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Reading Challenge 2019

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Ginster:
#23
Sam Feuerbach - Der Totengräbersohn

Die Kindle Unlimited-Monate gehen weiter. Das hier hat mich diesmal positiv überrascht. Es klang nach solider, erdiger Fantasy, und das ist es auch. Aber deutlich kurzweiliger, als vermutet. Zwischen den Klischees des Genres sprießen hier tatsächlich wirklich frische Pflanzen. Das Setting ist düster, nah am Mittelalter und mit kleinen Besonderheiten gespickt. Es ist gut und humorvoll geschrieben. Die Protagonisten wachsen einem ans Herz, auch wenn bestimmte innere Zwieggespräche mich etwas nerven. Manche Wendungen sind etwas vorhersehbar, aber durchaus dramatisch.

Ich werde die Reihe weiterlesen.

Menthir:
#17

Herbert Wehner - Selbstbestimmung und Selbstkritik. Erfahrungen und Gedanken eines Deutschen. Aufgeschrieben im Winter 1942/43 in der Haft in Schweden. (Hrsg. von August H. Leugers-Scherzberg)
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book published posthumously*)

Die von Wehner vorgetragenen Gedanken und die daraus entwickelte Analyse zum Thema, wie sich der Nationalsozialismus in Deutschland durchsetzen konnte, sind schlüssig, interessant und regen zum Nachdenken an.

Wenn man bedenkt, dass Wehner diese Gedanken im Jahreswechsel 1942/43 geschrieben hat, im Gefängnis, ohne Zugriff auf Literatur und Verweise, ergibt sich ein zu bedenkenden Eindruck, wie viel der politisch interessierte Mensch über die Taten der Nationalsozialisten wissen konnte und wie sehr ausführlich der modus operandi der Nazis bereits zu analysieren war. Zu offenkundig war, was das damals geschah. Und Wehner versucht eine Erklärung zu finden, warum Widerstand und Demokratie so paralysiert und demoralisiert waren, sodass sie keine wirklichen Hindernisse waren.

Das gelingt ihm - aus meiner rückbetrachtenden Sicht - außergewöhnlich gut. Sein Stil ist zuerst sehr gewöhnungsbedürftig, da Wehner seine Argumente sehr auf Wiederholung basiert; man liest seine zentralen Schlüsse allenthalben. Wenn man darüber hinwegsehen kann oder es in die Gesamtanalyse einbezieht, versteht man sein Vorgehen doch. Das macht das Lesen aber nicht immer zu einem Vergnügen.

Dasselbe gilt auch für die Transkription zu seiner Rede am Ende des Buches. Dort bemerkt er (aus dem Jahr 1946), dass der Sozialismus ausgehöhlt wurde, auch gerade durch die russischen Einflüsse, und auf den Klassenkampffaktor reduziert wurde. Er wähnt, dass dies dazu führt, dass die modernen Sozialisten zu vergleichen sind mit den alten Frontsoldaten des 1. und 2. Weltkrieges, die nicht immer wissen, wofür sie gerade genau kämpfen. Dieses Bild bewegt er durchgehend und warnt im Allgemeinen vor Totalitarismus und entwickelt so sich selbst von seinem prorussischen Kommunisten langsam in die Richtung des demokratie-verteidigenden Sozialisten, der einstmals dann eine Ikone der Sozialdemokratie werden würde.

Ein interessantes Stück Zeitgeschichte und in der Analyse der Aufstiegsbedingungen der Nationalsozialisten verblüffend aktuell, gerade wenn wir die moderne Desinformationspolitik rechter, politischer Strömungen betrachten.
Ein wichtiges Stück Zeitgeschichte.

8 von 10 Punkte

*Das Buch wurde 1994, fast vier Jahre nach Herbert Wehners Tod herausgegeben

Menthir:
#18

John le Carré - Endstation*
(Aus der POPSUGAR-Challenge: A book with no chapters / unusual chapter headings / unconventionally numbered chapters)

Ein schönes, kleines, psychologisches Kammerspiel, zwischen zwei Geheimagenten, deren Agenda letztlich offen bleibt.
Die Andeutungen, das Abtasten, das darauffolgende Extrapolieren der eigenen und fremden Aussagen, das Ausstaffieren mit theatralischer Hingabe an Emotion, an scheinbares Versagen und Wut, lassen es als Kammerspiel glaubwürdig erscheinen.

Dem Inhalt nach und von der Entwicklung ist dem Buch gar nicht so viel abzusprechen. Es lässt sich in deutscher Übersetzung von Hubert von Bechtholsheim und Marianne de Barde an sich flüssig und in einem Zug lesen. Die Sprache wirkt dennoch der Szene entsprechend nicht immer passend, teils ungewohnt antiquiert und im Gesamtwerk ist es viel weniger subtil als le Carrés sonstigen Werke.
Zwar durchzieht - alleine durch das Thema - eine unterschwellige Spannung die vollen 89 Seiten dieses kleinen Kammerspiels, aber mit etwas mehr Feingefühl für die Charaktere und eine rundere Sprache hätte ein noch überzeugenderes Werk herauskommen können.

Dennoch ist es gute Unterhaltung, die gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Was kann man sich mehr für einen regnerischen Spätsommerabend wünschen?

7 von 10 Punkte

*hinter dem Link befindet sich die deutsche Verfilmung aus dem Jahr 1973

Ginster:
#24
Sam Feuerbach - Der Totengräbersohn 2

Okay, im zweiten Teil wird es mE etwas schwächer, ist aber noch unterhaltsam. Es wird jetzt deutlich epischer. Der Teil mit der Prophezeiung nervt. Ich hasse Prophezeiungen! Es gibt mMn nach nur wenige Geschichten, die das hinkriegen, ohne dass es peinlich bemüht klingt, das hier ist keine davon. Manche Dialoge sind belanglos und hätten gestrichen gehört. Einige Twists sind nicht ganz schlüssig, ein paar Klischees weniger hätten es auch sein dürfen.
Trotzdem finde ich es nett, kurzweilig und sympathisch. Vor 20 Jahren wäre das genau mein Ding gewesen, heute ist es mit Nostalgie gelesen eine positive Entdeckung.

Huhn:
#23
Horror mit Micky X (LTB Premium 15)
(Challenge: 40 Bücher lesen)

Weiter gehts mit Micky und seinen Freunden und Freundinnen in Monsterhausen! Wir erfahren, woher Frosti, der Schneemann stammt, lernen mehr über die Ausbildung in der Anderswelt und natürlich gibt es jede Menge gar grössliche Schröcklichkeiten, die es zu überwinden gilt.

Ich könnte mir den ganzen Tag Goofwolfs fluffeligen Backenbart anschauen und allein deswegen liebe ich die Micky-X-Reihe. :D Und die Geschichten sind mindestens so knuffelig wie der Bart. ^-^

#24
F. M. Dostojewskij - Eine dumme Geschichte
(Challenge: 40 Bücher lesen, Tanelorn-Challenge: Ein Buch, das gesellschaftskritisch ist)

Der Staatsrat Pralinski verbringt einen weinseligen Abend mit zwei älteren Kollegen. Angetrunken streitet er sich mit ihnen über den Umgang mit Untergebenen und predigt Humanität, von der er überzeugt ist, sie selbst am wahrhaftesten zu verkörpern. Den Rückweg muss er zu seinem Ärger dann zu Fuß antreten, denn sein Kutscher hat sich verbotenerweise zu irgendeiner Familienfeierlichkeit verkrümelt, statt mit der Droschke auf seinen Herrn zu warten. Sein Weg führt Pralinski am Haus seines Untergebenen, des Regirstrators Pseldonimow, vorbei, in dem die Hochzeit Pseldonimows mit einer jungen Frau gefeiert wird. Pralinski beschließt, seine Menschlichkeit unter Beweis zu stellen und spontan die einfache Hochzeitsgesellschaft mit seiner Anwesenheit zu beglücken. Er stellt sich vor, wie alle ihn und seine Güte und Großherzigkeit bejubeln und bewundern... aber dann kommt irgendwie alles ganz anders...

Wieder so ein Buch voll unsympathischer Figuren. Warum mögen Russen gerne Bücher über Arschgeigen lesen?  :'( War alles in allem ok, aber oh Gott sind die Leute alle so furchtbar...

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