Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2020
Menthir:
#42
John Scalzi - Old Man's War
Mein zweites Scalzi-Buch dieses Jahr. Ich habe es einfach aufgrund des Titels gelesen, aber es hat mich dadurch etwas überrascht.
Insgesamt ein ziemliches schnelles Buch, welches kein Geheimnis daraus macht, dass es sich zu einer Reihe ausweiten würde.
Der Charakter ist aber spannend, Scalzi schreibt sehr kohärent und immer ein wenig tongue-in-cheek, sodass sich das Buch gut weglesen lässt; und es ist ausreichend selbstreflektierend.
Besonders schön, dass die genmodifizierten Soldatenmenschen die Farbe der alte Soldatenspielzeuge haben. Ansonsten bietet es so ziemlich die klassischen Themen von Military Sci-Fi ab.
Es hat mich ausreichend unterhalten und ist gut geschrieben, sodass ich sicher auch noch weitere Teile der Serie lesen werde.
8 von 10 Punkte
#43
John Williams - Butcher's Crossing
Wow!
Es ist ein ruhiges Buch, ein Abenteuerbuch, ein Buch über einen jungen Akademiker, der sich in der Natur sucht, aber nur seine Verrohung findet.
Exzellent erzählt, in einem sehr naturalistischen Stil, folgt dieses Buch dem Protagonisten in einem Wild-West-Szenario zu einer Jagd auf Büffel.
Sehr eindrückliche Bilder, ein wunderbares Erzähltempo, und es wirkt eben wenig konstruiert, sondern sehr menschlich. Es spielt mit der Erwartung des Lesers, was die Charaktere tun werden, und dann wieder doch immer wieder die große Natur zum eigentlichen Handlungstreiber, wie die Natur auch selbst Opfer des Ganzen ist.
Eine große Leseempfehlung!
9 von 10 Punkte
Menthir:
#44
Otto Borst - Alltagsleben im Mittelalter
Das Buch ist einerseits leicht zu lesen, weil es sehr von dem Enthusiasmus seines Autoren getrieben ist, andererseits aber auch schwer, weil Herr Borst gefühlt ohne Punkt und Komma vom Alltagsleben des Mittelaltermenschen schreibt.
Es ist eine oberflächliche, überblickhafte und dadurch recht gelungene Unternehmung, die der Autor unternommen hat. Er nähert sich kulturgeschichtlich durch Bildnisse, Literatur, durch Gesang und liturgische Einwürfe und versucht auf die Art und Weise den Mittelaltermenschen selbst zur Sprache kommen zu lassen. Das gelingt ihm auch gut.
Wissenschaftlich ist das Buch nur schwer zu gebrauchen, da es recht unsortiert ist. Zwar gibt es übergeordnete Kapitel, aber unter den Überschriften sind dann immer 30-50 Seiten ohne trennende Absätze und thematische Trennungen durchgeschrieben, zudem gibt es hier und da Doppelungen, die im Gesamtzusammenhang Sinn ergeben, allerdings das zielgerichtete Lesen des Buches erschweren. Ein kleines Glossar am Ende versucht das zu leisten.
Zudem gibt es keine direkten Quellenangaben.
Borsts Vorstoß ist hier aber auch nicht die wissenschaftliche Nutzung, so deutlich das Buch auch einen wissenschaftlichen Hintergrund hat, sondern er möchte seine Faszination für das Mittelalter vermitteln. Und so streift er auf etwas mehr als 600 Seiten durch die Welt des Mittelalters und stellt es vor allem - und da gebührt ihm einiger Verdienst - differenziert und breit, komplex und doch verständlich dar.
Es ist ein Buch, welches einem den mittelalterlichen Menschen letztlich interessanter macht. Das ist auch das Ziel des Buches. Und für diesen Zweck ist es empfehlenswert.
Wer schon gewisse Vorkenntnisse hat, wird das Buch allerdings auch mit Gewinn lesen können, auch wenn er die Arbeit daran selbst übernehmen muss.
In manchen Belangen hätte es konsequenter sein dürfen, denn Borst neigt zur Kritik an anderen Wissenschaftlern zum Thema (bspw. ist er kritisch über die Einlassungen von Jacques le Goff), vertieft diese allerdings nicht genügend. Außerdem ist das Buch durch eine gewisse Modernitätsskepsis des Autors durchzogen, die sicher nicht gänzlich unangebracht ist, über die man aber hier und da hinweglesen muss.
Insgesamt kann die Lektüre empfohlen werden.
8 von 10 Punkte.
Sindaja:
66. Lisa Goldstein: Dark Cities Underground
Gut lesbarer Fantasy-Roman in einem urbanen Setting. Eher für Erwachsene. Mit Bezug zu ägyptischer und christlicher Mythologie. Ich fand die Protagonisten aber wenig überzeugend. Nicht schlecht, aber das „Besondere“ fehlte mir. Nettes Detail – Christopher Tolkien wird erwähnt :-)
67. Charles Dickens: David Copperfield (GK 7: Anerkannter Klassiker der Weltliteratur)
Der Dickens'sche Bildungsroman, den ich noch nicht gelesen hatte. Liest sich auf jeden Fall unterhaltsamer als Wilhelm Meister. Interessant generell die Darstellung von einfachen Leuten, Bürgertum und (niederem) Adel. Manche Teile hatten ihre Längen, aber insgesamt liest sich Dickens doch auch wegen seines Humors recht gut. Mein Lieblingscharakter ist irgendwie Tante Trottwood.
68. Astrid Lindgren: Mio mein Mio
Auch wieder ein Buch aus meinem abendlichen Vorlesen, aber weil es ein Klassiker ist, den ich noch nicht gelesen habe und ausreichend Worte hat, nehme ich ihn hier mit auf. Sprachlich kunstvoll-formelhaft. Aber irgendwie ging mir das ewige „Mein Vater, der König“ ein bißchen auf die Nerven. Ansonsten schon einerseits schön, andererseits deprimierend. Die Fantasiewelt wirkte auf mich in der Art wie es erzählt war wie eine einzige Realitätsflucht aus dem lieblosen Umfeld des Kindes. Gutes Kinderbuch, aber es wird nicht mein Lieblings-Lindgren werden.
69. Nancy Farmer: House of the Scorpion
So eine Art „Never Let Me Go“ für Jugendliche. Zumindest ist ein zentrales Thema das Clonen von Menschen. Aber auch einige andere Themen werden in diesem eher dystopisch zu nennenden Sceince Fiction Setting angerissen. Sehr flüssig und spannend zu lesen, aber natürlich aufgrund der Themen keine ganz leichte Kost.
70. Robin McKinley: The Door in the Hedge
4 Geschichten – zwei fast von Novellenlänge. Teils bekannte Märchen, deren Protagonisten die Autorin mehr Seele eingehaucht hat. Einer stand offensichtlich der Froschkönig, einer anderen die zertanzten Schuhe Pate. Bei den anderen beiden Geschichten sind die Inspirationen eher unterschiedlichen Märchen und Mythen entnommen.
71. Sarah Beth Durst: The Stone Girl's Story
Wieder ein Kinder-Jugendbuch (die Protagonistin ist ca. 12), in dem ein starker weiblicher Hauptcharakter einen Weg sucht, ihre Familie zu retten. Es werden keine klassischen Mädchenklischees bedient und die Kinder stehen vorurteilslos und gleichberechtigt nebeneinander. Themen sind u.a. das Mitgestalten der eigenen Geschichte, daß aus guter Intention böses entstehen kann, aber auch dasß "Macken" Teil des Characters sind und nicht nur anstrengend, sondern auch liebenswert sein können. Wenn es mal auf deutsch erscheint auf jeden Fall ein schönes Geschenk an 3. - 5. Klässler.
Menthir:
#45 (und auch mein längstes Buch dieses Jahr mit 960 sehr eng bedruckten Seiten. Das war ganz schön Arbeit.)
Christopher M. Andrew - The Secret World - A History of Intelligence
Ich bin einerseits von diesem Werk durch seine Fülle begeistert, andererseits verfehlt es seinen eigenen Zweck.
Es bricht auf, die Bedeutung dessen zeigen zu wollen, warum Nachrichtendienste bzw. nachrichtendienstliche Arbeit in historischem Kontext gesehen werden müssen, und will zugleich eine erschöpfende Geschichte über die Nachrichtendienstwelt sein.
Das erste Ziel erreicht das Werk durchaus größtenteils, das zweite Ziel verfehlt es deutlich.
Das Buch, in seiner Länge ein sehr dicker Wälzer, in der Taschenbuchversion 960 eng bedruckte Seiten lang, ist trotzdem in Hinblick auf das Ziel der umfassenden Berichterstattung nicht erschöpfend. Zwar wird das Buch von britischen Medien dafür gelobt, aber dennoch, gelingt es ihm nicht ganz. Der Autor versucht sich vorgeschichtlich durch Deutung der Bibel und dann mit einer sehr oberflächlichen Beschreibung von Aktionen vor der frühen Neuzeit, erst dann erreicht er sicherere Gewässer, sobald es im 18. Jahrhundert ankommt und bis in die Gegenwart vordringt (obwohl die Gegenwart wieder etwas zu seicht geworden ist).
Seine Herangehensweise ist nicht das organisatorische Entstehen und Werden von Nachrichtendiensten oder ihr allgemeines Wirken, sondern anhand von historischen Miniaturen versucht C. Andrew zu die Bedeutung von Nachrichtendiensten und vergleichbaren Aktivitäten zu zeigen. Daneben zeigt er zunehmend die geheimdienstlichen Probleme, die entstehen, wenn solcherlei Aktivitäten keinen Rückbezug auf die Geschichte nehmen oder den historischen Kontext der Gegenwart verachten. Unterschwellig kann beobachtet werden, dass Geheimdienstarbeit zuerst eine personelle Sache ist und erst im Laufe des 20. Jahrhunderts - nach Maßgabe des Buches - zusehends organisatorisch und institutionell geregelt ist. In der Übergangsphase der frühen Neuzeit bis dahin ist eine Übergangsphase, wo es zwar schon organisatorische, institutionelle Ansätze gibt, die aber weiter von dem Verve Einzelner abhängig bleiben. Soweit ist das Werk gut bis sehr gut.
Die historischen Miniaturen, die wiederum häufig ohne ihren historischen Kontext erscheinen (und wegen der Länge des Buches auch erscheinen müssen), fordern den Lesern heraus. Entweder er hat eine immense historische Bildung oder muss sich neben der Lektüre informieren, denn oftmals werden die Einwürfe des Autoren erst dann glaubhaft, wenn das Gesamtbild des historischen Kontextes verstanden ist. Zudem ist dieses Buch - Hut ab vor der Rechercheleistung - so voller Fakten und Namen, dass das Nachverfolgen eine gewisse Leistung und einen gewissen Willen verlangt.
Das Problem in dem Ansatz ist, da er nicht um die Theorie des Informationswesen ergänzt ist, dass die Miniaturen sprunghaft sind und eben als solche nur sprunghaft in Erinnerung bleiben. Zudem wirbt der Autor immer wieder dafür, dass Nachrichtenwesen im historischen Kontext gesehen werden muss, wie das aber funktionieren kann, diese Antwort bleibt er schuldig. Die Aufforderung aus vorhergehenden Fehlern zu lernen ist richtig, aber ohne Hilfestellung bleibt sie eine wohl fundierte, aber doch recht leere Aufforderung.
Zuletzt leidet das Buch noch etwas unter spröder, dem Sujet aber angemessenen Sprache. Die Miniaturen selbst sind gut ausgewählt, sind aber für das oben genannte zweite Ziel nicht erschöpfend. Trotz globalhistorischer Ansätze, ist es eine sehr britische Nachrichtendienstgeschichte, die wenn einmal, einen amerikanisch-europäischen Fokus bekommt. Er in der Conclusio kommt der Autor of Whistleblowing und die chinesische Perspektive zu sprechen. Manche wichtige Themen, wie der Vietnamkrieg bleiben außen vor, was aber aufgrund der Wahl der Methode zu vernachlässigen ist in der Gesamtbetrachtung.
Es ist natürlich nicht zu erwarten, dass eine globalhistorische Perspektive durch einen einzelnen Autoren gewährleistet werden kann; und wir wissen alle, dass die Peer Reviews, die einem Werk mitgegeben werden häufig übertrieben und teils am Thema vorbei sind, aber hier mache ich diese Kritik geltend.
Dennoch ist es ein erhellendes Werk, voller Fakten, Quellen und Ansätze, die natürlich nicht immer zu teilen sind historisch. Die Miniaturen sind aus geheimdienstlicher Sicht ausgelegt und nicht immer sind sie auf dem historischen Stand, aber dennoch ist es ein umfassender, etwas spröder und letztlich gelungener Versuch, dessen Lektüre Geduld und Arbeit erfordert, dessen Ecken und Kanten jedoch nicht verschwiegen werden dürfen.
6,5 von 10 Punkten
Lyris:
#276/277/278/282 Tanya Stewner: Alea Aquarius, Der Ruf des Wassers/Die Farben des Meeres/Das Geheimnis der Ozeane/Die Macht der Gezeiten
siehe Liv
#279/281 Philip Reeve: Mortal Engines, Krieg der Städte/Jagd durchs Eis
In einer weit weit entfernten Zukunft stehen Städte nicht mehr still, sondern bewegen sich mittels Ketten, Rädern, Kufen durch die Gegend. Immer auf der Jagd nach Rohstoffen, die üblicherweise durch die Eroberung langsamerer, schwächerer oder der wenigen stationären Orte erbeutet werden. Aber warum eigentlich? Alles was man aus der Vergangenheit erfährt legt nahe, dass die Motorisierung irgendwann mal sinnvoll war, aber es erscheint mir sehr merkwürdig, das überhaupt so lange (offenbar Jahrtausende) Überleben möglich war, wenn so gut wie niemand mehr irgendetwas produziert und nur geklaut wird. Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist es eine spannende Geschichte mit interessanten Ideen. Und Luftschiffen!
#280 Soman Chainani: The School for Good and Evil, Wer ist der Stärkste im Land?
Ein falscher König auf dem Thron. Der wahre und etliche Schüler (böse wie gute) der School for Good and Evil im Gefängnis. Die wahre Königin Agatha auf der Flucht. Ihre Freundin Sophie, die Schulleiterin von Böse soll den falschen König heiraten (wass sie nicht will). Da scheint einiges schief zu laufen im Märchenland. Aber so schnell gibt Agatha nicht auf und nimmt mit alten und neuen (oft sehr unerwarteten) Verbündeten den Kampf auf. Auch im 5. Band herrscht der übliche, urkomische Wahnsinn, aber diesmal wieder deutlich märchen- bzw. sagenhafter. Sehr unterhaltsam.
#283 Henning Mankell: Tod im Herbst
Vom Stil und Inhalt ein typischer Wallander-Krimi. Aber nach nur 120 Seiten hat man irgendwie das Gefühl, das sollte es noch nicht gewesen sein. So gesehen ganz ok, kann man lesen, aber es gibt besseres von Mankell.
#284 Thomas Brezina: Die Knickerbocker-Bande, Dreizehn blaue Katzen
#285/286 Die drei !!!, Ein Fall mit Herz und Huf/Rätselhafter Raub
#287/288/289 Die drei ???, Der Fluch der Medusa/und der Jadekönig/und der weiße Leopard
#290/291 Anne Perry: Verrat am Lancaster Gate/Letzte Stunde im Hyde Park
In den letzten zwei Bänden der Thomas-Pitt-Reihe treten endlich einige mir lieb gewonnen Nebencharaktere wieder mehr ins Geschehen ein. In Verrat am Lancaster Gate geht es um Korruption innerhalb der Polizei und ungewöhnlich actionreich zu, Explosionen, Schießerei etc.. Im letzten Band ermitteln neben Pitt auch seine Ehefrau und Schwägerin, obwohl sie gar nicht so genau wissen worin. Denn der Fall ist strengstens geheim, da direkt im Auftrag von Königin Victoria. Aber wie soll das was werden, wenn niemand etwas merken soll und man den Täter nicht vor Gericht bringen kann? Guter gelungener Abschluss der Reihe.
Liv
ist bei magischen 222 Büchern.
Ihr momentaner absoluter Hit: Alea Aquarius
Alea leidet an Kälteurtikaria (Allergie auf kaltes Wasser, und ja das gibt es wirklich). Denkt sie. Tatsächlich ist sie ein Meermensch und bekommt bei einem Sturz ins Meer nicht etwa einen allergischen Schock, sondern grünliche Haut, Kiemen und Schwimmhäute. Allerdings muss sie feststellen, dass außer ihr keine anderen Meermenschen mehr im Meer existieren. Aber an Land sollen noch Kinder der Meermenschen zu finden sein. Neben der Suche nach "Überlebenden" schlägt sie sich noch mit den Tücken der Meeresverschmutzung herum und begegnet den ungewöhnlichsten Meeresbewohnern.
Wie gesagt ist Liv vollends begeistert, also alles gut, sie ist schließlich Teil der Zielgruppe. :)
Bei mir hat es etwas länger gedauert. Die erste Hälfte des ersten Bandes zieht sich wie Kaugummi. Zu viel Hinführung zur Geschichte, zu viel auch nervige Details. Danach nimmt das ganz aber ordentlich Fahrt auf und auch die nervigen Details ergeben plötzlich ganz viel Sinn. Da merkt man, dass die Geschichte im Grunde von Anfang bis Ende steht und einem roten Faden folgt. Das mythische Setting ist sehr liebevoll ausgearbeitet, bevölkert mit "übernommenen" Wesen wie Nixen und Pegasi, die teilweise auch noch ein wenig neu interpretiert werden, und sehr kreativen Neuschöpfungen.
Ein pädagogischer Nutzen ist auch noch vorhanden ;), so verheddert sich Alea schon mal in einem Geisternetz oder bekommt Probleme, weil sie öl-verschmutztes Wasser einatmet. Aber es ist nicht aufdringlich, belehrend oder konstruiert, es fügt sich nahtlos in die Geschichte ein. Auch die unvermeidliche(n) Liebesgeschichte(n) fügen sich gut ein, dass sie mich nicht wirklich stören. ;D
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