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[Forbidden Lands] Ersteindrücke und "Erzählt mir von"

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Kaskantor:
In Vorbereitung auf eine baldige Runde habe ich mir eben mal den Turm der Quetzel durchgelesen.
Jetzt mal ohne Spoiler und sonstiges, aber ich fand’s vom lesen her schon ziemlich krank und glaube kaum, dass es für Anfangschars taugt.

Sieht das jemand anders?

Und es gibt irgendwie auch nichts, was einem SL hilft die Schwierigkeit eines Schauplatzes zu bestimmen, außer Erfahrung, oder?

Gumbald:
Ja, sehe ich genauso.
Die Schauplätze aus dem Zusatz-Heft sind alle nichts zum einsteigen. "Die lichte Gruft" fand ich beim drüberschauen sogar so kaputt, dass ich echt keine Ahnung habe, was das soll und was ich damit anstellen soll. Das ist aus meiner Planung schonmal komplett rausgeflogen. Aber vielleicht habe ich das Ding einfach nicht abgerafft.

Ich würde empfehlen, mal mit Hohlheim und Wetterstein aus der Box anzufangen. Wobei Wetterstein mit Anfangs-Charaktern auch hart sein kann (kommt auf die Gruppenstärke an) und ich finde den Schauplatz auch nicht sehr gut geschrieben. Und ich habe mir schon die überarbeitete Version aus der englischen zweiten Auflage geschnappt (die wurde nicht in der deutschen übernommen).

Ich spiele "Verbotene Lande" jetzt wöchentlich als "Corona-Online" Spiel mit inzwischen 20 Sessions am Stück. Und ich muss sagen: Die fertigen Abenteuerschauplätze sind nicht das Highlight des Spiels.
Was aber richtig gut klappt, ist eine dynamische Kampagne anhand der Aktionen der Charaktere zu erzählen und sich auf Basis des Hintergrunds selbst kleine Schauplätze auszudenken.
Gerade auch, weil ich die meisten offiziellen Schauplätze nicht sonderlich gut für "Stufe 1" geeignet halte, habe ich hier sehr viel selbst gebaut.

Ich habe bisher nur Hohlheim und Wetterstein als offizielle Szenarien genutzt. Demnächst steht eventuell noch Knochenmühle an (kommt darauf an, wo die Spieler so hinwollen).
Mittlerweile ist die Gruppe aber auch so weit, dass ich sie grundsätzlich in fast alle Abenteuerschauplätze schicken könnte.
Ich vergebe allerdings auch recht viel EP (pauschal 5 EP pro ~ 4h Session), da sammeln sich dann auch recht fix viele Talente an.
Bislang sind auch nur zwei Charaktere wirklich ausgeschieden (der eine hat sich mit magischem Missgeschick selbst angezündet und der andere sich dauerhaft in einen Bären verwandelt) und einer hat ein Bein verloren. OK, und es sind ein paar Finger und Zehen abhanden gekommen...
Und ein Wolfsmensch hat sich in einen Nachtwarg verwandelt (aber eventuell kommt der wieder zurück).
Aber ansonsten hielten sich die Verluste in Grenzen! ;-)

Colgrevance:
Was genau stört dich denn an den offiziellen Orten (Quetzel mal außen vor gelassen, ich meine die Schauplätze aus der Basisbox und der Raven's Purge-Kampagne)?

Ist es der beschriebene Schwierigkeitsgrad, der für Anfängercharaktere zu hoch erscheint, oder hast du noch weitere Kritikpunkte?

Wir fangen diese Woche mit FL an; ich bin zwar nicht SL, würde aber ggf. bekannte Probleme gerne in Session 0 ansprechen.

Gumbald:
Die deutschen Texte sind manchmal etwas holprig geschrieben. Das kann daran liegen, dass "Verbotene Lande" das letzte große Uhrwerk-Projekt war, das man während des Insolvenzverfahrens noch mit voller Mannschaft fertigstellen wollte, bevor dann viele Mitarbeiter gegangen sind. Vielleicht liegt es aber auch an der englischen Vorlage, das kann ich gerade nicht sagen.
Manche Textblöcke muss ich mehrmals lesen, bevor ich mir eine beschriebene Szene auch wirklich vorstellen kann, da hier teilweise sehr abstrakt formuliert wird. Die Schauplatz-Skizzen helfen da auch nicht immer.
Dazu kommt die allgemeine Struktur: Erst Beschreibung der Örtlichkeiten, dann NSCs, dann Ereignisse. Manche Ereignisse sind aber fest an Örtlichkeiten gebunden, dennoch stehen hier wichtige Dinge erst am Ende des Schauplatzes.

Inhaltlich haben viele Schauplätze im Kampagnenband (logischerweise) direkt etwas mit der großen Kampagne zu tun und eignen sich nicht für einen Spielstart. So klassische Anfängerplots wie "Eine Räuberbande überfällt alle Reisenden in der Region und wohnt in einer Festungsruine, die noch ein anderes Geheimnis birgt" oder "Was ist in der verfluchten Zwergenmine passiert, wo noch große Goldschätze vermutet werden" muss man sich dann selbst ausdenken.

Und die Abenteuerschauplätze sind halt auch häufig nur eine Sandbox für sich und erfordern zusätzliche Arbeit für den Spielleiter. Ein Beispiel: An einem Schauplatz gibt es eine konkurrierende Truppe, welche das gleiche Ziel wie die Spieler verfolgt. Da werden 4 oder 5 NSCs mit ihren eignen Motivationen vorgestellt. Aber was man dann damit machen soll wird dem SL überlassen: "Bau sie halt da ein, wo und wie du es für sinnvoll hälst". Habe ich dann auch gemacht. Und kann man mit dem Argument "Ist halt Sandbox" verteidigen. Aber wer sich bei den Abenteuerschauplätzen erhofft, dass einem da die Arbeit der Vorbereitung weitestgehend abgenommen wird, der kann da schonmal enttäuscht sein - oder verlässt sich halt auf sein Improvisationstalent.

Grundsätzlich funktioniert das Spiel auch tatsächlich sehr gut, ohne dass man sich jetzt ständig feste Szenen überlegen muss. Und viele vermeintliche "Lücken" sind da auch tatsächlich ein "Feature", die man gut mit eigenem Inhalt füllen kann. Aber hin und wieder hätten sich die Autoren durchaus ein paar Gedanken mehr machen dürfen.

Bei den Gegnern würde ich mit etwas Einfachem anfangen, um die Spielmechnik kennen zu lernen: Goblins und einfache Räuber sind da ganz gut, die haben auch ziemlich miese Werte, da kann nicht so viel schief gehen. Und die Charaktere sollten ihren "Stolz" schlau gewählt haben, das kann häufig ein Lebensretter sein.
Ansonsten: Zaubern ist gefährlich. Haben meine Spieler erst nicht glauben wollen, haben sie dann schnell gemerkt... ;-)
Bevor es gegen große Monster geht, sollte die Gruppe sich soweit eingespielt haben, dass klar ist wer der "Tank", der "Healer" und der "Archer" ist. Und vielleicht noch ein/zwei Waffen oder eine Rüstung finden, die über Artefaktwürfel verfügen, das macht mit den passenden Talenten viel aus.

schneeland:

--- Zitat von: Gumbald am 10.08.2020 | 17:01 ---Die deutschen Texte sind manchmal etwas holprig geschrieben. Das kann daran liegen, dass "Verbotene Lande" das letzte große Uhrwerk-Projekt war, das man während des Insolvenzverfahrens noch mit voller Mannschaft fertigstellen wollte, bevor dann viele Mitarbeiter gegangen sind. Vielleicht liegt es aber auch an der englischen Vorlage, das kann ich gerade nicht sagen.

--- Ende Zitat ---

Die englische Vorlage ist nicht unbedingt ein sprachliches Meisterwerk. Gemessen daran ist die deutsche Übersetzung recht solide.

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