Ausgehend von
diesem Thread, und der Frage, warum neue Spiele/Systeme (hier pbtA) nicht etwa mit Neugierde, sondern oft mit direkter Ablehnung begrüßt werden.
Die spürbare Schutz- und Abwehrhaltung erlebe ich mehrmals im Jahr auch hinter dem Messestand. Rollenspieler (und Rollenspielerinnen, aber weit weniger stark) zahlen Eintritt, kommen auf die Messe, kommen zum Stand, nehmen die Bücher verschiedener kleiner und großers RPGs in die Hand, erklären dann aber mit leicht herablassendem Blick, sie hätten ja schon seit Jahr und Tag DSA, Splimo, D&D, Shadowrun, Runequest o.ä. Und das sei ja alles ganz nett, aber jetzt müsse man sie doch erstmal davon überzeugen, dass das, was sie da vor sich haben, BESSER sei. Ein anstrengendes und meist aussichtloses Unterfangen, wie man sich denken kann.
Meiner persönlichen Einsicht nach liegt das an etwas, dass ich die "Deutsche 1-Spiel-Politik" nenne. Das bedeutet, der deutsche Rollenspieler(tm) ist eigentlich nur auf der Suche nach dem einen, perfekten RPG für seine eine Endloskampagne, die ihn mit ins Grab begleiten wird. Und sobald dieser heilige Gral gefunden wurde, gehen die Scheuklappen hoch. Denn jedes neue System muss ja zwangsläufig eine an das Lieblingsspiel gerichtete Herausforderung oder gar Beleidigung bedeuten - oder sogar heimlich implizieren, dass man irgendetwas seit 20 Jahren oder so falsch gemacht hat. Was mir in der hiesigen Community (jetzt nicht zwingend das
!) fehlt, ist das Selbstverständnis dafür, dass es mehrere Spiele gleichzeitig geben kann, die alles etwas gut oder schlecht können, und man nichts dadurch verliert, verschiedene 'Werkzeuge' für verschiedene 'Aufgaben' zu nehmen.
Liege ich falsch? Wie seht ihr das?