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Fate Oneshot geplant - Fragen zur Abhandlung von Aktionen im Kampf

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Ara:
Hallo, :)

demnächst werd ich einen Fate Oneshot leiten, in dem definitiv ein Kampf vorkommen wird. Damit ich dann nicht mit ratlosem Gesicht und einem "Öhhhh...." auf den Lippen dastehe, wenn ein Spieler mir seine Aktion beschreibt und ich ihm sagen soll, welche der vier Aktionen das nun ist und wie es regeltechnisch abgehandelt wird, bin ich dabei mir schon mal verschiedene Situationen vorab vorzustellen. Als mentale Vorlage hab ich Ereignisse aus Kampfszenen genommen, die wir schon in der Shadowrun-Kampagne (verwendet nicht Fate sondern ein anderes System) hatten, in der ich auch spiele bzw. leite. Aber ich bekomme es leider nur so mittelmäßig hin, die auf Fate umzusetzen.

Vor ein paar Jahren hab ich mal ausführlich mit Fate Core beschäftigt, ich kenne also die Grundlagen, aber mir fehlt die Praxis, daher hoffe ich, dass die Fate-Erfahrenen hier mir zur Seite stehen können. Ich schildere mal zwei Beispielsituationen, und was ich mir dazu gedacht habe - plus meine Fragen.

Situation 1:
Der Schauplatz ist ein einstöckiges Wohnhaus mit angebauter Garage. Die Garage ist Zone 1, der Wohnbereich (mit der Garage durch eine offen stehende Tür verbunden) Zone 2. Der Charakter von Spieler A befindet sich aktuell in der Garage in der Nähe der Tür. Im Wohnbereich sind mehrere Gegner.
Spieler A sagt mir nun: "Mein Charakter stürmt durch die Tür, rennt Richtung Couch, schießt auf den Typen, der an der Küchenzeile steht und geht dann hinter der Couch in Deckung."
Ok, solange man kein Hindernis überwinden muss, kann man sich innerhalb einer Zone oder von einer Zone in eine angrenzende Zone bewegen ohne seine Aktion dafür aufwenden zu müssen. Das ist hier der Fall, da die Tür offen ist und bis zur Couch nur etwas freier Fußboden zu überwinden ist. Ich sage also: "In Ordnung. Du kannst dich problemlos so bewegen. Und der Schuss auf den Gegner ist eine 'Attack'-Aktion. Würfel die." Ist das so weit korrekt?

Und in wie weit und unter welchen Umständen hätten die Gegner im Wohnraum eine Möglichkeit der Bewegung oder dem Angriff des Charakters in die Quere zu kommen? Und falls sie versuchen würden seine Bewegung zu stoppen (er also da dann eine 'Overcome'-Aktion würfeln müsste), könnte er dann nicht mehr schießen, also diese Runde keinen Angriff mehr zusätzlich zur Bewegung machen, weil seine Aktion nun verbraucht ist?

Situation 2:
Der Schauplatz ist ein recht enges Badezimmer. Der Charakter von Spieler A, ein riesiger 2,60m Troll hat einen menschlichen Polizisten in selbigem überrascht. Spieler A sagt mir nun: "Mein Charakter packt den Polizisten und wirft ihn mit aller Kraft auf die Kloschüssel." Ich sage: "Hmm, was willst du hier genau erreichen?" Spieler A sagt: "Mein Charakter will den Polizisten so richtig fertig machen und ich stell mir auch vor, dass der Polzist dann vom Aufprall erst mal einen Moment benommen ist."

Ok, was nun? Ich könnte sagen: "Das ist eine 'Attack'-Aktion. Wenn du die gewinnst, dann bekommt der Polizist Stress und eventuell Konsequenzen. Wenn du sie mit mindestens 3 Shifts gewinnst hast die Möglichkeit dem Polizisten einen temporären Aspekt == 'Boost' namens 'Benommen' zu geben, den du nächste Runde ausnutzen kannst, um ihn z.B. leichter noch mal anzugreifen."

So ganz glücklich bin ich damit allerdings nicht, denn der Spieler wollte seinen Charakter ja offensichtlich einen besonders harten, fiesen Angriff machen lassen, der zusätzlich zu Benommenheit beim Gegner führen soll. Bei der obigen Abhandlung hätte er aber genausogut auch schlicht sagen können "Mein Charakter haut dem Polzisten mit der Faust eins rein."

Nun könnte ich auch vorschlagen: "Das sollten wir aufteilen. Erst mal eine 'Create an Advantage'-Aktion, um den Polizisten zu packen und ihm dem Aspekt 'Gepackt und Hochgehoben' zu geben. Wenn das klappt kannst du den Aspekt dann nächste Runde ausnutzen um deine 'Attack'-Aktion, also das Werfen auf die Kloschlüssel zu verstärken." Dann hätte der Polizist allerdings zwischendrin (er ist ja irgendwann auch dran) die Gelegenheit sich aus dem Griff des Trolls zu befreien, richtig? Also den Aspekt 'Gepackt und Hochgehoben' per 'Overcome'-Aktion wieder zu beseitigen, bevor er ausgenutzt werden kann? Das gälte entsprechend auch für den potentiellen Boost 'Benommen' den ich oben beschrieben habe?

Hmm.... wie würdet ihr denn eine solche Situation abhandeln? Welche Möglichkeiten haben SL und Spieler in Fate Core/FAE diesen Angriff, der besonders stark sein soll (mit 'aller Kraft des Trolls') und eigentlich eine Kombination aus 'Attack' (er will ihn fertig machen, also: Ziel Stress + Konsequenzen) und 'Create an Advantage' (er will, dass der Gegner hinterher einen Moment benommen ist) regeltechnisch darzustellen?

Im Voraus danke für die Hilfe, :)

Ara

Pyromancer:

--- Zitat von: Ara am 14.06.2020 | 21:44 ---Situation 1:
Der Schauplatz ist ein einstöckiges Wohnhaus mit angebauter Garage. Die Garage ist Zone 1, der Wohnbereich (mit der Garage durch eine offen stehende Tür verbunden) Zone 2. Der Charakter von Spieler A befindet sich aktuell in der Garage in der Nähe der Tür. Im Wohnbereich sind mehrere Gegner.
Spieler A sagt mir nun: "Mein Charakter stürmt durch die Tür, rennt Richtung Couch, schießt auf den Typen, der an der Küchenzeile steht und geht dann hinter der Couch in Deckung."
Ok, solange man kein Hindernis überwinden muss, kann man sich innerhalb einer Zone oder von einer Zone in eine angrenzende Zone bewegen ohne seine Aktion dafür aufwenden zu müssen. Das ist hier der Fall, da die Tür offen ist und bis zur Couch nur etwas freier Fußboden zu überwinden ist. Ich sage also: "In Ordnung. Du kannst dich problemlos so bewegen. Und der Schuss auf den Gegner ist eine 'Attack'-Aktion. Würfel die." Ist das so weit korrekt?

--- Ende Zitat ---
Das kann man so machen. Für mich wäre das eher ein "Create Advantage" für einen Aspekt wie "In Deckung", oder "Gegner im Kreuzfeuer", wenn jetzt ein anderer Charakter noch von der Tür schießen kann. Aber man KANN das auch als Angriff machen, klar.


--- Zitat ---Situation 2:
Der Schauplatz ist ein recht enges Badezimmer. Der Charakter von Spieler A, ein riesiger 2,60m Troll hat einen menschlichen Polizisten in selbigem überrascht. Spieler A sagt mir nun: "Mein Charakter packt den Polizisten und wirft ihn mit aller Kraft auf die Kloschüssel." Ich sage: "Hmm, was willst du hier genau erreichen?" Spieler A sagt: "Mein Charakter will den Polizisten so richtig fertig machen und ich stell mir auch vor, dass der Polzist dann vom Aufprall erst mal einen Moment benommen ist."
...
Hmm.... wie würdet ihr denn eine solche Situation abhandeln?

--- Ende Zitat ---

Normaler Angriff. Wenn der Angriff besonders hart und fies sein soll, dann kann der Spieler ja einen passenden Aspekt einsetzen. Und ob der Polizist benommen ist hängt ja wirklich davon ab, wie gut der Angriff klappt.

Duck:

--- Zitat von: Ara am 14.06.2020 | 21:44 ---Situation 1:
[...]

Und in wie weit und unter welchen Umständen hätten die Gegner im Wohnraum eine Möglichkeit der Bewegung oder dem Angriff des Charakters in die Quere zu kommen? Und falls sie versuchen würden seine Bewegung zu stoppen (er also da dann eine 'Overcome'-Aktion würfeln müsste), könnte er dann nicht mehr schießen, also diese Runde keinen Angriff mehr zusätzlich zur Bewegung machen, weil seine Aktion nun verbraucht ist?

--- Ende Zitat ---
Teil 1 von Situation 1 hat Pyromancer ja schon beantwortet. Zur zweiten Teilfrage zitiere ich mal aus dem SRD von Fate Condensed:


--- Zitat von: https://fate-srd.com/fate-condensed/challenges-conflicts-and-contests#zones ---Moving between zones is easy, as long as there’s nothing in your way. You can move to an adjacent zone in addition to your action during an exchange as long as nothing is in your way. If your movement is impeded, it takes your action to do so. Make an overcome roll to climb a wall, rush past a group of cultists, or leap across rooftops. If you fail, you stay in your zone or the movement costs you something. [...]
--- Ende Zitat ---

Wenn also die Gegner den Charakter nicht am Betreten des Wohnzimmers hindern, kann er einfach durchgehen. Wenn sie aber ein Hindernis beim Bewegen darstellen, dann muss er zum Wechseln der Zone würfeln und seine Aktion aufwenden. Er kann dann also in derselben Runde nicht mehr angreifen. Schafft er den Wurf nicht, muss er entweder in der Garage bleiben oder seine Aktion gelingt nur mit einem Haken (wie üblich bei Overcome).

Ob die Gegner in der Lage sind, ihn am Bewegen zu hindern, ist letztendlich deine Entscheidung. Wenn sie das können, würde ich es über einen Aspekt darstellen. Diesen können sie entweder in einem ihrer vorherigen Züge als Vorteil erschaffen haben (z.B. "Läufe auf die Tür gerichtet") oder du kannst ihn schon zu Beginn des Konflikts als Situationsaspekt hinzufügen, wenn es in der Fiktion passend erscheint. Siehe dazu auch:


--- Zitat von: https://fate-srd.com/fate-condensed/challenges-conflicts-and-contests#zones ---Situation Aspects
When setting the scene, the GM should think of interesting and dynamic environmental features that can constrain the action or provide opportunities to change the situation by using them. Three to five details are more than enough. Use these categories as a guide:

[...]
- Impediments to movement—connected by ladders, covered in slime, and filled with smoke
--- Ende Zitat ---



--- Zitat von: Ara am 14.06.2020 | 21:44 ---Situation 2:
[...]

--- Ende Zitat ---

Wie man das am besten handhabt, ist wohl Ansichtssache. Alternativ zu dem von Pyromancer vorgeschlagenen Angriff könnte ich mir auch vorstellen, die gesamte Aktion als Vorteil erschaffen auszulegen, um dem Gegner den Aspekt "Benommen" (o.ä.) zu verpassen. Freie Einsätze könnten dann als Bonus für spätere Angriffe genutzt werden, oder als Verteidigung, wenn der Gegner versucht etwas zu tun, bei dem die Benommenheit hinderlich ist. Wichtig ist nur, dass der Gegner nicht aus dem Konflikt genommen werden darf, bevor er entweder ausgeschaltet ist (auch hier könnte der ausschaltende Akteur z.B. bestimmen, dass der Gegner nur benommen am Boden liegt) oder aufgibt.


btw: Kennst du Olaf versus the Orcs? Da hast du einen Beispielkampf in Fate samt Regelerläuterung. Das war für mich damals sehr aufschlussreich, als ich angefangen habe, Fate zu spielen.

Edit: Speziell für Shadowrun-Adaptionen empfiehlt sich auch ein Blick in Shadowcore XP. Da hat sich Azzu (unter diesem Namen auch hier im Forum anzutreffen) recht ausführlich Gedanken gemacht, wie man die Eigenheiten dieses Spiels in Fate umsetzen kann. Könnte aber für einen One Shot schon wieder Overkill sein.

Isegrim:
Situation 2 wäre für mich das Erschaffen eines Vorteils ("Fertig machen"), den man später nutzen kann, wenn man mit dem Bullen einen Konflikt austrägt; sei das ein körperlicher (er wehrt sich oder schlägt zurück) oder ein sozialer wie eine Befragung oä. "Benommen" kriegt man entweder gratis drauf (bringt dann aber auch nicht viel, es sei denn, man kloppt dem Typ direkt danach nochmal in die Fresse), oder bei 3 drüber als zweiten Aspekt bzw zweite freie Nutzung.

Ich bin allerdings immer noch überzeugt, dass Fate am besten funzt, wenn die Spieler diese Überlegungen selber anstellen. Aber jut, wenn das ein One shot mit Leuten ist, die sonst kein Fate spielen, ist das vermutlich zu viel verlangt. ;)

KhornedBeef:
Zum Thema "Gegner hindern dich an Bewegung" empfehle ich https://www.faterpg.com/2013/richards-guide-to-blocks-and-obstacles-in-fate-core/
 Zu lesen

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