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Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel

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ArneBab:

--- Zitat von: TaintedMirror am 26.06.2019 | 23:05 ---Wie hast du darauf reagiert? den Film ausgeschaltet?

--- Ende Zitat ---
Erstmal gewürgt und darum gekämpft, mich nicht zu erbrechen.
Dann eine Pause gemacht und danach weitergeschaut.

Es war ein Beitrag über den Bürgerkrieg in Syrien und damit als reales Geschehen sehr nah. Aber ich denke, das hätte auch im Spiel passieren können, und ich wäre wahrscheinlich erstmal eine halbe Minute lang nicht in der Lage gewesen, das zu artikulieren. Ich kann mir vorstellen, dass das für mich übel hätte werden können, wenn währenddessen Leute weitergemacht hätten. Das kann ich allerdings nicht sicher sagen.

TaintedMirror:
Aus deimer Beschreibung entnehme ich, dass eine X-Card in dem Fall das Falsche wäre. Du hast eine Pause aktiv gesucht und dich dann weiter mit dem Thema beschäftigt. Zumal war der treibende Faktor anscheinen Ekel. Wohl kombiniert aus dem Fakt, dass dort ein Kind verletzt wurde und der Art der Verletzung (Splitter unter Haut ist schon ekelig). Ist auch interessant, da wir bisher immer nur über Ängste, Traurigkeit und Trauma hier sprachen, aber noch nie über Ekel. Denke, dass in solchen Situationen aber das gute alte pausieren, ansprechen und erklären mehr bringt, als der Effekt der X-Card. Gerade bei sowas ists ja nicht schlimm, mal kurz neu zu überlegen. Ekel ist ein unangenehmes Gefühl und hat auch bei vielen Leuten nen "Trigger". Ich würde auch etwas Ekel empfinden, wenn jemand bildloch beschreibt, wie Fäkalien gegessen werden oder wie eine Augenoperation durchgeführt wird.

Roach:
... Und dann hätte auch meine Liste mit möglichen Triggerthemen, die ich bei Cthulhu-Abenteuern verwende, wenn ich bei Einzelthemen Bedenken habe, wahrscheinlich auch nicht geholfen, obwohl „Gewalt gegen Kinder“ ziemlich weit oben in der Liste steht. Das Problem bei meiner Liste ist ja, dass man mögliche Triggerthemen für einen selbst ankreuzt, da die Themen sowieso nie alle in einem einzelnen Abenteuer gemeinsam vorkommen – wenn man da aber „plötzlich“ eine Empfindlichkeit entwickelt, so wie Arne, wird man sich dessen ja erst bewusst, wenn man das erste Mal tatsächlich getriggert wird.

Issi:
Hier wird der Begriff " Triggern" schon benutzt, wenn etwas Aktuelles (in Film und Bild)plötzlich Unwohlsein auslöst.

Jeder der einen Film schaut (Horror,  Reportage, whatever )und der davon mitgenommen wird, gilt als getriggert?

Mir geht es recht häufig so, dass ich schlimme Gewalt im Film nicht sehen kann. Es schlicht nicht aushalte. Aber  als" getriggert " würde  ich mich  deshalb nicht bezeichnen . Sondern eher als "stark bewegt,  stark mitgenommen ."

Ich kann zwar sagen: Etwas im Film hat starkes Unwohlsein ausgelöst. Aber ich hatte deshalb noch keinen Flashback, der mein Trauma aktiviert.
Oder wurde dadurch traumatisiert.

Kurz - man findet etwas, was man gesehen hat,  sehr schlimm, ist tief berührt, und muss das verarbeiten.
Aber es ist deshalb noch kein Trauma.

Hinzukommt, dass man beim Rollenspiel, im Gegensatz zum Film keine Bilder sieht.
D. h. man sieht schon Bilder. Aber es sind innere Bilder. Und das Gehirn hat da idR. nochmal einen Schutzfilter eingebaut.
Ähnlich wie beim Lesen.
Sie sind nicht ganz so klar,  nicht ganz so genau. Sich davon zu  distanzieren  geht mMn. leichter.


Edit.
Das Kopfkino, das eine fiktive Situation zeigt, ist mMn.  eine andere Nummer, als echtes Kino, das eine reale Situation zeigt (bei Dokumentationen z. B. )
Die Identifikation mit echtem Leid, in echten Bildern, von einer echten Welt, würde ich als stärker einstufen.

TaintedMirror:
Wie gesagt, ist der Begriff Trigger nicht traumaspezifisch und wird breit verwendet. In der allgemeinen Psychopathologie oder auch in verhaltenstherapeutischen Analysen wird "Trigger" teils für jegliche auslösende Situationen oder Gefühlsauslöser verwendet. Zwangsgestörte haben zum Beispiel "Trigger", die ein Zwangsverhalten bedingen. Bei pschogenen Anfällen gibt es "Trigger" und noch weiter in die Medizin hinein gibts den Begriff "Trigger" auch in der Somatik. Der Begriff ist unspetigisch und nichtssagend, wenn du vorher deinen Rahmen nicht klar definiert hast. Das ist übrigens auch ein Problem bei der Beschreibung der X-Card. Da wurde nichts definiert und somit sehr vage gehalten.

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