(@Die üblichen Verdächtigen: dieser Post soll nicht polarisieren. Es ist nur meine Meinung. Bitte weder einen Scheiterhaufen für mich schichten - ich weiß bereits, dass ich "das Böse"[TM] bin, noch den Thread kapern.)
Falls du auf mich anspielst: Ich gebe dir da zum größten Teil Recht. Gut, ich halte Edition 1 regeltechnisch sicher nicht für modern, aber doch für robust und funktional, wenn man den Feature-Creep aus immer neuen Zusatzbänden reduziert (und genau damit fängt die 2. Edition ja auch gerade an). Und ich würde natürlich Théah nicht mit D20 sondern mit Fate bespielen. Aber eben auf keinen Fall mit dieser schwammigen, wick'schen Schimäre aus halbverstandenen Indie-Mechaniken und SL-sagt-was-läuft-Storyteller-Autoritarismus – typisch John Wick, eigentlich.
Also mir hat die erste Edition nicht besonders gut gefallen und ich finde die zweite Edition sehr ansprechend. Allerdings interessieren sich meist nur Leute dafür, die sich auch schon für die erste Edition interessiert haben. Und ich hab keine Lust auf eine Runde die im Grunde nur daraus besteht, ständig Regeln und Setting der ersten und zweiten Edition zu vergleichen. Daher hab ich mich bisher sehr zurückgehalten. Ich warte noch ein paar Jahre, dann mach ich mal ne Piratenkampagne damit.
Ehrlich: Du müsstest nicht warten.
In der alten Edition gibt es effektiv nur sehr sporadisches Material zur neuen Welt und zur Karibik. Na gut, La Bucca ist ein bisschen anders, aber das ist ja weder Théah-Karibik, noch sind die Unterschiede so groß, dass man über sie nicht hinwegsehen könnte. Sea Dogs, Vesten Raiders, Seemonster... ist in der neuen und der alten Edition relativ gleich. Auch bei den Nationen (abgesehen von Ussura und Vesten) ist die grobe Richtung gleich, da unterscheiden sich die Settings vor allem in Detailfragen... die für ein paar Fans vielleicht wichtig sind, aber bei einer Piratenkampagne sowieso bestenfalls Randschauplatz sein dürften.
Und das Mitternachtsarchipel aus Edition 1... Joah mei, wenn ein Spieler unbedingt einen Kanubaner spielen will, nimmste halt nen Rahuri und nennst das Volk Kanubaner. Also die paar Inselchen, die man in der Ersten Edition hatte, die kriegt man auch in der Atabean Sea irgendwo unter, ohne schwer zu atmen.
Dann hast du noch die Karibik-Schwertkampfschule Rogers, aber die ist mit den Beispielen aus dem GRW und aus
At Sword's Point relativ leicht umzusetzen, falls das jemand unbedingt haben will.
Krasse Fragezeichen gibt es höchstens, wenn du die zweite Edition Captain Reis und die zweite Edition Captain Allende auftreten lässt, die mit den gleichnamigen NPCs aus der ersten Edition nichts gemein haben. Wenn du eigene nimmst, ist das aber auch kein Problem. Und Devil Jonah und Captain Bonaventura sind ohnehin cooler.
Aber ich glaube schon, dass es irgendwo auch eine Art "Editionskrieg" zwischen 1 und 2 gibt. Ich kenne zugegebenermaßen aber auch kein anderes Rollenspiel, bei dem eine Edition mit der anderen derart krass bricht, mechanisch. Settingtechnisch sind die beiden Editionen gar nicht so stark unterschiedlich – alten Fans fallen da nur die vielen Detailänderungen auf, die über die Bücher verteilt sind, gerade bei den NPCs und den Schwertkampfschulen... und genau diese zwei Aspekte waren nun einmal eben die Fan-Favoriten in der alten Edition. Die NPCs bei 7te See waren zum Teil regelrecht schillernd, dazu die tollen Portraits von Cris Dornaus... klar, der Metaplot hat die NPCs vielleicht etwas zu sehr ins Rampenlicht gerückt, aber in den Nationenbüchern und zum Teil in den Geheimgesellschaftsbüchern... da steckten wahnsinnig viele, tolle Plothooks drin. Kann man es den Veteranen wirklich verübeln, dass sie bei Captain Reis nun eben nicht an eine schwarze Frau, sondern an einen hageren, blässlichen Captain Hook-Verschnitt denken? Oder dass sie, wenn der SL von einem Donovan-Schwertkämpfer redet, einen Fechter mit Degen und Faustschild vor Augen haben statt einem Leibwächter mit Knüppel oder Streitkolben?
Sicher, für jemanden, der mit der Zweiten Edition eingestiegen ist, mag das seltsam sein... aber die alten Fans meinen das ja nicht böse. Was mich, und sicher auch viele andere Fans, so stutzig macht, ist: Das hätte die neue 7te See-Redaktion doch alles locker vermeiden können! Man will eine coole schwarze Piratenkapitänin? Wunderbar, dann erfindet man eine neue und lässt Reis unter den Tisch fallen. Bricht keinem einen Zacken aus der Krone und alle sind glücklich. So sorgt man an den Editions-Grenzen doch nur für Verwirrung!
Ich weiß ja nicht; ich habe inzwischen schon das Gefühl, dass John Wick sich
sein 7te See wiederholen wollte und er deshalb ohne besonderen Anlass alle Dinge geändert hat, die nach dem Avalon-Buch (das letzte Buch, an dem er mitarbeitete) in den Kanon wanderten. Bei meiner Lektüre fällt mir das jedenfalls stark auf. Ich glaube nicht, dass Wick die alte Edition überhaupt in dem Maße kennt wie ihre Leser. Und das lässt halt auch irgendwie, wenn man sich die alten Interviews angehört hat, vor und während dem Kickstarter, einen unangenehmen Beigeschmack. Die alten Fans dachten sich "Juhuuu, ein 7te See, nur ohne Bargainer." Es wurde dann aber doch weitaus mehr umdefiniert als nur das... mit John Wicks seltsamer Faszination für alle prä-judäochristliche Götter fängt es schon an.
Sorry, leicht OT geworden... zum OP: Also ich habe eigentlich in meinem engeren Kreis keine Probleme, Spieler fürs alte 7te See zu finden. Und wahrscheinlich auch nicht fürs Neue, mit den alten Regeln oder einem Alternativsystem. Das neue System... das kommt nicht so gut an.
P.S.: @Swafnir: Was gefällt dir an Edition 1 eigentlich genau nicht? System oder Setting? Gerne auch im Smalltalk-Thread.