Oh mannomannomann, ihr habt so viel anderes geschrieben, dass ich nicht mehr nachkomme.
Soll ich das, was ich jetzt zusammengetippt habe, verwerfen, weil einige Dinge doppelt gesagt werden?
Auf keinen Fall...
Wenn auf Fragen an die Macher nur Gegenfragen kommen, dann ist das vielleicht nicht der beste Stil. Wie wäre es mit einer Antwort und keiner Gegenfrage?
Ich stecke in einem Dilemma. Ich habe das Gefühl, keine richtige Antwort geben zu können, wenn ich die Frage nicht verstehe.
Um das Jahr 2000 herum war ich der größte deutsche Fanboy von
BESM (Big Eyes, Small Mouth), das als "Anime"-Rollenspiel angepriesen wurde. Ich habe das Buch gesehen, gekauft, verschlungen, und die Frage, was das Spiel zum "Anime" macht,
hat sich mir nie gestellt. Die Aufmachung hat für mich alles beantwortet, das Cover allein hat schon gereicht, noch bevor ich das knallbunte Innere gesehen habe.
Im Gegenteil, ich habe in beratenden Gesprächen in meinem Laden immer betonen müssen, "guckt an der Grafik vorbei, wenn ihr das nicht mögt, das Spiel dahinter ist ein tolles Universal-Regelwerk, das einige Sachen anders macht als
GURPS (Genre-emulierende Skills, beispielsweise)".
Man kann Manga/Anime-Settings mit allerlei schon existierenden Systemen bespielen, und auf Manga-Conventions passiert das auch.
2013:
2017:
2018:
Ich habe ca. 2006/7 auch mal aufgeschrieben, welche Serien mit welchen Systemen gespielt wurden. Diese Info liefere ich hier nach, wenn ich das Notizbuch herankomme, in etwa 2 Stunden.
Vielleicht hilft dieses Beispiel zu verdeutlichen, was für mich das Dilemma ist:
Wir Rollenspieler leiden darunter, dass die Außenwahrnehmung unseres Hobbys verzerrt ist.
"Rollenspiel? Ist das nicht das mit Verkleiden im Wald?"
"RPG? Sowas wie Warcraft? Kenne ich."
Ich frage mich nun, mit was für Erwartungen (und Fehlwahrnehmungen?) gehen "normale Rollenspieler" (also keine Manga/Anime-Fans) an ein "Manga-Rollenspiel" heran - was erwarten sie dort zu finden, was
für sie ein Spiel erst zum Manga-Spiel machen würde?
Was ist für sie "typisch Manga", worüber ein Mangaleser nur entgegnen würde, "das ist typisch für
Sailor Moon, aber doch nicht für alle Mangas."
(Die oft genannten großen Schwerter sind typisch
Berserk, typisch
Final Fantasy und überhaupt fernöstliche Computer-Games, typisch Games Workshop. Aber nicht typisch Manga.)
Aber wenn ich so den Einleitungstext zum Kickstarter (Link ist ja inzwischen im 1. Posting online) sehe, dann ist es im Prinzip ein "Basis-Set-D&D" (mit abgefeilten Seriennumern) und neuem Manga-Anstrich
Ich gehe aber mal davon aus, dass im Regelbereich auch auf die typischen Manga-Tropes eingegangen wird, wie man die dann tatsaechlich umsetzt braucht es (bei regelleichten Versionen wie dem hier) nicht unbedingt geschriebene Regeln,
Da ich diese Antwort ja schon gegeben habe und sie augenscheinlich nicht ausreicht, versuche ich verzweifelt durch mein Nachfragen herauszufiltern, was denn
möglicherweise darüber hinaus erwartet werden
könnte - damit ich das dann entweder bestätigen oder zerstreuen kann.
Oder noch auf den letzten Metern einbauen, wenn es wirklich sinnvoll ist.Man muss dem Begriff "Manga" keine größere, tiefere Bedeutung zumessen als er tatsächlich hat - Manga ist
wirklich nichts anderes ist als "Comic in einem von japanischen Künstlern ausgeführten oder inspirierten Zeichenstil".
Und innerhalb dieses Zeichenstils gibt es genau so viele Erzählmuster und -varianten wie im Westen, wie zwischen Trondheim, Hergé, Boucq, Segrelles, McFarlane, Corben oder Eisner. (Und es gibt hier wie dort auch extrem formelhaftes Erzählen innerhalb bestimmter Schubladen, Golden-Age-Marvel, italienischer Donald Duck, "Königsweg"-Shonen; aber diese Dinge machen den Comic nicht zum Comic, oder den Manga zum Manga.)
War das Sailor Moon Rollenspiel (die Uebersetzung die Bastei vom Guardians of Order "Sailor Moon RPG", der BESM-Variante, gemacht hat) nicht schon das erste deutsche Manga-Rollenspiel? (Oder wertet ihr das als erstes deutsches "Anime-Rollenspiel" weil man sich dort ja eher auf den Anime als den Manga bezogen hat?)
Innerhalb der (J-Culture-)Community ist Manga und Anime ein himmelweiter Unterschied. So wie es bei uns Leute gibt, die
nur Old School oder
nur Storygames spielen, gibt es auf der anderen Seite Leute, die nur das eine oder das andere machen, oder zumindest Vorlieben haben. (Ich lese lieber Manga, aber ich liebe trotzdem
einige Animes:
Das Mädchen, das durch die Zeit sprang, Last Exile, Prinzessin Mononoke, Paranoia Agent, Garden of Words, Lodoss War...)
Auch lizenztechnisch ist es bedeutsam:
Sailor Moon kann kein Manga-Rollenspiel gewesen sein, da alle Merchandise-Lizenzen bis auf extrem seltene Ausnahmen vom Anime-Produzenten vergeben werden, und sich auf eine Anime-Umsetzung beziehen müssen.
Das liegt an den hohen Produktionskosten für Anime-Serien. Anime-Produzenten wollen ein "Sicherheitsnetz" für ihr erhebliches finanzielles Risiko - nämlich die Rechte, bei Erfolg auch durch Handtücher, Notizblöcke, Monopoly-Varianten usw. zu verdienen.
Für uns im Manga-Business ist das keine Haarspalterei - es limitiert in unserer täglichen Arbeit, was an Marketing und Pressearbeit möglich ist. Wir bringen z.B. Kalender zu großen Lizenzen heraus - Sailor Moon, Dragonball, Detektiv Conan, usw., die ausschließlich aus Anime-Artwork bestehen dürfen. Im letzten Jahr war es eine absolute Ausnahme (und ein 6er im Lotto), dass wir zu der Serie Blue Exorcist einen Kalender mit Manga-Artwork machen durften. Der Unterschied ist der: Anime-Artwork ist meist flächig koloriert (Cels) und hat anderes Character Design, und stammt von (oft ungenannten) Anime-Studio-Zeichnern, während der Manga-Kalender Farb-Artwork der tatsächlichen Manga-Zeichnerin hatte, der Urheberin der Serie.
Es klingt verrückt, aber es gibt keinen größeren Faux-pas, als die Lizenzen zu vermischen, z.B. eine Pressemeldung einer Ankündigung mit Artwork des anderen Mediums auszustatten.
Und nein, das ist uns noch nicht passiert...
Aber auch deshalb habe ich die Frage gestellt, für wen das "eine Suppe" ist.