Autor Thema: Rollenspieler auf der Plot-Flucht  (Gelesen 17807 mal)

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Offline Teylen

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Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« am: 12.04.2019 | 12:40 »
Ich habe mir gestern die aktuelle Folge HINTERM SCHIRM S01E10 – SL GUIDE – ABENTEUER-ERÖFFNUNGSSZENEN angehört.
In dem Podcast nehmen zwei Arten von Eröffnungsszenen von Eröffnungsszenen nach meinem Eindruck den meisten Raum ein:
) Man startet mit einem Flash-Forward, in dem ein Spieler-Charakter oder mehrere tot sind oder dergestalt erscheinen.
) Man startet mit einem Spieler-Charakter, oder mehreren, die vergiftet wurden und entsprechend akut vom tot bedroht sind

Unabhängig von der weiteren Bewertung dieser Eröffnungsszenen, werden sie nach meinem Verständnis gewählt um die Spieler nicht mit einer "Tavernen-Eröffnungsszene" zu bedenken und die Spieler nicht zu railroaden.
Die Tavernen-Alternative gestaltet sich hierbei, nach meinem Verständnis, derart das die Spieler in die Taverne kommen, sich beschnuppern und man dann quasi so wartet was passiert. Nachdem sie scheinbar als Standard angenommen wird, wird es nicht weiter thematisiert.
Hinsichtlich des railroading wurde als Beispiel eine Szene genannt, in dem ein mächtiger NSC die Charaktere um etwas bittet oder ihnen einen Auftrag gibt. Was als Bevormundung und Zwang empfunden wurde, wenn ich es recht verstand, und die Aussage aufbrachte das dann eine der Podcaster sich mit ihrem Char vom Plot davon machen würde.

Das heißt, so wie ich es verstehe, verwendet man die ersten beiden Varianten, um dafür zu sorgen das Spieler nicht vor dem Plot weglaufen. Ohne zu sagen: "Eure Charaktere wachen nackt & ohne Erinnerung auf". Wobei es eine bemerkenswert lange Diskussion darum gibt, dass die Spieler sich entscheiden können den vergifteten Charakter des Mitspieler, so als Plot-Element, einfach zu ignorieren.

Im Grunde scheint die Annahme zu sein:
(Rollen-)Spieler laufen aktiv vor jedem Plot weg!

Wobei ich persönlich einerseits die Erfahrung gemacht habe, dass meine Mitspieler sich dankbar auf jeden Plothappen werfen. Andererseits mir so denke "Das wäre schon ziemlich unsozial und fies von den Mitspielern, so vorm Plot zu flüchten".

Ich mein, am ehesten hatte ich den Fall, dass eine Gruppe auf mein Ingame Gerücht erstmal mit der Frage nach weiteren Gerüchten reagierte. Worauf ich kurz überlegte, und dann mit 2 oder 3 anderen Sachen aufkam, welche sie hätte nach gehen können. Darauf hin lächelte man zufrieden, und meinte das man sich jetzt mit dem Anfangs-Gerücht befasse, weil es ja offensichtlich das vorbereitete Szenario sei. Vielleicht traute man mir das improvisieren in dem 1-Stunden Slot nicht zu ^^;

Auch so allgemein haben bisher meine Spieler auf meine Beschreibungen und damit den Plot halt normal reagiert. Egal ob jetzt 1 Stunde, 2 Stunden oder 4 bis 5 Stunden Spielzeit. Geht es euch da anders?

Irgendwie, wenn ich so Diskussionen lese oder halt Podcasts höre habe ich da ein wenig Angst, dass irgendwann da ein Spieler am Tisch sitzt wo im Grunde so auf jede Aktion sagt "Ich geh dann mal weg und mache was anderes" @.@

Ich fand auch die Anmerkung zu NSCs merkwürdig.
In Bezug auf Vampire habe ich durchaus, gerade bei Con-Runden, einen hochrangigen NSC wo im Grunde als Quest-Geber fungiert. Die Charaktere haben da in der Regel auch keine Chance physisch gegen anzustinken. Ist sowas dann schon Plot gepushe respektive railroading? Ich mein, es ist doch normal das in vielen Settings die Spieler Chars nicht die größten Fische im Teich sind? Nun, und man kann ja auch auf den Plot-Auftrag des NSC dann unterschiedlich reagieren.

Am meisten irritiert mich dennoch der Gedanke das ich mich an einen Tisch setze, leite, und dann laufen die Mitspieler quasi im Spiel vor dem Spiel weg. Macht ihr sowas? In wie weit bringt das dann euch, den Mitspielern und dem SL Spaß?
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Offline schneeland

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #1 am: 12.04.2019 | 12:50 »
Meine Spieler sind da eigentlich recht unkompliziert und schlucken im Zweifelsfall auch nur durchschnittlich schmackhaft garnierte Plothaken. Ich versuche das auch selbst so zu handhaben - im Zweifelsfall stelle ich mir einfach die Frage, warum mein Charakter jetzt gerade auf etwas einsteigen sollte, was ihn normalerweise nicht interessiert oder ihm sogar zuwider läuft (einzige Ausnahme bisher: eine Kampagne, in der das Railroading so dominant war, dass mir nach einigen Sitzung die Motivation zu jeglicher aktiven Teilnahme ausgegangen ist).

Ich kenne allerdings auch den umgekehrten Fall (ein guter Freund von mir ist da recht anfällig), dass der Spieler quasi vom SL erwartet, ihm eine maßgeschneiderte Motivation zu liefern, warum sein Charakter jetzt am Abenteuer/an der Kampagne weiter teilnehmen sollte. Hat leider schon mehrmals dafür gesorgt, dass sich die Gruppe in der nachfolgenden Diskussion zerlegt hat. Aber da war das Grundproblem definitiv nicht die Eröffnungsszene.
Dass Spieler sich tatsächlich mehr oder weniger stark weigern, hatte ich nur einmal auf einer Con in einer Shadowrun-Runde. Der SL war nicht übermäßig erfahren, aber gerade deshalb fand ich's schon recht unfreundlich, dass sich die Hälfte der Spieler auf den Standpunkt gestellt hat, ihre Runner hätten keine ausreichende Motivation.
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Offline AlucartDante

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #2 am: 12.04.2019 | 13:34 »
Das Problem hatte ich auch nur als wir alle 15 Jahre alt waren und heute nicht mehr. Einfach bei der Charaktererschaffung ausmachen, dass die Charaktere neugierig sind und Lust auf Abenteuer haben sollen. Schon ist das grundsätzlich geklärt.

Ganz selten gab es mal Runden, wo durch mich oder eine andere Spielerin mal feststellt, dass sein/ihr Charakter normalerweise wegrennen würde in so einer Situation. Das ist dann zwar nicht schlimm, aber meistens gehen wir dann trotzdem in den Keller um zu wissen was da los ist.

Offline YY

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #3 am: 12.04.2019 | 13:40 »
(Ohne den Podcast gehört zu haben)

In Bezug auf Vampire habe ich durchaus, gerade bei Con-Runden, einen hochrangigen NSC wo im Grunde als Quest-Geber fungiert. Die Charaktere haben da in der Regel auch keine Chance physisch gegen anzustinken. Ist sowas dann schon Plot gepushe respektive railroading?

Gegenfrage: Ist es nicht noch viel fetteres Railroading, wenn man wie beschrieben mit Flash-Forward oder in medias res arbeitet?
Das ist doch die implizite Aussage: Der normale 08/15-Taverneneinstieg mit dem einen Auftraggeber und einer ansonsten völlig apathischen Stadt ist nicht railroadig genug, da könnte ja noch einer was anderes machen.
Man lässt den Spielern damit einfach nur nicht die Wahl, irgendwas anderes zu veranstalten, darum gehts.

Auf Dauer wäre mir das als SL zu blöd und ich würde da ziemlich früh mal das Gespräch mit der Runde suchen.

Der positive Aspekt an so einem Einstieg ist die Zeitersparnis - wenn das ganze Vorgeplänkel sowieso auf ein einziges Ergebnis hinausläuft, kann man das auch zusammenfassen und vorwegnehmen.

Dass Spieler sich tatsächlich mehr oder weniger stark weigern, hatte ich nur einmal auf einer Con in einer Shadowrun-Runde. Der SL war nicht übermäßig erfahren, aber gerade deshalb fand ich's schon recht unfreundlich, dass sich die Hälfte der Spieler auf den Standpunkt gestellt hat, ihre Runner hätten keine ausreichende Motivation.

Grad bei Shadowrun, wo jeder Charakter per Definition eine Motivation hat, ist das ziemlich schnell aktive Spielverweigerung.
Über die Metaebene mehr Geld rausschlagen wollen ist auch etwas daneben und dann wirds schon eng mit Interpretationen.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline Issi

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #4 am: 12.04.2019 | 13:53 »
Es gibt soviel mehr Eröffnungsszenen, als man annehmen mag.
Der Treffpunkt Taverne ist halt ein Standard, bei dem sich viele SL nicht groß bemühen müssen. Und vielleicht auch einer, der vielen Spielern bekannt ist.

Allerdings ist nicht jedes Abenteuer ein Einstieg für die Gruppe.
IdR. sind es eher Fortsetzungen,  von denen nicht wenige offen lassen, wieso die Gruppe an einem bestimmten Punkt ist.

Ich finde es gar nicht verkehrt, einen "Plotflüchter" in der Gruppe zu haben, denn der zwingt mich sichere, interessante und plausibele Einstiege zu schaffen.

Edit.
Sowas wie:" Ihr seid alle kurz vorm Tod in Situation X "ist zwar bombensicher als Einstieg, aber es ist besonders nicht elegant.
(Und natürlich RR hoch eintausend) .
Und sowas auf Dauer zu haben, kann unheimlich nerven.
« Letzte Änderung: 12.04.2019 | 13:57 von Issi »

Online Quaint

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #5 am: 12.04.2019 | 13:55 »
Naja, Kooperation und Zusammenarbeit ist halt das A und O beim Rollenspiel. Man sollte als Spielleiter zwar nicht unbedingt erwarten, dass man den Spielern einen völlig unterbezahlten Auftrag mit astronomischem Risiko präsentiert und die sich dann freudig darauf stürzen, aber ein gesundes Maß an Kooperation sollte man doch erwarten dürfen, und das beinhaltet halt, auch als Spieler auf den Plot einzugehen, oder, wenn man eher Sandboxig spielt, sich etwas zu tun zu suchen.
Und wenn die Spieler panikartig vor jedem Plot fliehen, dann ist die Lösung sicher nicht, sie mit irgendwelchen fast forward Spirentzien in einen Plot hineinzuzwingen. Ein klärendes Gespräch wäre da vielleicht besser. Und darauf folgend eben Maßnahmen, je nachdem was beim Gespräch rauskam.

Ich denke aber, dazu sollte der Spielleiter auch etwas Flexibilität mitbringen und nicht zwingend fest auf seinem Plot beharren. Ich hab eigentlich ganz gute Erfahrungen damit gemacht, auch mal ein paar Alternativen anzubieten. Bei Shadowrun etwa: Alles klar Jungs, euer Schieber ruft an, der hätte da 3-4 mögliche Jobs für euch, Eckdaten und Bezahlung sieht so und so aus, ich denk mal, je nachdem wie gut wir durchkommen, können wir 1 bis 2 davon heute machen, überlegt euch mal, was davon euch anlächelt.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
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Swafnir

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #6 am: 12.04.2019 | 13:56 »
Es gibt einfach Spieler, die sind so. Sei es weil sie ängstlich sind oder einfach weil sie ihren Charakter so spielen wollen. Die sehen es halt als gutes Rollenspiel an, wenn ihr High-Power-Schadowrun-Charakter nur Aufträge annehmen, die sie reizen oder sich entsprechend lohnen. Das ist halt immer der schmale Grat zwischen "gutem" Charakterspiel und Abenteuertauglichkeit.

Dem entgeht man mit den oben beschriebenen Techniken.

Offline bobibob bobsen

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #7 am: 12.04.2019 | 13:58 »
Ich habe für mich die erkenntnis gewonnen das sich meist eh keiner mehr wirklich an den Ploteinstieg erinnert. Daher gebe ich mir auch nicht nehr die allergrößte Mühe damit.
Ich spiele aber auch gern Systeme wie ashen stars wo der Auftrag und wie man ihn bekommt verregelt ist.

Pyromancer

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #8 am: 12.04.2019 | 13:59 »
Am meisten irritiert mich dennoch der Gedanke das ich mich an einen Tisch setze, leite, und dann laufen die Mitspieler quasi im Spiel vor dem Spiel weg. Macht ihr sowas? In wie weit bringt das dann euch, den Mitspielern und dem SL Spaß?

Im Kampagnenspiel passiert mir das gelegentlich, dass mir klar ist, dass hinter diesem oder jenem Detail ein "Plot" stecken könnte, aber ich nicht drauf an springe, weil es mich nicht reizt oder ich die In-Game-Prioritäten anders setze. Wenn andere Spieler drauf an springen ziehe ich dann schon mit, aber wenn nicht, dann halt nicht. Aber es ist ja nicht so, dass dann die große Langeweile ausbricht, weil die SL sonst nichts vorbereitet hat, sondern dann geht entweder der aktuelle "Hauptplot" weiter, wir kümmern uns um einen der Halbdutzend offenen Nebenplots, oder einer der Spieler macht einen neuen Plot auf. Das ist also weniger "vor dem Plot weglaufen", sondern "statt diesem Plot lieber jenen verfolgen". Bei anderen Spielleitern und anderen, eher linearen Kampagnen würde ich das aber nicht machen, und in One-Shots ist es die unausgesprochene (und wenn ich leite und ein Spieler "komisch" wird, auch explizit ausgesprochene) Grundannahme, dass die SCs "den Auftrag" (oder welcher Aufhänger auch sonst am Anfang präsentiert wird) annehmen. Oder ich starte gleich mit: "Ihr habt gerade eben diesen Auftrag angenommen, los geht's!"

Offline Issi

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #9 am: 12.04.2019 | 14:05 »
Nur meine Erfahrung. Spieler flüchten nicht vor einem Plot, wenn es ihnen halbwegs plausibel erscheint, dass ihr Figur da mitmacht.
Das kann entweder daran liegen, dass der Spieler sagt: "Voll die Motivation meiner Figur getroffen!"
Oder auch daran: "Ok, wenn das so ist, dann bleibt meiner Figur wohl keine Wahl." Oder zumindest:" Es ist logisch, dass sie die Entscheidung trifft, darauf einzusteigen."

Natürlich könnte man von Spielern auch erwarten auf Plots einzusteigen, die ihre Figur weder persönlich motivieren,  noch zwingen, noch überzeugen können daran teilzunehmen.
Aber wenn man auf Dauer nur solche Einstiege hat, fühlt man sich uU. wie eine Marionette des SL, die doch bitte auf Kommando, die Motivationen seiner Figur ignoriert,  um nach seiner Abenteuer Pfeife zu tanzen.

Edit.
Kaufabenteuer haben idR. keinen Einstieg,  der die Motivationen aller SC voll treffen kann. Können sie ja gar nicht,  weil der Autor das pauschal für möglichst viele unterschiedliche Figuren und Spieler schreibt.
« Letzte Änderung: 12.04.2019 | 14:15 von Issi »

Offline Moonmoth

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #10 am: 12.04.2019 | 14:05 »
Ich habe den Podcast nicht gehört, aber wenn das die einzigen Ideen waren, um eine Runde in eine gemeinsame Richtung zu bekommen - dann würde ich das doch etwas armselig finden. Die Sache mit dem vergifteten Mitspieler - einen einzelnen Charakter gleich von Anfang an zu schädigen - finde ich auf vielen Ebenen problematisch.

Wenn die Charaktere den Plot nicht verfolgen wollen - gleich schon zum Einstieg - dann sind wohl schon einige Fehler bei der Charaktererschaffung entstanden, die beim gemeinsamen Charakterbasteln am Tisch leicht zu verhindern wären - wie bereits gesagt. In den 90er Jahren haben wir (und das war sicher nicht bei allen Gruppen so… aber bei uns) oft die Figuren im stillen Kämmerchen für uns allein gebastelt, ohne uns Gedanken zu machen, wie die als Gruppe miteinander funktionieren sollen oder.. dazu motiviert sein könnten.

Ansonsten: Man schaue sich Filme oder Comics an - es macht z.B. großen Sinn, mit einer Actionszene zu beginnen und die Charaktere gleich in die Handlung zu involvieren - wie sie dann damit umgehen, ist dann schon ihre Sache. Man müsste sie lediglich an einen Ort bringen... und in Schwierigkeiten geraten lassen. In der Regel hat sich das bewährt, es half auch ganz praktisch dabei, ein Gefühl für die Figuren zu bekonnen.
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Offline Issi

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #11 am: 12.04.2019 | 14:22 »
Action Szenen,  bzw. "gemeinsamer Feind"  hat sich bewährt. Im Endeffekt könnte aber auch ein gemeinsamer Fund, eine gemeinsame Entdeckung,  Beobachtung etc. einen ähnlichen,  wenn auch nicht ganz so starken Effekt haben.
(Trifft aber auch eher auf Erstbegegnungen zu)
Bei eben diesen Erstbegegnungen hilft es die SC irgendwie ins selbe Boot zu holen... was bedeutet: Wir sind zusammen und haben alle die gleiche Aufgabe, oder das gleiche Problem.

Bei Folgeabenteuern geht es mehr darum, die SC alle zusammen an einen bestimmten Ort zu bekommen.  Dass sie zusammen arbeiten,  ist dabei schon klar.

Wenn so ein "wir kennen uns nicht,  sollen aber zusammen arbeiten" Einstieg fehlt (Bei Gruppen Start), dann kann/sollte der SL da durchaus unter die Arme greifen.

Manche machen das,  indem sie in Session 0 festlegen,  dass sich alle schon kennen.
(Was man durchaus machen kann. Ich nur nicht so spannend finde)

Oder indem man da einen extra Einstieg für baut. Und daraus dann zum Plot überleitet.


Edit.
Viele Kaufabenteuer vermögen naturgemäß nicht die Figuren persönlich abzuholen.
Was ich normal und nicht schlimm finde.
Hier könnte, sollte, wäre durchaus wünschenswert, wenn der SL das Abenteuer nachträglich etwas personalisieren und auf seine Gruppe zuschneiden würde.
Was wirklich nicht so schwer ist.

Z. B.
Indem er Verbindungen zwischen SC und NSC aus dem Abenteuer herstellt.
Indem er NSC ggf. verändert oder tauscht,
Belohnungen ändert, Aufgaben anpasst, zusätzliche Szenen einführt etc.


@
Teylen

Also weggelaufen ist in meiner Gegenwart jetzt noch kein Spieler.
Was ich aber schon erlebt habe,  ist, dass SC dann anderen, für sie interessanteren Spuren gefolgt sind.
Oder auch,  dass ein Mitspieler mal OT gesagt hat:" Also meine Figur sieht gerade Absolut keinen Grund da mitzumachen.."
Und der SL antwortet: "Ok aber dann verpasst du halt das Abenteuer. "
Worauf der Mitspieler irgendwann dann doch Zähne knirschend mitgemacht hat.
« Letzte Änderung: 12.04.2019 | 15:25 von Issi »

Forlorn

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #12 am: 12.04.2019 | 15:48 »
Interessantes Thema. Tatsächlich hat die allgemeine Plotflucht meiner Gruppe dazu geführt, dass ich keine Abenteuer mehr kaufe, sondern ausschließlich interessante Personen und Orte vorbereite, mit denen die Spieler interagieren können, wie sie möchten. Wenn es etwas Handlung geben soll, mache ich die Angabe nach dem Motto: “Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass in wenigen Tagen der König ermordet werden könnte.“ Dann mache ich hinter dem Schirm eine Notiz, dass genau das in x Tagen tatsächlich passiert, wenn die Spieler nix dagegen unternehmen. Meistens reicht so ein Gerücht dann dafür, das der Plot angespielt wird und falls nicht, hat man nach dem Königsmord direkt den nächsten Plot mit eventuellen auftretenden Konflikten. Dieser Plothass und die Flucht vor Storyelementen tritt meiner Erfahrung nach besonders oft bei ehemals durch Railroading gebeutelten Spielern auf, die das Rad des Geschichtenerzählens an sich reißen wollen. Wenn man denen die oben erwähnte Freiheit bietet sind die extrem happy und nehmen gerne wieder aktiv am Spiel teil. Ich habe auch schon die Haltung nach dem Motto erlebt: “Wir könnten jetzt X machen, aber der Spielleiter und der Plot wollen, dass wir Y tun.“ Da wird also ein Bahngleis direkt unterstellt.
« Letzte Änderung: 12.04.2019 | 15:49 von Forlorn »

Offline Megavolt

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #13 am: 12.04.2019 | 15:58 »
Plotflucht ist vermutlich das Ergebnis eines massiven Kommunikationsproblems zwischen Spielleitung und Spielern. Das sollte man beheben und man sollte sich einig sein, ob eine Art von Plot erwartet wird oder ob die Spieler gerne Sandboxing-Sushiplatte wollen oder whatever.

Ungemein wertvoll ist auch die Erkenntnis, dass die eigenen Spieler Murderhobos sein wollen. In dem Fall lehnt man sich locker zurück, spart sich die ganze Arbeit und lässt sie einfach.

Die eigentlich blödeste Variante des Problems ist es, wenn alle wissen, was sie machen wollen, und es klappt gut, aber ein einzelner Spieler macht aggressive Plotflucht.
« Letzte Änderung: 12.04.2019 | 15:59 von Megavolt »

Offline Issi

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #14 am: 12.04.2019 | 16:21 »
Es gibt Plots und Plots.
"Wir spielen einen Plot", sagt ja erstmal noch nichts über die Qualität eines Plots aus.
Und über die Art wie er schmackhaft gemacht wird. Oder welchen Geschmack er überhaupt hat.

Plots haben unterschiedliche Qualitäten und bedienen unterschiedliche Geschmäcker.
Erzeugen unterschiedliche Spielgefühle.
Es gibt Szene an Szene - Schienen Plots genauso wie sandboxige Plots.
Und es gibt Plots, die haben nur ein paar Schienen an den wichtigen Stellen.


Von daher lohnt es sich das Thema Plot differenzierter zu betrachten.


Plot bedeutet nicht automatisch "Schiene", aber idR. automatisch "Geschichte."

Der Unterschied zwischen einem Schienen Plot, und einem freieren Plot ist IdR der, dass die Spieler bei einem freieren Plot keine reinen Marionetten sind, die die vorgescriptete Geschichte des Autors nachspielen, sondern, dass sie die Geschichte im Spiel selbst erst noch schreiben, auf Basis der gelegten Plot Elemente.
« Letzte Änderung: 12.04.2019 | 16:29 von Issi »

Offline Sashael

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #15 am: 12.04.2019 | 17:38 »
Von daher lohnt es sich das Thema Plot differenzierter zu betrachten.
Sicherlich. Wäre aber vielleicht einen eigenen Strang wert, denn hier soll es ja wenn ich das richtig verstehe darum gehen, wieso Spieler vor einem wie auch immer definierten Plot "weglaufen".

Ich habe mir das oben verlinkte auch nicht angehört, finde die angesprochenen Einstiegsszenen extrem merkwürdig. Wenn das Ziel sein soll, die Spieler nicht zu railroaden, wäre das in meinen Augen ein "You had ONE job!!!"-Fail.

Ich gehe ja auch gerne in medias res und bei Oneshots setze ich fast immer nach der Auftragsannahme ein, aber sich hinzusetzen und Charaktere mit einer potentiell tödlichen Gefahr zu belegen, gegen die die Spieler nichts machen konnten/können, um zu verhindern, dass sie sich mit etwas anderem als meinem vorgesehenen Plot beschäftigen ... naja, das ist irgendwie die Definition von Railroading.
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Offline YY

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #16 am: 12.04.2019 | 17:45 »
FWIW:
Ich hab da jetzt mal reingehört und die Zielsetzung ist da explizit nicht, Railroading zu vermeiden.
Auch in der Podcast-Besetzung variiert die Meinung dazu von "Ich mach das einfach, weil meine Spieler mir so weit vertrauen, dass ich sie bei so was nicht total niedermache" zu "Bei so was wär ich sofort auf den Barrikaden".

Was ich dabei etwas widersprüchlich finde, ist der Ansatz, einerseits solche "in your face"-Ansätze zu fahren und andererseits immer zu betonen, dass das ja nur der Story dient und natürlich nie so konsequent durchgezogen wird, wie der Aufbau suggerieren könnte. In dieser Form nutzt sich das mMn extrem schnell ab.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Teylen

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #17 am: 12.04.2019 | 18:14 »
Ich persönlich würde den Podcast auch empfehlen. Ich meine auch, dass es hier einige der Podcaster im Forum gibt?
Man kann ja über den Anfang, wo sie andere Themen besprechen, hin weg springen.

Railroading kommt explizit iirc nur in der Diskussion um "Questgebende NSC" auf. Mit einer Stimme die argumentiert es sei railroadig und einer dagegen.

Daneben hatte ich dennoch den Eindruck, dass die Ansätze gewählt werden, damit die Spieler quasi wissen was zu tun ist und sich nicht etwaig anders vorgebrachten Angeboten oder Plänen entziehen.
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Offline Issi

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #18 am: 12.04.2019 | 18:27 »
Der mMn. angenehmere Zwang zum Abenteuer:

Wenn bis zu dem Punkt " Hilfe wir sitzen alle in der Schei*e!"  vorher hingespielt wird, ist es idR weniger traumatisch, als wenn man eben da beginnt.

Es reicht auch, wenn man einen SC ernsthaft persönlich zum Abenteuer verpflichtet, der Rest ist idR mit dabei.

(Durch Einladungen, Erbschaften, Verwandte und oder Freunde in Not.)

Auch Naturgewalten wie Stürme können die Gruppe zwingen irgendwo unterzuschlüpfen oder um Hilfe zu bitten.
Eine Übermacht an Angreifern ohnehin.

Auch Flüche, Krankheiten und Seuchen, können, falls auch nur ein SC befallen ist, einen Zwang auf die Gruppe legen.

Eine weitere Möglichkeit ist: "Eine Katastrophe abwenden", die sicher kommt,  aber nur die SC haben den Schlüssel dazu.


Es gibt auch "Plot Käfige", (wie Schiffe und Raumschiffe,  Flugzeuge,  Eisenbahnen, z. B.)
Sind die Helden erstmal auch hoher See usw. ,  haben sie keine Chance mehr dem Abenteuer zu entkommen.


Erscheinungen und Visionen sind ein weiteres Mittel: Vielleicht sieht ein SC Geister, oder hat merkwürdige Träume,   die immer schlimmer werden, und ihn Nötigen etwas Bestimmtes zu tun.

Auch sehr nett: Verwechslung - Einer der SC wird für jemanden gehalten, der er nicht ist.
Und dieser jmd. hat schlimme Dinge getan.
Ein Doppelgänger z. B.
Es besteht daher Zwang den eigenen Namen reinzuwaschen, sonst drohen Konsequenzen.

Jeder Attentäter(Verfolger)  auf einen SC oder gar die ganze Gruppe angesetzt wird,  erzeugt den Zwang sich mit ihm auseinander zu setzen.
« Letzte Änderung: 12.04.2019 | 18:58 von Issi »

Offline Maarzan

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #19 am: 12.04.2019 | 18:57 »
Wenn die Spieler auf der Flucht vor dem Plot sidn, muss der ja ausreichend Scheiße sein, denn es herrscht ja wohl einhellige Übereinstimmung, dass die Spieler mit ihren Charakteren spielen wollen - wenige Seltsamkeiten als Ausnahmen immer mal möglich.
Also muss ja wohl etwas mit dem "Plot" nicht stimmen.
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Offline felixs

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #20 am: 12.04.2019 | 19:14 »
Wenn die Spieler auf der Flucht vor dem Plot sidn, muss der ja ausreichend Scheiße sein, denn es herrscht ja wohl einhellige Übereinstimmung, dass die Spieler mit ihren Charakteren spielen wollen - wenige Seltsamkeiten als Ausnahmen immer mal möglich.
Also muss ja wohl etwas mit dem "Plot" nicht stimmen.

Ich würde eher meinen, dass mit der Kommunikation was nicht stimmt.
Entweder haben nicht alle am Tisch die gleichen Vorstellungen darüber, was stattfinden sollte. Oder man ist sich zwar einig, kann das aber nicht umsetzen.

Jedenfalls gehört das alles bitte auf die Meta-Ebene.
Und wer am Ende der Meta-Diskussion dann reklamieren möchte, dass er den Plot boykottieren darf, weil das ein Spielerrecht sei, der kann gern leiten oder mit jemand anderem spielen. Jedenfalls leite ich dann nicht.
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Pyromancer

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #21 am: 12.04.2019 | 19:18 »
Man kann einen Hund nicht zum Jagen tragen.

Offline Maarzan

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #22 am: 12.04.2019 | 19:21 »
Ich würde eher meinen, dass mit der Kommunikation was nicht stimmt.
Entweder haben nicht alle am Tisch die gleichen Vorstellungen darüber, was stattfinden sollte. Oder man ist sich zwar einig, kann das aber nicht umsetzen.

Jedenfalls gehört das alles bitte auf die Meta-Ebene.
Und wer am Ende der Meta-Diskussion dann reklamieren möchte, dass er den Plot boykottieren darf, weil das ein Spielerrecht sei, der kann gern leiten oder mit jemand anderem spielen. Jedenfalls leite ich dann nicht.

Was dann ja auf das Gleiche hinausläuft. Offenbar wollen deine Spieler auch nicht, dass du - zumindest so - leitest ... und glauben auch nicht, dass du offenen Worten zugänglich wärst.
Möglicherweise hoffen sie dass ihr Verhalten eine Verbesserung deinerseits auslöst oder dass das nur eine suboptimale Zwischenphase wird und noch etwas Amständiges nachkommt, was die Durststrecke vorher rechtfertigen könnte.
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Offline Issi

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Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #23 am: 12.04.2019 | 19:22 »
Man kann einen Hund nicht zum Jagen tragen.
Ne das nicht. Aber eine Beute sollte man ihm schon vorsetzen.

Wahrscheinlich kann man das nicht einseitig sehen:
Man braucht SPL (Hunde) die auch jagen wollen.
Aber ebenso SL, die eine Beute auslegen.

Vermutlich trifft es sich, wie so oft, am Besten in der Mitte.  :)

eldaen

  • Gast
Re: Rollenspieler auf der Plot-Flucht
« Antwort #24 am: 12.04.2019 | 19:50 »
Wenn die Spieler auf der Flucht vor dem Plot sidn, muss der ja ausreichend Scheiße sein, denn es herrscht ja wohl einhellige Übereinstimmung, dass die Spieler mit ihren Charakteren spielen wollen - wenige Seltsamkeiten als Ausnahmen immer mal möglich.
Also muss ja wohl etwas mit dem "Plot" nicht stimmen.

Offenbar wollen deine Spieler auch nicht, dass du - zumindest so - leitest ... und glauben auch nicht, dass du offenen Worten zugänglich wärst.
Möglicherweise hoffen sie dass ihr Verhalten eine Verbesserung deinerseits auslöst oder dass das nur eine suboptimale Zwischenphase wird und noch etwas Amständiges nachkommt, was die Durststrecke vorher rechtfertigen könnte.

Here we go again...  ::)