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Reading Challenge 2020

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Weltengeist:
Meine Statistik (immerhin seit 1998 geführt) ist da leider auch eher ernüchternd: Gerade mal 13,6% aller Bücher waren von Frauen geschrieben. Klar, ein Teil des Bias rührt daher, dass Frauen u.a. in der Science Fiction erschreckend unterrepräsentiert sind, und ein anderer daher, dass ich einige wirklich vielgelesene Lieblingsautoren habe (Pratchett, Aaronovitch,...), die ausnahmslos Männer sind. Aber das erklärt längst nicht alles... :-[

Aber wenigstens stammt einer meiner erklären Lieblingsromane von einer Frau: "Unterleuten" von Juli Zeh.

Huhn:
Ich habe meine Goodreads-Liste ausgewertet, die ich seit 2017 führe + meine Liste der gelesenen Bücher in der Reading Challenge 2016. Kommt heraus: 35 von 106 aufgeführten Büchern sind von Frauen geschrieben worden, das entspricht etwa 33 %. Das führe ich aber tatsächlich auf meine Lesegewohnheiten zurück: Ich habe im Gegensatz zu euch beiden recht viele Kinderbücher und Schmonzetten/Romanzen gelesen und da scheint mir der Anteil an Autorinnen einfach höher zu sein. Ansonsten lese ich auch ganz gerne Bücher mit weiblichen Hauptfiguren und auch da ist der Anteil an Autorinnen gefühlt etwas höher - zumindest wenn man keine Lust auf schlecht geschriebene pseudoemanzipierte Zimtzicken hat.

Was in der Auswertung etwas mehr Arbeit machen würde, weil man es halt nicht einfach am Namen sieht, wäre, mal zu gucken, wie viele Bücher von People of Colour oder auch von Menschen mit Behinderung oder so ich gelesen habe. Ich glaube, da sieht der Anteil bei mir deutlich trauriger aus und vielleicht wäre das für mich mal ne schöne Challenge.  Auf der anderen Seite lese ich halt ungerne Bücher, bloß um sie für eine Challenge gelesen zu haben. Insbesondere diese Dinger, die ich in der Schule immer als "Problembücher" bezeichnet habe, mag ich gar nicht - ihr wisst schon, diese Bücher, in denen es darum geht, dass so alltägliche Leute ein schlimmes Problem haben (meistens Diskriminierung, (psychische) Krankheit, Todesfälle, Sucht oder so). Der grausame Alltag in grauen Blöcken. Brrr. Die Herausforderung wäre dann also, Bücher aus Genre zu finden, die ich gerne lesen möchte und die von entsprechenden Personen verfasst wurden. Oder alternativ vielleicht, die entsprechende Personen als Hauptfiguren in den Fokus der Story rücken. Hmm. :think: Zum Glück gibt es ja für alles auf Goodreads Listen.  ;D

Weltengeist:
Ich gebe zu, dass es mich auch gar nicht sooo sehr interessiert, welchen Hintergrund nun die Leute haben, die einen Roman geschrieben haben. Ich lese beispielsweise gerade "Tschick" von Wolfgang Herrndorf. Als der Roman erschien, hatte Herrndorf bereits den Gehirntumor, an dessen Folgen er dann 3 Jahre später letztlich auch gestorben ist. Macht das jetzt daraus einen Roman von einem chronisch Kranken? Ich denke nicht, denn thematisch spielt das da nicht rein.

Mich interessiert eigentlich nur, um was es in dem Roman geht. Also nicht: "Lese ich einen Roman von einem Autor afroamerikanischer Abstammung?", sondern "Lese ich einen Roman, in dem ich etwas über das Leben von jemandem mit afroamerikanischer Abstammung lernen kann?". Dass ich die erste Frage mit "ja" beantworten kann, heißt ja (zum Glück) noch lange nicht, dass auch Frage 2 mit "ja" zu beantworten ist - auch Autoren, die aus einer Minderheit stammen, sind ja nicht verpflichtet, nur Romane zu schreiben, die ihren eigenen Hintergrund oder ihre spezielle Sozialisierung thematisieren.

Überspitzt gesagt: Wenn ich meinen "weibliche Autoren"-Counter hochpushe, indem ich alle Harry-Potter-Bücher lese, habe ich immer noch nicht sonderlich viel über die Rolle der Frau in der Gesellschaft oder die weibliche Perspektive auf Fantasy gelernt ;).

Sashael:
Dafür wären Marion Zimmer-Bradley und Ursula K. Le Guin auch deutlich besser geeignet. ;)

Weltengeist:
Ansonsten bin ich aber bei Huhn. 80% meiner Belletristik-Bücher sind eskapistisch (von denen, die es nicht sind, kriege ich gerne mal schlechte Träume; zuletzt Kate Elisabeth Russell - My Dark Vanessa... brrrr!). Und bei den eskapistischen Büchern spielt es meist keine Rolle, wer sie geschrieben hat - wenn ich beispielsweise bei "Die Starfarer-Verschwörung" und bei "Darkship Thieves" den Autorennamen abdecke, bin ich mir sicher, dass mir niemand sagen kann, welcher dieser SciFi-Romane mit weiblicher Mary-Sue-Protagonistin von einem Mann und welcher von einer Frau geschrieben wurde...

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