Come High, Get Higher (12)Zunächst fahren die Agenten in ihr Hotel, beschließen aber in der Nacht zum Friedhof zurückzukehren und zwischen dem Geröll des zusammengefallenen Mausoleums noch einmal genauer nachzusehen. Ein paar Stunden später klagt Samir über Müdigkeit. Er bleibt im Hotel, die anderen starten Richtung Friedhof und stehen etwas später erneut vor dem Grab der Gräfin Dolingen zu Graz.
Mit aufgesetzten Nachtsichtgeräten wenden die Agenten ein paar Steine und Trümmer hin und her bis Cevas seine Gefährten herbeiruft. Er hält eine verrostete Eisenstange in der Hand, die an einem Ende in einer Spitze ausläuft. „Seht euch das an! Holzpflöcke scheinen aus der Mode gekommen zu sein!“, witzelt er. Auf der Eisenstange sind seltsame Symbole eingraviert, irgendwelche vampirischen Überreste sind allerdings nirgendwo zu finden. Etwas später findet Vasily auf einem Mauerrest eine alte Gravur in kyrillischer Schrift. Mit Mühe entziffern die Agenten den russischen Satz: „Die Toten reisen schnell.“ Es sieht aus, als sei der Satz nachträglich von irgendeinem Grabbesucher in der Art eines Graffitis in den Stein geritzt worden. Yuri erinnert sich: „War das nicht ein Satz aus Stokers Dracula?“ Vasily schaut nach und wird fündig: „Russische Stokerleser in München am Grab einer österreichischen Gräfin. Wer kann etwas damit anfangen?“ Niemand antwortet. Schließlich stößt Kristina noch auf ein Loch im Boden. Es führt wie ein Gang ins Erdreich, der Zugang ist aber sehr eng – so eng, dass nur der schmale Yuri in der Lage ist, sich dort hinein zu begeben. „Wartet!“, sagt er kurz entschlossen und kriecht in den Gang. Sein Vorwärtskommen ist alles andere als komfortabel. Viele Meter rutscht er auf Knien oder zwängt sich durch irgendwelche Engpässe. Nach etwa 50 Metern schreckt er schließlich eine Horde Ratten auf, die fauchen und dann aggressiv über ihn herfallen. Arg zerschrammt zieht sich Yuri zurück. Zurück auf dem Friedhof erstattet er seinen Freunden Bericht. Cevas meint: „Erdställe! Ich habe davon gehört. Es gibt Quellen, die behaupten, ganz Süddeutschland sei von diesen engen Gängen durchlöchert!“ Yuri zuckt mit den Achseln und behauptet, er wolle noch einen letzten Versuch unternehmen. Er präpariert einen Ast, indem er ein Tuch um eines seiner Enden wickelt und mit Feuerzeugbenzin tränkt. Dann kehrt er in den Gang zurück. Bei seiner nächsten Begegnung mit den Ratten zündet er den Ast an, muss heftig husten, kann aber die Ratten vertreiben, bevor er sich eine ernsthafte Rauchvergiftung zugezogen hat. Noch ein paar Meter weiter erreicht er eine kleine Kammer, in der der Gang endet. Hier liegen fünf Skelette, der Größe nach zu urteilen die Überreste von Kindern im Alter von 9 oder 10 Jahren. Yuri schüttelt sich und kehrt an die Erdoberfläche zurück.
Nachdenklich fahren die Agenten zurück in ihr Hotel. Am nächsten Morgen vermissen sie Samir am Frühstückstisch. Sie fragen beim Portier nach, der aber nicht weiß, wo sich ihr Gefährte aufhält. Auf Anrufe meldet sich lediglich Samirs Mailbox. Schließlich schauen die Agenten bei seinem Zimmer vorbei und stellen fest, dass die Tür aufgebrochen wurde. Sie treten ein und stellen fest, dass sich Samirs persönlichen Besitztümer noch im Zimmer befinden. Er selbst allerdings ist nicht anwesend. Dann findet Vasily neben Samirs Bett eine leere Ampulle mit der Aufschrift „Etomidate“. Kristina googelt das Wort auf ihrem Smartphone und erklärt: „ein Schlafmittel“. Cevas nickt und sagt: „Ja, das Zeug wird in England hergestellt!“ Vasily meint: „Es sieht aus, als sei mal wieder jemand hinter uns her. Lasst uns hier erstmal verschwinden!“ Seine Gefährten sind einverstanden, als sie aber das Hotel verlassen wollen, übergibt ihnen der Portier eine handgeschriebene Nachricht und behauptet: „Das hat eben gerade ein Herr für sie abgegeben.“ Yuri bedankt sich, faltet den Zettel auseinander und liest: „Ihr Kollege ist in die Dienste seines britischen Arbeitgebers zurückgekehrt. Mehr oder weniger freiwillig. Es ist anzunehmen, dass er nach Proserpine gebracht wurde. Sie können Geerd Hoorn in Rotterdam nach näheren Details fragen. Ein Freund.“ Vasily fragt den Portier: „Vom wem ist das?“ Der Portier aber zuckt mit den Achseln und sagt: „Ich kenne ihn nicht. Er trug ein weißes Käppchen.“
Dann überprüfen die Agenten ihr Auto gründlich nach Wanzen, finden nichts und reisen ab. Sie wollen Deutschland verlassen, wissen aber noch nicht, was ihr nächstes Ziel sein wird. Auch Österreich weckt unangenehme Erinnerungen in ihnen, und so steuert Cevas zunächst Prag an. Auf dem Weg dorthin werden Pläne gemacht und Recherchen durchgeführt.
Vasily kümmert sich zunächst um die Botschaft. „Proserpine! War das nicht dieses Schiff, von dem wir schon gehört haben?“ fragt er. Er durchsucht alle Unterlagen und stößt in den Dokumenten, die sie aus dem NIEP in Bukarest entwenden konnten auf den Namen. „Hier! Es ist das Schiff, dass 1901 Tiefenmessungen im Schwarzen Meer durchgeführt hat und dabei beschädigt wurde. An anderer Stelle heißt es, es sei vor der Küste von Sheerness beschädigt worden, als habe jemand die Mission des Schiffes im Schwarzen Meer verheimlichen wollen!“ Vasily recherchiert im Dracula Dossier und stößt auch da auf Einträge: „Hört euch das an: Hier fragt sich der Kommentator aus den 70ern, ob Vampire das Wetter beeinflussen können, oder ob es sich ihren Gemütsschwankungen entsprechend automatisch verändert. Er will diesbezüglich Wetterberichte von „Proserpine“ überprüfen. Und hier berichtet der moderne Kommentator von einem Schiff namens HMS Proserpine, auf dem irgendwelche Agenten ausgebildet wurden, das aber nach 1919 in keinen Gehaltslisten mehr auftaucht.“
Die Agenten beginnen ein paar Theorien aufzustellen. Cevas überlegt: „Mal angenommen, es gibt irgendetwas, was Dracula oder seine Vampire alle Jahrzehnte mal wieder von neuem aktiviert… Erdaktivitäten, Erdbeben… irgend so etwas. Vielleicht wissen diese Briten davon und können entsprechend frühzeitig reagieren, wenn es mal wieder soweit ist. Vielleicht haben sie irgendeine Vorrichtung getroffen, die sie informiert, wenn es mal wieder soweit ist. Vielleicht ist derzeit mal wieder so ein Moment gekommen, und als die Vorrichtung die Leute von Operation Edom informierte…“ „…da hat es uns gleich mit wachgerüttelt“, ergänzt Vasily und fügt hinzu: „Kann schon sein. Ich möchte bloß wissen, wer uns diese Botschaft geschrieben hat. Wir sollten ein paar genauere Untersuchungen anstellen!“
In Prag angekommen nehmen die Agenten das, was sie haben, genauer unter die Lupe. Yuri gelingt es, von der rumänischen Zigarettenschachtel und von der handgeschriebenen Nachricht aus dem Münchener Hotel ein paar Fingerabdrücke zu nehmen. Vasily verschickt diese Fingerabdrücke an einen ehemaligen Mitarbeiter, der inzwischen bei Interpol arbeitet und Zugang zu deren Archiven hat. Cevas nimmt sich die Eisenstange vor. Die eingravierten Symbole weisen okkulten Charakter auf, was sie konkret bedeuten, weiß Cevas allerdings nicht zu erkennen. Immerhin bemerkt Cevas, dass die Stange schwach magnetisch ist. Er sägt daraufhin kurzerhand vom stumpfen Ende ein Stück ab. Dieses Stück schickt Vasily zur näheren Untersuchung nach Kreuzburg zu Dr. Ionesco. Der Mann ist zwar Mediziner, die Agenten hoffen aber, dass er als Universitätsmitarbeiter leicht einen seiner Kollegen dazu überreden kann, eine Spektrografie von dem Material zu machen.
Als nächstes kontaktiert Vasily Linus Linderoth, einen befreundeten schwedischen Anwalt, und befragt ihn zu den Vorkommnissen um seine Frau Natasha Zhukovskaya. Linderoth erzählt ihm, dass die Angelegenheit tatsächlich recht rätselhaft sein. Er bestätigt, dass Natasha angeklagt sei, einem orthodoxen Priester das Ohr abgebissen zu haben. Vasily will den Namen des Priesters wissen. Linderoth nennt ihn. Es ist ein Mann, den seine Frau schon immer unangenehm fand. Linderoth berichtet weiter, Natasha habe sich ihrer Festnahme widersetzt und sei gegenüber der schwedischen Polizei aggressiv geworden. Derzeit sitze sie in Untersuchungshaft. Linderoth bestätigt Vasily, dass sich all das ganz und gar nicht nach seiner Frau anhöre und bittet ihn darum, ihn als Anwalt mit der Verteidigung seiner Frau zu beauftragen. Vasily tut es, indem er ihm eine digitale Unterschrift zusendet. Linderoth verspricht ihm, Bescheid zu sagen, wenn er neue Informationen habe.
Kristina recherchiert inzwischen ein wenig nach Geerd Hoorn, dem Niederländer, den sie ihrer Botschaft zufolge über Proserpine befragen sollen. Sie erfährt, dass Hoorn in den Siebzigern sein muss und jahrzehntelang neben seiner beruflichen Tätigkeit auf Schiffen und im Hafen Rotterdams als Gewerkschaftsaktivist für die niederländische sozialistische Linke tätig war. Telefonnummer oder Adresse lässt sich nicht ermitteln. Kristina führt ein Telefonat mit der Gewerkschaftssekretärin in Rotterdam, die natürlich auch keine Adressen herausgibt, immerhin aber verrät, dass Hoorn inzwischen in Amsterdam wohne. Sie bietet Kristina außerdem an, eine Email an Hoorn weiterzuleiten. Kristina legt eine neue Email-Adresse an in der sie Hoorn um ein Gespräch bittet und schickt sie an die Gewerkschaft.
Irgendwann gehen die Agenten zu Bett. Am nächsten Tag beschließen die Agenten nach Amsterdam zu fahren. Auf der Fahrt meldet sich als erstes der Mann von Interpol. Er berichtet Vasily, dass der Fingerabdruck auf der handgeschriebenen Botschaft keinen Treffer erbracht hat. Den Fingerabdruck auf der Zigarettenschachtel habe er aber identifizieren können. Er gehöre einem gewissen Sergiu Popescu, einem Mitarbeiter des rumänischen Inlandsgeheimdienstes SRI. Normalerweise führe Interpol keine Dateien über Geheimdienstmitarbeiter. Bei Popescu sei das allerdings anders. Er habe vor dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts für die Securitate, den berüchtigten Geheimdienst der kommunistischen Regierung Rumäniens, gearbeitet und sei dann 1990 einfach weiterbeschäftigt worden. Über solche übernommenen Agenten mit unsicherer Loyalität führe Interpol Dossiers. Vasily bedankt sich und erzählt seinen Gefährten, was er erfahren hat. Die Fahrt nach Amsterdam wird trotzdem fortgesetzt.
Drei Stunden später bekommt Kristina eine Email von Geerd Hoorn. Der Mann will wissen, wie er ihr weiterhelfen kann. Nach kurzer Diskussion beschließen die Agenten, konkreter zu werden. Kristina schreibt ihm in ihrer Antwort, dass sie von ihm eine Auskunft über „Proserpine“ haben möchte. Hoorn schickt eine weitere Email. Er schreibt: „Sind Sie sicher, dass Sie an der richtigen Adresse gelandet sind? Ich weiß nicht, ob ich Ihnen weiterhelfen kann, werde Ihnen aber sicherlich nur mündlich bei einem Gespräch in der Öffentlichkeit Auskunft geben.“ Kristina erklärt sich dazu bereit und bekommt in einer dritten Email von Hoorn die Adresse eines Coffee-Shops namens „Voyagers“ genannt. Er wird am nächsten Tag am frühen Nachmittag dort sein.
Vasily forscht in der Zwischenzeit dem Namen HMS Proserpine nach und stößt auf Widersprüche. Offiziell besitzt die britische Marine gegenwärtig kein Schiff mit dem Namen HMS Proserpine. Dann aber gelingt es ihm, sich in die Gehaltslisten der Royal Navy zu hacken. Dort findet sich eine kleine Besatzung einer HMS Proserpine. Vasily überprüft ein paar der angegebenen Namen und stellt fest, dass es sich um Tote handelt: „Beim Manöver umgekommen, gefallen in Afghanistan, gefallen im Irak… ob das nun Tarnnamen sind oder ob diese Männer noch leben – hier wird irgendetwas verheimlicht… und es scheint kleine Kleinigkeit zu sein!“
Schließlich erreichen die Agenten Amsterdam und nehmen sich ein Hotelzimmer. Am nächsten Tag statten sie dem Coffee-Shop einen Besuch ab. Das Gespräch führen Kristina und Vasily, Yuri und Cevas halten sich im Hintergrund bereit, falls es gefährlich werden sollte. Cevas setzt ein schiefes Grinsen auf, als er das Motto des Coffee-Shops über den Tresen liest: „Come high – get higher!“ Kristina und Vasily sind etwas überrascht. Vor ihnen sitzt ein Mann, der nicht so aussieht, als sei er über 70. Er wirkt vielleicht 20 Jahre jünger und gehört zu den Typen, die ihr Leben lang körperlich gearbeitet haben, dabei aber nicht zerbrochen sind, sondern sich irgendwie frisch gehalten und gestählt haben. Über Hoorns weitstehenden blauen Augen befinden sich gestutzte Augenbrauen, seinen Schädel und seinen borstigen, grauen Bart hat er bis auf eisengraue Stoppeln abgeschoren. Er starrt seine Gesprächspartner an und zieht zwischendurch hin und wieder an seltsam riechenden selbstgedrehten Zigaretten. „Marihuana riecht anders“, denken Kristina und Vasily. Dann beginnen sie das Gespräch.
Hoorn erzählt ihnen, dass er ein paar Informationen über die HMS Proserpine habe. Allerdings habe er kein Interesse daran, sie irgendwelchen dahergelaufenen Fremden auf die Nase zu binden. Er will daher zunächst einmal wissen, was seine Gesprächspartner für ein Interesse an dem Ort haben. Der weitere Verlauf des Gesprächs ist von einer relativ großen Offenheit geprägt. Kristina und Vasily merken, dass sie hier nur etwas erreichen können, wenn sie die Karten auf den Tisch legen. Sie erzählen Hoorn von ihren bisherigen Informationen über die HMS Proserpine, von Ausgrabungen in Rumänien, machen überdeutliche Anspielungen auf dort existierende Vampire, berichten von seismischen Aktivitäten und Erdfeuern und erwähnen auch die Lisky Bratva. Als der Name der russischen Mafia Organisation fällt, ballt Hoorn seine Hände und er hakt nach. Kristina und Vasily erzählen ihm von dem Menschenlager bei Debrecen und von grausigen Erlebnissen im Kloster Dragovir. Daraufhin wird Hoorn gesprächig. Er erzählt, dass er 1954 als hitzköpfiger Teenager auf einer sozialistischen Arbeiterkonferenz in Warschau gewesen sei. Für Moskau sei er damals nicht mehr als ein einfacher Zuarbeiter gewesen, der linke Ideen im Westen publik macht. Dann habe er seine Tätigkeit als Gewerkschaftsaktivist begonnen und irgendwann – warum auch immer – habe Moskau wohl erkannt, dass Hoorn zu nützlicheren Tätigkeiten herangezogen werden könne. Er habe daraufhin seine Kontakte zum holländischen Seeschiffahrtsgewerbe genutzt und den Russen Informationen über ungewöhnliche Frachten geliefert. Besonderes Interesse erregten dabei Meldungen über verschiffte Särge, Leichen, auffällig große Mengen Blutes und rumänische Erde.
In diesem Zusammenhang sei er wiederholt auf die HMS Proserpine gestoßen. Das sei eine Ölplattform in der Nordsee, eine sogenannte „steinerne Fregatte“. So nennen die Briten ihre Marinestützpunkte. Oft gäben sie ihnen Namen von Schiffen, um die dort arbeitenden Soldaten daran zu erinnern, dass auch an diesen Orten das Seerecht gelte. An die HMS Proserpine seien vor allem große Mengen Blutes und hin und wieder auch Spezialsärge geliefert worden. Zuständig für die Lieferungen sei die Spedition HGD Shipping gewesen.
Hoorn erzählt Kristina und Vasily von diesen Dingen, weil er in den letzten zwei, drei Jahren im Zusammenhang mit seinen russischen Kontaktleuten immer mal wieder von der Lisky Bratva gehört habe. Er habe nicht genauer nachgefragt, was die Lisky Bratva für eine Organisatin sei. Er wisse auch nicht, ob es sich bei diesen Leuten um Gegner oder Verbündete seiner Kontaktleute handele. Schon die Möglichkeit, dass die Leute, denen er jahrzehntelang geheime Informationen übermittelt hat, mit Menschenhändlern und Verbrechern gemeinsame Sache machen könnten, mache ihm allerdings schwer zu schaffen.
„Sollte ich auf das falsche Pferd gesetzt haben, bin ich wahrscheinlich zu alt dafür, diesen Fehler wieder gutzumachen. Ich habe die Hoffnung, dass ihr es vielleicht für mich machen könnt. Ihr wisst jetzt, was ich weiß und was ich den Russen erzählt habe. Vernichtet die Email und die Email Adresse, über die wir kommuniziert haben. Wir gehen jetzt los und kaufen zwei Einweg-Handys. Über das eine verabrede ich mich wieder mit euch, wenn ich die geographischen Koordinaten der HMS Proserpine herausbekommen habe. Das kann ein, zwei Tage dauern. Über das andere könnt ihr mich kontaktieren, wenn ihr herausgefunden haben solltet, dass ich für Verbündete der Lisky Bratva gearbeitet habe. Die Organisation meines Kontaktmannes ist die URPO, die „Direktion zur Infiltration krimineller Organisationen“, eine Sonderabteilung des russischen Geheimdienstes. Mein Kontaktmann benutzte den Namen Olya Obolonchyk. Sollte sich herausstellen, dass sie mit der Lisky Bratva gemeinsame Sache machen, dann sagt Bescheid. Ich gebe euch dann die Adresse im Darknet, über die ich Obolonchyk Informationen geliefert habe.“ Kristina und Vasily sind einverstanden. Nach ihrem Handykauf verabschieden sie sich von Hoorn, für den das Gespräch offenbar nicht einfach gewesen ist.
Zurück in ihrem Amsterdamer Hotel erfahren die Agenten noch etwas mehr. Dr. Ionescu hat sich aus Kreuzburg gemeldet und berichtet, dass es sich bei dem Eisen, das Cevas von der spitzen Stange entfernt hat, um ganz gewöhnliches Metall handelt.
Dann beginnen die Agenten zu planen. Wenn es stimmt, dass Samir auf der HMS Proserpine gefangen gehalten wird, sollten sie dieser Ölplattform einen Besuch abstatten. Vielleicht geht das sogar, ohne britischen Boden zu betreten. Vorstellbar wäre, sich ein Boot zu beschaffen, sich damit in die Nähe der Ölplattform zu begeben, vor Anker zu gehen und dann über Tauchscooter zur Plattform zu gelangen. Auf diese Weise könnte ihr Besuch möglicherweise unerkannt bleiben.
Zwei Tage später ruft Geerd Hoorn an und vereinbart mit Kristina und Vasily ein weiteres Treffen im Coffee-Shop Voyagers. Hier teilt er den Agenten die geographischen Daten der HMS Proserpine mit. Sein Händeschütteln zum Abschied fällt lang und herzlich aus. Tief schaut er den Gefährten in die Augen. Dann geht er. Die Agenten haben sich schon vorher dagegen entschieden, Hoorn heimlich zu seiner Wohnung zu folgen.
Mit den neuen Informationen bekommt Vasily noch ein paar Kleinigkeiten mehr heraus. Er erfährt, dass HGD Shipping hauptsächlich im Schwarzen Meer operiert. Mit zwei kleineren Versorgungsschiffen sei die Spedition aber auch in der Nordsee aktiv. Vasily erfährt außerdem, dass an dem von Hoorn genannten Koordinaten 1977 eine Ölplattform erbaut wurde, die aber nie Öl gefördert hat. Kurz nach ihrer Fertigstellung sei sie aus irgendwelchen Gründen gedeckelt worden. „Sieht danach aus, als sei sie von Anfang an als Stützpunkt des Geheimdienstes errichtet worden“, sagt er. Die Agenten nicken und packen ihre Koffer.
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Endlich wieder eine Sitzung Dracula Dossier – der vorangegangene Termin ist leider geplatzt. Der Spieler Samirs macht gerade Examen und pausiert deshalb bei uns. Ob er danach wieder einsteigt, ist noch nicht ganz klar. Wenn er das tut, werde ich versuchen, das Mirror-Game voll auszuspielen. Auf welcher Seite befindet sich der befreite Samir? Die Frage sollte den Agenten ein wenig Kopfzerbrechen bereiten. Ich komme aber auch zurecht, wenn er aussteigen sollte.
Inzwischen hat die Gruppe den vierten Level der Conspyramid erreicht und hängt jetzt mittendrin in dem Spiel, dass sich Draculas Verschwörung und Operation Edom liefern. Geerd Hoorn ist ein Nachfahr Van Helsings und die letzte Legacy, die ich ins Spiel bringen wollte.
Die Recherchen waren nochmal ziemlich intensiv und aufwändig, aber immerhin von Erfolg gekrönt. Wenn die Agenten beim nächsten Mal wirklich zur HMS Proserpine aufbrechen, steht uns ein aufregender Abend bevor. Eine Mitspielerin sagte zu dem Plan, den sie gemacht haben: „Wir machen dann so etwas Ähnliches, wie es in diesen James Bond Filmen passiert, ist euch das klar?“ Antwort ihrer Mitspieler: „Äh, ja…“ Ich habe natürlich gegrinst.
Was immer auf der Ölplattform geschehen wird, ich werde wohl versuchen, ein paar weitere Spuren nach England zu legen. Es kann sein, dass das die letzte Chance in unserer Kampagne für Großbritannien ist.