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Handicap „Außenseiter“ ist doof
chad vader:
Hallo!
Ich mag die Regelumsetzung von „Außenseiter“ als plumper Überreden-Abzug überhaupt nicht.
Das fühlt sich an wie pauschale Unfähigkeit für Überreden für ein ganzes Volk an, und erschwert damit die Umsetzung eines verbreiteten Klischees aus etlichen Genres, das ich vereinfachend mal den „silberzüngigen Außenseiter" nenne.
Im Western kann das ein scharlatanischer Quacksalber sein, in der Mittelalter-Fantasy eine verführerische Hexe oder im Gothic Horror der charmante Geschichtenerzähler eines fahrenden Sinti&Roma-Analog-Volkes. Mit etwas Grübeln fallen einem noch etliche Varianten mehr ein.
Egal was solche Figuren tun – effektiv haben sie das Äquivalent von 2 Würfelstufen weniger als Überredenkünstler – immer und fast egal bei wem! Das ist gewaltig und signalisiert jedem Spieler, der auch nur minimal auf Effektivität Wert legt: Nimm ein anderes Volk für Deinen "Face"-Charakter! - Schade, was für ein verschenktes Potential.
„Außenseiter“ ist doch nicht „Dump Stat Überreden“! Außenseiter ist, wenn die Welt auf Dich gefährlicher und feindseliger reagiert, weil Du anders bist. Außenseiter müssen aber auch eine Chance bekommen, Vorurteile zu bekämpfen und mit der Entwicklung von Beziehungen auf der persönlichen Ebene zu überwinden. Gerade Savage Worlds ist doch OPTIMAL für sowas ausgestattet.
Daher hier mal ein Entwurf für ein alternatives Handycap
--- Zitat ---Außenseiter
• Das Handicap Außenseiter gibt keinen pauschalen Abzug auf Überreden.
• Die anfängliche Reaktionsstufe von Personen oder Gruppen, denen kein Außenseiter der gleichen Art angehört, ist gegenüber dem Außenseiter und dessen Gruppe ein bis zwei Stufen niedriger.
• Bei Informationsbeschaffung mit Überreden fallen für Außenseiter doppelte Kosten an.
• Bei Informationsbeschaffung mit Einschüchtern gelten immer die verschäften Regeln durch „Schädel einschlagen“, ohne dass der Außenseiter dafür +2 Bonus auf die Probe erhält.
--- Ende Zitat ---
Proben im Rahmen von Sozialen Konflikten würde ich nicht direkt durch Außenseiter modifizieren, sondern von der Reaktionsstufe des Ziels abhängig machen. +1 für jede Stufe über Neutral und -1 für jede Stufe unter Neutral wäre naheliegend. Falls es um eine dritte Partei geht, z.B. ein Gerichtsprozess, dann gilt die Reaktionsstufe gegenüber den dritten (z.B. dem Angeklagten), wenn diese schlechter ist.
Ähnlich würde ich es bei passenden, Schnellen Begegnungen regeln und im Endeffekt auch mit Kriegskunstproben im Rahmen von Massenschlachten. Wenn die Armee dem Hauptmann nicht traut, dann ist der Krieg schon halb verloren.
Ist alles etwas komplexer als -2 auf Überreden, fühlt sich für mich aber richtiger an.
Was haltet Ihr davon? Wäre das für Euch ein leichtes oder ein schweres Handicap?
Vielen Dank und herzliche Grüße
Vasant:
--- Zitat von: chad vader am 1.03.2020 | 20:59 ---Hallo!
Ich mag die Regelumsetzung von „Außenseiter“ als plumper Überreden-Abzug überhaupt nicht.
Das fühlt sich an wie pauschale Unfähigkeit für Überreden für ein ganzes Volk an, und erschwert damit die Umsetzung eines verbreiteten Klischees aus etlichen Genres, das ich vereinfachend mal den „silberzüngigen Außenseiter" nenne.
Im Western kann das ein scharlatanischer Quacksalber sein, in der Mittelalter-Fantasy eine verführerische Hexe oder im Gothic Horror der charmante Geschichtenerzähler eines fahrenden Sinti&Roma-Analog-Volkes. Mit etwas Grübeln fallen einem noch etliche Varianten mehr ein.
--- Ende Zitat ---
Kurzer Einwurf dazu: Dann nimm für die Charaktere doch einfach das Handicap nicht.
Handicaps sind ja dazu da, um Nachteile abzubilden, die für die Charaktere von Bedeutung sind. Wenn sie es nicht sind – siehe dein Beispiel vom silberzüngigen Außenseiter – dann haben sie das Handicap eben nicht.
Eine Ausnahme sind Rassen-/Volksnachteile ("Volksfeind"). Die seh ich aber zum Glück gar nicht so oft in Settings.
chad vader:
Hallo Vasant und vielen Dank für Dein Feedback. Das wäre in der Tat eine Lösung, wenn Ausgrenzung und -Vorurteile als Thema eher nicht so in die Kampagne passen. Das ist aber in den von mir genannten Beispielen nicht der Fall.
Diese Figuren sind Außenseiter, aber es sollte Ihnen möglich sein, Ausgrenzung zu überwinden und Beziehungen aufzubauen, die die allgemeinen Vorteile überwinden. Es gibt keinen Grund, warum der Überreden-Abzug zur Allgemeinen Ermutigung genau gleich wirkt, egal, ob der Außenseiter seinen Ehepartner oder einen Wildfremden unterstützen möchte.
Risiken für offensichtliche Verbündete von Außenseitern sind eh ein sehr interessanter Aspekt, denn die Ausgrenzung ihres Außenseiter Freundes betrifft sie regeltechnisch Null. Es gibt in SW kein Risiko, sich mit einem RAW-Außenseiter zu assoziieren. Auch das ist in meinen Augen verschenktes Potential und macht die Regelumsetzung wirklich künstlich. Echte Ausgrenzung ist "ansteckend".
Dann produziert die fehlende Verknüpfung mit den Reaktionsstufen ziemlich seltsame Effekte. Ein Nicht-Außenseiter kann mit ihm gegenüber feindseligen NSCs besser verhandeln als ein Außenseiter mit ihm gegenüber hilfsbereiten NSCs. Das macht doch keinen Sinn! Misstrauen gibt es doch nicht nur gegen Außenseiter.
Es macht auch absolut keinen Sinn, dass ein Außenseiter genau so häufig auf hilfsbereite und feindselige NSCs trifft wie ein Nicht-Außenseiter. - Und genau da setzt meine Alternativregel ein. Mit meiner Version treffen Außenseiter bis zu 15 mal so häufig auf feindselige NSCs, die auch Gewalt einsetzen würden, um ihn und seine Freunde los zu werden. Der Rest der Welt ist bis auf sehr wenige Ausnahmen Unfreundlich oder Unkooperativ.
Misstrauen, ob berechtigt oder unberechtigt, leitet sich dann generell von der Reaktionsstufe ab und damit auch Überreden-Probenmodifikatoren, egal für wen. Wer die los werden möchte, muss erst mal eine Vertrauensbasis entwickeln a.k.a. die Reaktionsstufe heben.
Pyromancer:
Prinzipiell bin ich ein großer Freund vom Basteln, aber hier muss ich auf ein paar Punkte hinweisen, die du nicht "lösen" musst, weil sie schon berücksichtigt sind (mein Stand: GERTA. Ich hoffe nicht, dass sie das auch verschlimmbessert haben.)
--- Zitat von: chad vader am 8.03.2020 | 23:45 ---Diese Figuren sind Außenseiter, aber es sollte Ihnen möglich sein, Ausgrenzung zu überwinden und Beziehungen aufzubauen, die die allgemeinen Vorteile überwinden. Es gibt keinen Grund, warum der Überreden-Abzug zur Allgemeinen Ermutigung genau gleich wirkt, egal, ob der Außenseiter seinen Ehepartner oder einen Wildfremden unterstützen möchte.
--- Ende Zitat ---
Der Charisma-Abzug gilt, "wenn sich der Charakter nicht unter seinen eigenen Leuten befindet", d.h. betrifft definitiv nicht den Ehepartner des Charakters.
--- Zitat ---Dann produziert die fehlende Verknüpfung mit den Reaktionsstufen ziemlich seltsame Effekte.
--- Ende Zitat ---
Charisma geht RAW 1:1 auf die Reaktionstabelle, d.h. gegenüber "nicht seinen eigenen Leuten" hat der Außenseiter schon -2 auf den Reaktionswurf. Damit ist der Rest von dem, was du schreibst, hinfällig.
KhornedBeef:
Schöne Regeloption, gerade mit der Änderung, das eher über anfängliche Disposition zu machen, so das Außenseiter erstmal Widerstände überwinden müssen.
Aber ich stimme zu, wenn der Nachteil nicht passt, dann nimm ihn halt nicht. Schon gar nicht, wenn den alle haben, das braucht man nicht abbilden, wenn es das Spiel nicht voran bringt. So nimmst ja auch nicht den Nachteil "Augen: +2 Schaden bei Gesichtstreffern" solange der Rest der Gruppe nicht augenlose Aliens sind ;)
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