Was ist denn "logisch"? Ist die Welt logisch, weil sie bestimmten Gesetzen gehorcht, die koheränt durch alles wirken - sei es magisch, wissentschaftlich, gesellschaftlich etc.? Weil uns die Welt logisch _erscheint_?
Falls ja: Wie will man das feststellen?
Oder weil wir uns in der Welt wiederfinden können und unser (begrenztes) naturwissenschaftliches Wissen anwenden, um zBsp mit Chemikalien, Alchemie und Magie durch Ausnutzung etablierter Fakten Schießpulver herstellen - etwas, was weder Autor noch SL bedacht haben?
Oder ist die Welt unlogisch, weil wir Teile (noch) nicht verstehen? Weil Magie Wissenschaft ersetzt und die Grenzen der Magie willkürlich wirken? Weil die Existenz machtvoller, aufgeklärter Magier in einer Ständegesellschaft uns merkwürdig unlogisch vorkommt und dergleichen?
Ich könnte noch viele solcher Fragen stellen, die am Ende aber bei der Bewertung nicht weiterhelfen - weil das Thema nicht allgemeingültig festgeschrieben werden kann!
Was wir wir als logisch und unlogisch wahrnehmen ist das Eine. Dann ist noch die Frage, wo für uns die Grenze ist, ab der die vielzitierte
Suspension of Disbelief gestört wird. Ich glaube, die ausschlaggebenden Faktoren hierfür sind:
Verlässlichkeit und
GlaubwürdigkeittBeides ist je nach popkultureller Prägung, Bildung, sozialen Konstrukten uvm. zutiefst individuell und mit ein Teil der unbewussten Kriterien, nach denen wir uns die Leute der eigenen Spielgruppe aussuchen.
Oh dear, was habe ich schon Diskussionen geführt darüber, wie "realistisch" die Existenz von Leben auf bestimmen Arten von Planeten in einem ausgedachten Universum ist - basierend auf der Wahrscheinlichkeit unseres Universums...Solche Diskussionen können fruchtbar und spannend sein, verlieren aber jeglichen Sinn wenn die beiden Streitenden zwei fundamental andere Ansichten über die Funktionsweise der Spielwelt haben:
1) Jegliches (Natur-)Gesetz, was nicht explizit als anders funktionierend beschrieben wurde, entspricht dem unserer Welt. Daraus entsteht für Spieler eine Verlässlichkeit, die ihnen eine bestimmte, auf Basis ihres
Spielerwissens basierende Interaktion mit der Welt ermöglicht.
In der "coolen" Ausprägung kommt man auf spannende Lösungen für Probleme, die der SL nicht gedacht hat und die das Spiel weiterbringen und die Welt weiterentwickeln.
In "nerviger" Ausprägung kann man mit seiner eigenen Cleverness den SL "besiegen" und ihm klarmachen, warum sein Plot doof ist.
2) Wir wissen, was wir wissen. Alles Andere ist in einer Art "Plot-Quantenzustand": Ich nehme an, es funktioniert, wie gewohnt - so lange keiner genau hinschaut. Es kann aber auch mal abweichen (fremdartiges Leben auf einem Planeten, der viel zu nah an der Sonne ist) und das muss nicht zwingend nach den Regeln der realen Welt passieren - in dieser Spielwelt mag es zugrunde liegende Gesetze geben, die unerwartet anders funktionieren. Es gibt Spieler/SL, für die sind diese Überraschungen fundamentaler Teil des Spielspaßes.
In cool: Diese Herangehensweis geht gut mit viel Player Empowerment zusammen. Ein Spieler kann problemlos neue Fakten, die auf anderen Gesetzesmäßigkeiten basieren - wer weiß schon genau, was die Welt im Innersten zusammenhält?
In nervig: Völlig beliebiges Chaos, zeitreise Lasereichhörnchen reiten auf Dunkelelfen-Drachen durch eine Legowelt, überdreht-gewollte Awesomeness, die in Dadaismus endet.
tl;dr: Suspension of Disbelief = Verlässlichkeit * Glaubwürdigkeit (*)
Der Wert ist bei Spielern abhängig von persönlicher Prägung, Erfahrung, Wissen.
Je höher der Wert, desto weniger tolerant bin ich gegenüber harten Abweichungen zu meiner eigenen Wahrnehmung der Realität.
(*) ist ein Schnellschuss, vermutlich kann man das nicht ohne Weiteres umstellen. Müsste ich nochmal in Ruhe drüber nachdenken