzige Ausnahme ist dieser Post hier von Bad Horse. Das ist eine bislang nicht in die Diskussion eingebrachte Anwendung einer X-Card, die für mich sehr sinnvoll klingt. In virtuellen Runden fehlen nämliche viele nonverbale Cues. Außerdem kann die Anwendung einer X-Card in virtuellen Kontexten anonymisiert und damit einer Stigmatisierung entzogen werden. Dass sowas funktioniert, finde ich naheliegend und kenne ähnliche Anwendungen auch aus anderen Kontexten. Viele Tools für elektronische Meetings funktionieren beispielsweise ganz ähnlich. Darüber hinaus glaube ich aber nicht an einen insgesamt positiven Effekt von X-Cards.

Ich lehne die X-Card zweitens ab, weil sich damit negative Sekundäreffekte verbinden, wie sie Radulf beispielsweise hier beschreibt. Ich mag insbesondere keine Schere im Kopf und die wird durch eine X-Card nun einmal befördert. Die X-Card ist nun mal ein individuell ohne Vetooption nutzbares Machtinstrument und führt zur Einschränkung von Freiheit am Spieltisch. Das ist Fakt. Das macht was mit Leuten.

Drittens lehne ich eine X-Card ab, weil ich der Ansicht bin, dass ein Überbetonen von menschlichen Empfindlichkeiten aus meiner Sicht auf mehreren Ebenen gefährlich ist und sogar kontraproduktiv sein kann. Es müssen insbesondere nicht immer die Extrempositionen von Einzelnen sein, nach denen sich alle zu richten haben. Das klingt vermutlich sozialdarwinistisch, aber  ich kenne in diesem Forum verschiedene Leute, deren Positionen ich mich nicht vorbehaltlos unterwerfen wollen würde.

Eine X-Card ist für mich viertens Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, deren Sinnhaftigkeit sich mir nicht vollends erschließt und bei der ich lieber etwas innehalten und nachdenken möchte. Positiv gemeinte Diskriminierung (affirmative action) in allen Kontexten ist schwer en vogue, aber das Rad scheint mir aktuell an der einen oder anderen Stelle fröhlich überdreht zu werden und die aktuelle politische Stimmung gibt in meinen Augen wenig Anlass zu der Hoffnung, dass sich das auf Sicht ändern könnte. Eine globale und mehr oder weniger reflexhafte Einführung von X-Cards oder explizite Anti-Harassment-Policies wären vor diesem Hintergrund das falsche Signal für den Rollenspielbereich. Ich würde mir da deutlich mehr Reflektion sowie eine offenere Diskussion wünschen und möchte außerdem politische Diskussionen gerne aus dem Hobby halten. Sehr erhellend fand ich den Beitrag von Darius im Parallelthread. Darin wird sehr offensiv und aggressiv formuliert, aber die von ihm beschriebene Entwicklung hat mir auch sehr zu denken gegeben.
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Fünftens lehne ich eine X-Card ab, weil es zu gegenteiligen Effekten dessen kommen kann, was eigentlich erwünscht ist. Wenn eine X-Card verfügbar ist, kann dies durchaus und realistischer Weise dazu führen, dass Samthandschuhe schneller ausgezogen und der eigenen Wahrnehmung weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Anbetracht eines Sprungtuchs nimmt jemand womöglich schneller mal ein Risiko.


In Summe sehe ich durchaus gewisse Argumente, die für eine X-Card sprechen. Aber die Gegenargumente wiegen zu schwer.

Die Menschheit kam auch mal ohne Smartphone aus, ohne Tarifverträge, Demokratie, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Frauenwahlrecht.
Dinge entwickeln sich weiter. Verrückt, oder?

Super Argument. Klimawandel, autoritärer Backlash, Atombomben und Christian Lindner. Toll ne?

Offline Ginster

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #114 am: 7.01.2018 | 11:59 »
Super Argument. Klimawandel, autoritärer Backlash, Atombomben und Christian Lindner. Toll ne?

Super Gegenargument. Da enttäuschst du mich jetzt doch leicht. Ich habe nicht gesagt, dass alles Neue stets gut war und ist. Nur etwas Neues aus dem Grund abzulehnen, weil man bisher ohne auskam ist für mich einfach kein Argument. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob das jetzt gut ist oder nicht, wird ja hier auch konstruktiv gemacht.

« Letzte Änderung: 7.01.2018 | 12:06 von Ginster »

Online Ludovico

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #115 am: 7.01.2018 | 12:02 »
@Chruschtschow
Das bezieht sich auf Deine Antwort zu mir von S.1:

Meiner Meinung nach kann man von vornherein recht gut vorab grob klären, was nicht im Spiel vorkommen sollte. Man sollte bloss nicht allzu sehr ins Detail gehen.

So sage ich halt zu Beginn, dass ich an ausschweifenden Gewaltbeschreibungen, Folter und Vergewaltigung keinen Spass habe. Sollte so etwas vorkommen, weil es halt konsequent ist, dann wird das nicht gross beschrieben.

Und die Spieler haben zwar nicht ihre Lebensgeschichte zu erzählen, aber die Dinge nennen, die ihnen im Spiel am ehesten begegnen können und die sie belasten.

Für alles andere gibt es das Vetorecht. Aber dabei muss der Spieler auch aktiv sagen, was ihn stört. Das ist nur fair gegenüber der Runde, die dann Klarheit hat, was den Spieler belastet.
Ansonsten bei Kleinkram ist es optimal, wenn solche Sachen im Feedback geäußert werden

Die X-Card betrachte ich insofern als problematisch, als dass sie unzureichend Transparenz schafft, weil der Betroffene nicht mitteilen muss, was stört.

Unterm Strich ist es doch so, dass bei Aktivierung solcher Techniken eine Person ein Problem hat, aber dieses Problem bzw. die Lösung dem Rest der Gruppe aufgebürdet wird l, während die Person mit dem Problem von aller Verantwortung freigesprochen wird. Sie beteiligt sich allenfalls freiwillig dran.

Ich bin der Ansicht, dass die Person, Hemmschwelle hin oder her, die Pflicht hat, sich dabei auch zu beteiligen. Wenn die Person zu gehemmt ist, gerade auf wichtige No Gos hinzuweisen, dann bin ich nicht der richtige SL.
 Außerdem finde ich es wichtig und fair, wenn Spieler auf geänderte Lebensumstände hinweisen. Der Typ, der sich das Rauchen angewöhnt, könnte dies vorab doch Mal mitteilen. Das ist ja nix, wofür man sich schämen muss.

@Hanky-Panky
Die These, dass traumatisierte Menschen nicht Rollenspiele betreiben, kann ich anekdotisch zumindest widerlegen. Ich hab schon ein Vergewaltigungsopfer mit schwerer Kindheit in Runden gehabt. Sie war quasi mein weisser Wal (was sich nicht auf ihre Figur bezieht, sondern auf Moby Dick), in der ich immer Potenzial sah. Es ging immer schief und führte mich zu dem Entschluss, dass ich mir
a) die passenden Spieler zur passenden Kampagne Zusammensuche
b) ich Rollenspiel nur noch mit Leuten spiele, die es nicht als therapeutische Massnahme betrachten
c) ich Rollenspieler bin und kein Seelsorger

Offline felixs

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #116 am: 7.01.2018 | 12:17 »
Eine X-Card ist für mich viertens Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, deren Sinnhaftigkeit sich mir nicht vollends erschließt und bei der ich lieber etwas innehalten und nachdenken möchte. Positiv gemeinte Diskriminierung (affirmative action) in allen Kontexten ist schwer en vogue, aber das Rad scheint mir aktuell an der einen oder anderen Stelle fröhlich überdreht zu werden und die aktuelle politische Stimmung gibt in meinen Augen wenig Anlass zu der Hoffnung, dass sich das auf Sicht ändern könnte. Eine globale und mehr oder weniger reflexhafte Einführung von X-Cards oder explizite Anti-Harassment-Policies wären vor diesem Hintergrund das falsche Signal für den Rollenspielbereich. Ich würde mir da deutlich mehr Reflektion sowie eine offenere Diskussion wünschen und möchte außerdem politische Diskussionen gerne aus dem Hobby halten.

Ich sehe das ähnlich, sehe andererseits aber nicht, wie man vermeiden will, politisch zu werden, wenn das Problem ein politisches ist. Schließlich gibt es ja einen Grund dafür, dass einige Gruppen (vor allem in den USA, aber auch hier nimmt das zu) es für sinnvoll halten, sich entsprechend zu positionieren. Offensichtlich braucht man hier ein Feigenblatt für irgendwas. Und den Zusammenhang mit dem Verlust eines gesellschaftlichen Grundkonsens kann man durchaus vermuten (Archoangel hat das hier von rechts getan, eine linke Position würde ganz andere Faktoren betonen, würde das Problem aber ebenfalls in gesellschaftlichen Entwicklungen suchen).

Und ein anderer Kontext: Alles, was ich hier geschrieben habe, bezieht sich nur auf die Idee eines Vetoinstruments im Spiel. Aus dem Anti-Belästigungs-Thread habe ich mich völlig herausgehalten, habe dazu aber natürlich auch eine (ablehnende) Meinung. Den einen oder anderen Beitrag hier wird man vor diesem Hintergrund lesen müssen, teilweise wird das ja auch explizit geschrieben.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Chiungalla

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #117 am: 7.01.2018 | 12:23 »
Aber dabei muss der Spieler auch aktiv sagen, was ihn stört. ... Die X-Card betrachte ich insofern als problematisch, als dass sie unzureichend Transparenz schafft, weil der Betroffene nicht mitteilen muss, was stört.

Willst Du wirklich, dass Dir Leute von Vergewaltigungen, Misshandlungen, seelischen Traumata u.s.w. berichten, damit Du auf entsprechende Inhalte in Deinem Spiel verzichtest?

Es ist ja eine Sache, wenn man sagt "Ich höre gerade mit dem rauchen auf, kannst Du mal bitte weniger farbenfroh beschreiben wie der an seinem rauchenden Phallussymbol nuckelt." Aber wenn einen gerade eine Gewaltszene besonders triggert, weil man von seinen Eltern geschlagen wurde, o.ä. dann ist der Grund IMHO Privatsache, der Spieler keine Rechenschaft schuldig und die Gruppe sollte trotzdem seine Grenzen respektieren.

Ich wenigstens bringe den Menschen mit denen ich spiele so viel Vertrauen entgegen, dass ich denen glaube, wenn sie deutlich machen, dass ihnen etwas wichtig ist. Und ich brauch dann in aller Regel auch keine Erklärung.

Ich bin der Ansicht, dass die Person, Hemmschwelle hin oder her, die Pflicht hat, sich dabei auch zu beteiligen. Wenn die Person zu gehemmt ist, gerade auf wichtige No Gos hinzuweisen, dann bin ich nicht der richtige SL.

Stell Dir vor Du wärest in Deiner Jugend misshandelt worden und daher wäre Gewalt gegen Kinder etwas das Dich triggert. Würdest Du die Story in jeder Runde breit treten wollen der Du jemals beitrittst, obwohl 95% der Runden das eh nicht thematisieren? Wie sieht es mit Vergewaltigungsopfern aus?

Die Idee hinter der X-Card ist halt, dass nicht jeder alle seine Trigger vorher kennt, und/oder sie nicht auf den bloßen Verdacht, dass das vielleicht mal im Spiel vorkommen könnte offenlegen möchte. Und auch nicht jeder möchte seine Trigger begründen, weil das oft ins sehr private geht. Und das diskutiert man dann vielleicht mal im Freundeskreis, aber dann meistens im Zweiergespräch und nicht in großer Runde.

Außerdem finde ich es wichtig und fair, wenn Spieler auf geänderte Lebensumstände hinweisen. Der Typ, der sich das Rauchen angewöhnt, könnte dies vorab doch Mal mitteilen. Das ist ja nix, wofür man sich schämen muss.

Tatsächlich verschweigen sowas sehr viele anfänglich ganz gerne. Um die Scham zu vermeiden, falls man rückfällig wird. Und letztendlich ist es wohl auch so, dass man gute Vorsätze besser einhält, wenn man sie nicht mit Leuten teilt. Aber die Geschichte mit dem Rauchen ist glaube ich auch der absolut unkritischste Einsatz der X-Card. Wenn daran der Plot hängt das jemand an einer Zigarette saugt dann ist das ein sehr merkwürdiger Plot.

Nochmal:
Der Gedanke der X-Card geht am ehesten in Richtung Feuerlöscher: Gut ihn da zu haben, und hoffentlich braucht man ihn nie. Die X-Card ersetzt das vorherige Gespräch nicht. Es ersätzt auch das Gespräch hinterher nicht. Nur manchmal (selten!) läuft man halt in Probleme die man nicht vorhersehen oder verhindern konnte. Da schafft sie schnelle und unbürokratische Abhilfe. Und ganz ehrlich: Der Spieler will vielleicht nicht erzählen warum es ihn gerade triggert, und ich will es in vielen Fällen auch gar nicht hören. Und schon gar nicht würde ich wollen, dass der Spieler seine Kindheit mitten in unserer Session aufarbeitet.

Der Spieler sagt kurz was ihn stört. Ich passe das Abenteuer an. Und weiter gehts.

Und in den aller wenigsten Fällen wird es sich so gravierend auf das Abenteuer auswirken, dass man jetzt plötzlich kreativ werden muss um die Session zu retten.

Offline Radulf St. Germain

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #118 am: 7.01.2018 | 12:31 »
Ich glaube was die Diskussion erschwert, ist die Tatsache, dass einige Poster dahinter eine Agenda vermuten (möglicherweise zu recht, möglicherweise nicht, da habe ich bis heute keine Meinung). Andere sind dann verwundert, warum ein aus ihrer Sicht guter Mechanismus so kritisiert wird und vermuten dann vielleicht eine andere Agenda dahinter.

Ich bin mir noch nicht sicher, zu welcher Gruppe ich gehöre. Ich verstehe, dass Leute keine Lust darauf haben, sich einer konservativen/linken/transhumanistischen Agenda zu unterwerfen. (Bei den Diskussionen auf Enworld wird mir teilweise schlecht ob der Feindseeligkeit.) Ich möchte aber auch nicht jede Neuerung verwerfen, weil sie vermeintlich von den "falschen" Leuten kommt. Schwierig. Ich glaube auch, dass man oft die extremsten Befürworter oder Gegner wahrnimmt (die ich hier in der Diskussion nicht finde - großes Lob an Tanelorn).

Online Ludovico

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #119 am: 7.01.2018 | 12:33 »
@Chiungalla
Ich denke, dass Du Deine Antwort überarbeiten solltest, da ich bewusst geschrieben habe, dass die betroffene Person den Störfaktor nennen soll. Sonst hätte ich geschrieben, dass sie ihn erklären soll.

Bei einer Szene, bei der der kleine Tommi an die Wand genagelt wird, ist mir eher geholfen, wenn der Spieler sagt, dass ihn Gewalt gegen Kinder stört (was auch kaum die Überwindung einer Hemmschwelle erfordert und wenn doch, dann bin ich der falsche SL) anstatt einfach nur auf eine Karte zu tippen, so dass ich raten darf, was die Person nun stört.
OK, ich geh erstmal von der Gewalt gegen Kinder aus und vermeide solche Szenen in Zukunft. Dann stellt sich aber später heraus, dass die Person durch die Verwendung von Hammer und Nagel getriggert wird, weil... Mir egal. Ich will nur wissen, was stört und nicht warum.

Das Problem bei der X-Card sehe ich darin, dass sie zwar das Gespräch nicht ersetzt, aber gerade die Person mit dem Problem nicht an diesem Gespräch teilnehmen muss.

Und was den Raucher angeht:
Wer die Hemmschwelle überwinden kann, sich beim Spiel in eine Rolle einzufinden und diese auszuspielen, von dem erwarte ich, dass er auch die Hemmschwelle einer solchen Banalität überwindet.
Ansonsten bin ich halt nicht der richtige SL.

« Letzte Änderung: 7.01.2018 | 12:40 von Ludovico »

Ucalegon

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #120 am: 7.01.2018 | 12:36 »
Die X-Card ersetzt laut Stavropoulos weder Vor- und Nachbereitung einer Runde, noch Gespräche über Inhalte. Es ist also nicht so, dass man die X-Card verwendet und auf einmal alles, was man sonst so gemacht hat, für sinnvoll hält, nicht mehr gilt.

Für alles andere gibt es das Vetorecht. Aber dabei muss der Spieler auch aktiv sagen, was ihn stört. Das ist nur fair gegenüber der Runde, die dann Klarheit hat, was den Spieler belastet.

Wenn ein Inhalt per X-Card entfernt werden soll, dann ist Klarheit darüber doch eine Grundvoraussetzung. Wenn es die nicht gibt, muss - wie im Dokument erläutert - nachgefragt werden. Insofern sehe ich hier kein Transparenz-Problem.

Offline Glumbosch

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #121 am: 7.01.2018 | 12:41 »
So langsam nehmen doch die Posts von "ich glaube dies oder jenes" ein Ausmaß an, dass es sich jetzt eher um eines Autausch von Vermutungen als eine Diskussion handelt.

Hat jemand psychologische Studien zum Effekt ähnlicher Maßnahmen auf das Verhalten? Also konkret, wann kommt es zu vorrauseilendem Gehorsam/Schere im Kopf?/Mäßigung?

Ich fange mal an hier ist was Wikipedia zu Vorauseildem Gehorsam sagt.

Ich lese da, dass die unklarheit der Nomen und von dem was Erwünscht ist zu vorrausieneldem gehorsam führen. Das heißt, es würde zu weniger Schere im Kopf führen wenn ganz klar gemacht wird, was Erwünscht ist und was nicht.


Hier ist ein kurzer Stand der Forschung dazu was Gewaltdarstellung mit Menschen macht. Meine Zusammenfassung: Die Panik um Gewalt in Videospielen war übetrieben, in bestimmten Kontexten sind Gewaltdarstellungen aber durchaus geegnet Menschen für Gewaltanwendung empfänglicher zu machen(aktiv und passiv).

Hier will eine Studie heraus gefunden haben, dass Überwachung zu Selbstzensur führt.
Je abstrackter die Kotrolle desto schlimmer.

Wie wäre es mit der maximal konkreten Version: Was am Tisch gespielt wird bestimmen die Menschen am Tisch. Die x-card ist ja nichts weiter als ein Setting um zu sagen: nachverhandeln ist möglich. ihr bestimmt was gespielt wird.


Zu Wellentänzers Beitrag:
 in der Tat fehlen mir auch gerade Zahlen zur Wirksamkeit, ich vermute nicht, dass eine Wissenschaftliche Studien seit der Einführung durchgeführt wurden. Oder wenigstens eine Befragung der Teilnehmenden. Wenn man das klären wollte könnte man x-card probeweise anbieten und dann befragen um zu sehen ob es einen Unterschied der Runden mit und ohne X-Card gibt. Dimensionen währen subjektives sicherheits empfinden,wertschätzung durch die gruppe und in der gruppe, das gefühl, dass eigene Grenzen wahrgenommen wurden. Ich glaube allerdings, dass man eine sehr große Stichprobe brauche wird 99% aller Runden auf Cons behalten keine Grenzerfahrungen bereit.

Auch mit X-Card sucht man sich seine Runde noch aus. Der SL kann sagen z.B. wenn du nicht sterben willst dann kannst du nicht mit mir Cuthulu spielen, bitte suche dir eine andere Runde.

Eine Con ist ein ganz bestimmtes soziales Setting.


Wellentänzer spricht auch ein Gefühl von Gesellschaflichem Übetreiben an. Diese Gefühle sind oftmals falsch, so sind gefühlt 20% der Deutschen Muslime aber in Wahrheit 5%.

Wem man das weiß versteht man woher die ganzen Leute auf den Pegida Demo's kommen.

In der Gleichen Umfrage oben kam aber auch heraus, dass es bereits eine Große mehrheit für die Ehe für alle Gab, obwohl die Gefühlte mehrheit knapper war.

Also weder sind "die Männer" gefährliche Monster noch denken sich Frauen übegriffe Massenhaft  aus.

Ich möchte Wellenreiter nicht in die Nähe von rechten Gedankengut rücken, nur habe ich keine Zahlen wo warheit um Empfinden der Bevölkerung zum thema gleichbereichtigung erhoben wurde. Mein Punkt ist, das subjektive Empfinden ist ein Schlechter Ratgeber.

und das gilt auch für mich.


"Ich würde mir da deutlich mehr Reflektion sowie eine offenere Diskussion wünschen und möchte außerdem politische Diskussionen gerne aus dem Hobby halten. "
offene Diskussion  aber politik raushalten sind imho ein Widerspruch.

Offline felixs

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #122 am: 7.01.2018 | 12:48 »
Ich bin etwas erstaunt über den Umgang mit Zensur/"Schere im Kopf".

Natürlich führt ein Vetorecht zu bestimmten Inhalten dazu, dass diese Inhalte dann rausgeschnitten werden.

Oder kann jemand genauer erklären, was damit gemeint ist?
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Offline Glumbosch

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #123 am: 7.01.2018 | 12:51 »
Die Befürchtung ist, dass Menschen sich garnicht mehr Trauen eine Runde an zu bieten mit heiklen Inhalten weil die Runde dann mit der X-Card verändert wird bis die heiklen inhalte nicht mehr da sind.

Offline felixs

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Re: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel
« Antwort #124 am: 7.01.2018 | 12:56 »
Die Befürchtung ist, dass Menschen sich garnicht mehr Trauen eine Runde an zu bieten mit heiklen Inhalten weil die Runde dann mit der X-Card verändert wird bis die heiklen inhalte nicht mehr da sind.

Ah, ok. Jetzt verstehe ich das besser.

Bei der Con-Thematik bin ich eh raus. Und bei heiklen Themen auch - da würde ich gar nicht erst mitspielen, sofern das vorher angekündigt war. Würde es sich unangekündigt im Spiel ergeben, würde ich wahrscheinlich gehen.
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