Die verärgerten Feen Mundraub!
Alderich, Alya und Nandus saßen im „Goldenen Lindwurm“ und blätterten einen Katalog von Alderichs Eltern durch. Finja war nicht da, denn sie musste fischen. Alderichs Großvater Chlodwig war ebenfalls in der Taverne, schlief aber nur schnarchend mit offenem Mund auf einem Stuhl. Alderich nahm daher eine Nuss und warf sie galant in Chlodwigs Mund, um seine Wurffertigkeiten unter Beweis zu stellen.
Während der Möchtegernritter in einen richtigen Kaufrausch verfiel und sich feine Kleidung aussuchte und plante, sich von Gerald, dem örtlichen Schneider einen roten Kapuzenmantel fertigen zu lassen, gingen Alya und Nandus pragmatischer vor. Ihnen fehlte ein Reit- und Transporttier, also entschlossen sie sich zum Kauf eines Maultiers, das sie auf den Namen Petrol tauften.
Schließlich kam Albuin, der Wirt und Alderichs Vaters, hinzu und fragte die drei, ob sie sich aus der Vorratskammer bedient hätten, denn es fehlten ein paar Eier und ein Schinken. Derwin, dem Knecht, war außerdem ein Hemd, das er zum Trocknen aufgehangen hatte, abhanden gekommen. Mit all dem hatten die drei Abenteuer nichts zu tun. Sie kamen auf die Idee, bei den Krämern, also Alderichs Eltern nachzufragen, ob ihnen auch etwas fehlte. Tatsächlich fehlten laut seiner Mutter Otilia ein Paar Stiefel und eine Wolldecke, das gute Geschirr war aber nicht angerührt worden. Das kam den Abenteurern seltsam vor und sie untersuchten sowohl das Lagers der Krämer als auch die Vorratskammer des Gasthauses auf Spuren. Sie fanden Erdspuren an beiden Orten sowie Spuren platt getretenen Grases, die von den Orten jeweils in den Süden des Ortes führten, sich dort aber verliefen. Also fragten die drei den Söldner Hartmut, der auch als Nachtwächter arbeitete, ob er etwas gesehen hatte. Tatsächlich hatte er in der letzten Nacht etwas beobachten können. Er hatte die Schemen einer Gestalt gesehen, die in Richtung des verfallenen Stalls gehuscht wäre. Allerdings hatte er sie eher einem Tier geordnet. Alya, Nandus und Alderich dachten sich, dass Hartmut nicht sonderlich aufmerksam gewesen wäre und machten sich zur Stallruine am Waldrand im Süden. Der Stall hatte einst Bernd, dem Holzfäller gehört, doch war dieser letztes Jahr gestorben. Seit dem wurde der Stall sich selbst überlassen.
Die drei schlichen sich an und hörten es im Stall knacken und rascheln. Noch vorsichtiger wagten sie sich in den verfallenen Stall vor. Als sie einen Bretterhaufen umstellten, schaute plötzlich ein Jugendlicher hervor und flehte sie an, ihm nichts zu tun. Die drei Helden senkten sogleich ihre Waffen und erkannten, dass der Junge total verarmt, etwas ausgehungert und ziemlich verdreckt aussah. Er trug die gestohlenen Stiefel, das viel zu große Hemd von Derwin und hatte sich mit der Wolldecke einen Schlafplatz hergerichtet. Er stellte sich ihnen als Luitgard vor und erzählte, er wäre von zu Hause weggelaufen, da seine Eltern sehr arm wären, er ihnen somit zur Last gefallen wäre und sein Vater häufig wütend auf ihn geworden wäre. Die drei hatten Mitleid mit ihm und nahmen ihn mit zur Taverne, nicht ohne Hartmut darauf hinzuweisen, dass die Gestalt, die er gesehen hatte der Junge gewesen war.
Der Erste macht die Tür aufAn der Taverne angekommen öffneten sie die Eingangstür und trauten ihren eigenen Augen nicht: Dahinter befand sich nicht der Schankraum, sondern zweifelsohne der Feenwald mit seinen schillernden Bäumen und seinen surrenden Insekten. Sie machten die Tür wieder zu und und wieder auf, doch dahinter lag wieder der Feenwald. Sie gingen zu Hartmuts Hütte und überprüften, ob sie dort das gleiche erleben würden. Tatsächlich: Jede Tür, die sie öffneten, führte anscheinend ins Reich der Feen. Da Hartmut aber ohne Probleme ganz normal Türen öffnen konnte, baten sie ihn, mit zur Taverne zu kommen, sodass sie schließlich doch noch in den Gastraum kamen. Im „Goldenen Lindwurm“ klärten sie Albuin über den Mundraum von Luitgard auf und gaben dem Jungen eine Suppe zu essen. Alderich fragte Derwin, der gerade in der Küche arbeitete, ob er schon wieder etwas angestellt hätte, doch der meinte, er hätte ganz normal gearbeitet.
Die drei machten einen kleinen Test. Alya und Nandus ließen sich die Tür nach außen öffnen und standen vor der Taverne, während Alderich drinnen wartete. Dann öffneten sie beiden draußen selbst die Tür und erblickten erneut den Feenwald. Alderich konnte hingegen von drinnen nach draußen auf den Dorfplatz schauen und sah, wie Nandus und Alya in die Leere starrten. Er ging nach draußen und stand neben den beiden, sah aber, als er zurück zur offenen Tavernentür blickte, ebenfalls das Feenreich. Luitgard folgte ihnen nach draußen und schaute ebenfalls durch die Tür. Der Bursche kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn so etwas wie den Feenwald hatte er noch nie gesehen.
Plötzlich lugte der Feenfürst hinter einer Biegung hervor. Er schaute die Gruppe etwas ungeduldig an und fragte Alya, Nandus und Alderich, wo sie denn blieben. Anscheinend war die Sache mit den Türen eine Einladung des Fürsten. Etwas verdutzt folgten sie ihm zusammen mit Luitgard durch die Tür.
Mensch, ärgere nicht!Der Feenfürst freute sich, dass sie endlich wieder in sein Reich zurückgekommen waren und hatte direkt eine Aufgabe für sie. Eine Menschenfrau hatte sich im Wald niedergelassen und für Ärger gesorgt. Sie hatte giftige Pilze angebaut und den Goblin Grurg mit einem fürchterlichen Juckreiz verflucht. Da der Fürst Grurgs Mutter Bratz etwas schuldete, sollte er sich um das Problem kümmern, doch da es sich um eine Menschenfrau handelte, wären die Abenteurer sicherlich besser geeignet, sich um das Problem zu kümmern. Die Frau musste aus dem Wald verschwinden. Dies alles sagte der Fürst im für ihn typischen Tonfall der Selbstverständlichkeiten, sodass die Helden fast nicht nein sagen konnten. Allerdings fragten sie ihn, was für sie herausspringen würde, wenn sie die Frau vertreiben könnten. Er versprach jedem von ihnen ein Geschenk. Nandus forderte einen größeren Zaubererhut mit der Besonderheit, dass sich dieser auch zu einem 1-Mann-Zelt verwandeln könnte. Alderich wünschte sich einen Mantel, der ihn immer trocken hielt, und Alya wollte nichts anderes, als dass der zerbrochene Stab von Barbara wieder ganz wäre.
Der Fürst willigte ein und ging fort. Die Helden und Luitgard standen nun etwas verloren im Wald herum, bis Luitgard auf einen Baum kletterte, um die Gegend auszukundschaften. Tatsächlich entdeckte er eine Lichtung und eine Hütte. Also machten sich die vier auf.
Waldspaziergang mit FolgenWährend der Wanderung berichtete Alderich Luitgard stolz von den bisherigen Heldentaten der Gruppe, sodass der Bursche gar nicht mehr aus dem Staunen herauskam. Derweil überlegten Alya und Nandus, wie sie ihr Maultier Petrol abrichten konnten. Ihr Geschnatter lockte allerdings finstere Gestalten an: Aus dem Wald traten plötzlich fünf kleine verhutzelte Männer mit von Blut durchtränkten Mützen und Bärten hervor, die mit Messern, Beilen und Sicheln bewaffnet waren. Nandus wollte die Wesen mit einer grellen Lichtkugel vertreiben, doch brachte er nur ein funzeliges Licht zustande. Alderich war da schon erfolgreicher und erstach mit seiner Lanze einen der Angreifer, wurde aber selbst hart in die Mangel genommen. Luitgard stürzte sich seinerseits auf eins der Männlein und konnte es erwürgen, ging dann aber selbst zu Boden. Nacheinander gingen auch Nandus und Alderich zu Boden, ebenso ein weiterer Angreifer. Alya gelang es schließlich ein Männlein zu töten, sodass das letzte floh, aber mit Rache drohte.
Die Gruppe hatte schwere Wunden genommen und nur dank Alyas Heilkunde konnten die anderen weiterlaufen.
Wiedersehen macht AngstSie erreichten die Lichtung mit den Pilzen, doch bevor sie sich Gedanken machen konnten, wie sie die Frau ansprechen sollten, tippte jemand Nandus auf die Schulter. Es war die Nymphe, die sie bereits am See im Feenwald getroffen hatten, doch sie war entstellt. Ihre Haut war blass und grau. An manchen Stellen wuchsen dicke, schwarze Warzen. Ihr Haar war schwarz und fiel an einigen Stellen aus.
Die Nymphe sprach die Gruppe an, was sie hier machte, und die drei gaben zu, zur Frau an der Hütte zu wollen. Laut der Nymphe hieß diese Barova und war eine Hexe, die mit Baba Yaga im Bunde stünde. Barova und die Nymphe hätten einen Pakt, laut dem die Hexe ihr helfen würde, wieder das Herz des Feenfürsten zu erobern. Im Moment versuchte sie aber mehr Alderich in ihren Bann zu schlagen, was ihr auch gelang, doch Alya wurde langsam sauer. Sie schüchterte die Nymphe so stark ein, dass sie Alderich wieder aus ihrem Zauber entließ. Außerdem machte Alya der Nymphe klar, dass sie lieber zurück zum See gehen sollte, sonst würde sie weiter zerfallen. Allerdings versprachen Alya, Nandus und Alderich ihr, dem Feenfürsten von ihrem Liebeskummer zu berichten, sodass es vielleicht zu einer Versöhnung käme. So zog die Nymphe von dannen.
Ein Besuch im HexenhausDie Gruppe überlegte, wie sie mit Barova sprechen sollte, und beschloss zunächst zurückhaltend vorzugehen und vielleicht sogar ihre Hilfe als Heilkundige in Anspruch zu nehmen. Also gingen sie zur Hütte, klopften und ein bekanntes Gesicht machte ihnen auf: Ortrud, eine frühere Dorfbewohnerin, war die Bewohnerin der Hütte. Überrascht aber freundlich fragte sie die Helden, was sie hier her geführt hätte. Diese logen, dass sie über den Goblintunnel in den Feenwald gekommen wären, berichteten aber ebenso von dem Überfall der Männlein. Ortrud war bestürzt, versprach ihre Hilfe und gab jedem einen Trank. Dadurch ging es ihnen gleich viel besser.
Ortrud schimpfte auf die Feen – die Männlein wären auch eine Art von Fee – ganz besonders über die Krach machenden Goblins und den Feenfürst. Die Feen würden Wald ganz alleine für sich beanspruchen und Menschen den Zugang zur Magie des Waldes verwehren. Auf Nachfrage erklärte sie, sie wäre durch die Hinweise anderer Hexen und durch den Instinkt ihrer Nase in den Feenwald gelangt. Hier könnte sie die Macht des Waldes nutzen, um ihre eigene zu stärken und eine vollwertige Hexe zu werden.
Die Helden taten so, als wollten sie einen Ausgang aus dem Feenreich finden. Dafür schlug die Hexe vor, den Feenfürsten zu überzeugen, die Nymphe wieder zu seiner Frau zu nehmen. Für diese Tat fände die Hexe einen Weg für die Gruppe, der sie nach Hause führen würde. Die Gruppe tat zunächst so, als willigte sie ein. Alya misstraute Ortrud ganz besonders und versuchte durch einen Zauber ihre wahre Gestalt zu sehen. Dabei stellte sie fest, dass die Menschenfrau tatsächlich viel bösartiger aussah, als sie vorgab. Sie hatte gründliche Haut, Warzen, eine lange Nase und faltige Haut. Ihren alten Namen Ortrud hatte sie vermutlich gegen den Namen Barova eingetauscht, den sie der Nymphe genannt hatte.
Ein doppeltes SpielDie Hexe ließ Alderich, Nandus, Alya und Luitgard bei sich übernachten. Am nächsten Morgen war sie außer Hauses gegangen und die Helden diskutierten untereinander, was sie nun tun sollten. Sie standen ein wenig zwischen den Stühlen. Sollten sie den Auftrag des Feenfürsten durchführen und Ortrud – beziehungsweise Barova – vertreiben, oder den Feenfürsten irgendwie dazu bekommen, wieder mit der Nymphe zusammenzukommen. Doch was hätte die Hexe davon?
Schließlich kam Ortrud zurück und gab ihnen ein paar Eisenspäne, die sie notfalls nutzen könnten, um den Feenfürsten zu überzeugen, denn Feen würden durch Eisen geschwächt werden. Die Gruppe gab vor, ihrer Aufgabe zu folgen und machte sich von der Hütte zum Palast des Feenfürsten.
Dort streunte der Feenfürst gerade über den leeren Markptplatz vor dem Palast und war froh, die Helden wiederzusehen. Was ihm Alya, Alderich und Nandus berichteten, machten ihn jedoch besorgt. Vor allem die Erwähnung von Baba Yaga machte dem Fürst regelrecht Angst und er bat sie nochmals eindringlich, die Hexe aus dem Feenwald zu vertreiben. Die Gruppe willigte ein, aber vor allem Alya appellierte an den Fürsten, sich mit der Nymphe auszusöhnen. Tatsächlich ließ sich der Fürst überzeugen, mit ihr zu sprechen. Während die Abenteurer also zurück zur Hexenhütte gingen, machte sich der Fürst zum Nymphensee.
Eine Hexe weniger, eine Heldentat mehrBald darauf kamen Nandus, Alderich und Alya zusammen mit Luitgard zur Hütte zurück. Dort wartete bereits Ortrud auf sie. Die Helden offenbarten Ortrud, dass sie sich alle sehr gut mit dem Feenfürsten verstanden. Das machte die Hexe ganz wütend und sie fing an, grün anzulaufen, und mit ihren krallenartigen Händen nach den Abenteurern zu schnappen. Alderich reagierte jedoch blitzschnell und stach mit seiner Lanze in ihren Bauch. Auch Nandus ging zum Kampf über und stieß mit seinem Stab zu, was der Hexe den Rest gab. Ihre Leiche zerbröselte und verflog in einer grünen Staubwolke. Ebenso gingen die Pilze an der Lichtung ein.
Die Gruppe durchsuchte die Hexenhütte und fand einen außergewöhnlichen, irisierend schimmernden Dolch. Dieser fing plötzlich an, in den Farben des Regenbogens zu schillern und kurze Zeit später bemerkten sie, dass der Fürst auf der Lichtung stand. Er war aber nicht alleine. Er hatte eine Elfenfrau in seinen Armen, die die Gesichtszüge der Nymphe trug. Und tatsächlich: Der Fürst und die Nymphe hatten sich ausgesöhnt und waren wieder ein Paar. Der Fürst war den Helden sehr dankbar und holte einen kleinen Kasten hervor. Aus diesem entnahm er den riesigen Hut für Nandus, den Mantel für Alderich und den Zauberstab für Alya. Auch Luitgard bekam etwas: Er erhielt wunderschön gearbeitete Kleidung bestehend aus einem weißen Hemd, einer Hose und einem Gürtel, sowie schwarzen Lederstiefeln. Dann bat der Fürst die Gruppe, die Hüttentür zu schließen und wieder zu öffnen. Dahinter befand sich tatsächlich der Dorfplatz.
Alderich, Alya, Nandus und Luitgard verabschiedeten sich vom Fürsten und seiner Frau und kehrten nach Holten zurück.
Das Abenteuer baute ich aus den Ergebnissen der Zufallstabellen des Abenteuers aus dem Grundregelwerk sowie meiner eigenen Konzeption einer möglichen Antagonistin. Wer weiß; vielleicht habe ich damit ein paar erste Hinweise auf mögliche Kampagnenantagonisten gegeben?
Wir haben wieder knapp 3 Stunden gespielt, in denen die folgenden Sprüche entstanden sind:
Alderich möchte ein Diebeswerkzeug mit Dietrichen kaufen und wird von Nandus darauf hingewiesen, dass das ja nicht gerade ritterlich sei.Alderich: „Weißt du, wie oft ich mich schon ausgeschlossen habe!?“
Nandus in bester Trump-Manier: „In letzter Zeit häufen sich sich hier die Vorfälle im Dorf und deswegen bin ich dafür, eine Mauer zu bauen.“
OT wies der Spieler darauf, dass das Spiel ja auch Beyond the Wall hieße. Nandus: „Träume nicht deine Träume, sondern leb dein Leben.“