R&M bricht eben radikal mit der ungeschriebenen Regel der Unterhaltungsmedien: "Und am Ende gewinnt das Gute" (das ist es ja, was der Rezensent aus Renegade Cut wohl gerne von der Serie hätte)
Das ist ein ziemlich großer Strohmann (nicht nur im Bezug auf Unterhaltungsmedien - wo es ziemlich viele Bespiele gibt, wo der "Gute" nicht gewinnt - sondern auch im Bezug auf das Video). Speziell geht es mir nicht darum, dass Rick nur gewinnt – Framing ist unabhängig vom Erfolg oder Misserfolg des Protagonisten.
Bestes Beispiel dafür ist Tyrion Lannister: dieser ist (zumindest in den Büchern) ein ziemlicher Versager, der so gut wie keine der Intrigen in seinem unmittelbaren Umfeld durchschaut und immer wieder (durch eigene Schuld) auf die Fresse bekommt. Trotzdem gibt es viele Fans der Bücher, welche in Tyrion den intelligentesten Charakter der Saga sehen und felsenfest überzeugt sind, dass dieser am Ende das Spiel der Throne gewinnen werde (trotz mannigfaltiger Evidenz für das Gegenteil).
Das hängt mit Framing zusammen: Tyrions Erfolge werden in seinen Kapiteln besonders herausgestellt, während seine Niederlagen als Resultat der Umstände (er spielt mit einem Handicap und die ganze Welt will ihm ans Leder) heruntergespielt werden. Das passt zur Erzählung, da die Kapitel in der ersten Person verfasst sind und wir auf diese Weise den Gedankenprozess der Figur nachvollziehen können – einer Figur, welche zu massiver Selbstüberschätzung neigt und sich von der gesamten Welt verfolgt glaubt.
George Martin trifft mit dem Kapitel eine Aussage darüber, wie die Figur sich selbst sieht – einige Fans missverstehen das als eine Aussage darüber, wie die Figur (und zu einem gewissen Teil auch die Welt, in der sich diese bewegt) wirklich ist.
Problematischer wird das Ganze, wenn die Erzählung nicht in der ersten Person verfasst ist (was bei Fernsehserien ohnehin selten ist, auch wenn ich solche Serien wie „House of Cards“ als ziemlich nah an der first person narrative betrachten würde): hier trifft der Verfasser nämlich durchaus eine Aussage über die Beschaffenheit der Welt, einfach indem er sich auf einen bestimmten Fokus festlegt und die Dinge in einer bestimmten Weise darstellt.
Und dabei kommen dann Sachen wie „Pickle Rick“ (furchtbare Episode) raus, welche sich bestenfalls noch ein Feigenblatt leiser Zwischentöne leisten, dass Rick möglicherweise doch gar nichts erreicht hätte, nachdem sie mehr als 20 Minuten die Handlung so geframed haben, dass er eben doch rockt.
So läuft aber dummerweise die Welt nicht. Ich meine, schaut euch doch nur einmal um. "R&M" ist gerade deshalb eine so gute Serie, weil sie eben aufzeigt, dass die Arschlöcher irgendwie doch immer gewinnen. Dass Intelligenz nicht unbedingt mit Vernunft oder Menschlichkeit einhergehen muss. Das lässt sich auf allen politischen Schlachtfeldern der Welt beobachten.
Das ist eine ziemlich…naive Aussage. Medien, wo „irgendwie die Arschlöcher gewinnen“ sind erstmal wertlos, wenn der Verfasser keine Intention dahinter hat, welche über „ich will zeigen, wie böse die Welt ist“ hinausgeht. Schön, sage ich zu Dan Harmon, dann zeig es uns – aber mit einer klaren Aussage worum es dir geht und nicht mit diesem Edgelord-Bullshit, der in jeder Folge noch endkrasseres (und sich in den Aussagen widersprechendes) Arschloch-Verhalten auffährt, um zu zeigen, wie toll du die Bosheit der Welt doch verstanden hast (womit du imo eher das Gegenteil beweist, aber das sind nur my 2c)
Oder, um es mit der Unterhaltung zwischen Christopher Walken und Colin Farrell aus dem großartigen Film „7 Psychos“ zu sagen:
Hans: Marty, I've been reading your movie. Your women characters are awful. None of them have anything to say for themselves. And most of them get either shot or stabbed to death within five minutes. And the ones that don't probably will later on.
Marty: Well, it's a hard world for women. I guess that's what I'm trying to say.
Hans:Yeah, it's a hard world for women, but most of the ones I know can string a sentence together.
Dem ist nichts hinzuzufügen.