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Chiarina sieht Film Noir

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Chiarina:
Phase 1: Ich habe den 3W6 Podcast gehört, insbesondere die Folge über das pbta-Spiel "Noir World". Es hat bei mir gezündet, ich bin jetzt einer der Vorbesteller. Dann aber habe ich ein wenig nachgedacht und mich gefragt, wieviel Ahnung ich eigentlich vom Film Noir habe. Ehrlich gesagt: Nicht viel. Viel mehr als irgendwelche sehr platten Klischees von alkoholkranken Detektiven in Trenchcoats, irgendwelchen Femme Fatale und Männern, die an ihrer Berufung zweifeln und selbst korrupt werden fällt mir dazu nicht ein.

Phase 2: Ich habe den Wikipedia Artikel zum Film Noir gelesen. Ich finde das Thema immer noch ganz interessant. Am Ende des Artikels befindet sich eine Liste von klassischen und Neo-Noir-Filmen. Bis das Spiel bei mir eintrift habe ich beschlossen, ein paar dieser Filme davon zu sehen und hier ein paar Kommentare zu ihnen abzugeben... vielleicht einen oder zwei pro Monat... Wie lange ich das durchhalte? Keine Ahnung! Ich schreibe übrigens als kompletter Film-Dilettant ohne Anspruch auf größere Relevanz.

Scimi:
Sehr interessant, bin mal gespannt, wie du es findest.  ;)

Wenn du aber nicht *alle* Filme sehen willst, würde ich mir an deiner Stelle im Internet ein paar Listen mit den besten oder relevantesten "classic" Noir-Filmen googeln. Wikipedia listet einfach alles Mögliche, was zu Noir-Hochzeiten entstanden ist, und da ist definitiv auch einiges dabei, was kein Mensch sehen muss, damals nicht und heute erst recht nicht.

Selbst viele von den Noir-Perlen finde ich heutzutage schwer zugänglich und für moderne Zuschauer oft steril, langsam und vorhersehbar. Die Stinker, die zwar akademisch zum Genre zählen, aber schon in ihrer Zeit keinen begeistern konnten, sind einfach nur noch Lebenszeitverschwendung.

Chiarina:
The Letter (dt.: „Das Geheimnis von Malampur“), 1940)

Der Schwarzweiß-Film ist ein absolutes „Bette Davis“ – Feature. Wie sich die Frau hier durch eine persönliche Katastrophe nach der anderen windet ist absolut göttlich. Das Thema: Eine Frau erschießt einen Mann und behauptet dann, er habe sie vergewaltigen wollen. Im weiteren Verlauf des Films wird schon bald klar, dass der Sachverhalt anders gelagert ist. Es folgen intensive Charakterstudien: Die Frau, die die Wahrheit verbergen will, der Anwalt, der sich fragt inwieweit er die Frau vertreten kann, der Ehemann, der – irgendwann mit den Tatsachen konfrontiert – überlegen muss, ob seine Beziehung zu dieser Dame noch eine Chance hat. Insbesonders die Frage, inwieweit die Protagonistin eigentlich die Wahrheit sagt oder stattdessen versucht, ihre Haut (kaltblütig) durch ein flexibles Lügenkonstrukt zu retten, macht den Film über weite Strecken sehenswert.

Da die Frau des Ermordeten eine einheimische Malaiin ist, kommt noch eine zweite Ebene ins Spiel, auf der die englischen Kolonialisten den Ureinwohnern gegenüber gestellt sind. Der Verstorbene scheint durch seine Ehe mit einer Eingeborenen das Bindeglied zwischen Kolonialmacht und Ureinwohnern gewesen zu sein und diese Verbindung scheint nach dem Tod des Opfers zerstört: Auf einen Mord aus Eifersucht folgt eine egoistische Rache, wodurch der Kulturaustausch letztlich scheitert.

Insgesamt: Intelligentes Kino mit einer großartigen Bette Davis, durchdachter Handlung und einer subtilen Vorausschau (...und ja: die Augen sind der Wahnsinn).

@ Scimi: Für mich ist das ziemliches Neuland. Ich finde aber alte Filme oft durchaus sehenswert. Mal sehen, wohin mich das führt...

Pyromancer:
Wenn du von den Klassikern genug hast und mal in die Randgebiete reinschauen willst, hier ein paar modernere Sachen in Noir-Tradition:
Cast a Deadly Spell – Film Noir mit Magie
Müllers Büro – Film Noir mit österreichischen Gesangseinlagen
Brick – Film Noir an einer modernen amerikanischen Highschool

Chiarina:
Danke Pyromancer! Tipps sind hier auf jeden Fall auch gern gesehen.

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