#6
Philip K. Dick - Blade Runner / Ubik / Marsianischer Zeitsturz(Challenge: 40 Bücher lesen)Ein Sammelband mit drei Romanen von Philip K. Dick.
Zu Blade Runner muss ich wohl kaum etwas sagen - Rick Deckard jagt ausgebüxte Replikanten und muss sich im Zuge dessen unter anderem mit der Frage beschäftigen, was eigentlich das Menschsein ausmacht.
In Ubik hat Joe Chip, der für die Runciter Associates telepathische Felder misst, ziemlich viel Pech, als sich ein vermeintlich gewaltiger Job als riesiger Flopp entpuppt und ihm zusammen mit seinem Chef und einer Gruppe ihrer begabtesten Psi-Anti-Talente eine Bombe um die Ohren fliegt. Danach stimmt irgendetwas nicht - die Zeit scheint sich zurückzudrehen, Menschen mumifizieren spontan und Nachrichten von Runciter tauchen an den merkwürdigsten Stellen auf. Spricht Runciter aus dem Jenseits zu ihnen? Einzig Ubik soll vorübergehende Linderung verschaffen. Was ist Ubik? Wo zum Geier befinden sich alle? Welche Realität ist die "richtige"?
Die Hauptfigur in "Marsianischer Zeitsturz", der Mechaniker Jack Bohlen, ist vor Jahren, in der Hoffnung, dort einen Neuanfang wagen zu können, auf den Mars emigriert. Doch im Trubel um den geplanten, riesigen Gebäudekomplex AM-WEB, einen autistischen Jungen, der die Zukunft sehen soll und persönliche Probleme holt ihn die Vergangenheit in Form seiner wieder aufbrechenden Schizophrenie ein. Die Zeit gerät ganz durcheinander und die Zukunft (nicht nur seine eigene) sieht düster aus.
Uuuuff. Eigentlich wollte ich nur Blade Runner nochmal lesen, aber dann dachte ich mir, dass ich den Sammelband auch ruhig nochmal ganz lesen könne. (Unter anderem, weil er schön dick ist und Weltengeist ja durchaus nicht ohne Grund angemerkt hat, dass wir hier verdächtig viele dünne Büchlein lesen.
Andererseits auch, weil es lange her ist, das ich ihn las und ich alles vergessen hatte.) Nicht gut. Also: Zu viel P. K. Dick ist nicht gut fürs Gemüt. Man war das deprimierend. Und verwirrend. Ich gab mein Bestes, aber irgendwann im Marsianischen Zeitsturz bleib mein Gehirn auf der Strecke und tropfte mir langsam (und sehr hoffnungslos) aus der Nase.
Nichtsdestotrotz faszinierend zu lesen. Es macht Spaß, über die Erzählungen nachzudenken. Warum handeln die Protagonisten so, wie sie es taten? Was ist passiert? Wie gehen die Menschen miteinander und mit anderen Lebewesen um und warum? Wenn sich beide Seiten wie Arschlöcher verhalten, war es dann in Ordnung so? Was ist dem armen Autor alles zugestoßen, dass er ein derart gruseliges Bild von Menschen im Allgemeinen und Frauen im Speziellen hat?
Insgesamt: Leseempfehlung, aber nur bei stabiler Gemütsverfassung. Als Lock-Down-Lektüre jedenfalls völlig ungeeignet, mir gings am Ende der zwei Wochen, in denen ich das tapfer jeden Abend gelesen habe, wirklich schlecht.
Ich würde ja gerne irgendwann noch die Vorlage zum Film A Scanner Darkly lesen ... aber damit lasse ich mir erstmal Zeit.
#7
Spawn Origins Collection 2(Challenge: 40 Bücher lesen, 12 Comics-GK-Challenge)Joar - die Geschichte von Spawn wird halt weitergeführt. Spawn sammelt im Laufe der Zeit trotz seines ehrlichen Bemühens, einfach in Ruhe gelassen zu werden, jede Menge Feinde an: Polizisten, Mafiabosse, Geheimdienste. Blöd nur, dass die die Schuld für all ihr Elend gar nicht beim ihnen unbekannten Spawn, sondern bei dessen ehemaligen Kollegen und Freund aus Lebenszeiten suchen. Spawn wird nicht umhinkommen, sich bekannter zu machen, will er die, die er liebt, schützen.
Mir gefällts weiterhin. Ich mag die Bilder und insgesamt machen alle Storys Spaß. Einzelne gefielen mir besser als andere (Houdini als Sphärenzauberer, der Spawn die magischen Eigenschaften seines Symbionten erklärt, rockt die Bude!), aber insgesamt machen alle Laune. Schön auch, dass am Ende einige aufgebaute Knoten gelöst werden, sodass der nächste Sammelband mit einem neuen story arc beginnen kann.
#8
Microscope. ein fraktales Rollenspiel über epische Geschichten(Challenge: 40 Bücher lesen)Die deutsche Übersetzung des Regelwerks zu Microscope. Habe ich hauptsächlich für die laufende Forenrunde hier im Tanelorn gelesen. Seitdem läuft das Spiel auch deutlich flüssiger (für mich). Ziemlich kurzes Heftchen, habe deswegen auch überlegt, es hier nicht reinzuzählen. Aber was solls - gelesen hab ichs eh.
Das Spiel selbst ist total faszinierend. Weltenbau als Spiel kannte ich bisher nur aus "Ein ruhiges Jahr" und da läuft es ja doch auf bescheidenerer Ebene ab. Mit Microscope werden ganze Universen geschaffen (und wieder pulverisiert^^). Die Regeln unterstützen das Spiel. Auch wenn sie beim Lesen gelegentlich etwas umständlich daherkommen, ergeben sie im laufenden Spiel einfach so viel Sinn. Was mir wahnsinnig gut gefallen hat, war die Anleitung zum Erklären des Spiels am Ende (Wie bringe ich anderen auf verständliche Art das Spiel näher?). Das ist sowas von hilfreich, das sollte eigentlich jedem Spiel beigefügt werden! O__O! Interessant auch, dass der Autor sich die Zeit nimmt, die Überlegungen und Entwicklung der Regeln zu erläutern - warum sind bestimmte Regeln enthalten, was sollen sie bewirken, welche wurden verworfen. Auch die Hinweise, welche Arten von Inhalten und Fragestellungen dem Spiel guttun und welche sich als eher hinderlich erwiesen haben, sind toll.
Die Übersetzung liest sich flüssig weg und ich bin froh, darauf gewartet zu haben.
Die Entscheidung fürs Gendersternchen passt so supergut zu diesem umfassenden und inklusiven Spielprinzip, dass ich die auch nur begrüßen kann. Liest sich zunächst ungewohnt, passt aber (zumindest für mich). Einzelne Sätze werden jedoch durch eine Aneinanderreihung von Genderoptionen ziemlich umständlich und die musste ich mehrfach lesen.
Der*die Spieler*in, der*die die Szene erstellt, wählt die Frage und erschafft die Spielwelt, aber wenn jede*r Spieler*in seinen*ihren Charakter aussucht oder seine*ihre Gedanken enthüllt, beeinflussen seine*ihre Entscheidungen, was die nächste [sic!] Spieler*in über die Szene denkt.
Zugegebenermaßen bin ich auch abends nicht mehr so ganz aufnahmefähig. Gut möglich, dass ich mit solchen Absätzen keine Probleme hätte, wenn ich mittags statt spätabends lesen würde. Zugänglicher für Menschen mit geringerer Lesekompetenz macht es das aber freilich nicht. Gerade solche Absätze wie der zitierte dürften für meinen Geschmack etwas entschlackt werden. Der ist auch ohne Gendersternchen schon irgendwie umständlich.
Und persönliches Problem: Das Symbol für "umgekehrte Reihenfolge" (ein kreisförmiger Pfeil), ist in meinem Kopf immer "reihum wiederholend", sodass ich zunächst fürchterlich verwirrt war, warum jetzt plötzlich alle der Reihe nach immer wieder dieselbe Aktion ausführen sollen. (Keine Ahnung, ob das Symbol im englischen Original auch schon drin war?)
Alles in allem aber Jammern auf hohem Niveau! Ich freue mich, dass ich mir die Übersetzung geholt habe und ich freue mich, dass sie in Form eines schönen Büchleins vor mir liegt und nicht nur als schnöde pdf. <3
Wird bald auch am Tisch ausgetestet.