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Musikjournalismus und seine Leser

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tartex:
Für mich ist die Sache einfach: in gewisser Weise (und natürlich fies interpretiert) suche ich  vielleicht immer den Kick, den ich hatte, als ich als Jugendlicher das erste Mal Punk und Metal entdeckte: also dieses Auftreten einer Tür zu einem mir noch  unbekannten, riesigen Musikkosmos, den es zu erforschen gilt. Deshalb war es mir auch später nie genug es mir in einem Genre gemütlich zu machen. Und deshalb suche ich immer wieder den Reiz des unbekannten, der mich in grenzwertigere aber manchmal auch früher verachtete Geschmacksrichtungen treibt. 

Mein Bruder im Gegensatz dazu hat mit 14 oder 15 seinen Geschmack entdeckt und wollte die längste Zeit genau dort bleiben. Dabei haben wir eigentlich gleich angefangen.

Natürlich spielen da auch noch viele andere Faktoren rein, aber ich glaube die Unterscheidung ist da doch eine grundlegende.

Chiarina:
Du hast da auch immer mal wieder diese Do-it-yourself-Ästhetik, die mir auch sehr sympathisch ist.

nicht so geleckt,
stattdessen direkt!

(kleiner Refrain, nur für dich)

Fulko Aktienindex:

--- Zitat von: Crimson King am 28.11.2019 | 22:51 ---Haben die Musik studiert? Das ist es nämlich, worauf ich eigentlich abziele. Wenn du beispielsweise Chiarinas Ergüsse im Was hört ihr gerade-Thread liest, merkst du beispielsweise, dass da jemand genau weiß, worüber er schreibt.
--- Ende Zitat ---

Okay, ich verstehe, worauf Du hinaus willst. Nee, ich bin erst frisch in diesem Thread eingestiegen und habe Chiarinas Ergüsse nicht gelesen, sorry!

Was ich mich frage: Müssen Musikjournalisten Musik studiert haben, um eine Platte besprechen zu können? Meiner Meinung nach nicht bzw. den Anspruch habe ich nicht an Musik. Wenn ich Musiktheorie um die Ohren geklatscht haben möchte, gehe ich in den Proberaum einer meiner Ex-Band und versuche dem Geschnatter der Gitarristen zu folgen.  ;)

aminte:
Musikjournalismus wie die SPEX ihn betrieb, hatte und hat ja aus merheren Gründen irgendwann deutlich Probleme gehabt.
Zum einen der Niedergang von Print, der alle Erzeugnisse betrifft, aber sicher noch viel mehr die Verfügbarkeit von Musik.
Fürhertm war die Musikzeitschrift ja die einzige Möglichkeit, sich bei einer Kaufentscheidung etwas abzusichern, und nicht blind Platten oder CDs zu kaufen, was sich die meisten enthusiastischen Musik-Hörer, also junge Leute, Schüler, Azubis, Studenten eh nicht leisten konnten bei Preisen von DM 30,- für ein Album. Im Radio oder dem Feuilleton der bürgerlichen Presse kamen ja zudem auch keine Rezensionen zu zeitgenössischer Musik vor, allenfalls zu den Donauschinger Tagen für neue Musik, und das auch nur in der FAZ.

Heute gibt es einen Spotify-Familienaccount für 15€ im Monat, der die durchschnittliche Familie mit Musik versorgt. Wenn ich wissen will, wie das neue Album von Modeselektor, Metallica, XY ist, dann kann ich mir das ganz einfach anhören. Bzw. es wird mir sogar aktiv empfohlen, da ich dem Programm meinen Musikgeschmack dargestellt hab. Und damit ist der Bedarf für Kritiker einfach massiv gesunken.

Bei der Spex kommt noch hinzu, dass die Hipster der Generation X mittlerweile Familienväter oder Businessmenschen geworden sind, und schlicht keine Zeit, bzw. andere Prioritäten haben, als sich zehn Seiten Text über den Zusammenhang zwischen Bourdieus Elend der Welt und M.I.A.s Antikolonialismus zu geben. Sehe ich ja an mir selbst. Früher hab ich jeden Text von Felix Klopotek verschlungen, heute reichen mir die Besprechungen der Stadtrevue und Raum und Zeit auf 1live am Sonntag.

Mich wundert da eher, dass das im Metal-Bereich anscheinend doch etwas anders aussieht.

Chiarina:

--- Zitat von: aminte ---Heute gibt es einen Spotify-Familienaccount für 15€ im Monat, der die durchschnittliche Familie mit Musik versorgt. Wenn ich wissen will, wie das neue Album von Modeselektor, Metallica, XY ist, dann kann ich mir das ganz einfach anhören. Bzw. es wird mir sogar aktiv empfohlen, da ich dem Programm meinen Musikgeschmack dargestellt hab.
--- Ende Zitat ---

Damit einher geht natürlich auch das Problem, dass letztlich profitorientierte Algorithmen unsere heutige Musiklandschaft gestalten. Dem ohnehin schon lukrativen Mainstream wird dadurch noch zusätzlich der Rücken gestärkt. Aus dem Grund schaue ich auch immer mal wieder in irgendwelche unabhängigen Kritiken (...und habe keinen Spotify-Account).

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