Autor Thema: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion  (Gelesen 7905 mal)

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Offline Faras Damion

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Moderationshinweis Hotze: Hier im Thread kann weiter über den fantastischen Realismus diskutiert werden, während in dem ursprünglichen Thread wie von Vermi gewünscht bitte nur noch Bilder und/oder Bildbeschreibungen gepostet werden dürfen. 


Auch wenn konkret nach DSA gefragt wurde, finde ich Harnmaster-Bilder passender. Die Figuren und Orte sind weniger weichgezeichnet, sondern hässlich-prägnant.
« Letzte Änderung: 16.07.2020 | 09:23 von Hotzenplot »
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Offline Irian

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #1 am: 15.07.2020 | 14:24 »
Sorry für die Ablenkung, aber... Hat jemand nen Link mit ner Definition von "fantastischen Realismus von DSA"? Bin mir gerade nicht sicher, was damit gemeint ist (und nein, das ist kein Sarkasmus oder so, sondern ernst gemeint)
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

ErikErikson

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #2 am: 15.07.2020 | 14:28 »
Sorry für die Ablenkung, aber... Hat jemand nen Link mit ner Definition von "fantastischen Realismus von DSA"? Bin mir gerade nicht sicher, was damit gemeint ist (und nein, das ist kein Sarkasmus oder so, sondern ernst gemeint)

ich habs so verstanden, das die Magie logisch in die Welt einbezogen wird. Also nicht wie in D&D, wo Magier auf hohen Stufen Götter sind, aber Kämpfe von normalen mittelalterlichen Armeen ausgetragen werden, die ein Magier in einer Sekunde komplett rösten könnte. Wenn bsp. der zauber "Wasser erschaffen" verbreitet ist, dann gibt es keinen Wassermangel, auch nicht in der Wüste, obwohl das in der realität so wäre. Solche Sachen.   

Offline Hotzenplot

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #3 am: 15.07.2020 | 16:33 »
Sorry für die Ablenkung, aber... Hat jemand nen Link mit ner Definition von "fantastischen Realismus von DSA"? Bin mir gerade nicht sicher, was damit gemeint ist (und nein, das ist kein Sarkasmus oder so, sondern ernst gemeint)

Es gibt Definitionen dafür, allerdings sind diese relativ alt und es ist fraglich, ob die für das heutige Aventurienbild (also das der Gesamtheit aller SchöpferInnen und SpielerInnen) noch so gilt.

Du findest einige Auszüge zur Definition und Quellen hier:
https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Phantastischer_Realismus
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Offline Megavolt

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #4 am: 15.07.2020 | 16:47 »
Thomas Römer hat sich bei uns in der letzten Folge zum fantastischen Realismus geäußert, wenn mich nicht alles täuscht.

Offline Kreggen

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #5 am: 15.07.2020 | 17:20 »
Thomas Römer hat sich bei uns in der letzten Folge zum fantastischen Realismus geäußert, wenn mich nicht alles täuscht.

Sie täuschen sich nicht, Herr Megavolt. Er sagt sogar recht konkret, was darunter zu verstehen ist.
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Offline Hotzenplot

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #6 am: 15.07.2020 | 20:15 »
Das originale Drakensang hat FÜR MICH die beste Illustration von märchenhaft pittoreskem DSA Phantastealismus.

Oh ja, ein schönes Beispiel. Da kann sich Vermi auch an vielen Screenshots bedienen.
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Offline Megavolt

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #7 am: 15.07.2020 | 22:23 »
Phantastischer Realismus hat mit pittoresken Märchen und Stimmung und Atmosphäre nix zu tun, sondern das ist der angestaubte prä-Internet-Begriff für "Simulationismus". Man könnte auch sagen: "in sich geschlossen logische Fantasy".

Sie bewirkt sowohl den Charme einer aufwändig simulierten und dadurch etwas belastbareren, weil nicht total willkürlichen Welt, als auch grässliche, unausprechliche Auswüchse.

Mein Bild ist dementsprechend das richtige, I win.
« Letzte Änderung: 15.07.2020 | 23:05 von Megavolt »

Offline Alexandro

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #8 am: 15.07.2020 | 22:50 »
Naja nicht ganz. "In sich geschlossen" ist vieles, da ist es fast unmöglich dagegen zu verstoßen.

Die Macher von DSA hatten wohl ein bestimmtes Bild im Kopf (möglicherweise geprägt durch Ritterfilme und Historienschinken) und wollten wohl auch irgendwie auch Magie zulassen (weil die halt dazugehört), aber ohne dass diese Magie (in konsequenter Anwendung) ihr Bild von der Spielwelt zerstört. Mit Simulationismus hat das eher weniger zu tun. Nicht mal mit Simulation hat es etwas zu tun - es gibt auch simulierende Welten, wo die Autoren einfach ein paar Elemente wild zusammengerührt haben und sich DANN überlegt haben, was die Kombination dieser Elemente (konsistent angewendet) für eine Spielwelt produzieren würde (also ohne vorher ein bestimmtes Bild im Kopf hatten, auf welches sie hingearbeitet hätten).
« Letzte Änderung: 15.07.2020 | 23:21 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Kreggen

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #9 am: 15.07.2020 | 22:54 »
Naja nicht ganz. "In sich geschlossen" ist vieles, da ist es fast unmöglich dagegen zu verstoßen.

Die Macher von DSA hatten aber ein bestimmtes Bild im Kopf (geprägt durch Ritterfilme und Historienschinken) und wollten zwar irgendwie auch Magie zulassen (weil die halt dazugehört), aber ohne dass diese Magie (in konsequenter Anwendung) ihr Bild von der Spielwelt zerstört. Mit Simulationismus hat das eher weniger zu tun. Nicht mal mit Simulation hat es etwas zu tun - es gibt auch simulierende Welten, wo die Autoren einfach ein paar Elemente wild zusammengerührt haben und sich DANN überlegt haben, was die Kombination dieser Elemente (konsistent angewendet) für eine Spielwelt produzieren würde (also ohne vorher ein bestimmtes Bild im Kopf hatten, auf welches sie hingearbeitet hätten).

Ok. Und das weißt du besser als Thomas Römer, langjähriger DSA-Chefredakteur? Ich bin erstaunt ...
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Offline Alexandro

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #10 am: 15.07.2020 | 23:12 »
Mein Post bezog sich in erster Linie auf das, was Megavolt geschroben hatte (die Behauptung, dass es um durchsimulieren ging - das hätte man auch ohne "phantastischen Realismus" machen können. The World of Synnibar ist auch durchsimuliert, ebenso wie Feng Shui oder Over the Edge), weniger darum was die DSA-Redax jetzt genau für ein Bild ihres Spiels im Sinn hatte.

Aber Ritterfilme waren offensichtlich zumindest ein Einfluss (wird sogar bei den Attacke-Parade-Regeln erwähnt, dass diese das hin-und-her dieser Filme abbilden sollen). Es war also schon so, dass erstmal irgendein bestimmtes (möglicherweise zu diesem Zeitpunkt noch diffuses) Bild da war.
« Letzte Änderung: 15.07.2020 | 23:20 von Alexandro »
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Offline nobody@home

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #11 am: 16.07.2020 | 00:04 »
Also, um noch mal ganz sicher zu gehen: mit dem gleichnamigen Kunststil hat das Fadenthema eher nichts zu tun? :think:

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #12 am: 16.07.2020 | 06:14 »
Nein. Hat es nicht. Der Begriff des "fantastischen Realismus" wird in DSA schon seit langer Zeit verwendet, um das Grundkonzept der Welt von DSA zu umschreiben. Das hat weder mit einer Kunstrichtung noch mit Simulationismus zu tun.
Da das geklärt ist, können wir jetzt mit der eigentlichen Aufgabe weiter machen.
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Offline Kreggen

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #13 am: 16.07.2020 | 06:47 »
Mein Post bezog sich in erster Linie auf das, was Megavolt geschroben hatte (die Behauptung, dass es um durchsimulieren ging - das hätte man auch ohne "phantastischen Realismus" machen können.

Nunja. Und ich bezog mich auf das Interview mit Thomas Römer beim Eskapodcast, wo er genau das in Zusammenhang bringt: den "phantastischen Realismus" von DSA vs. Simulation einer Rollenspielwelt.

Hörempfehlung für jeden Diskutanten. Und daher halte ich das Bild von Megavolt für ziemlich getroffen!
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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #14 am: 16.07.2020 | 06:58 »
Nunja. Und ich bezog mich auf das Interview mit Thomas Römer beim Eskapodcast, wo er genau das in Zusammenhang bringt: den "phantastischen Realismus" von DSA vs. Simulation einer Rollenspielwelt.

Hörempfehlung für jeden Diskutanten. Und daher halte ich das Bild von Megavolt für ziemlich getroffen!
Und das hat immer noch nichts mir Simulationismus zu tun.
Das Interview sollte man sich aber auf alle Fälle mal anhören.
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Luxferre

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #15 am: 16.07.2020 | 08:16 »
Ich beziehe mich auf meine subjektive Sichtweise meiner persönlichen Sozialisation von und mit DSA als individuelle Antwort auf die Eingangsfrage Vermis.
Eine objektive, nachhaltige und allgemeingültig-absolute Definition des Begriffes auf umfassend recherchierter Basis diverser Podcasts, Setting-Sekundarliteratur und wissenschaftlicher Erkenntnisse der letzten 30 Jahre Aventurienphantastealismustheorien maße ich mir als demütig erkennender Nichtaventurier ohne cum laude Abschluss auf der Akademie der Geistreisen zu Belhanka nicht an.

tl;dr: waddefukk erwarten hier einige Leute eigentlich   ;D

Offline Dreamdealer

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #16 am: 16.07.2020 | 08:28 »
Es hat mehrere Posts gedauert, bis ich gerafft habe, dass es nicht um fanatischen Realismus geht. Irgendwie machte das im Zusammenhang mit DSA Sinn... wußte aber nicht was damit gemeint war.
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Offline Hotzenplot

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #17 am: 16.07.2020 | 09:23 »
Moderationshinweis: Hier im Thread kann weiter über den fantastischen Realismus diskutiert werden, während in dem ursprünglichen Thread wie von Vermi gewünscht bitte nur noch Bilder und/oder Bildbeschreibungen gepostet werden dürfen. 
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Offline Hotzenplot

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #18 am: 16.07.2020 | 09:25 »
I win.

Pfff, will hier was gewinnen und verlinkt nicht mal seinen Podcast mit dem Interview zu dem Thema. Hoevolt, Sie sind raus!


Ich bin mal so frei und zitiere aus dem Basisregelwerk der 4.1er Edition zum phantastischen Realismus:

"Auch wenn wir (Autoren, Spielleiterinnen und Spieler) nicht hinschauen,
auch wenn die Götter nicht eingreifen, ‘funktioniert’ Aventurien:
Menschen, Elfen und Zwerge werden geboren und sterben,
bestellen das Land und gehen ihrem Handwerk nach, führen Kriege
und schließen Handelsbeziehungen. Die Jahreszeiten wechseln ebenso
in regelmäßigem Lauf wie die Gezeiten, am Ende des Winters sind
die meisten wilden Tiere hungrig und eher bereit, auch Menschen
anzugreifen, und bei Ebbe gehen die Kinder der Küstenfischer hinaus
in das Watt, um in zurückgebliebenen Tümpeln Krebse zu fangen.
Zwar sind die Jahreszeiten stärker ausgeprägt als auf der Erde, die
Gezeiten dafür schwächer, die wilden Tiere wilder (und meist sogar
besser organisiert) und vielleicht lauert im Watt ein Malmer (eine gefährliche
Riesenkrabbe) – genauso gut können die Fischerkinder aber
auch einem Necker (einem wunderschönen Wassermenschen) begegnen
oder einen faustgroßen Gwen-Petryl-Stein finden (der aus sich
heraus leuchtet und nicht nur bei Priestern des Meeresgottes Efferd
sehr begehrt ist).
Phantastischer Realismus heißt, dass es auch für das Phantastische und
Wunderbare Erklärungen und Gesetzmäßigkeiten innerhalb der Welt
gibt und dass die phantastischen und die realistischen Elemente der
Welt miteinander verzahnt sind. So kann etwa ein einzelner Magier
nicht mit einem Zauberspruch eine ganze Stadt einäschern, ein
Zirkel lebensmüder Schwarzmagier oder ein wütender Kaiserdrache
könnten dies aber durchaus. Besagter Drache kann zwar, den Gesetzen
der Schwerkraft spottend, mittels seiner angeborenen Zauberkraft
fliegen, muss aber trotzdem erlittene Wunden auskurieren und alle
paar Tage ein Rind oder eine ähnliche Menge Fleisch fressen.
Das heißt auch, dass in allen Fällen, in denen wir keine besonderen
Regeln oder speziell aventurische Beschreibungen angegeben haben,
irdische Erfahrung oder der ‘gesunde Menschenverstand’ eingesetzt
werden können: Wenn wir von “Äpfeln” oder von “Eisen” sprechen,
meinen wir damit auch das irdische Obst beziehungsweise das irdische
Metall; ein geworfener Speer folgt auch in Aventurien einer Parabelbahn;
kaltblütiger Mord ist in fast allen Kulturen das schlimmstmögliche
Verbrechen, und so fort.
Aber naturkundlich gibt auch es einige deutliche Abweichungen vom
irdischen Vorbild: Die Kräfte der Magie und der Götter sorgen für
eine andersgeartete Astronomie, die Alchimie mit ihren ‘sympathetischen
Beziehungen der Stoffe untereinander hat Vorrang vor korrekter
Chemie und die Entwicklung von Tier- und Pflanzenarten
folgt nicht den Gesetzen der Evolution, sondern unterliegt dem
Eingreifen ‘übernatürlicher’ Mächte.
Trotz aller realistischen Möglichkeiten unterscheidet sich Aventurien
dennoch beträchtlich von unserer Welt. Auch wenn wir
sagen, dass die wichtigsten Reiche des Kontinents sich auf
einer Entwicklungsstufe befinden, die dem europäischen Spätmittelalter
oder der frühen Neuzeit ähneln, gibt es doch genügend
Unterschiede zum europäischen Vorbild, die zum Teil aus den phantastischen
Elementen der Welt resultieren, zum Teil aus dem dichten
Nebeneinander sehr verschiedener – nicht zwangsläufig ‘mittelalterlicher’
– Kulturen.
Die gerade genannte Einordnung gilt vor allem für den durchschnittlichen
technischen Standard der Welt: Es gibt den Buchdruck und
einfache optische Gerätschaften,
Expeditionen zu
den Rändern der Welt (und
Debatten über die Gestalt
der Welt), einen momentanen
Vorteil der Rüstung
gegenüber den Waffen und
eine gerade aufkeimende Bildung mit Interesse am Wissen der Vorfahren.
Als wichtigste Differenz muss festgehalten werden, dass es
keine Feuerwaffen gibt.
Ein sehr wichtiger (und schwer wiegender) gesellschaftlicher Unterschied
zum irdischen Vorbild ist sicherlich die in vielen Teilen Aventuriens
herrschende Gleichberechtigung der Geschlechter (was bedeutet,
dass Frauen auch in typischen ‘Männerberufen’ wie Schmied
oder Fuhrmann deutlich präsent sind und Offiziersränge bei den
Armeen oder höchste Kirchenämter im Zwölfgötterkult innehaben).
Weit ausgeprägter als auf der Erde dürfte auch die Toleranz gegenüber
Fremdkulturen, -rassen und -spezies sein. (Wobei jedoch Tulamiden
oder Elfen etwa von einem durchschnittlichen Bornländer immer
noch misstrauisch und abergläubisch beäugt werden). Auch die feste
Gewissheit, dass Zauberei und Götterwirken die Geschicke und Geschichte
der Völker zu allen Zeiten mit geprägt haben, unterscheidet
den Aventurier vom (heutigen) irdischen Durchschnittsbürger."

Dazu gibt es noch einen kleinen Kasten, in dem steht:
"In allen Bereichen, zu denen es
keine speziellen aventurischen
Beschreibungen gibt, gelten
irdische Regeln oder einfach der
gesunde Menschenverstand."
« Letzte Änderung: 16.07.2020 | 09:30 von Hotzenplot »
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Luxferre

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #19 am: 16.07.2020 | 09:45 »
Magst Du mein Sinnbild noch rüber schieben? Danke  :d

Offline Lord Verminaard

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #20 am: 16.07.2020 | 10:21 »
Phantastischer Realismus hat mit pittoresken Märchen und Stimmung und Atmosphäre nix zu tun, sondern das ist der angestaubte prä-Internet-Begriff für "Simulationismus". Man könnte auch sagen: "in sich geschlossen logische Fantasy".

Sie bewirkt sowohl den Charme einer aufwändig simulierten und dadurch etwas belastbareren, weil nicht total willkürlichen Welt, als auch grässliche, unausprechliche Auswüchse.

Mein Bild ist dementsprechend das richtige, I win.

Haha, guter Köder, ich beiße an! Die Aussage ist natürlich unterkomplex. Wenn du schon die Forge-Brille bemühen willst, dann bringt es wenig, auf die Frage, was den speziellen und stilprägenden Simulationismus von DSA ausmacht, mit "es ist Simulationismus" zu antworten.

In sich geschlossen und logisch ist Aventurien im übrigen nicht, wir wissen, dass es geographisch, demographisch und makroökonomisch erhebliche Plausibilitätsschwächen gibt. Aventurien ist mehr ein Genre als eine Weltsimulation, mit GNS gesprochen "High Concept Sim".

Fantastischer Realismus ist Waffenvergleichswerte ebenso wie Zwölfgötteredikt und Boron-Kirchenschisma. Er ist Hartwurst und "die Zwölf zum Gruße". Er ist das Elfenlied als mystischer Sehnsuchtsort und das Curriculum der Magierakademie als vertrauter Bezugspunkt für den durchschnittlichen Studenten/Akademiker aus der westdeutschen Mittelschicht, der der typische DSA-Spieler ist. In Aventurien gibt es eine Bundesliga und einen Papst (danke, Hotze). Der Marktbesuch, das Teetrinken, der Rahjatempel gehören jedenfalls in der prägenden Phase, in der der Begriff aufkam, absolut zur Spielkultur von DSA. Das mag sich in den letzten 30 Jahren gewandelt haben, dazu höre ich gerne mehr, aber "es ist halt Simulationismus" kratzt ja nicht mal an der Oberfläche. Zumal zumindest mit DSA4 aus GNS-Sicht die Entwicklung weg von kohärentem Simulationismus und hin zu inkohärentem "für jeden was dabei" Baukastensystem ging. (DSA5 kenne ich nicht.)
« Letzte Änderung: 16.07.2020 | 10:23 von Lord Verminaard »
We are all just prisoners here, of our own device
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #21 am: 16.07.2020 | 10:30 »
Einen Papst, der nicht mehr ist als Patriarch  der Praioskirche.

DSA hält sich für SIM ist bzw war GAM - MeisterMunchkin + Storytelling/Nachspielen und natürlich Panthergleich
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Megavolt

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #22 am: 16.07.2020 | 10:33 »
Haha, guter Köder, ich beiße an! Die Aussage ist natürlich unterkomplex. Wenn du schon die Forge-Brille bemühen willst, dann bringt es wenig, auf die Frage, was den speziellen und stilprägenden Simulationismus von DSA ausmacht, mit "es ist Simulationismus" zu antworten.

Das "Elfenlied als Sehnsuchtsort" wäre in meinen Augen die Antwort auf die Frage: "Was macht das DSA-Gefühl aus?". Dann passen auch die ganzen Antworten wie romantisierend, pittoresk, ein stiller Fluss im weiten Land, Filzmützchen usw. teilweise ganz gut.

Waffenvergleichswerte sind Simulationismus, Kircheninnenpolitik ist Simulationismus, einheitliche Ingamesprache ist Simulationismus. Die Sachen ergeben sich aus aufwändigem Nachdenken darüber, wie die Welt im Innernen funktioniert und aus dem Versuch, das so korrekt wie möglich zu simulieren.

Zur Forge kann ich mich nicht äußern, ich bin noch leidlich jung und schlank. Und für eine Begriffsdebatte im Tanelorn, dafür fehlt mir die Zeit und die nötige Menge an Brusthaar. Ich bitte das zu respektieren.  ~;D

Schimpf nicht mich, schimpf die DSA-Macher, also die Erfinder, Präger und Verwender dieses Begriffs, hinter denen ich mich feige verstecke. Ich stimme denen aber voll zu, es ist also nicht nur ein reiner Verweis auf die Altvorderen, sondern mir leuchtet das auch ein.
« Letzte Änderung: 16.07.2020 | 10:36 von Megavolt »

Offline Settembrini

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #23 am: 16.07.2020 | 10:46 »
Handelsherr und Kiepenkerl...der Autor frug mich weiland ob ich Tips hätte. Ich gab viele inkl. Buchempfehlung Rollo und zivil. Er war hochinteressiert & hatte den Kram auch verstanden, entschied sich aber nichts davon (VWL, Wi-geschichte, Mercator/Traveller usw.) aufzunehmen, sondern dreißig Seiten zu einzelnen Ackerpflanzen und 50 Seiten zu Hausschafen reibzupacken. Weil die Fans das so wollen.

Insofern ist der "FantaRe" für mich: aktive Entquantifizierung & De-Modellieung zur Erhaltung einer Gefühlswelt mit hohlen/starren Formeln. Es ist die wie Gegenreformation des Rollenspiels: Obskurantismus zur Wahrung der Macht einer (aus meiner privaten Sicht) illegitim an die Führung gelangten Kaste von selbst-pepetuierenden Auserwählten, die sehr wenig Sex haben.
caveat lusor, sie befinden sich in einer Gelben Zone - Der PESA RHD warnt!

Abenteuerpunkt. das fanzine des autorenkollektivs.
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Offline flaschengeist

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Re: Sinnbild für fantastischen Realismus - Diskussion
« Antwort #24 am: 16.07.2020 | 11:01 »
Ich spiele mal den Servicebär: Im Eskapodcast ist die entsprechende Stelle, in der Thomas Römer sich auf Martins Frage zu "Ist Phantastischer Realismus gleich Simulationismus" äußert ab 32:00.

Dazu gibt es noch einen kleinen Kasten, in dem steht:
"In allen Bereichen, zu denen es
keine speziellen aventurischen
Beschreibungen gibt, gelten
irdische Regeln oder einfach der
gesunde Menschenverstand."

Dazu fällt mir frei nach Einstein ein: "Der gesunde Menschenverstand ist die Summe der Vorurteile, die ein Mensch bis zur Volljährigkeit erworben hat". Etwas verkürzt aber psychologisch betrachtet im Kern richtig. Daher ist es eine denkbar schlechte Idee, zum Auflösen von Meinungsverschiedenheiten den "gesunden Menschenverstand" zu bemühen.
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittelgewichtiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/