Pen & Paper - Spielsysteme > Fate
Wie meta darf's denn sein? - Oder: Ist Fate ein Theorie-Schwafel-Spiel?
Hell van Sing:
--- Zitat von: Boba Fett (away) am 10.06.2019 | 21:15 ---Ein Problem (vielleicht) dabei: Ein Spieler, der die Metaebene auszelebriert, reicht aus, um alle anderen zu stören und bei Fate kann man das schlecht als „gehört nicht zum Spiel“ als unerwünscht „verbieten“.
--- Ende Zitat ---
Das "vielleicht" ist es - denn dieser Spieler wäre jetzt bei anderen Systemen der, der beispielsweise, überspitzt formuliert, das achte Zusatzbuch mit den Regeln für den berittenen Unterwasserkampf hervorkramt. Einzelne, diskussionsfreudige Spieler wird es immer geben, davor ist man nie gefeit, die Frage ist nur, inwiefern man das zulässt. Bei Fate wären das die üblichen, überall geltenden zwei
Regeln:
1. Die SL hat das letzte Wort.
2. "Jetzt komm mal zum Punkt, wir haben noch was zu tun!" + Regel 1
3. (Bonus) Gruppenkonsens. Wie metalastig will die Gruppe spielen? Passt dieser Spieler dann in die Gruppe? Alles weitere führt dann OT, denn wie in jedem System gilt: Die Gruppe muss sich einig sein, was sie spielen und wie.
Isegrim:
--- Zitat von: Caranthir am 10.06.2019 | 21:07 ---Auch klar ist aber, dass die Regeln nicht schlecht sein müssen, nur weil manche Runden nicht damit zurecht kommen.
--- Ende Zitat ---
Das ist sicher richtig. Es gibt halt keine Regeln, die so gut sind, dass sie alle zufrieden stellen. Klappt beim Doppelkopf ja auch nicht... ;)
Achamanian:
Interessant, mir ist kürzlich bei einem Blick in ein klassisches System aufgefallen, was mir an Fate im Vergleich dazu immer so schön elegant vorkommt: In Fate (nicht aber in Turbo-Fate) ist eigentlich noch nichts gefüllt, Aspekte und Skills sind alles leere Slots, das konkreteste, was es gibt, sind die Stressleisten.
Das bedeutet natürlich auch, dass man den Schritt des Füllens mit Inhalten selber gehen muss, was sich schon mal ein bisschen wie ein Meta-Spiel anfühlt - das hat man bei der Charaktererschaffung zwar in jedem System, aber Fate geht da noch mal eine Stufe höher.
Daran störe ich mich eigentlich nicht so sehr - wobei ich es allerdings inzwischen auch wieder sehr schätze, vom System einfach was vorgesetzt zu bekommen und zu gucken, was ich daraus mache.
Was mir bei Fate immer Schwierigkeiten bereitet, ist die hohe gegenseitige Durchdringung von Regeln und Spiel. Auch das ist für mich der Theorie nach ein Feature, aber in der Praxis war's bisher immer ein Bug, weil sich das Spiel für mich dadurch irgendwie "Buchhalterisch" anfühlt - alle relevanten Angelegenheiten werden vom Spiel mit einer übergreifenden Ökonomie (Fate-Punkte) begleitet, die es im Blick zu halten gilt. Man bekommt leicht das Gefühl, dass nicht einfach mal was aus der Fiktion heraus passieren kann und darf, ohne, dass das entweder durch die Regeln angestoßen wird oder in den Regeln Konsequenzen hat (z.B. als Reizen=Fate-Punkt).
Die meisten nicht allzu regelschweren klassischen Systeme (oder auch die meisten pbtA-Systeme) taugen einfach besser dazu, Regeln nur punktuell dann anzuwenden, wenn man sie braucht.
First Orko:
--- Zitat von: Boba Fett (away) am 10.06.2019 | 21:15 ---Die Metahaftigkeit von Fate stört mich nur bedingt. (Ich habe ein ganz anderes Problem mit Fate, das wäre aber OT)
Mich stört auch bei anderen Rollenspielen der Wechsel in die Metaebene nicht sonderlich (Battlemap-Rollenspiele sind ja auch eher metalastig).
Grundsätzlich: Fate ist so meta, wie die Spieler es spielen.
Ein Problem (vielleicht) dabei: Ein Spieler, der die Metaebene auszelebriert, reicht aus, um alle anderen zu stören und bei Fate kann man das schlecht als „gehört nicht zum Spiel“ als unerwünscht „verbieten“.
--- Ende Zitat ---
Ich kann das so unterschreiben, möchte aber noch ergänzen: Selbst wer Fate sehr meta spielt (also immer mit Blick auf FP-Ökonomie, Min-Maxing der Aspekte, Absprache vor Konflikten etc) trägt, sobald er würfelt, narrativ zwangsläufig zum Spiel bei (Aspekt, Vorteil).
Damit kann ich als Mitspieler dann arbeiten.
Der bereits erwähnte Regelexperte beim klassischen System hält das Spiel schlimmstenfalls für alle auf, weil er einen Spezialfall (der nur ihn etwas nützt) erstmal mit der SL ausdiskutiert.
Aber gut, das sind jetzt alles so Grenzfälle, über die wir jetzt lange debatieren können. Wichtig ist doch nur, dass die Gruppe den Metaanteil findet, der allen am Tisch Spass macht. Und das unterscheidet Fate von keinem anderen System.
Caranthir:
--- Zitat von: Isegrim am 10.06.2019 | 18:09 ---Weil sie als Spieler nicht die Rolle des SL haben wollen, der in anderen Rollenspielen dafür zuständig ist, die Ansagen der Spieler in Regeln zu fassen.
--- Ende Zitat ---
Die Rolle des SLs ist vielleicht schon ein bisschen zu viel. Aber mehr Mitspracherecht und die Möglichkeit, die Story aktiv mitzugestalten auch über die Regeln sind schon eine Grundvoraussetzung bei Fate. Man kann es auch anders spielen, dann müsste man aber vieles weglassen. Aber mal ganz dumm gefragt: Wenn das die Spieler nicht wollen, warum spielt ihr dann Fate? Ich suche mir doch auch nicht ein gehyptes System, von dem ich weiß, dass es nichts für mich ist, und wundere mich dann, dass es nicht klappt. Das ist jetzt nicht bös gemeint, einfach eine Frage aus Interesse. Fate muss wie gesagt nicht für jeden sein.
--- Zitat ---Ich sehe den Sinn nicht, jetzt plötzlich mit Unsicherheit und "Macht doch einfach klar Ansagen!" zu kommen, sry.
--- Ende Zitat ---
Das hat mit Unsicherheit nichts zu tun. Ich habe Fate mit Rollenspielneulingen gespielt und das hat super funktioniert. Die haben einfach beschrieben, was ihr Charakter macht und ich habe das in Regeln gegossen. Wenn jetzt ein Wurf vergeigt wurde, habe ich einfach nachgefragt: "Bist du nicht Rapunzel mit den langen Haaren? Die könnten dir hier doch helfen" Gib mir mal einen Fatepunkt, du darfst nochmal würfeln."
Wenn man sich darauf einlässt geht das schon. Im Prinzip ist das die Umsetzung der Goldenen Regel. Das Schöne ist ja, bei Fate müssen die Spieler an sich keine Regeln kennen. Sie wissen natürlich, wie sie würfeln und dass sie da ein paar Stunts auf dem Charakterblatt stehen haben. Aber sonst? Die vier Aktionen kommen rein aus der Beschreibung, was man gerade macht. Der Taktiker wird versuchen, das beste rauszuholen. Rollenspielanfänger beschreiben einfach und haben genau so viel Spaß.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln