Rollenspiel passiert am Tisch, indem Leute miteinander eine gemeinsame Fiktion aushandeln. System sind die Mittel dieser Aushandlung.
Und das hat die Forge "erfunden"/entdeckt?
I call bullshit.
Da muss ich mich jenen anschließen, die sagen:
Der größte Erfolg der Forge war die Propagandaleistung, dass danach und vor Allem
davor nichts Relevantes an Theorie passiert wäre.
Der anti-intellektuelle Impuls vieler Rollenspieler (Motto: "Ich lasse mir mein Hobby nicht von Geschwafel kaputtmachen.") ist dadurch meiner Ansicht nach abgefedert worden.
Witzig - ich nehme das eher umgekehrt wahr: Die Forge hat in meiner Wahrnehmung und meinem Umfeld diesen anti-intellektuellen Impuls erst geschaffen.
Bei aller Kritik finde aber schon bemerkenswert, dass die Forge überhaupt etwas einigermaßen Einheitliches hervorgebracht hat. Das ist keine kleine Leistung angesichts der in jeder Hinsicht heterogenen Beitragenden und davor ziehe ich den Hut.
In jeder Hinsicht heterogen waren die mindestens ab der (zeitlichen) Mitte nicht mehr.
Die Art des Diskurses und die Richtungsvorgaben durch die führenden Köpfe haben da ganz gewaltig gefiltert.
Ich stimme da auch zu, frage aber auch, warum sich in den 15 Jahren keine detailiertere Ausarbeitung durchgesetzt hat.
Gibts doch - aber eben für jede Baustelle einzeln und nicht auf einem großen Haufen als Versuch einer ganzheitlichen Theorie.
Was am Model schwindelerregend sein soll, kann ich nicht nachvollziehen. Die Höhen sehe ich auch nicht. Das ist doch ein Set zum Gartenumjäten.
Da gab es einiges an Themen und Betrachtungen, bei denen nur keiner mehr zugeben wollte, dass er keine Ahnung hat, wovon die anderen überhaupt reden. Das war genau das selbe Spiel wie in den finstersten Abgründen der Geisteswissenschaften.
Und das für ein "Ergebnis", das von Anfang an absehbar war und das man im Grunde jedem Rollenspieler an der Pommesbude während einer Kanne Cola hätte vermitteln können.
Aber die Gegner bedienen sich dann ja lustigerweise immer noch dieser Sprache, nachdem sich die Forge schon lange selbst aufgelöst hat.
Man kann natürlich auch den ganzen Begriffsfindungprozess zu reinen Abgrenzungszwecken noch mal durchlaufen und damit leben, dass das nicht jeder mitmacht.
Wenn der langfristige Nutzen halbwegs einheitliche, verständliche Begriffe sind, ist ja immerhin was gewonnen - auch wenn die Begriffe bei näherer Betrachtung doch nicht sonderlich einleuchtend oder abschließend sind. Vielleicht von Gamism abgesehen.
Den Ansatz "Besser gar nicht erst zu sprechen anfangen, weil es nicht perfekt ist.", kann ich halt echt nicht nachvollziehen.
Sagt doch auch keiner.
Umgekehrt ist eine Weltmeistermedaille für den einzigen Teilnehmer in einem selbst erfundenen Wettbewerb auch nicht so das Wahre.