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[Gibt es] Demokratische Fantasy
alexandro:
--- Zitat von: Isegrim am 7.06.2018 | 11:32 ---Da kann man schon Parallelen zur irdischen historischen Entwicklung ziehen...
--- Ende Zitat ---
"Parallelen zur irdischen Entwicklung" heißt in diesem Fall leider... "Parallelen zur eurozentrischen Entwicklung (in der Regel auch unter Ausklammerung von Griechenland, Sumer, Naquada u.v.m. und deren Einfluss auf eben diese)".
Und die ist halt nicht so unausweichlich und naturgegeben, wie dass einige hier darzustellen versuchen.
Feuersänger:
Das meine ich: in der Realhistorie sind auch viele Dinge miteinander verknüpft bzw ergibt sich sehr oft das eine in Konsequenz aus dem anderen. So wie sich beispielsweise Ritterrüstungen aus bestimmten Gründen entwickelt haben und aus anderen Gründen wieder verschwunden sind. So ist eben auch die Demokratie im heutigen Sinne (allgemeines Wahlrecht usw) aus der Aufklärung entstanden. Ein Fantasy-Setting müsste also erstmal diskutieren, wieviel Aufklärung überhaupt denkbar ist in einer Welt, in der dich eine Hexe wirklich mit dem Bösen Blick belegen kann. Oder alternativ, wie sich je ein System entwickelt haben soll, in dem Nasibor der Bauernknecht das gleiche politische Mitspracherecht besitzen soll wie der Erzmagier Ezekiel.
Für mich ist halt wichtig, dass auch eine Fantasywelt in sich möglichst logisch und plausibel funktioniert; es sei denn, das Setting ist von vornherein auf skurrile Absurdität gebürstet wie, sagen wir mal, Zamonien.
Isegrim:
Ein interessantes Beispiel in dem Zusammenhang ist Pratchetts Scheibenwelt. Die ist ja vorsätzlich konzipiert als "Was passiert eigentlich mit einer Fantasy-Welt, 500 Jahre nachdem der Dunkle Herrscher gestürzt ist, und sie sich staat im Helden- im Industriezeitalter wiederfindet?"
Auch Pratchett umgeht den gesamten Themenkomplex "Demokratie", und setzt statt dessen einen Tyrannen ein; auf jeden Fall eine interessante Allegorie auf den modernen Rechtsstaat...
--- Zitat von: alexandro am 7.06.2018 | 11:56 ---"Parallelen zur irdischen Entwicklung" heißt in diesem Fall leider... "Parallelen zur eurozentrischen Entwicklung (in der Regel auch unter Ausklammerung von Griechenland, Sumer, Naquada u.v.m. und deren Einfluss auf eben diese)".
--- Ende Zitat ---
Falsch. Nehmen wir mal Martins Fantasy-Welt. Alt-Ghis ist offensichtlich von altorientalischen Kulturen wie Sumer und Babylon inspiriert. Aber auch eine solche Anlehnung bringt halt viele historische Möglichkeiten, aber keine Demokratie...
alexandro:
Naja, die Etablierung eines allgemeinen Wahlrechts war weniger ein moralisches (Ethik der Aufklärung), als vielmehr ein logistisches (Erfassung der Wahlberechtigten). Wenn es auf magischem Wege die Möglichkeit gibt, Ausweise relativ fälschungssicher zu machen (z.B. magisches Siegel, in vielen D&D-Welten ein gängiger, niedrigstufiger Zauber) und Informationen schnell im ganzen Land zu verbreiten (Sending, Whispering Wind oder halt die quasi-magischen Raben aus GoT), dann könnte sich sowas auch früher entwickeln.
Hotzenplot:
--- Zitat von: Feuersänger am 7.06.2018 | 09:02 ---Mir fällt wirklich erstaunlich wenig in die Richtung ein. Im Homebrew-Setting unserer Mitspielerin Tara gibt es eine Nekromanten-Republik.
--- Ende Zitat ---
Ich sehe Bilder einer Demonstration vor mir: "Undead lives matter!"
Zu DSA:
Bornland wurde schon genannt - mit den entsprechenden Einschränkungen. In Aventurien sind aber eher die elfischen Gemeinschaften demokratisch zu sehen. Da sie sich selbst aber auch nicht wirklich als Staat sehen, ist das auch fraglich.
Aus der sonstigen Literatur sind mir Demokratien aber auch nicht bekannt. Scheinbar ist das Königreich-Trope der Fantasy zu stark. :)
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