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Sicherheitstechniken im/fürs Rollenspiel

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Issi:

--- Zitat von: hassran am  8.07.2019 | 12:34 ---Das ist allerdings eine Interpretation der X-Card, die in meiner Wahrnehmung von einer lautstarken aber numerischen Minderheit gefordert wird(falls überhaupt 

--- Ende Zitat ---
Yepp, davon gehe ich aus.

In der Original Beschreibung muss der SL meines Wissens vom Spieler erfahren, welcher Inhalt problematisch ist.

Insofern soll die X Card die Kommunikation für Spieler erleichtern aber es macht sie nicht automatisch unnötig.

unicum:

--- Zitat von: Darius der Duellant am  8.07.2019 | 12:18 ---Ich wollte Issi Mal ein Lob aussprechen.

--- Ende Zitat ---

+1


--- Zitat von: ArneBab am  8.07.2019 | 01:54 ---
Das hier klingt für mich aber nach "Wer traumatisiert ist, hat draußen zu bleiben":Das ist aus meiner Sicht eine sehr brutale Reaktion. Wobei für mich ein Ausschluss aus einer Gruppe auch heftig ist.


--- Ende Zitat ---

Der Aussschluss aus einer Gemeinschaft ist/hat/hatte immer etwas brutales - andererseitz ist doch die Traumatisierung das eigentlich brutale.

Aus der Philosophie/Soziologie kenne ich aber auch das Kommunikationsabbruch also das "Ich rede nicht mit dir" auch ein Ausschluss ist. Ich könnte hier nun noch weiter aushohlen aber es sei soviel gesagt das viel damit anfing/anfängt "mit denen redet man nicht" (denen= Juden, Zigeuner, Dunkelhäutige, AFD-Sympatisanten (JA auch DIE), etc pp) das wird dann auch schnell eine "beiderseitige Sache" - und nein ich will das hier nicht weiter aushohlen. Also ja - auf eine gewisse Art und Weise ist Nichtkommunikation auch "brutal".

Wer zu sehr traumatisiert ist der sollte gegebenenfalls nicht spielen - man beachte das dies sich zwar hart ist, aber bei anderen Dingen durchaus die Regel ist. Also wer eine Clorallergie hat sollte nicht unbedingt in öffentliche Schwimmbäder gehen, mit einer starken Blutung geht man auch zum Arzt - aber eine Traumatisierung - über die man ggf. nicht mal sprechen kann - soll man selbst behandeln oder sie sich von der Gesellschaft behandeln lassen?

btw: ich kenne einige stark Traumatisierte Menschen, ganz früher aus WWII, früher aus "Jugoslawien", heute aus Syrien und einige hier aus D welche "Opfer" von Verbrechen geworden sind (Niedergeschlagen, Vergwaltigung) - der ein oder andere war/ist vieleicht in Behandlung (darüber spricht man aber nicht).
Einige davon machen auch Rollenspiel, andere nicht. Manche sprechen darüber - die meisten nicht, aber selbst diese Gruppe sagt kurz etwas dazu - dann weis man (in etwa) woran man ist.

Mir ist an der Stelle schon klar das es hauptsächlich um die Gruppe geht welche - aus welchen gründen auch immer - den Mund nicht aufbekommen.
Natürlich haben die das (nicht den Mund aufzubekommen) nicht zu vertreten aber ich denke mit so etwas (wenn das Problem schwerwiegend ist, die Trigger häufig vorkommen oder die Sympthome schwer sind) sollte man sich gegebenenfalls mal professionelle Hilfe suchen.

Ich kenne Spieler mit denen ich nicht gerne zusammenspiele und Spieler mit denen ich nie (wieder) zusammenspielen werde. Da würde mir weder eine X-Card noch sonst etwas helfen. Da ist die einzige Sicherheitstechnik die funktioniert: "Wenn der mitspielt - spiele ich nicht mit." (Und das wo eine meiner Grundsätzlichen Regeln ist: Jeder hat eine zweite oder sogar dritte Chance)

Und schlussendlich -  Der SL ist nicht der Psyciater der Spieler.

Grimtooth's Little Sister:
Natürlich ist der SL in der Regel nicht der Therapeut der Gruppe. Allerdings kann RPG auch Therapie sein - spätestens seit ein früherer Spieler von mir das Stottern dank RPG (fast) komplett losgeworden ist, ist mir das sehr klar - und wer absolut keinen Bock drauf hat anderen auch mal entgegenzukommen und eine sichere Gruppe zu gewährleisten, der sollte es mit dem Leiten lieber lassen.

Ansonsten ist es eben auch meiner Meinung nach immer erst mal die Verantwortung des Spielers, zu wissen, was vertragen wird uns was nicht. Ein Problem ist das ja aber tatsächlich eher bei One Shots.

Issi:

--- Zitat von: Grimtooth's Little Sister am  8.07.2019 | 16:54 ---Natürlich ist der SL in der Regel nicht der Therapeut der Gruppe. Allerdings kann RPG auch Therapie sein - spätestens seit ein früherer Spieler von mir das Stottern dank RPG (fast) komplett losgeworden ist,

--- Ende Zitat ---
Glaube ich Dir sofort.
Ich hatte auch schon jmd am Tisch, der sich frisch aus dem dreimonatigen Koma erwacht, mit massiven Sprach und Gedächtnis Problemen, wieder gesund gespielt hat.
Plus vollständige Wiederherstellung des Sprachvermögens.

Edit.
Denke, Rollenspiel ist ein unglaublich kreatives und  kommunikatives Spiel, und fördert ganz nebenbei, auf spielerische Art und Weise die Sprachfähigkeit.  :)

ArneBab:

--- Zitat von: unicum am  8.07.2019 | 14:58 ---Der Aussschluss aus einer Gemeinschaft ist/hat/hatte immer etwas brutales - andererseitz ist doch die Traumatisierung das eigentlich brutale.
--- Ende Zitat ---
Der Ausschluss ist an und für sich etwas brutales. Die Traumatisierung als Grund dafür zu nehmen, macht es doppelt schlimm.


--- Zitat ---Wer zu sehr traumatisiert ist der sollte gegebenenfalls nicht spielen

Natürlich haben die das (nicht den Mund aufzubekommen) nicht zu vertreten aber ich denke mit so etwas (wenn das Problem schwerwiegend ist, die Trigger häufig vorkommen oder die Sympthome schwer sind) sollte man sich gegebenenfalls mal professionelle Hilfe suchen.
--- Ende Zitat ---
Man sollte sich in dem Fall professionelle Hilfe suchen, ja.

Wenn alles zusammenkommt (das Problem schwerwiegend ist UND die Trigger häufig vorkommen), dann ist Spielen möglicherweise zu gefährlich oder eine zu große Belastung für die Gruppe.

Mein Problem hier in der Diskussion ist, dass sie absolut geführt wird. Ich habe wohl im Versuch, klar zu machen, dass ein Ausschluss in einer Krise gefährlich sein kann, dazu beigetragen. Das war nicht beabsichtigt: Ich habe damit scheinbar das Gegenteil von dem bewirkt, was ich bewirken wollte.

Ich persönlich fände es nicht OK, wenn häufig ohne Diskussion Szenen weggeschnitten würden. Deswegen aber Spielern die Möglichkeit wegzunehmen, niedrigschwellig wegzuschneiden fände ich falsch, denn solange es nicht ständig passiert, kann es helfen.

Jemanden auszuschließen, weil er oder sie nicht aussprechen kann, was gerade los ist, fände ich auch falsch. Rausschicken genauso.

Stell dir einfach vor, du wärst in der Situation, und du wärst gerade wirklich nicht in der Lage, darüber zu sprechen.

Stell dir vor, du würdest dir nur wünschen, dass jetzt was ganz normales weitergeht, bis du dich wieder gesammelt hast. Dann gehört vor die Tür zu gehen zu den schlimmsten Sachen, die du machen kannst, denn dann bist du alleine und das Problem läuft in deinem Kopf weiter.

Was ganz normales ist das, was im Spiel passiert, wenn nicht gerade das problematische Element dabei ist. Also dass das Spiel weitergeht.

Ich gehe nicht davon aus, dass das oft passiert. Wenn es oft passiert, kann das für die Gruppe unzumutbar sein.

Aber ich schnalle mich im Auto ja auch nicht an, weil ich oft einen Unfall habe. Vielmehr mache ich es, weil der Gurt im Fall eines Unfalls viel mehr nutzt als er zu allen anderen Zeiten zusammen stört.

Und genau so sehe ich Sicherheitstechniken auch: Als Rettungsnetz für eine Situation, von der ich hoffe, dass sie nicht kommt.

Ob die X-Card da die beste Technik ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist eine Pause besser, vielleicht auch eine "Szenenschnitt"-Karte. Vielleicht auch einfach eine "bitte jetzt ausblenden"-Karte. Oder etwas ganz anderes.

Darüber zu diskutieren, was wofür gut ist oder was wann am besten hilft und am wenigsten stört, finde ich spannend.

Dass aber allgemein gefordert wird, dass jemand, der akut ein Problem hat, das Problem gleich erklären oder aber die Gruppe verlassen muss, finde ich falsch.

Und da stehe ich zu meiner Aussage, dass das Leute fahrlässig in Gefahr bringt. Wir können hier differenzieren: Es ist nicht in jeder Situation eine Gefährdung, jemanden aus der Gruppe auszuschließen — wahrscheinlich in den meisten nicht. Und ständige Triggervermeidung ist der Gruppe meiner Ansicht nach nicht zuzumuten. Das sind aber alles Sachen, die nicht beim ersten Auftreten gemacht werden können. Daher muss die grundlegende Vorgehensweise sein, dass erstmal gemacht wird, was nötig ist, damit das akute Problem sich wieder legt. Es ist ein Notfall, und er muss gelöst werden.

Wenn das gut läuft, tritt der Notfall hoffentlich nicht wieder auf, z.B. weil der Spieler Spielabende zu bestimmten Themen vermeidet, oder weil er sich Hilfe holt, oder sogar, weil das Problem beim zweiten Mal weniger schlimm ist. Aber erstmal geht der Notfall vor.

--- Zitat ---Ich kenne Spieler mit denen ich nicht gerne zusammenspiele und Spieler mit denen ich nie (wieder) zusammenspielen werde. Da würde mir weder eine X-Card noch sonst etwas helfen. Da ist die einzige Sicherheitstechnik die funktioniert: "Wenn der mitspielt - spiele ich nicht mit." (Und das wo eine meiner Grundsätzlichen Regeln ist: Jeder hat eine zweite oder sogar dritte Chance)

--- Ende Zitat ---
Das geht mir auch so. Es gibt eine Person, mit der ich nicht wieder spielen würde. Die Folge einer für alle Beteiligten sehr unangenehmen Runde …

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